Kurzer Hinweis
Das hier ist sehr stark vereinfacht und dient nur als kleine Einführung. Ich kann mögliche Fehler nicht ausschließen. Zudem ist der Post inspiriert durch eine Folge aus dem deutschsprachigen Podcast „Doppelgaenger Tech Talk“ [1]. Für noch (detailliertere) Informationen lohnt es sich definitiv, die Folge anzuhören.
Einleitung
Um die Quartalsberichte eines Unternehmens zu finden, sucht man einfach mit der jeweiligen Suchmaschine den Firmennamen gefolgt von „Investor Relations“. In der Regel landet man nun auf einer speziellen Unterseite des Unternehmens. Dann hält man Ausschau nach Begriffen wie "Financials", "Reports" oder "Quarterly Results". Glücklicherweise gibt es nur zwei große SaaS-Anbieter für die Investor Relations Seiten. Somit sind diese Unterseiten in der Regel sehr ähnlich aufgebaut.
Bei Alphabet, dem Mutterkonzern von Google $GOOG (-1,89 %) , ist der Quartalsbericht direkt auf der Startseite zu finden.
Neben dem eigentlichen Earnings Release findet man auch einen Webcast des Earnings Calls (oft als Transkript oder Video). Die Earnings-Slides sind eine aufbereitete und visuell ansprechendere Version der wichtigsten Zahlen und Grafiken, die im Earnings Call präsentiert werden. Für detaillierte Informationen gibt es außerdem das 10-Q (in den USA), ein formell streng reguliertes Dokument, das umfassendere Einblicke in das Geschäftsmodell und die Risiken und Chancen eines Unternehmens bietet. Der Fokus liegt aber jetzt auf dem Earnings Release.
Disclaimer
Das hier ist keine Anlageberatung. Es handelt sich um persönliche Einschätzungen, die keine professionelle Beratung ersetzen können. Wenn du keine weiteren Aktienanalysen und Beiträge von mir verpassen möchtest, abonniere gerne mein kostenloses Substack (Link im Profil).
Aufbau eines Earnings Release
Ein typischer Earnings Release folgt einer klaren (zum Teil vorgegebenen) Struktur, die Anlegern schnell die wichtigsten Informationen liefern soll:
Datum und Quartal stehen im Titel
Ausgewählte Highlights des Quartals: Hier werden die positiven Aspekte und Erfolge des Unternehmens hervorgehoben, um Investoren zu überzeugen.
Eingangsstatement des CEO: Eine persönliche Stellungnahme, die die (vermeintlich) herausragenden Leistungen des abgeschlossenen Quartals betont.
Financial Summary: Eine Zusammenfassung der grundlegenden Finanzzahlen, wie Umsatz und Gewinn.
Ausblick für das nächste Quartal: Viele Unternehmen geben hier Prognosen für die kommende Periode ab. Fehlen sie hier, werden sie oft im anschließenden Earnings Call genannt.
Rechtliche Informationen: Haftungsausschluss für den Ausblick und Erklärungen zu verwendeten Metriken.
Gewinn- und Verlustrechnung (CONSOLIDATED STATEMENTS OF INCOME): Eine detaillierte Übersicht über die Ertragslage des Unternehmens.
Bilanz (CONSOLIDATED BALANCE SHEETS): Eine Auflistung der Vermögenswerte und Verbindlichkeiten.
Cashflow Statement (CONSOLIDATED STATEMENTS OF CASH FLOWS): Hier werden nicht-cashwirksame Vorgänge wie Abschreibungen oder Aktienvergütungen bereinigt, um den tatsächlichen Geldfluss darzustellen.
Die Gewinn- und Verlustrechnung am Beispiel Alphabet [2]
Die Gewinn- und Verlustrechnung (Income Statement) sagt aus, wie profitabel ein Unternehmen wirtschaftet. Dabei wird die Kostenstruktur offengelegt. Es werden immer die aktuellen Zahlen mit den Zahlen aus dem gleichen Zeitraum des Vorjahres verglichen, um Saisonalitätseffekte auszuschließen. Spannend ist es, wenn ein Unternehmen den Umsatz schneller steigern kann als die Kosten. Man spricht dann vom sogenannten operating Leverage.
- Umsatz (Revenues, Sales): Gibt an, wieviel Geld das Unternehmen durch Verkäufe von Waren oder Dienstleistungen eingenommen hat.
- Umsatzkosten (Cost of Revenue): Direkte Kosten, die zur Umsatzgenerierung anfallen, z.B. Stromkosten für Server.
- Forschungs- und Entwicklungskosten (Research and Development): Viele Unternehmen setzen sich zum Ziel, einen zweistelligen Prozentsatz des Umsatzes hierfür auszugeben, um die Investoren von den Innovationsbemühungen des Unternehmens zu überzeugen.
- Werbeausgaben (Sales and Marketing): Kosten für Marketingaktivitäten, z.B. fällt eine Marketingkampagne für ein neues Google Pixel darunter.
- Allgemeine Verwaltungskosten (General and Administrative): Alle restlichen Kosten, wie z.B. für die Finanzbuchhaltung oder Mietaufwendungen für das Büro.
- Gesamtkosten (Total costs and expenses): Summe aller oben genannten Kosten
- Operatives Ergebnis (Income from Operations): Abzug aller oben genannten Kosten vom Umsatz. Aus dem operativen Ergebnis lässt sich dann die operative Marge berechnen
- Gewinn (Net Income): Das Ergebnis nach Hinzurechnung weiterer Erträge, wie z.B. Zinserträge.
- Gewinn pro Aktie (EPS): Dient zur Berechnung des KGVs und der Bewertung einer Aktie. Der Gewinn wird hierfür geteilt durch die Anzahl an Aktien genommen. Es gibt aber zwei Arten:
- Basic EPS: Gewinn geteilt durch die aktuelle Anzahl der ausstehenden Aktien.
- Diluted EPS: Gewinn geteilt durch die Anzahl der ausstehenden Aktien plus etwaige (noch) nicht eingelöste Aktienoptionen
- Anzahl ausstehender Aktien (Number of outstanding shares): Ebenfalls Unterteilung in basic und diluted.
Wichtige Fragen
-Wie schnell wuchs der Umsatz? Hat sich das Umsatzwachstum verlangsamt?
-Ist der Gewinn im Gleichschritt mit dem Umsatz gestiegen? Wenn nein, weshalb?
-Stammt der größte Teil des tatsächlichen Gewinns vom operativen Gewinn oder sind Zinserträge etc. hauptverantwortlich für den Gewinn?
-Werden Altaktionäre durch die Ausgabe von neuen Aktien verwässert?
-Welcher ist der größte Kostenpunkt und lässt er sich durch Skaleneffekte reduzieren?
-Deutet die Bruttomarge auf Preissetzungsmacht und zukünftige Profitabilität hin?
Die Bilanz
Die Bilanz listet die Vermögenswerte und Verbindlichkeiten eines Unternehmens auf. Sie ist jeweils in kurzfristige und langfristige Posten unterteilt und wird mit der Schlussbilanz des letzten Fiskaljahres verglichen.
- Eigenkapital: Berechnet sich aus Gesamtvermögen (Total Assets) minus Gesamtverbindlichkeiten (Total Liabilities).
- Die Bilanz ist entscheidend, um die finanzielle Gesundheit eines Unternehmens zu beurteilen und somit das Pleiterisiko einzuschätzen.
Wichtige Fragen
-Über wie viel liquide Mittel verfügt das Unternehmen?
-Wie hoch sind die langfristigen finanziellen Schulden?
-Steht das Eigenkapital dem Fremdkapital in einem gesunden Maß gegenüber?
-Wie entwickelt sich der Vorratsbestand? Gibt es Hinweise auf Absatzprobleme?
-Ist das Unternehmen in der Lage kurzfristige Verbindlichkeiten zu bezahlen?
Die Kapitalflussrechnung (Cashflow Statement)
Die Kapitalflussrechnung gibt Aufschluss über die tatsächliche Finanzkraft eines Unternehmens und betrachtet den bisherigen Verlauf des aktuellen Geschäftsjahres.
- Operativer Cashflow:
- Basiert auf dem Gewinn (Net Income).
- Bereinigung von nicht liquiditätswirksamen Kosten wie Aktienvergütungen und Abschreibungen, die oft den größten Teil ausmachen.
- Investitionstätigkeiten (Investing Activities):
- Umfassen Investitionsausgaben (CAPEX), wie z.B. den Kauf von GPUs oder Servern.
- Einschließlich Käufe von Wertpapieren (Purchases of Marketable Securities).
- Finanzierungstätigkeiten (Financing Activities):
- Cashwirksame Vorgänge wie Aktienrückkaufprogramme, Zinszahlungen und Schuldentilgung aufgelistet.
- Nettoveränderung der liquiden Mittel: Berechnet sich aus: Operativer Cashflow - Investitionstätigkeiten - Finanzierungstätigkeiten
Wichtige Fragen
-Ist der operative Cashflow positiv und wie verhält er sich zum Gewinn?
-Tilgt das Unternehmen Schulden?
-Wie entwickeln sich die Investitionsausgaben?
Quellen
[1] https://www.doppelgaenger.io/deep-dive-earnings-report-verstehen-am-beispiel-von-palantir-417/