Der Ölpreis fällt, aber die Kraftstoffpreise stagnieren. Endlich wieder ein Grund zum Schimpfen.
Erhobener Zeigefinger für Total $TTE (-0,65 %) , Shell $SHEL (+0,3 %) und Co.?
Es ist wieder soweit. Die Sommerpause rückt in Deutschland näher. Während in einigen Bundesländern die Ferien bereits begonnen haben, warten andere Schüler noch immer auf ihre ersehnte Freizeit und dem damit einhergehenden Familienurlaub.
Die Dieselpreise sanken in den letzten Monaten rapide um ca. 25%, während sich das Niveau für Benzin vergleichsweise konstant halten kann. Ein Fluch für die Logistik der Bahn … So sind doch nun wieder Straßentransporte günstiger.
Der Familienvater hat soeben Feierabend an seinem letzten Arbeitstag. Morgen geht es endlich in den ersehnten Urlaub. Schnell noch einmal tanken, denkt er sich. Morgen ist es dann eh wieder teurer. Und zack: Heute 10ct mehr als gestern. Das sind bei einem durchschnittlichen 50L Tank immerhin 5€ Aufpreis.
Diese Ölkonzerne machen sich doch wieder die Taschen voll … 🤬
Ist das wirklich so oder gibt es Marktmechanismen, die so etwas erklären?
Wie ergeben sich die Kraftstoffpreise?
Der überwiegende Teil der Kraftstoffpreise setzt sich aus Steuern der Bundesrepublik Deutschland zusammen. Das umfasst etwa 60% des Preises für Benzin. Diesel ~52%. Darin inbegriffen sind die Energiesteuer (ehemals Mineralölsteuer), die Mehrwertsteuer und die CO2-Bepreisung.
So weit, so gut. Das Spielchen kennt ja mittlerweile jeder.
Doch, wie sieht es eigentlich auf Erzeugerseite aus und was beinhaltet die restlichen 40% eigentlich?
Das Ölgeschäft und der damit einhergehende Ölhandel sind ein hart umkämpftes Geschäft und dennoch durchblickt der durchschnittliche Autofahrer das Geschäft dahinter nicht. Bezahlen muss er es ja trotzdem. Die Alternativen außerhalb des städtischen ÖPNVs sind in Deutschland sehr mager, der Fernzug mittels ICE oftmals teurer als der private PKW.
In den verbleibenden 40% unterliegen ca. 33% allein der Beschaffung des Rohöls. Gerade einmal ca. 7% somit sind die Erlöse für den Mineralölproduzenten. Dies wird Deckungsbeitrag bzw. Deckungspauschale genannt.
Schauen wir uns aus gegebenem Anlass noch einmal diese Deckungspauschale näher an. Was verbirgt sich dahinter?
Der Einfachheit könnte man behaupten: „Alles andere.“ Denn genau das wäre zielführend. Der Produzent muss aus dieser Pauschale heraus Verwaltung, Vertrieb (also auch den jeweiligen Tankstellenbetreiber, den Transporteur, usw.), die Lagerung und die Beimischung finanzieren.
Beimischung von was?
Ehemals bekannt als Biokraftstoffquotengesetz, heute durch ein Änderungsgesetz mit festen Quoten im BImSchG (Bundes-Immissionsschutzgesetz) verankert und damit Grundlage für die spätere EG-Richtlinie für erneuerbare Energien.
Es besteht also eine Vorschrift für feste Quoten zur Beimischung von Biokraftstoffen. In Deutschland nutzen wir beispielsweise Diesel B7, E5 oder E10. B entspricht dem Biodiesel, E entspricht Ethanol. Die jeweilige Zahl ergibt den Volumenanteil in Prozent vom Gemisch.
Hier ist die Tücke im Objekt. Momentan pendelt der Ethanolpreis im Rahmen von ca. 2€/Liter, Biodiesel ~1,60€/Liter.
Klar behaupten nun einige: „Na bei 100L Gemisch, sind das gerade einmal 10€ …“ Rechnet man aber nur auf 1L, also 50mL bei E5, sind es noch immer 10ct.
Produktionsbedingte Standardabweichungen, Transportkosten, usw. sind hierbei noch nicht einmal berücksichtigt.
Und der ein oder andere mag es nun nicht glauben, aber tatsächlich gehen meist zu Ferienbeginn diese Preise nach oben. Aber warum?
- Die Kraftstoffquoten gelten für alle Kraftstoffe. Also sind weder Lokomotiven, Automobile, noch Flugzeuge davon ausgenommen. Tendenziell verreist man also zu seinem Sommerurlaub, was die Nachfrage nach oben schraubt. Im Übrigen wollen nicht nur Deutsche verreisen. Auch in anderen Ländern möchte man seine Freizeit gern nutzen.
- Es beginnt die Erntezeit, was somit auch im Bereich der Landwirtschaft zu einem erhöhten Bedarf an Kraftstoff führt.
- Der Rhein hat tatsächlich wieder einen niedrigeren Pegel, weshalb die Binnenschifffahrt behindert wird. Die Schiffe können nur mindere Lasten aufnehmen und entsprechend teurer ist der Transport.
Tatsächlich grenzt der Beitrag aber nur einen Teil der Wahrheit ein. Es müssten noch viele weitere Faktoren berücksichtigt werden.
Darunter beispielsweise der europäische Zertifikatehandel für Emissionsrechte, die lokalen Produktionskosten und natürlich der europäische Brennstoffhandel, der in unmittelbarer Konkurrenz und zugleich Korrelation steht. (Heizöl/Diesel – Korrelation in diesem Zusammenhang zu betonen.)
Falls den ein oder anderen die Ölbranche doch mehr interessiert, fügt gern Anmerkungen für weitere mögliche Beiträge an. Beispielsweise „unknown Player“, wie CGG $CGG unter anderem.
Ich wünsche euch einen schönen Tag und eine tolle Rechnung an eurer lokalen Tankstelle des Vertrauens. 😘
Das bläuliche Liniendiagramm stammt von finanzen.net und umfasst den Ethanolpreis in €/L.
Die derzeitigen Biodieselpreise findet im 1. Chart ihr unter https://www.ufop.de/biodiesel-und-co/biodiesel-preis/