Regenerative Methanolherstellung und die echten Chancen zur CO2-Minderung.
Liebe Community,
Auch der letzte Wasserstoff-Beitrag kam erneut super an. Vielen herzlichen Dank für das positive Feedback!
Welches technische Thema liegt euch am Herzen, was man näher betrachten soll?
Heute geht es um die echte Chance schnelle Erfolge im Klimawandel zu erzielen und eine Praktik, die auch heute schon großtechnische Anwendung findet.
Methanol, vielen vielleicht auch als Holzgeist bekannt, ist der einfachste Alkohol in der Chemie.
Kurzer allgemeingültiger Hintergrund:
Methanol ist eine klare, farblose, entzündliche Flüssigkeit mit typisch alkoholischem Geruch. Sie besteht aus Kohlenstoff C, Wasserstoff H und Sauerstoff O. Gesamt CH3OH in chemischer Strukturformel.
Methanol ist berüchtigt dafür bei der alkoholischen Gärung zu entstehen. Bekannt aber eher durch Vorfälle von Urlaubern, die Schwarzbrand in südlichen Urlaubsländern genossen und daraufhin mit Anzeichen von Trübheit oder vollständigen Verlust des Augenlichtes zu kämpfen hatten. Der menschliche Körper verarbeitet Methanol nämlich zum bekannten Formaldehyd, früher in Wandfarben enthalten.
Das resultiert in der Eigenschaft daher, dass beim alkoholischen Gärungsprozess hauptsächlich Methanol, Ethanol, also der Genussalkohol und Wasser entstehen. Dieses Gemisch muss zwingend ordentlich getrennt werden!
Natürliche Vorkommen:
Methanol tritt natürlich ebenso wenig auf, wie Wasserstoff. Es ist ebenso immer gebunden. Enthalten ist es in Baumwollpflanzen, Früchten und Gräsern in minimalsten Konzentrationen, sodass sich eine Extraktion, also Abscheidung, dessen nicht lohnt.
Wozu wird Methanol derzeit verwendet?
Methanol ist ein wichtiger Rohstoff in der chemischen Industrie. Wichtig für uns Börsianer vor allem die daraus folgende Synthese zu Biodiesel oder MTBE, das Klopfschutzmittel für Benzin-Motoren. Des Weiteren besitzt Methanol die Möglichkeit ebenso in einer Brennstoffzelle elektrische Energie zu erzeugen, ähnlich Wasserstoff, mit nur einem noch schlechteren Wirkungsgrad.
Geschichtlicher Hintergrund:
Methanol ist wieder sowas typisch deutsches …
1913 erhielt BASF $BAS (+1,14 %) ein Patent auf ein Verfahren zur Methanolherstellung. Der Grundstoff dafür stammt aus der Kohlevergasung. Dieses Verfahren wurde später als „Winkler-Verfahren“ bekannt. Prinzip dahinter ist die Vergasung von Braunkohle durch Zugabe von Wasserdampf und Luft.
Im Siegeszug von Erdgas wurde dieses Verfahren aber abgelöst. Zurecht, denn dieses Verfahren ist äußerst umwelt- und gesundheitsschädlich. Wird aber aktuell noch in China und Südafrika angewandt.
1923 erfolgte dann die großtechnische Produktion in den Leuna-Werken.
Etwas zum Nachdenken: Heute wird übrigens nur noch ein kleinster Bruchteil des weltweiten Bedarfs in Deutschland produziert. Diese Produktion hat sich vor allem auf karibische Staaten, sowie Lateinamerika und natürlich China verteilt. Vielleicht auch eine Abhängigkeit, die man vor allem hinsichtlich Chiles und Argentiniens im Blick behalten sollte? Chile hat beim letzten Besuch unseres Bundeskanzlers deutliche Worte gefunden auf welcher Seite man im Ernstfall des Konfliktes zwischen den USA und China stehen würde …
Herstellung und Chancen auf eine schnelle CO2-Minderung:
Ganz einfach, damit wir uns endlich in die künftigen Spekulationen und Anwendungen der Zukunft konzentrieren können.
Zur Herstellung von Methanol benötigt man Kohlenstoffmonoxid CO oder Kohlenstoffdioxid CO2.
Unter Zugabe von Wasserstoff H2, wird in einem Reaktor ein Gemisch aus Dimethylether, das Treibgas in Haar- und Lackspray, Ethanol, also Genussalkohol und Methanol erzeugt. Das wird im Nachgang thermisch getrennt.
Was hat das jetzt aber alles mit der CO2-Minderung inne und warum hätten wir hier große Chancen auf schnelle Erfolge?
Ich beziehe mich folgend vor allem auf den zweiten Reaktionstypen, wobei CO2 und H2 verwendet werden, enthalte aber Wasserstoff, da dieser ein Thema für sich ist und man sicher auch nochmal die Verfahren zur H2-Herstellung näher erläutern könnte, die auch wiederum für eine Überbewertung von Wasserstoff sprechen.
Kohlenstoffdioxid CO2:
Das Treibhausgas ist ein wichtiger Rohstoff für den Methanol-Prozess. Dieses wird momentan herkömmlich über Dampfreformierung, also H2-Erzeugung, und über die partielle Oxidation, also teilweise Verbrennung, hergestellt wird.
Es gibt starke Bestrebungen der Industrie dieses Verfahren nutzbar zu machen, um die eigene CO2-Bilanz stark aufzubessern. Vorreiter, hinsichtlich der Investitionen, dabei sind vor allem Totalenergies $TTE (+0,49 %) und Thyssenkrupp $TKA (-1,74 %) . Dabei sollen zukünftig die Abgase aus dem Prozess nutzbar gemacht werden und somit nicht in die Umwelt gelangen. Sowohl in der Erdölraffination, als auch in der Stahlherstellung entstehen Unmengen CO2.
Eine zweite Methode hierbei nachhaltiger zu agieren wäre das sogenannte CCU-Verfahren, Carbon Capture and Utilization oder CO2-Nutzung. Dabei werden CO2-haltige Gase aus der Luft "gefiltert", komprimiert und somit wieder industriell nutzbar gemacht. Sehr viele Industrie-Riesen haben sich dieser Methodik versprochen. Darunter die Börsen-Lieblinge von RWE $RWE (+0,57 %) , OMV $OMV (+0,05 %) , HeidelbergMaterials $HEI (+0,42 %) und viele Weitere. Bekannt wurde die Methodik an der Börse durch die Spekulationsaktie Aker CC $ACC (+1,91 %) .
Die Produkte aus dem Prozess und die Chancen:
Hier verbergen sich echte Chancen, die an der Börse noch weit unter ihrem Einsatzgebiet gehandelt werden, da die Mehrheit ihren Fokus auf Elektro- und Wasserstoff setzt.
Methanol:
Methanol ist und wird immer ein wichtiger Grundstoff der chemischen Industrie bleiben! Zu wichtig sind die Folgeprodukte des Formaldehyds und der Essigsäure, sowie deren Weiterverarbeitung für unsere moderne Lebensweise. Am Anfang steht immer Methanol!
Die gesamte Palette der M-Kraftstoffe, die bereits in den 80ern erprobt wurden, sind Methanol-Mixturen und in der EU sogar zulässig.
MAN, die VW-Tochter $VOW (+1,05 %) , und die Schiffbau-Sparte HD-Hyundais $267250 kooperieren seit langer Zeit an Großmotoren mit Methanol-Betrieb. Insbesondere für die Schifffahrt. In der Branche gab auch $MAERSK B (+0,06 %) weitere Großbestellungen auf.
Die Indy-Cars in den USA und Dragsters werden mit Methanol betrieben.
Methanol erzeugt entgegen Diesel und Benzin erheblich weniger Emissionen und kann wie oben beschrieben zugleich nahezu Netto-Null hergestellt werden.
Die größten Methanol-Hersteller sind Petronas $PCHEM , Methanex $MX (+1,84 %) und Mitsui $8031 (+1,61 %) .
Brennstoffzelle:
Eine modifizierte Brennstoffzelle kann mit Methanol betrieben werden. Sie ist noch ineffizienter als Wasserstoff. Bietet aber den Vorteil, dass man Methanol nicht in seinem Aggregatzustand ändern muss, um es nutzbar zu machen.
Nachteil an all der großen Sache des Methanols ist natürlich, dass man für wirklich „grünes“ Methanol auch „grünen“ Wasserstoff nutzen müsste.
Dieser komplexen Thematik hat sich SFC Energy $F3C (+2,96 %) versprochen.
Biodiesel:
Das bekannteste Folgeprodukt Methanols ist der Biodiesel. Letztes Jahr an Börse vor allem durch Verbio $VBK (-2,25 %) und CropEnergies $CE2 äußerst hoch im Kurs.
Momentan unterliegen diese noch der Beimischung zu fossilen Kraftstoffen und daraus ergeben sich entsprechende Margen für die Biokraftstoff-Hersteller.
DME, Dimethylether:
Dimethylether ist der heißeste Kandidat als Diesel-Nachfolger. Hierbei lässt sich schon durch kleine Modifikationen ein Betrieb gewährleisten. Warum macht man das dann aber nicht? Das Problem ist hierbei politisch bedingt, da es nur als Bio-Kraftstoff zulässig ist, wenn es ausschließlich aus Biomasse hergestellt wurde. Man könnte hierbei also möglicherweise auf einen wachsenden Biogas-Markt hinsichtlich Envitec $ETG (+1,45 %) , Engie $ENGI (-0,68 %) , Greenvolts $GVOLT (-0,03 %) oder ähnlichen setzen. Wobei die Nutzung von Biogas sicher bessere Einsatzmöglichkeiten bietet als ein Diesel-Ersatz.
Nachsatz:
Die Folgeprodukte sollten nur noch einmal die Wichtigkeit und den enormen Markt verdeutlichen, den Methanol als Rohstoff und Energieträger mit sich bringen kann. Setzt man das nun in Relation mit den Marktkapitalisierungen mit Wasserstoff-Aktien sollte man nun darüber spekulieren, ob Wasserstoff zu hoch bewertet ist oder Methanol vielleicht doch viel zu gering entsprechend des Einsatzes gewichtet wird.
Was meint ihr?
Habt ihr Anregungen, Fragen und Wünsche?