Ich muss um Entschuldigung bitten - vor laute Arbeit habe ich es bis heute nicht geschafft, meinen letzten Rebalancing-Blogpost für euch hier aufzubereiten. Weil das meiste davon aber noch immer zutrifft, hole ich das jetzt nach & die Details gibt es wie immer direkt im Blogbeitrag:
Hier also meine 2-Cents zum letzten Börsenmonat:
Bis Mitte November erholte sich die Börse erstaunlich gut. Besonders am 10 November 2022 stiegen die Aktienkurse unerwartet stark. Es war die stärkste Kurssteigerung in den letzten zwei Jahren - also seit dem Jahr 2020. Gerade die Aktien aus dem Technologiesektor stiegen besonders an. Der technologielastige Nasdaq Composite Index stieg ganze 7.35 % an diesem einen Tag. Das war der höchste Kursanstieg seit März 2020, als sich Aktien nach dem ersten Corona-Schock erholten.
Der Auslöser dafür war, dass die Inflation in den USA im letzten Monat um 0.4 % gestiegen ist. Erwartet wurde eine Inflationssteigerung von 0.6 %. Eigentlich unfassbar, dass eine kleine Abweichung von 0.2 % zwischen der Erwartung und den effektiven Zahlen einen solch hohen Einfluss auf die Aktienkurse hat. Wenn man die Inflationsrate der letzten 12 Monate anschaut, ist der Unterschied deutlicher: Im November betrug die jährliche Inflation 7.7 % gegenüber 8.2 % im Vormonat. Das war der tiefste Anstieg der jährlichen Inflationsrate seit Januar 2022. An der Börse wird weniger die Gegenwart sondern vielmehr die Zukunft gehandelt und damit auch die Erwartungen an die Zukunft. Denn es sind zukünftige Entwicklungen, welche entscheidend dafür sind, ob eine Investition, welche man heute tätigt, eine gute Rendite bringt.
Die tiefere Inflationsrate lässt darauf hoffen, dass die Zinsen durch die Nationalbanken nicht so stark erhöht werden müssen wie erwartet. Dies hat wiederum zur Folge, dass Geld nicht so viel teurer wird wie erwartet. So steht mehr davon zur Verfügung für Investitionen, was wiederum gut für die Wirtschaft und somit auch für die Aktienkurse ist.
Value & Momentum weltweit
Auch mein Musterportfolio mit der Value und Momentum Strategie erholte sich kräftig von 13.4 % im Oktober auf 16.8 % Rendite pro Jahr. Die Gesamtrendite liegt wieder bei 54 % seit dem Start. Beim Rebalancing im November gab es wieder deutlich mehr Unternehmen, welche ein positives Preismomentum beim Aktienkurs zeigten. Es ist erstaunlich, wie schnell sich die Renditen erholen. Das zeigt einmal mehr, dass es wichtig ist, dabei zu bleiben und kein Market Timing zu betreiben: Denn wer solche Tage an der Börse verpasst, macht sich die ganze Rendite zunichte.
Wer Mühe damit hat, das Market Timing sein zu lassen, ist in bester Gesellschaft. Man hat aber meiner Meinung nach gute Möglichkeiten, sich selbst davor zu schützen.
Hier drei Vorschläge, wie man sich beim Investieren vor sich selbst schützen kann:
Eine Strategie mit klar definierten Regeln entwickeln und diese dann auch strikt anwenden.Monatlich, quartalsweise oder jährlich - Hauptsache in gleichen Abständen - für den gleichen Betrag einen Indexfonds oder ETF auf einen Index kaufen.Einen Profi anstellen und diesen seine Arbeit machen lassen.
In meiner Praxis als Vermögensverwalter sehe ich leider häufig, dass die ersten beiden Strategien nicht funktionieren. Das liegt nicht daran, dass sie schlecht wären: Vielmehr liegt es daran, dass sie nicht konsequent umgesetzt werden. Die Logik ist einfach erklärt und auch der Vorsatz, diese strikt umzusetzen, ist schnell gefasst. Das viel grössere Problem ist es, die eigenen Emotionen in den Griff zu bekommen. Wenn die Kurse 30 % abstürzen, verlieren viele die Nerven - oft ohne sich dies wirklich einzugestehen. Im besten Fall hören sie nur auf, Aktien oder ETF zu kaufen, und stecken den "Kopf in den Sand". Sie warten dann, bis sich die Aktienkurse erholt haben und verkaufen, sobald der Verlust ausgeglichen ist. Oft nur, um später zu höheren Kursen wieder einzusteigen und das Ganze beginnt von vorne. Noch schlimmer ist es, wenn die Kurse in kurzer Zeit stark steigen, dann wollen alle dabei sein - sie haben Angst, etwas zu verpassen, während alle anderen reich werden und kaufen zu Höchstpreisen: Man schaue sich nur den Wahnsinn rund um Kryptowährungen in den letzten Jahren an. Der Bitcoin ist von rund 12'000 Franken im November 2020 auf knapp 57'000 Franken im März 2020 gestiegen. Danach ging die Fahrt rasant nach Süden, bis er im Juli 2021 bei 29'000 Franken wieder drehte. Bis November 2021 stieg er zurück auf fast 60'000 Franken. Heute - ein Jahr später - kostet er noch knapp 16'000 Franken - über 73 % weniger als noch vor einem Jahr. Ein Negativrekord, der praktisch jede Anlageklasse auf dieser Welt geschlagen hat. Bis heute konnte mir noch niemand plausibel erklären, wie man den effektiven Wert einer Kryptowährung bewerten kann. Der Reiz scheint wie beim Lotto eher in der Hoffnung auf den schnellen Gewinn zu liegen. Ich behaupte, es ist sogar der Hauptanreiz. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sich ohne diese Hoffnung ein solcher Hype entwickelt hätte.
Die dritte Strategie - einen Experten anzustellen - funktioniert dann am besten, wenn das Vertrauen vorhanden ist, und dafür braucht es oft etwas Zeit. Auch das ist eine Erfahrung, welche ich als Vermögensverwalter machen durfte. Nun aber zurück zu meinem Lieblingsthema - günstig bewertete Value Unternehmen mit hohem Momentum - und dem Rebalancing im November 2022:
Rebalancing Value und Momentum
Verkauft wurde diesen Monat das italienische Unternehmen OVS. Als Modeeinzelhändler hat das Unternehmen mit mehreren Problemen zu kämpfen: Einerseits steigen durch die Inflation die Kosten und der private Konsum geht zurück. So können diese Preissteigerungen nicht einfach an die Konsumenten weitergegeben werden, was wiederum die Margen belastet. Andererseits gibt es noch immer Probleme mit den Lieferketten. Der Aktienkurs von OVS hat im letzten Jahr stark an Momentum verloren und brockte so dem Portfolio einen Verlust von -32.2 % ein. Zuletzt machte OVS nur noch rund 2.3 % des Portfolios aus, daher wurde der Verlust durch andere Positionen gut aufgefangen.
Neu im Portfolio sind gleich drei Unternehmen: Mit Resolute Forest Products und Crew Energy sind zwei davon aus Kanada. Das dritte Unternehmen - NRW Holdings - ist aus Australien. Alle drei sind zwar im Rohstoffsektor tätig - könnten aber nicht unterschiedlicher sein. Resolute Forest Products ist in der Produktion von Zellstoffen, Fasern, Holzprodukten und Papier tätig, während Crew Energy Erdgas, Erdöl und Flüssiggas erschliesst und fördert. NRW Holdings hingegen bietet eine breite Dienstleistungspalette für den Bergbau- und Energiesektor sowie für die Bereiche der zivilen Infrastruktur und Stadtentwicklung an.
Das aktuelle Porfolio findet ihr hier in einer übersichtlichen Tabelle und mit detaillierten Beschreibungen aller Unternehmen:
https://www.valueinvestments.ch/portfolio-verm%C3%B6gensverwaltung
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