Mein "Was Wäre Wenn?"-Portfolio
Hätte, hätte, Fahrradkette
Kennt ihr das? Man sitzt so rum, ist arbeitslos, man ist 6 Monate mit der Miete im Rückstand, der Vermieter hat gekündigt und die Freundin ist jetzt mit @Testo-Investor zusammen, weil der ein echter Macher ist. Und während man aufsteht, weil der Gerichtsvollstrecker den letzten Sessel, auf dem man vor 5 Minuten noch gesessen hat, wegschafft, denkt man sich so "Immerhin muss ich jetzt keinen Umzug mehr organisieren. Aber hätte ich mal 2010 in $BTC (+4,58 %) investiert, dann wäre das alles nicht passiert".
Wir trauern vergebenen Chancen nach. Chancen, von denen wir nichts wussten ("Bit... was?"), Chancen, an die wir nicht glaubten ("Irgendwie ist der alte Job doch gemütlicher, das bisschen mehr Geld und Aufstiegsmöglichkeiten brauche ich gar nicht") und Chancen, die wir selbst verkackt waren ("lol, die bieten tatsächlich 100 Euro für meine $NVDA (+3,06 %) Aktien. Nehmt meinen Bestand, ihr Trottel"). Aber ist das wirklich so schlimm?
2022 schrieb ich meinen Beitrag "Warum es Sinn ergibt, Fehlkäufe mit Verlust zu verkaufen" https://app.getquin.com/activity/JMQwETSOoS . Damals gab es noch nicht mal Formatierungen bei den Beiträgen auf getquin. Wir mussten uns schäbiger Tricks bedienen, weshalb die Umlaute in Überschriften so komisch aussahen. Aber ich schweife ab. Ich beschäftigte mich jedenfalls mit dem Verkauf von Positionen und war mitten in der Findungsphase meiner Strategie, die sich auch noch in den letzten Jahren veränderte oder zumindest konkretisierte. Da ich meinen Strategiewechsel kontinuierlich vorangetrieben habe, verkaufte ich einige Positionen. In erster Linie nicht, weil ich nicht mehr an die Positionen glaubte, sondern weil sie nicht mehr in meine Strategie eines schlankeren und weniger aufwendigen Portfolios passten.
So verkaufte ich bspw. vor ein paar Wochen $HBAR (+0,29 %) mit über 60% Verlust. Seitdem ist der Coin um ca. 180% gestiegen. Ich verkaufte im Januar 2022 auch Nvidia für 26,315 Euro (splitbereinigt) - immerhin mit Gewinn. Die Liste lässt sich weiter fortsetzen.
Bereue ich die Verkäufe? Natürlich tut es weh, wenn man sieht, wie viel Rendite auf der Strecke geblieben ist. Aber ich stehe hinter meinem übergeordneten Ziel, der Anpassung meiner Strategie und damit bereue ich absolut nichts.
Aber manchmal frage ich mich natürlich trotzdem: Was wäre wenn? Und deshalb habe ich mein "Was Wäre Wenn?"-Portfolio auf getquin angelegt. Dort werden alle meine Verkäufe als Käufe mit dem damaligen Verkaufskurs und entsprechender Menge geführt. Es trackt also zusagen den Kursverlauf seit Verkauf. Und euch gewähre ich mit diesem Portfolio Feedback einen exklusiven Einblick - inkl. absoluter Werte.
Was lerne ich daraus?
- Krass, dass ihr bis hierhin durchgehalten habt. Ich neige echt dazu, um den heißen Brei zu reden. Und ihr scheint fast schon verliebt in mich zu sein, so wie ihr an meinen Lippen klebt.
- Einige Verkäufe waren rückblickend echt ärgerlich, bspw. Nvidia
- Trotz hoher Renditen in der jüngsten Zeit ärgere ich mich aber überhaupt nicht über die Verkäufe von $ADA (-2,62 %), $HBAR (+0,29 %) und $IOTA (+3,05 %). Es handelt sich insgesamt nur um ein paar Hundert Euro Unterschied und damit Peanuts im Portfolio. Außerdem wären die Positionen immer noch sehr weit vom Einstiegskurs entfernt gewesen
- Andere Positionen performten eher so mittelmäßig bis schlecht, bspw. $YOU (+1,72 %), $MPW (-0,4 %) oder $BAYN (-0,12 %). Hier war der Verkauf definitiv sinnvoll
- Insgesamt habe ich relativ wenig von meinem Portfolio verkauft. Aktuell machen die Verkäufe nur einen Bruchteil meines Gesamtportfolios aus
- Man darf natürlich nicht vergessen, dass ich den Erlös aus meinen Verkäufen in mein bestehendes Portfolio umgeschichtet habe (Krypto in Krypto, Aktien und ETF in ETF) und hier auch eine Rendite eingefahren wurde
- Mein "Was wäre wenn"-Portfolio hat eine TTWROR von unter 20% erreicht, während mein Aggregated Portfolio im gleichen Zeitraum eine TTWROR von über 30% erwirtschaftete
- Es ist verdammt schwierig den Markt zu timen. Mir gelingt das nicht. Also versuche ich es erst gar nicht
Rückblickend habe ich also alles richtig gemacht. Aber selbst wenn nicht, würde ich nichts bereuen. Also ärgert euch nicht über verpasste Chancen, bleibt euch treu und richtet den Fokus nach vorne.