Glück, Dankbarkeit und Investieren
"Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind."
Sir Francis Bacon, 1561-1626
Kann es sein das wir bei allem Investieren, Krieg und Inflation vergessen haben Glück und Dankbarkeit zu empfinden? Wie sonst kann man immer wieder Menschen (auch auf GQ) erleben, welche ständig Selbstoptimierung hinsichtlich „Karriere“ und „finanzieller Hinsicht“ betreiben „müssen“?
[tl;dr] Glück und Dankbarkeit sind nicht das Ergebnis von unserem Können oder unseren finanziellen Möglichkeiten, sondern begünstigen auf breiter Seite unseres Alltäglichen Lebens, dass wir Investieren und uns unseren Lebensstandard leisten können.
1986 - geboren in Deutschland. Einem Land auf dem Sprung. Bald ist Wiedervereinigung. Deutschland macht sich auf den Weg.
2005 - zukünftige Frau fürs Leben kennen lernen.
2012 - guten Job erkämpft, welchen man auch 10 Jahre später sehr oft gerne ausfüllt.
2014 - November. Spätherbst. Gerade einen bewaffneten Raubüberfall überlebt.
2015 - Hochzeit im Sommer. Mit Frau fürs Leben.
Herbst 2015 - Haus am Rand der Stadt ergattert. Zum Traumpreis.
November 2019 - „Wir“ sind endlich schwanger.
März/April 2020 - Covid-19 erreicht Deutschland mit schwerwiegenden Folgen.
Sommer 2020 - Geburt unseres Sohnes. Ohne Anwesenheit von mir - Covid-19 Massnahme.
März 2022 - Überfall auf die Ukraine.
Auch März 2022 - Corona/Covid-19 erkrankt.
Heute - ….
Ich bin in einem Land geboren, welches ein Sozialsystem hat. Ein Land welches sich in Demokratie übt. Ein Land welches den Menschen als Menschen schützt und in seiner Freiheit nicht mehr als nötig einschränkt. Ich wurde in eine Gegend dieser Welt geboren, wo es seit Jahrzehnten nur eine Richtung gab: Wachstum, Erfolg und Frieden.
Ich habe in meinem Leben niemals Hunger oder Kälte spüren müssen. Ich bin in einem
Land aufgewachsen in dem ich Musik hören kann, den Lärm des Krieges ausblenden kann, weil sich der Fernseher einfach ausschalten lässt.
So wie mir, geht es Millionen anderen Mitmenschen in diesem Land. In diesem Teil dieser Welt. Sie wachen am Morgen auf. Duschen. Essen. Trinken. Rauchen. Arbeiten. Treffen sich mit Freunden und Familie. Gehen feiern. Reisen. Und am Abend geht es friedlich ins Bett.
Wir leben. Wir atmen. Wir sind frei.
Und dennoch. Immer und immer wieder lernen wir: Das ist nicht genug. Das kann nicht reichen. Wir genügen nicht. Wir sind beliebig. Tu etwas. Damit sich was ändert.
Niemals rasten. Niemals ruhen. Unruhe im Sein. Im Hier und Jetzt. Was morgen kommt? Ungewiss!
Klar ist, der Mensch an sich entwickelt sich jeden Tag. Durch Selbstreflexion oder Einflüssen aus seiner Umgebung wird der Mensch motiviert sein Verhalten zu konditionieren, zu akzeptieren oder eben auch sich auch bewusst gegen etwas zu entscheiden. Es ist wichtig, das wir uns ständiger Veränderung und neuer Gegebenheiten anpassen und aufmerksam sind.
Im Alltag und Beruf hilft uns dies mit unserer Umwelt zu agieren oder die eigene Karriere voran zu treiben.
Beim Investieren hilft uns dies, Veränderungen bei der Entscheidung gegen oder für ein Investment zu treffen.
Sie haben eines gemeinsam: Sie entscheiden über unsere Zukunft und deren Entwicklung.
Problematisch wird es jedoch, wenn wir ständig getrieben werden (und wir werden es!) und somit von Jägern (nach Erfolg) zu Gejagten werden.
Wir akzeptieren das „Hamsterrad“, wehren uns aber gleichzeitig gegen ein solches von anderen gesteckt zu werden… Wer sich selbst in einem Hamsterrad befindet, leugnet das mit einer oberflächlichen Ausredenkultur. „Mein“ Job kann ich ja in einem Cafe machen. „Mein“ Job lässt sich von zu Hause erledigen.
Investieren kann ich von der Parkbank aus. Im Bus. In der überfüllten Bahn. Nur im Flugzeug wird es schwierig, aber nicht unmöglich.
Ständiges Kurse vergleichen. Performance vor die eigene Tür stellen, damit andere vor Neid erblassen oder sich gleich in unnötige Wetten an der Börse einzulassen, um ja auch was vom Kuchen abzubekommen.
Schauen wir nur ein paar Jahre zurück, so wäre dies gar nicht möglich gewesen. Eine Entwicklung für die wir dankbar sein können, weil sie das Investieren demokratisiert (Werbetexter bekommen regelmäßig bei Verwendung dieses Wortes ungeahnte Orgasmen) und somit für die breite Masse zugänglich macht.
Das Problem: Wir sind eine getriebene Gesellschaft. Stattdessen wir diesen Dank und diesen Umstand als Glück definieren und anerkennen selbstgeißeln wir uns mit Unzufriedenheit, ertappen uns beim Selbstvorwürfe machen, sparen an unnötigen Stellen - zum Selbstzweck der Optimierung.
Stille - Stille ist das was man vielen Investorinnen wünschen möchte. Gelassenheit, welche zwingend notwendig ist, um einen den notwendigen Objektiven zweiten Blick zu ermöglichen. Die große Bärenjagd ala @Simpson kann warten. Nicht jeder ist für diese Grosswildjagd geeignet. Und dennoch wollen alle mitmachen.
Man hört dann hier und da Aussagen wie: „Aber investieren ist mein Hobby.“
Man möchte Demgegenüber wachrütteln. „Sag mal, hörst du dir eigentlich selber zu?“
Investieren kann kein Hobby im klassischen Sinne ersetzen. Investieren ist inzwischen eine durch die Gesellschaft und Politik aufgezwungene Beschäftigung.
Wäre unser Lebensmodell ein anderes, wir könnten getrost auf Investieren und wohl auch Geld verzichten. Das will niemand. Auch ich nicht. Also MUSS ich mich gezwungener Maßen damit beschäftigen.
Der Selbstschutzmechanismus gaukelt dir dann halt vor, es wäre ein tolles Hobby.
Und da wären wir wieder im Hamsterrad. Wir sehen das „Glück“ nicht, weil wir uns im Kreis drehen.
In unruhigen Zeiten artet dieses „Hobby“ plötzlich zu Stress, Panik oder gar Angstzuständen aus. Erklär mir jemand dieses „Hobby“. Wir sind doch in den seltensten Fällen Hobbybungeespringer, Fallschirmspringerinnen oder Rennautofahrer. Dort sind diese Zustände Normalität.
Stattdessen definieren wir Investieren gleichwohl um und erhöhen es in unserem Leben. Investieren soll Spass machen. Natürlich, die Gamification einer an sich drögen, ergebnisorientierten und im klassischen Sinne wirklich langweiligen Tätigkeit des Investieren bringt Menschen dazu Dinge auszuprobieren, sich zu beweisen, in den Wettbewerb mit anderen zu treten, sie ermöglicht unsere Community - sie bringt aber gleichfalls Verzweiflung, Not oder Wut.
Und erzähl mir nicht, dass es nicht Wahr wäre. Wir haben derartige Emotionen bereits hier erleben dürfen, garniert mit Abgängen kontroverser aber gleichzeitig engagierter Mitglieder.
Nun stellt sich jedoch die Frage, wie man mit all diesen Dingen klar kommen soll. Wie soll ich meinen Erfolg an der Börse richtig einordnen, wie soll ich mit Verlust umgehen?
Um dich nach diesen langen Minuten des Lesens zu enttäuschen: Ich habe keine universelle Lösung für dieses Problem.
Doch eines sei dir gesagt:
Durch Bewusstwerdung des unfassbaren Glücks, in diesem Teil der Welt, in unsere Gesellschaft, in deine Umgebung hineingeboren worden zu sein, ist mit keinem Verlust oder Gewinn an der Börse aufzuwiegen.
Du bist die Summe aller Teile des Glücks, der Freiheit, der Liebe deine Eltern und dem Hoffnungsschimmer der vorhergehenden Generationen - das alles im Leben einen Sinn hat.
Glück ist das Wort was dir in dunklen Momenten fehlt, Glück ist das Ergebnis, welches dich dein Leben genießen lässt. Glück ist der Blick in die Augen deiner Frau, deines Manns, deiner Kinder.
Die Endlichkeit des eigenen Glücks lässt sich nur durch Unfrieden, Überhöhung von unmöglichen Zielen und Streit begrenzen.
All das klingt ziemlich metaphorisch, bisschen esoterisch (keine Sorge, ich habe keine Ahnung davon und flüchte selbst vor solchen Menschen), unglaublich alt und alter weißer Mann - Gehabe.
Aber es ist mein Fazit. Mein Fazit bevor ich nächste Woche einen weiteren Geburtstag feiere. Ich wollte es euch mitteilen. Im Dunkel, da gibt es auch Licht. Und wenn es nur ein Quäntchen „Glück“ ist. „Glück“ ist immer da. Nutze es.
……..
Zum Schluss muss ich mich beim Esel @DonkeyInvestor bedanken. Sein Beitrag zum Thema hat mir das fertigstellen des Beitrags erleichtert. Er wäre wohl noch länger geworden.
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