Der Beleg für BMW’s Elektroautopolitik? Meine Meinung zum Kurs des deutschen Premiumautohersteller im Vergleich. #bmw
Disclaimer: Diese Informationen sind keine Anlageberatung. Dies ist keine Aufforderung zum Kauf, Verkauf von Finanzprodukten. Ich schildere hier nur meine Meinung.
Hallo zusammen,
im heutigen Beitrag geht es um die Branche der Luxusgüterhersteller, wobei ich mich dieses Mal auf BMW und bei Interesse auch auf Daimler konzentrieren möchte. Ich gehe folgendermaßen vor, damit ihr die Struktur meiner Meinung direkt parat habt:
- Welche Rolle könnte die Umweltprämie für den E-Automarkt gespielt haben?
- Was hatte BMW ca. von dieser Prämie?
- Wie ungefähr agieren Hersteller wie Citroën und Tesla?
- Was hat es mit dem BMW XM auf sich?
- Könnte das neue Betriebsergebnis ein Befreiungsschlag sein?
Als Anlass sehe ich vor allem die mittlerweile gefallenen Preise bei den meisten E-Auto Herstellern, die rückläufige Inflation (die eigentlich als Motor für teurere Fahrzeuge hätte denkbar sein können) sowie die teilweise Ernüchterung bei vielen Automobilisten. Während von Mai 2022 bis Mai 2023 die Inflationsrate in Deutschland im Intervall von 6,1% bis 8,8% lag, befindet sich diese mittlerweile bei circa 2,5% im Februar 2024. Um diesen Kaufkraftverlust zu kompensieren, beschloss die Bundesregierung 2016 die teilweise Subventionierung alternativer Antriebe via einer Umweltprämie. Diese diente vor allem dem Erreichen des Quotenziels bezüglich E-Autos auf deutschen Straßen. Betrachtet man in diesem Zusammenhang eben diese subventionierten Autotypen, so sind im Zeitraum 2016 bis 2023 laut BAFA 1,43 Mio. REINE E-Autos subventioniert worden. Sogenannte „Plug-In Hybride“ lagen bei 0,8 Mio. circa. Berechnet auf die Gesamtzahl der Subventionierungen ergibt sich (vgl. (2), (3), (4)):
- 1,43 Mio. E-Autos / 2,23 Mio. Subventioniert Autos = circa. 64% Anteil der Stromer
Aber da fehlt doch was?
Richtig – denn es sind nicht nur Stromer und Hybride subventioniert worden, sondern auch Fahrzeuge mit Brennstoffzellen. Die Zahl ist so unglaublich groß und umfasst *Trommelwirbel* (vgl. ebd.):
- 543 Fahrzeuge ca.
Ja genau. 543 Fahrzeuge mit Brennstoffzelle.
Ja und was hat BMW damit zu tun?
Nicht viel. Weder mit Stromern noch mit Brennstoffzellen – und das ist das Problem. Betrachten wir statt nach Antriebsart die Fahrzeuge nach Modell und damit Herstellerzugehörigkeit, so befindet sich nicht ein einziger „reiner“ BMW unter den Top 10 Anträgen nach Förderung. Einzig der Mini Cooper SE als 3-Türer ist 23.994 mal gemäß der Umweltprämie subventioniert worden. Für die, die es nicht wissen: Seit 2001 gehört die Marke Mini zum BMW Konzern und stellt in dieser Auflistung das einzige Fahrzeug BMWs dar (vgl. (4)).
Ja aber das liegt doch bestimmt nur an den überharten Selektionskriterien, warum BMWs nicht gefördert werden können?
Nö. Ein ganz einfaches: Nö. Ich konnte via (5) eine Auflistung der förderfähigen Fahrzeuge mit Stand 08.12.23 finden. Da die Prämie ausgelaufen ist, mögen nicht alle Modelle mehr aktuell sein. Es finden sich aber zum Beispiel prominente BMW-Fahrzeuge wie:
- der BMW i3 Typ 8P21
Und
- der BMW i3 Typ 8P61
Als besonders beliebt galten diese Fahrzeuge schon bei der Veröffentlichung auf dem Markt nicht. Neben einem ungewohnten Karrosseriedesign, Rädern mit kaum Durchmesser und passend dünnen Reifen bot der i3 zwar viel aerodynamisch und verbrauchsmäßig Sinnvolles an. Aber die Kunden stießen sich meiner Meinung nach an eben diesen kleineren Designelementen. Natürlich mag es sein, dass dünnere Reifen gerade Stromern mit kurzer Reichweite zu mehr Durchhaltevermögen verhelfen. Aber leider wollten manche Kunden eben die breiteren Reifen. Neben diesem eher unbeliebten i3 kamen noch die SUV-ähnlichen iX Modelle. Insgesamt also 13 mögliche Modelle, die man für eine Förderung hätte auswählen können (vgl. (9)).
Was fällt auf?
Der vergleichsweise hohe Preis lässt sich nur schwerlich wegdiskutieren. Der „billigste“ BMW laut BAFA-Nettopreisliste (dies ist eher nicht der Preis, den ein privater Käufer zahlen würde) lag im Minimum bei 31.932,77€ und im Maximum bei stolzen 64.957,98€. Ich möchte hier keine Diskussion starten, ob diese Preise gerechtfertigt sind oder nicht. Rein preislich liegen andere Hersteller wie Citroën ungefähr bei 33.000€ im MITTEL. Auch hier gibt es höher bepreiste Fahrzeuge, aber der Kunde hat die Wahl auch Durchschnittslimousinen zu einem greifbaren Preis zu bekommen. Dennoch sind die hohen Preise hier weniger das Problem meiner Meinung nach, denn auch Hersteller wie Ford bieten vor allem im höherpreisigen Segment E-Autos an. Vom Feeling her sind hier gefühlte 70% laut BAFA Liste eher im Segment 45.000€ aufwärts anzutreffen (vgl. (5)).
ABER
Zumindest gibt es ein wenig Auswahl auch im „niedrigeren“ Preissegment. Diese Variation bringt BMW lt. dieser Liste leider nicht mit. Viermal findet sich Tesla als US-amerikanischer Konzern unter den Top 10 der E-Fahrzeuge. Gerade einmal 3 Fahrzeuge kommen von deutschen Herstellern.
Warum könnte das so sein?
Die Antwort kennt ihr vielleicht schon, denn den meisten von euch auf dieser Plattform dürfte in diesem Zusammenhang mein erster Beitrag zu BMW noch rudimentär im Gedächtnis sein. Ich hatte damals die Technologieoffenheit von BMW zu diversen Antriebstechnologien wie Benzin und Diesel aber auch zu Antrieben wie Elektro und Wasserstoff kommentiert und war relativ angetan von diesem Mix aus dem der Kunde frei seinen Antrieb wählen kann. Bei der Umweltprämie hingegen scheint diese Strategie BMW eher auf die Füße gefallen zu sein. Allerdings scheint sich dieser Effekt der Elektrifizierung sich Jahr für Jahr abgekühlt zu haben. Im Jahr 2022 waren es noch 820.000 geförderte Autos. Im Jahr 2023 lag dieser Wert bei 376.000 Stromern. Seit dem Stichtag des 17.12.23 entfiel die Umweltprämie und manche Hersteller selbst mussten die Preise um ihre eigene Subvention drücken. Somit trat der Staat nicht mehr in die Rolle des Förderers, sondern eher die des Fordernden. Was macht BMW also daraus? Nichts (vgl. (3), (5))?
Nein, denn BMW hat sich mMn ähnlich wie Daimler dem Konzept des Luxusanbieters komplett verschrieben und tendiert stärker Richtung Hybrid- und weiterer Antriebstechnologie. Ein Beispiel hierfür ist der BMW XM, er ist vollelektrisch und...
Denkste.
Nein, der BMW XM ist nicht vollelektrisch sondern ein Hybridfahrzeug mit Verbrennungsmotor, der alleine 489 PS auf die Waage bringt und sich via elektrischem Zusatzantrieb nochmal 197 PS genehmigt. Wir reden also von einem Oberklasse Sportfahrzeug in SUV Gestalt, das 653 PS insgesamt hat – aber (würde es sie noch geben) nicht subventionierbar via Umweltprämie wäre. Es fährt zwar circa 82 bis 88 Kilometer laut WLTP Standard, würde aber die Höchstpreisgrenze sprengen. Ein Zitat von Hrn. Van Meel, dem Geschäftsführer der BMW M GmbH finde ich hierzu spannend (vgl. (8)):
„(..) weiter elektrifizierte Fahrzeuge werden dem XM folgen. Zudem arbeiten wir bereits an dem ersten vollelektrischen BMW M High-Performance-Modell“
Meine Interpretation dieses Zitats lässt nicht darauf schließen, dass BMW sich vollständig vom Verbrennungsmotor verabschieden würde. Es ist die Rede von „mehreren“ Fahrzeugen, die „elektrifiziert“ dem XM folgen werden. Daraus schließe ich, dass diese angesprochenen Fahrzeuge nicht vollelektrisch sein können. Die Unterscheidung von elektrifiziert zu vollelektrisch in dieser Wortwahl könnte diesen Weg Richtung Hybridtechnologie weisen (vgl. (7), (8)).
Aktuell scheint dieser Weg dem BMW Konzern nicht allzu schlecht zu bekommen. So hat BMW diesen Monat den höchsten Betriebsgewinn der Firmengeschichte ausgewiesen. Dieses Geld soll dazu dienen, die angesprochene Diskrepanz zwischen Marktstanding auf dem E-Automobilmarkt und dem eigenen Selbstverständnis zu schließen. Konkret werden 6 neue Stromerbaureihen bis 2027 erwartet. Auch das Ziel von 50% Stromern bis 2030 wird fixiert. Wobei unklar bleibt, ob wir hier von zusätzlich „einen Elektroantrieb haben“ wie oben beim XM beschrieben - oder letztlich NUR von „einen Elektroantrieb haben“ reden. Die Technologieoffenheit hat BMW anscheinend ein Jahresumsatzplus von 9% erbracht und es konnten 2023 6% mehr BMWs, Minis und Rolls-Royce verkauft werden. Das angesprochene Betriebsergebnis liegt bei ca. 18,5 Mrd. Euro auf dem Höhepunkt der BMW Historie und stellt die 14 Mrd. Euro des Vorjahres deutlich in den Schatten (vgl. (6), (8)).
Ich hoffe euch hat meine Meinung zu BMW gefallen und es ist euch nicht zu trocken gewesen. Zukünftig möchte ich meine Beiträge bei einer ähnlichen Länge belassen und werde bei längeren Themen mehrere Teile schreiben.
Und jetzt seid ihr dran: Wie seht ihr die neusten Zahlen von BMW? Haltet ihr BMW wie die New York Times auch für den „überraschenden Gewinner im Elektromarkt“?
Ich freue mich auf eure Meinungen und bitte um konstruktive Kommentare 😊
Euer Bass-T
Quellen
(1) BMW Analyse von BASS-T
(3) https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/elektroautos-umweltbonus-kaufpraemie-100.html
(5) https://www.bafa.de/SharedDocs/Downloads/DE/Energie/emob_liste_foerderfaehige_fahrzeuge.html
(7) https://www.bmwgroup.com/de/news/allgemein/2022/FuelCell.html
(8) https://www.bmw-m.com/de/topics/magazine-article-pool/bmw-xm-m-hybrid-system.html