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Derivate (Part 3/ Faktor und Knockoutzertifikate)


Für die anderen Parts oder den ganzen Derivate Guide bitte auf meinem Profil den angehefteten Beitrag lesen.


5)    Faktor Zertifikate


Unterschiede zu anderen Derivaten

Faktor Optionsscheine bieten die Möglichkeit, an Kursbewegungen innerhalb eines Tages teilzuhaben oder ganze Trendverläufe mit einem Hebel zu begleiten.

Von Kursanstiegen kann mithilfe einer Long- Strategie und von Kursrückgängen mithilfe einer Short- Strategie profitiert werden.

Die Laufzeit dieser speziellen Art der Optionsscheine ist nicht begrenzt, somit muss der Schein verkauft werden, um wirtschaftlichen Wert zu realisieren.

Außerdem ist der Emittent grundsätzlich berechtigt, einen Faktorschein zu kündigen.


Bewertung

Der Faktor- Optionsschein gibt über den „Faktorwert“ an, mit welchem Hebel der Schein die tägliche Kursveränderung wiedergibt.

Bedeutet: Kurs bewegt sich 5%; Faktor *2 Optionsschein bewegt sich 10%.


Hinzu kommen Finanzierungskosten. Bei vielen Emittenten bestehen diese aus

-         Kosten für die Kapitalaufnahme

-         Evtl. Gebühren

-         Einem IK (individuellen Kostensatz)

Bedeutet: Gehe ich mit Faktor 5 Long, der Kurs verändert sich aber gar nicht, verliert der Schein mit der Zeit durch die Kosten an Wert.


Besonderheiten

Tägliche Verkettung

Der Wert berechnet sich durch die tägliche Veränderung, Grundlage ist immer der Schlusskurs des Vortages. Mit jedem Basiswertschlusskurs wird somit ein neuer Referenzkurs bestimmt, der wiederum die Basis für die prozentuale Wertentwicklung des Folgetages darstellt.

Diese tägliche Anpassung des Kapitalwerts erfolgt automatisch und wird als Verkettung bezeichnet.


Pfadabhängigkeit

Schlussfolgernd aus der täglichen Verkettung: nicht der Kurs des Referenzwertes, sondern die täglichen Entwicklungen des Wertes sind relevant.


Beispiel:

(Faktorschein ohne Finanzierungskosten zur Vereinfachung)

Grundwert               Tag1                             Tag2

Basiskurs           100€    -20% --->  80€    +25%   --->    100€

Faktor *2 Opt.    100€   -40%  ---> 60€    +50%   --->       90€


Obwohl der Basiskurs wieder auf dem gleichen Kurswert ist, hat der *2 Faktor Wert verloren


Die tägliche Verkettung kann dem Anleger bei positiven Entwicklungen von Nutzen sein, aber genauso kann sie ihm schaden, sollte der Schein nicht wie gedacht verlaufen.


https://www.sg-zertifikate.de/faktor-optionsscheine-ehemals-faktor-zertifikate ]






6)    Knock- Out- Produkte

(Turbos= Turbo- Optionsscheine)



Unterschiede zu anderen Derivaten

Auch Knock- Out- Zertifikate, Mini Futures und Turbo- Optionsscheine genannt.

Wie bei Faktor- Optionsscheinen kann eine Long und eine Short Strategie angewandt werden.


Turbo-Optionsscheine besitzen im Gegensatz zu klassischen Optionsscheinen eine Knock-Out-Barriere. Wird sie vom Basiswert berührt, setzt ein Knock-Out-Ereignis ein und das Produkt wird vorzeitig fällig.


Bei einem Turbo- Optionsschein kann man wieder von der Hebelwirkung profitieren und somit theoretisch seine Gewinne vervielfachen. (Aktie steigt um 5%, das Long Knockout- Produkt mit 5er Hebel steigt um 25%).

Entwickelt sich die Aktie allerdings zu Ungunsten des Anlegers und berührt entgegen der Erwartung den Basispreis, so ist das vom Anleger eingesetzte Kapital aufgebraucht.

In diesem Fall kommt die sogenannte Knock-Out-Barriere zum Tragen. Berührt der Aktienkurs die Knock-Out-Barriere, wird der Turbo-Call-Optionsschein »ausgeknockt« und fällig gestellt. Der Anleger erleidet einen Verlust bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals.





a) Classic Turbos
(Begrenzte Laufzeit)

Der Basispreis, auf dem die Knock-out- Barriere liegt, liegt bei einem Turbo- Call- Optionsschein unterhalb und bei einem Turbo- Put- Optionsschein überhalb des aktuellen Basiswertkurses. Bewegt sich der Kurs des Basiswerts in die richtige Richtung, vergrößert sich der Abstand zur Knockout Schwelle (Wert steigt).

Der Preis besteht aus der Differenz zwischen dem aktuellen Kurs des Basiswerts und dem Basispreis bei einem Turbo-Call-Optionsschein, unter Berücksichtigung des Bezugsverhältnisses.


Auch alle Turbo-Optionsscheine besitzen natürlich eine Finanzierungskomponente. Die Höhe des zu finanzierenden Betrags bei einem Classic Turbo-Call-Optionsschein wird durch die Höhe des Basispreises festgelegt. Dieser wird vollständig von der Emittentin finanziert.

Zusätzlich muss das Liquiditätsrisiko finanziert werden. Dies beschreibt die Gefahr, dass die Emittentin das Absicherungsgeschäft nicht zum Basispreis auflösen kann (sollte es zum Knockout kommen).

Dieses sogenannte Aufgeld wir mit der fortschreitenden Laufzeit des Turbos immer geringer, bei einem verfrühten Verkauf teilweise an den Anleger zurückgegeben.


b) Unlimited Turbos /Mini Futures (Unbegrenzt)

Die Knock- Out- Barriere liegt nicht auf dem Basispreis, sondern ist diesem vorgelagert. Wird diese einmal erreicht, werden die Papiere sofort fällig, ein Restwert wird ausgezahlt.

Restwert= Differenz zwischen Basiswert und Knock- Out


Kosten werden durch einen täglichen Anpassungsbetrag berücksichtigt, da es keine fixe Endfälligkeit geben kann. Dieser setzt sich wieder aus Finanzierungs- und Risikokosten zusammen. Der Anpassungsbetrag wird im Falle eines Turbo-Calls in der Regel zu einer täglichen Erhöhung des Basispreises – auch an Feier- und Wochenendtagen – führen.


Zu Beginn eines neuen Börsenmonats wird die Knock- Out- Barriere nachgezogen, sodass das Risiko bei stabilem Basiswert stetig steigt.

Der Kurs sollte sich also mit steigendem Volumen in eine Richtung bewegen die man vorgesehen hat, nicht langsam über mehrere Monate. Dafür ist ein Unlimited Turbo nicht wirklich geeignet.


c) Smart Turbos

Klingen erstmal wie der Traum eines jeden Traders: Funktionieren grundsätzlich nach dem Prinzip der Unlimited Turbos, ABER ein Erreichen der vorgelagerten Knock-Out-Barriere während der Handelszeit des Basiswerts spielt keine Rolle!

Nur wenn …

…der Kurs den Basiswert berührt, wird der Optionsschein dennoch ausgeknockt.

…der Index Schlussstand die Knock-Out-Barriere erreicht hat, wird der Schein ausgeknockt


d) Best Turbos/ Open End Turbos

Ist im Prinzip die Mischung aus einem Classic Turbo-Optionsschein und einem Mini Future. Sie werden ohne Laufzeitbegrenzung emittiert UND Basispreis= Knock-Out-Barriere.

Somit verhält sich der Optionsschein bezüglich Knock-Out-Barriere wie die Classic Variante und bezüglich Finanzierungskosten wie die Unlimited Turbo- Optionsscheine.


Folge dieser Mischung: Open Enn Turbos können den höchsten Hebel erzeugen, da dieser durch die Eigenschaften voll ausgeschöpft werden kann (er wird nicht durch ein höher oder tiefer liegenden Knock geschmälert und er kann theoretisch ohne zeitliche Einschränkung weiterlaufen).



https://www.sg-zertifikate.de/knock-out-produkte




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6 Comments

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Vielen Dank für die sehr verständliche Erklärung!
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1Yr
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