PKN ORLEN S.A.: Die STAR-Tankstelle als polnischer Dividendenstar mit 5,6% Div.rendite? (TEIL 2) $PKN (-0,69 %)
$BTI (+1,85 %)
Dzien dobry w czwartek,
mam nadzieje, ze lubisz analiza czesci 1. Dzisiaj naszym tematem jest analiza zapasow spolki PKN ORLEN S.A.
Und jetzt erlöse ich euch auch schon von meinen rudimentären Polnischkenntnissen. Immerhin versuche ich es. 😂
Starten wir mit meinem Disclaimer:
Disclaimer: Dies ist keine Anlageberatung. Es handelt sich auch nicht um die Aufforderung zum Kauf/Verkauf von Finanzprodukten. Ich schildere hier lediglich meine Meinung. Ihr habt eine eigene Verantwortung gegenüber euren Investments. Also übernehme ich keine Haftung.
Im letzten Teil haben wir einiges über den Mineralölveredler und Tankstellennetzbetreiber PKN ORLEN S.A. aus dem polnischen Plock gelernt. Wir haben Daten zum Unternehmen gehört, sind bei Vergleichen mit der europäischen Energiebranche zum einen und zum anderen mit einzelnen Stars dessen in die Chartanalyse gegangen und haben schlussendlich die PKN ORLEN S.A. als vielversprechendes und durchaus zu analysierendes Unternehmen kennengelernt.
Falls du die Analyse nicht im Feed hattest, hier der LINK zu TEIL 1:
https://app.getquin.com/activity/eNCwkpNXhH?lang=de&utm_source=sharing
Wenn du es lieber vorgetragen bekommst, hier das Youtube Video dazu:
Heute starten wir mit TEIL 2:
2. Fundamentalanalyse der Aktie inklusive BASS-T Analyse und Graham Extrapolation
TEIL 3
3. Gegenprüfung von PKN Orlen S.A. mittels Piotroski Score und abschließende Bemerkungen zum Thema
Damit ihr nicht alle schreiend wegläuft wegen der ganzen Fachtermini, werde ich im Voraus alles erklären, damit ihr mir folgen könnt. Falls ihr sowas schon mal selbst gemacht habt oder zumindest theoretisch könnt, dann seht es einfach als Wiederholung.
Wichtig ist, dass diese Tools logischerweise nicht nur auf PKN ORLEN S.A. beschränkt sind, sondern je nach Fall dynamisch angepasst werden müssen. Hauptsache ihr könnt mir erstmal in den wichtigsten Punkten folgen. Niemand erwartet, dass ihr das auch sofort könnt.
Lasst uns beginnen!
2. Fundamentalanalyse von PKN ORLEN S.A. inklusive BASS-T Analyse und Graham Extrapolation
Starten wir wie üblich mit meiner Betrachtung von wesentlichen KPIs der Aktie von PKN ORLEN S.A. und ergänzen meine Analyse um die Graham Extrapolation und in Teil 3 um den Piotroski Score.
Im Jahr 2022 setzte PKN ORLEN S.A. 311 Mrd. Zloty um, was circa 66,007 Mrd. Euro entspricht. Zum Vergleich: Shell liegt „nur“ bei 17,6 Mrd. Euro – aber Vorsicht: Das gilt nur für das zweite Quartal 2022. Im Gesamten liegt Shell in 2021 bei 261,5 Mrd. USD was 241,78 Mrd. Euro entspricht. In 2021 erreichte PKN Orlen S.A. 27.940.000.000 Euro, was gerundet ca. 28 Mrd. Euro entspricht. Es liegt also ein Mineralölkonzern und Tankstellenbetreiber vor, der im relativen Vergleich zu den Größten der Branche gerade mal 10,7% von dessen Umsatz macht (vgl. (4), (5), (6)).
Interessant ist aber gerade die Verkettung von dessen mit dem Konkurrenten Shell, da die Shell Card nun auch bei 570 Star und ORLEN Stationen in Deutschland verwendet werden kann. In der Quelle hierzu finden sich zudem viele warme Worte für den eigentlichen Konkurrenten im Rahmen einer Hinzunahme in das Shell Partnernetzwerk (vgl. (20)).
Im Jahresvergleich erreicht PKN Orlen S.A. einen unsteten Umsatz bis 2021, der im Kanal von 86.178 Millionen Zloty (2020) bis 131.592 Millionen Zloty verlief. Seit 2022 haben die Umsätze allerdings deutlich zugelegt und der Kanal hat sich mehr als verdreifacht. Wir liegen daher nun umsatzseitig bei 310.555 Millionen Zloty bis 381.646 Millionen Zloty im Zeitraum von 2022 bis 2024. Somit ist auf Seiten des Umsatzes Wachstum vorhanden, was tendenziell ein Pluspunkt ist.
Betrachten wir die zugehörigen Umsatzrenditen, also das, was aus dem Umsatz an Gewinn erzielt wird, so erhalten wir ein relativ diffuses Bild. Im Zeitraum 2019 bis 2021 lag die Umsatzrendite zwischen 5,2% bis 9,73%. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Shell hier nicht wesentlich besser abschnitt, denn dessen Umsatzrenditen lagen zwischen 5,96% (2020) und 12,5% (2021). Tatsächlich unterbot TOTAL S.A. aus Teil 1 die Performance des polnischen Hidden Champion in 2020 sogar, sodass TOTAL S.A. nur bei 4,28% lag (vgl. (6), (7), (8)).
Aber keine Sorge: Es geht sogar noch tiefer im Umsatzrenditenlimbo. BP als einer der größeren Energiekonzerne erreichte in 2019 gerade mal 1,55% mehr Umsatzrendite und fiel 2020 sogar unter 0 mit -1,58%. Von den Renditen her ist PKN ORLEN S.A. damit zwar nicht an der Spitze, scheint aber im Tankstellenkrisenjahr 2020 gg. der Konkurrenz um TOTAL S.A. und BP etwas in Sachen Resilienz richtig gemacht zu haben (vgl. (6), (7), (8)).
Betrachten wir zu den steigenden Umsätzen den Marktwert des Unternehmens, so sehen wir das Unternehmen auf einem starken Expansionskurs gerade seit 2021, wo sich der Unternehmenswert mehr als verdoppelte (Steigerung um 210 % in einem Jahr). Das KGV folgt dieser Entwicklung aber nicht analog, da es nicht proportional steigt.
Ich erkenne dies vor allem an den recht hohen Bewertungen vom 8,17-fachen in 2019, das sich fast drittelte auf nur noch 38,3% des ursprünglichen Bewertungsniveaus. Was heißt das nun? Das KGV als Quotient aus dem aktuellen Kurs und dem Gewinn pro Aktie gibt als populäres Tool der Aktienanalyse an, wie „teuer“ oder „billig“ eine Aktie grundsätzlich bepreist ist. Wir vergleichen also, wie viel „Abstand“ es vom aktuellen Kursniveau hin zu den erzielten Gewinnen je Aktie bleibt. Normalerweise ist dieser Wert erfahrungsgemäß bei Techkonzernen hoch, da sich diese auf Expansionskurs befinden und via Fremdkapitalaufnahme ihr Wachstum finanzieren. Erst wenn die Gewinne langsam eintrudeln, fällt das Bewertungsniveau beispielsweise. Damit dann auch das KGV (vgl. (9)).
Im Falle von Value Aktien verhält es sich umgekehrt: Zumeist ist das Wachstum hierbei abgeschlossen und wir sehen stabile Umsätze auf Kosten fehlenden Wachstums auf Techniveau (vgl. (8), (9)).
Wozu lässt sich nun die PKN ORLEN S.A. zuordnen?
Um als Value Titel zu gelten, muss nur eine einfach klingende Bedingung erfüllt sein: Der innere Wert des Unternehmens muss höher sein als der aktuell gehandelte Wert an der Börse. Dafür ist es notwendig das Unternehmen via verschiedener Methoden zu analysieren.
Ein typisches Merkmal sind beispielhaft niedrige Bewertungen im Kurs-Buchwert-Verhältnis KBV. Dieses gibt an, wie viel Buchwert ich für z.B. 100€ zurückbekomme. Liegt das Verhältnis aus aktuellem Kurs und Buchwert pro Aktie unter 1, so erhalte ich mehr Buchwert als ich an Geld ausgebe. Das ist im Regelfall bei Tech Aktien nicht der Fall. Alphabet liegt beispielsweise in 2022 bei dem 7,62-fachen. Wir unterscheiden also (vgl. (10), (11), (12)):
KBV <1 : Unternehmen tendenziell unterbewertet (möglicher Value Titel)
KBV = 1: Unternehmen gemäß Buchwert bewertet
KBV > 1: Unternehmen tendenziell überbewertet
Im Fall von PKN ORLEN S.A. sehen wir:
KBV (2019) = 0,95
KBV (2020) = 0,59
KBV (2021) = 0,63
KBV (2022) = 0,45
Das bedeutet eine tendenziell günstige Bewertung, denn jeder der KBV ist unter 1. Wir erhalten also mehr für unsere 100€. ABER: Es gibt hier ein kleines bilanzielles Problem (vgl. ebd.).
Der Buchwert wird aus dem Anlagevermögen gezogen, das seinerseits aus Sachanlagen, Finanzanlagen, finanziellem Eigentum, Goodwill und Patenten besteht (vgl. (13)).
Jetzt meine dumme Frage: Ihr kauft ein seltenes Patent, dessen Wert vom ursprünglichen Eigentümer mit 1 Millionen Euro dotiert worden ist. Nun merkt ihr aber, dass die zugehörige Produktreihe unrentabel geworden ist und ihr dieses Patent wahrscheinlich nicht mehr brauchen werdet – wie bewertet ihr aber im Rahmen des Anlagevermögens nun dieses Patent? Nach dem Wert des Kaufs (1 Mio. €)? Nach dem Wert für euch aktuell? Jetzt nur noch als ein Teil der ursprünglichen Summe?
Während es im Rahmen von Immobilien, also zB. Lagerhallen Bodenrichtwerte bzw. feste (übliche) Abschreibungssätze für den Wert gibt, verliert sich die feste Dotierung bei Patenten oftmals, sodass die Bewertung nicht eindeutig ist. Grundsätzlich verliert ein Patent durch seine Nutzung nicht an Wert (vgl. (13), (14))
Tendenziell haben Unternehmen ein Interesse daran möglichst viel Buchwert vorweisen zu können, um mittels KBV und BVPS (das erkläre ich gleich) eine möglichst attraktive Gelegenheit darzustellen (vgl. (12), (13)).
Deswegen ist diese vorliegende Analyse nur als eine gröbere Analyse auf detailliertem Niveau zu verstehen. Um wirklich in die Tiefe einsteigen zu können, müssten wir uns die Bilanzen des jeweiligen Unternehmens noch genauer anschauen und über weitgehende Ahnung von dem jeweiligen Anlagevermögen verfügen. Selbst dann wäre ein Ergebnis nicht eindeutig.
Ein Blick auf das BVPS gibt Aufschluss –
Das was?
Der BVPS-Wert steht für „Bookvalue per Share“ (Buchwert je Aktie) und ist „einfach“ nur der Buchwert geteilt durch die Anzahl gehandelter Aktien. Hier gilt eher das Gegenteil vom KBV – je höher der BVPS Wert, desto besser. Allerdings muss diese Aussage vor dem Hintergrund der getroffenen vorigen Aussagen gesehen werden. Wie ich einen Vermögensgegenstand bewerte und welche Möglichkeiten daraus resultieren, erschweren die Aussage dieses Parameters. Im Falle von PKN ORLEN S.A. steigt der BVPS-Wert durchgehend auch durch das Krisenjahr 2020 hinweg von 90,7 Zloty (2019) auf 119 Zloty (2021) durchweg. Das ist eine wünschenswerte Entwicklung und sie kann andeuten, dass das Unternehmen in Sachen Lagerhallen, Patente, Anlagen, Maschinen ggf. zugenommen hat ODER alternativ weniger Aktien auf dem Markt sich die gleiche Menge Buchwert teilen müssen. So oder so – der Buchwert würde steigen.
Um das bilanziell grob zu prüfen, schaue ich mir die Position „Aktiva“ an und entdecke, dass diese Position von 67.758 Millionen Zloty (2019) auf 94.897 Zloty (2021) gestiegen ist. Aktiva umfasst dabei zum einen das Anlagevermögen (das kennen wir schon von oben) und Umlaufvermögen. Es ist quasi der kurzlebigere Bruder vom Anlagevermögen und umfasst öfters Positionen, die innerhalb eines Jahres aufgebraucht werden sollen. Passend dazu zählen Vorräte, Forderungen aus Lieferungen und Leistungen, Aktien an anderen Firmen, Geld in der Kasse usw. Aber auch Rechnungsabgrenzungsposten fallen hier rein.
Gerade letztere sind immer spannend, da sie für vielerlei Zwecke gebildet werden können. Ich habe zum Beispiel keinen Bock die Miete für meine genutzte Lagerhalle am Stichtag aus dem Umlaufvermögen via Reduktion des Kassenbestands zu bezahlen oder meine dann fällige Dividende aus dem Jahresüberschuss womöglich kürzen zu müssen? Dann kann ich unter Umständen einen Rechnungsabgrenzungsposten „Miete nächstes Jahr“ jetzt in diesem Jahr schon bilden und kann das u.U. als Sicherheit gg. den Anlegern darstellen. Von wegen „Die Miete zahlen wir auf jeden Fall, wir sind solvent“. Oftmals meine ich zu erkennen, dass gewisse Verhaltensmuster typische Grundbedürfnisse von Anlegern ansprechen sollen und in diesem Bezug die Rechnungsabgrenzungsposten eine lohnende Rolle spielen können. Quasi ist das Geld für eine andere Zeitperiode, dass ich jetzt schon absehen kann (vgl. (13), (14), (15)).
Um den Rahmen dieser Analyse nicht zu sprengen, werde ich das hier nicht weiter thematisieren.
Parallel zum steigenden BVPS nimmt auch der Cash Flow pro Aktie zu, der als tendenzielle Information zur Solvenz des Unternehmens gilt. Er sagt aus, wie liquide das Unternehmen gerade wirklich ist und ob es auf Einzelaktienebene bezogen plötzliche Investitionen oder höhere Forderungen bedienen kann. Es ist wichtig zu wissen, dass dieser Wert in sich gekoppelt ist an die Branche des zugehörigen Unternehmens. Bin ich zum Beispiel Bumsbude A und haue jeden Tag Produkte raus (und bekomme diese auch bezahlt, sonst Forderung aus LuL), so erhalte ich kontinuierlichen Zustrom von Geld. Bin ich aber Bumsbude B und verkaufe große Anlagen auf Investitionsbasis, so bekomme ich mein Geld meistens erst nach Planung, Umsetzung und Kontrolle des Projektabschlusses.
Warum ist das wichtig?
Das ist sehr entscheidend – denn ich kann trotz ausstehender Forderungen in Millionenhöhe insolvent gehen. Das funktioniert ganz einfach und soll hier nur in Grundzügen erklärt sein: Dein Freund leiht sich beim Dönermann 2€ für eine Cola (bescheidener Invest, ich würde Pepsi nehmen). Du hast aber den großen Dönerteller für 10€ vorab bestellt. Solange dein Freund dir die 2€ nicht wiedergibt, kannst du den Dönerteller nicht bezahlen. Deine Bilanz sähe dann vereinfacht so aus:
AKTIV: 1. Anlagevermögen (illequid): Brieftasche 0€
AKTIV: Umlaufvermögen: 2€ Forderung gg. deinem Freund, 8€ Kassenbestand, 10€ Dönerteller als verderblicher Vorrat
SUMME 20€
PASSIV: Eigenkapital 18€, Verbindlichkeit aus LuL 2€
SUMME 20€
Wichtig ist, dass die Summe an AKTIVA immer der Summe an PASSIVA entsprechen muss. Dahinter steckt das Prinzip der doppelten Buchführung.
Das was?
Links du sehen wo Geld als was vorhanden; Rechts du sehen woher Geld kommen (Eigenes Kapital, Fremdkapital). In deinem Fall bist du also in die ungünstige Situation gekommen, dass du zwar eine Forderung offen hast, der Dönermann aber seinen Dönerteller vor dir bezahlt haben möchte. Was passiert? Du kannst die Rechnung nicht bezahlen und kommst in Schieflage.
Hierzu wäre es also nötig zu wissen, wie solvent die Branche ist. Da wir vom Energiesektor sprechen und tagtäglich Transaktionen im Tankstellennetz erfolgen, bewerte ich das Risiko zunächst als niedrig. Daher entspannt sich die Verantwortung dieses Parameters etwas.
Wie aber sieht es mit der angesprochenen Verschuldung aus?
Im Falle von ORLEN S.A. zeigt sich ein typisches Bild eines Value Unternehmens, da hier die Schulden weit unter dem EBITDA liegen und wir quasi in 2022 bei nur 0,35 sind. Das heißt, das EBITDA des Jahres reicht vollkommen aus, um die vorhandenen Konzernschulden zu tilgen. In Zeiten steigender Zinsen mehr als willkommen (vgl. (16)).
Was aber macht das Unternehmen mit seinen bestehendem Anlagevermögen in Form des Return on Assets? Der RoA ist hierbei zwischen 4,26% bis 10,7% und damit tendenziell auf einem sprunghaften Kurs, obwohl die Aktiva zunehmen. Das bedeutet, dass das Nettoergebnis nicht immer auf Höhe des Anlagevermögens gewesen ist und somit das ein Zeichen für eine Expansion gewesen sein könnte. Die Werte gelten gem. (17) als gut bei >5%, sind aber branchenabhängig. Das fügt sich auch in das Bild um die Übernahme des OMV Tankstellennetzes im Osten Deutschlands aus Teil 1 (vgl. Teil 1). Das spricht also weniger für eine Zugehörigkeit zum Value Sektor (vgl. (17)).
Neben Assets existieren in Unternehmen auch Menschen habe ich mir sagen lassen. Deren Effizienz beurteilt der Return on Equity (RoE) als Division des Nettoergebnis / Eigenkapital. Wie gut geht das Management mit dem eigenen Geld um? Im Falle von PKN ORLEN S.A. sehen wir grundsätzlich gute Werte zwischen 8,2% bis 28,2% - leider ohne Trend und sehr volatil. Man kann sich drüber streiten, ob das jetzt Meckern auf hohem Niveau ist. Dennoch „tanzt“ die Wertereihe um den Durchschnittswert von 12,18 Prozent aus 2022 der europäischen Energieunternehmen, was mich nachdenklich stimmt (vgl. (6), (17), (18), (19)).
Schauen wir uns zum Schluss die Forschungsausgaben an: Wie viel investiert das Unternehmen in die Zukunft? Dieser Wert ist aufgrund der Transformation der Mineralölindustrie sehr essentiell und PKN ORLEN S.A. überrascht mich hier positiv, denn trotz steigender Umsätze bleibt der prozentuale Anteil von CAPEX an den Umsätzen nahezu gleich um 8%. Das spräche schon für ein Value Unternehmen, dessen Zukunft abgesichert werden soll (vgl. (6)).
Weniger gefallen tat mir hingegen der Blick des Gewinns pro Aktie im 4. Quartal 2022, wo ein Verlust von 2,26 Zloty erwirtschaftet worden ist, aber mittels der Gewinne in Q3 und Q1 dennoch eine Dividende von 3,50€ gezahlt worden ist. In 2022 wurden 6,48 PLN + 20,2 PLN – 2,26 PLN erwirtschaftet. Das sind: 24,42 PLN für 2022, wovon nur 3,5 PLN ausgezahlt worden sind. Das wären gerade mal 14,33 % Dividend Payout und somit wäre durchaus noch Luft nach oben (vgl. (6), (19)).
Nutzen wir nun die Graham Extrapolation, um anhand der gegebenen Werte ein Urteil über PKN ORLEN S.A. zu treffen. Ich nehme folgende Werte an:
Buchwert je Aktie (BVPS) = 142 PLN
Jährliches Wachstum (2021-2024): ((337300/131592)^(1/3))-1 = 36,86%
KGV (2022): 2,2x
EPS: 29 PLN
Wir erhalten somit gemäß Graham Formel für den inneren Wert der Aktie:
=29 PLN *(8,5+2*36,86) = 2.384,38 PLN
Für den maximalen Kaufpreis kommen wir auf:
=(22,5*29*142 PLN)^1/2 = 304,39 PLN
Lt. Graham Formel ist das Wachstum erwartungsgemäß sehr fair:
=36,86/2,2=16,75 > 0,9
Wo liegt das Problem? Wir gehen weiterhin von einem starken Expansionskurs des Unternehmens aus. Das muss aber nicht zwangsläufig der Fall sein.
Ein einfaches Beispiel: Neben der Aufnahme in das Partnerprogramm von Shell, wird die PKN Orlen S.A. das Avanti-Tankstellennetz von OMV aufkaufen. Dessen Tankstellen waren vor allem vor den Aldi Süd Filialen anzutreffen, sodass PKN Orlen S.A. mit seinen Star und Orlen Tankstellen nun auch direkt präsent beim Discounter werden könnte (vgl. (21)).
Aber was dann?
Das maßgebliche Problem bei Expansionskursen ist oftmals die Marktverdrängung bzw. das begrenzte Potential, das noch erreicht werden kann. Die PKN Orlen S.A. feuert gefühlt aus allen Rohren: Teilnahme bei Shell, Übernahme kompletter Tankstellennetze von Konkurrenten und seit September letzten Jahres kann man sich an Star und ORLEN Tankstellen nun auch Lebensmittel mit begrenztem Haltbarkeitsdatum via App kaufen. Das ist keinesfalls selbstverständlich und ich interpretiere das vor dem Hintergrund des geschilderten Zahlenwerks auch sehr positiv. Ich engagiere mich zum Beispiel auch gegen Lebensmittelverschwendung und finde das durchaus super, dass man sich z.B. Tankstellenbrötchen oder Kuchen dann verbilligt mitnehmen kann nach dem Tanken. Man setzt quasi die Standards größerer Tankstellenbetreiber bereits jetzt um und wächst in den Assets massiv (vgl. (21), (23), (24)).
Warum ist das ggf. problematisch?
Ich hätte das auf dieser Note enden lassen können und euch die Graphik zum Tankstellensterben vorenthalten können. Hier ist das größte Problem der Branche zu finden. Während 1970 46.091 Tankstellen in Deutschland gemeldet waren, sind es im Jahr 2021 nur noch 14.459 Tankstellen gewesen. Das ist ein Rückgang auf nur noch 31,37% des ursprünglichen Tankstellennetzwerks. Bereits seit Mitte der 80er Jahre ist die Anzahl Tankstellen unter 20.000 Tankstellen gefallen. Das heißt, dass a) weniger Orte für den Absatz des Produkts (Benzin/Diesel/Strom…) zur Verfügung stehen, b) die gleiche Anzahl Player weniger absolute Filialen haben könnte und c) die Tankstellenbetreiber ihr Geschäft beleben müssen (vgl. (24)).
Diese Belebung ist auch in der o.g. Lebensmittelapp zu sehen und stellt KEIN richtiges Nice-to-have Konzept dar, sondern scheint mir unumgänglich in der Konkurrenz mit starken Marken wie TOTAL, SHELL und BP. Es wird auch dadurch nicht besser, dass der Hauptumsatz der tankstelleneigenen Bistros zu 60% aus der Tabakbranche kommt. Es ist nicht schwierig: Tankstellenbetreiber merkt: Weniger Tankstellen sind rentabler, Weniger Tankstellen: Ich habe mehr Konkurrenz, Konkurrenz: Ich muss Bistros anbieten, Bistros: Ja nehmen wir einfach die schnell umschlagbaren Waren (Vgl. (23), (24)).
Und welche Waren sind das? Telefonkarten?
Nein: Der Klassiker der Zigarettenschachtel. Ich habe bereits ein Video zur Transformation der Zigarettenindustrie am Beispiel von British American Tobacco gemacht. Dort greife ich die wesentlichen Aufgaben, Herausforderungen und Probleme der Branche auf. Das verlinke ich euch unten. Schaut es euch gerne hiernach an, denn es sind zwei korrelierte Branchen mit unterschiedlichem Produkt aber gleicher Aufgabe der Neuausrichtung der Produkte.
Die erwähnten Telefonkarten machen gerade mal 10% des Umsatzes von Tankstellenshops in Deutschland aus und sind nicht weiter relevant (vgl. (25)).
Ja und was ist mit E-Mobilität? Könnte die nicht ggf. PKN Orlen S.A. retten?
Es ist nicht ganz so leicht. Zwar sagt (25), dass die Grundgesamtheit von Ladestationen zunehmen wird, aber nicht, dass das die Anzahl an Tankstellen steigern würde. Hinzukommt, dass trotz aller Dauerbeschallung noch immer kein einheitliches Vorgehen der Automobilbranche zu verzeichnen ist. In meinem BMW-Beitrag bin ich zum Beispiel auf die Vorzüge von einem bunten Portfolio an Antriebsarten eingegangen. Für BMW ist das klasse: Der E-Fan bekommt sein Auto, der Dieselfanatiker (ich) auch und sogar in weiteren Antriebsformen wird aktiv geforscht (siehe BMW Beitrag).
Für die Tankstellenbetreiber ist das allerdings weniger nice – man kann an dem bestehenden eher stark ausbaufähigen Ladesäulennetz nicht groß schrauben und muss weiterhin alle Antriebsformen wie fossile Energieträger, Strom, Wasserstoff etc. bevorraten. Das führt in Konsequenz zu erheblichen Investitionskosten für alternative Energiesäulen, deren Produkt ggf. keine Abnahmesicherheit hat. Für PKN Orlen S.A. mit dem Bruchteil des Umsatzes von Shell (dem großen Player der Branche) sehe ich nicht die Investitionsmöglichkeiten in diese Technologien. Deswegen ist die E-Mobilität nicht prinzipiell direkt eine Rettung, sondern hängt maßgeblich von Makrofaktoren zum Thema Tankstellen und Treibstoff der Zukunft ab.
Der maßgebliche Vorteil für E-Autofahrer kann die heimische Ladesäule in der Garage sein – für PKN Orlen S.A. ist diese ein Tritt. Durch das Tanken zuhause ist es u.U. nach Fahrauslastung, Strecke, Auto, Akkuzustand usw. nicht notwendig zur Tankstelle zu fahren. Quellen (26) und (27) stellen öffentlich zugängliche Instruktionen, Preisvergleiche und allgemeine Beschaffungsinfos hierzu exemplarisch dar. Ggf. rettet somit die E-Mobilität PKN Orlen S.A. nicht, sondern erschwert sie vielleicht (vgl. (26), (27)).
Was ist dein Zwischenfazit mittels deiner Analyse und der Graham Extrapolation?
Allgemein ist PKN ORLEN S.A. als polnisches Energiekonzernunternehmen ein spannender Teilnehmer des europäischen Energiemarkts. Wir haben folgendes thematisch behandelt:
- Umsatzanalyse
- KGV Analyse
- KBV Analyse
- Cashflow Betrachtung inkl. erster Beurteilung der Dividendenqualität
- Wesentliche Konkurrenten wie TOTAL, Shell und BP
- Herausforderungen des Markts
- Rolle der E-Mobilität für PKN Orlen S.A.
- Graham Extrapolation isoliert auf Firmenzahlenbasis
wir kennen nun auf fundamentaler Ebene wesentliche Zusammenhänge zwischen Markt und Unternehmen, sowie im B2B Bereich und haben ein allgemeines Marktverständnis erarbeitet.
Im folgenden dritten und letzten Teil meiner Analyse werde ich via Piotroski Score meine Aussagen validieren bzw. widerlegen und so eine offene Diskussionsgrundlage bieten.
Hat euch der Teil gefallen? Dann folgt mir gerne hier bei Getquin und auf Youtube. Jeder Follower zählt 😊 Hier das versprochene BAT Video:
UND HIER GEHT ES BALD ZU TEIL 3:
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#dividendenstrategie
#aktien
#aktienanalyse
#etf
#emobilität
Quellen
(1) https://levermann24.com/piotroski-f-score/
(2) https://diyinvestor.de/der-piotroski-f-score/
(3) https://www.oldschoolvalue.com/investment-tools/piotroski-f-score-screening-early-often/
(5) https://de.statista.com/statistik/daten/studie/159788/umfrage/umsatz-von-shell-seit-dem-jahr-2005/
(6) https://de.marketscreener.com/kurs/aktie/POLSKI-KONCERN-NAFTOWY-OR-1413342/fundamentals/
(7) https://de.marketscreener.com/kurs/aktie/SHELL-PLC-6273/fundamentals/
(8) https://de.marketscreener.com/kurs/aktie/TOTALENERGIES-SE-4717/fundamentals/
(10) https://www.biallo.de/geldanlage/ratgeber/value-aktien-was-ist-das/
(13) https://welt-der-bwl.de/Anlageverm%C3%B6gen-Definition
(14) https://www.deltavalue.de/anlagevermoegen/
(15) https://www.buchhaltung-einfach-sicher.de/buchhaltung/rechnungsabgrenzung
(16) https://www.bwl-lexikon.de/wiki/verschuldungsgrad/
(17) https://www.investopedia.com/terms/r/returnonassets.asp
(18) https://exporo.de/wiki/return-on-equity/
(26) https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/elektromobilitaet/laden/elektroauto-ladesaeulen-strompreise/
(27) https://www.energieheld.de/energie-trends/mobilitaet/elektroauto/stromtankstellen