🐦 𝗧𝘄𝗶𝘁𝘁𝗲𝗿 𝗜𝗻𝘀𝗼𝗹𝘃𝗲𝗻𝘇 🐦
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"Musk schließt Twitter-Insolvenz nicht aus - Top-Manager gehen"
"Elon Musk Warns of Possible Bankruptcy of Twitter"
"Am 10. November warnte Elon Musk seine Twitter-Angestellten, dass das Unternehmen nächstes Jahr einen “negativen Netto-Cashflow von mehreren Milliarden US-Dollar” haben könnte."
"In his first speech to company staff, the billionaire investor said tough times are ahead as he announced more work and fewer benefits."
"Der Tesla-Chef gibt sich seit der Übernahme des Nachrichten-Portals als großer Heilsbringer, der alles Mögliche tut, um Twitter vor der Pleite zu bewahren. Dazu gehören etwa Massenentlassungen und sonstige Einsparungen. Auch Home-Office-Verbote kündigte der gebürtige Südafrikaner an."
Vieles wurde in den letzten Tagen über Twitter berichtet und oftmals ging es darum, wie schlecht es Twitter gehe und dass dem Unternehmen schwere Zeiten bevorstehen. Musk möchte den Konzern offensichtlich komplett umkrämpeln und warnt gleichzeitig vor schweren Zeiten.
Ein kurzer Blick auf die Zahlen:
Bilanz:
EK Quote 2021: 52%
EK Quote Q2 2022: 43,68% -->negative Entwicklung!
Ratio kurzfr. Assets (Cash, offene Forderungen, etc) zu lurzfr. Verbindlichkeiten: 5,89 -->positiv!
Ratio kurzfr. Assets (Cash, offene Forderungen, etc) zu lurzfr. Verbindlichkeiten: 7,15 -->positive Entwicklung! Somit ist man kurzfristig liquide.
GuV:
unbestritten schreibt das Unternehmen regelmäßig Verluste, inklusiver negativer Margen auf das operative Geschäft:
Gewinn 2021: -221,42 Mio USD (EBIT -411,11 Mio USD)
Gewinn 2020: -1,14 Mrd USD (EBIT -50,94 Mio USD)
Gewinn 2019: 1,47 Mrd USD (EBIT 390,14 Mio USD)
Gewinn 2018: 1,21 Mrd USD (EBIT 423,54 Mio USD)
Sowohl die Reasearch & Development Kosten, als auch Sales & Marketing sind in 2021 stark angestiegen, was in 2022 keinen Abbruch nahm:
Reasearch & Development Kosten 2021: 24,55% des Umsatzes
Reasearch & Development Kosten Q2 2022: 34,76% des Umsatzes
Sales & Marketing 2021: 23,16% des Umsatzes
Sales & Marketing Q2 2022: 25,57% des Umsatzes
Zwischenfazit:
Twitter geht es offensichtlich nicht gut. Die Kosten steigen und das Unternehmen muss etwas dagegen machen! Ganz so düster sieht es in der Bilanz bis zum Q2 2022 allerdings noch nicht aus. Man ist meilenweit davon entfernt überschuldet zu sein, geschweige denn bald Insolvenz anzumelden.
News im Zuge der Übernahme, die noch nicht in den earnings ersichtlich sind:
Trotzdem ist die Lage nicht einfach. Durch die Übernahme lastet auf Twitter ein neuer Kredit von rund 13 Milliarden Dollar, den Musk für den Kauf aufgenommen hat. Die Bedienung dieser Schulden soll alleine rund eine Milliarde Dollar im Jahr kosten. Musk will die Werbe-Erlöse, die bisher 90 Prozent der Einnahmen ausmachen, durch ein Abogeschäft ergänzen. [2] Damit spitzt sich die Lage natürlich zusätzlich zu.
Bei einer Bilanzsumme von etwa 14 Mrd USD ist ein solcher Kredit bei weitem nicht unerheblich! Die Rückzahlung wird daher viel Cash beanspruchen.
Durch die weitere finanzielle Belastung ist daher künftig auch von Kapitalerhöhungen auszugehen, um weiter Cash zu generieren. Ich würde dies zumindest nicht ausschließen. Dies wäre natürlich eine Belastung für den Aktienkurs.
Einordnung der News:
Doch wie sind die aktuellen News wirklich einzuordnen? Musk hat sicherlich recht, wenn er Kosten einsparen möchte. Das Unternehmen hat dies bitter nötig. Die finanzielle Situation wird sich mittelfristig wahrscheinlich auch nicht verbessern. Doch hat er auch andere Beweggründe? Auf jeden Fall!
Musk räumt, wie so viele vor ihm, auf und nutzt dies auch, um Kosten jetzt anzusetzen. Dabei nutzt er das klassische Big Bath Accounting sicherlich aus! Es wäre fast schon fahrlässig, wenn er dies aus seiner Perspektive nicht nutzen würde.
Was ist also in den nächsten earnings zu erwarten? Ich gehe stark davon aus, dass die Kosten in 2023 weiter hoch sein werden.
Big Bath Accounting in a nutshell:
Beispiele für big bath Accounting in der Bilanz [1]:
-Bewusst höhere Rückstellungen (Anpassung Schätzgrundlage für deren Höhe).
-Gezielte Planung von Restrukturierungen, welche ebenfalls Rückstellungen zur Folge haben (Rückstellung = Aufwand im Income Statement und somit gewinnmindernd).
-Wertberichtigungen bei Beteiligungen, Goodwill, etc. -->siehe auch Goodwill Vorstellung: https://app.getquin.com/activity/ymidZwhlTk
-Generell Verwendung außerordentlicher Abschreibungen von nicht mehr benötigter Vermögenswerten.
-Kosten/Investitionen bewusst vorziehen.
-Zeitliche Verschiebung von Erlösen in die Zukunft (bspw. Verspätete Rechnungsstellung-->bedingt möglich je nach Accounting Standard-->Bspw. IFRS 15 Thematik).
weitere Details zum Big Bath Accounting:
https://app.getquin.com/activity/Vppdunisrn?lang=de&utm_source=sharing
Fazit:
Ich würde bei Twitter nicht sofort in Panik geraten. Die Lage ist nicht ideal, die Kosten müssen definitiv gesenkt werden und das Geschäftsmodell, inkl. Monetarisierung hinterfragt werden. Von einer Insolvenz würde ich aber definitiv noch nicht sprechen. Vieles, was Musk in diese Richtung kommuniziert ist Kalkül. Er nutzt die klassichen Wege, wie bereits andere CEOs vor ihm, indem er Big Bath Accounting einsetzen wird. Die Lage wird dadurch zunächst düster bleiben. Ob sich Twitter dann in 2-3 Jahren erholen wird, bleibt abzuwarten.
Keine Anlageberatung! Ich bin nicht in Twitter investiert.
Quellen:
https://www.btc-echo.de/schlagzeilen/elon-musk-twitter-insolvenz-nicht-ausgeschlossen-154232/