Kurz zusammengefasst:
* Die ETFs können einen Börsenindex auf verschiedene Arten nachbilden: physisch oder synthetisch.
* Physische Replikation: Hierbei handelt es sich um eine vollständige Nachbildung des Index. Physisch replizierende ETFs investieren genau in die gleichen Werte, die im jeweiligen Index enthalten sind. Die Werte werden zudem genauso gewichtet, wie das im Index der Fall ist.
* Synthetische Replikation: Bei dieser Form der Indexnachbildung wird nicht direkt in die Titel, die im Index enthalten sind, investiert. Der Index wird bei synthetischen ETFs mit einem Tauschgeschäft – dem Total Return Swap – nachgebildet.
* Vor– und Nachteile: Während physisch replizierende ETFs besonders transparent und damit leicht nachzuvollziehen sind, haben synthetische ETFs den Vorteil, dass Anlegerinnen und Anleger so auch an schwer erreichbaren Märkten partizipieren können.
Die Nachbildung des Index kann bei ETFs auf unterschiedliche Arten erfolgen. Dabei gibt es zwei Varianten. Zum einen sind das ETFs mit direkter Nachbildung, der sogenannten physischen Replikation. Zum anderen bilden ETFs Börsenindizes indirekt nach. Das nennt man synthetische Replikation. Beide Arten haben Vor- und Nachteile.
Physische ETFs $EUNL (-1,03 %)
Bei physischen ETFs wird direkt in die Wertpapiere investiert, welche in dem Index, welcher abgebildet wird, gelistet sind.
Ist eine Aktie hoch gewichtet in einem Index, so wird diese genauso hoch in dem ETF gewichtet.
Hat die Aktie A 10% Anteil in zb. dem DAX, so muss der ETF Aktie A auch mit 10% Gewichten, wenn er den DAX genau nachbildet.
Diese "vollständige Replikation" eines Index ist jedoch vergleichsweise aufwendig und kostenintensiv. Denn der Fonds muss in jeden einzelnen Wert investieren und je nach Marktlage die Gewichtung immer wieder anpassen. Das wird insbesondere dann schwierig, wenn es um breit gestreute Indizes geht, die viele Aktien umfassen.
Der MSCI World enthält mehr 1600 Titel der ACWI rund 3000. Diese alle in den ETF aufzunehmen wäre sehr schwer und aufwendig. Der Index enthält auch illiquide Aktien (*1), welche oft nicht im nötigen Umfang zu kaufen sind.
In solchen Fällen wird oft auf das Sampling zurückgegriffen.
Hier werden nur nur die Titel gekauft, die den größten Einfluss haben und die, die nur gering gewichtet sind werden nicht aufgenommen.
Das hat zur Folge, dass der ETF den Originalindex nicht mehr eins zu eins abbildet und sich damit eventuell auch die ETF-Performance von der Index-Performance unterscheidet. Man spricht in diesem Fall auch vom sogenannten Tracking Error oder der Tracking Difference.
Synthetische ETFs $X010 (-0,93 %)
Ein synthetisch replizierender ETF investiert nicht direkt in Titel, die im Index enthalten sind. Stattdessen wird die Benchmark mit einem Tauschgeschäft nachgebildet, über einen sogenannten Total Return Swap (TRS).
Der ETF Anbieter schließt einen Vertrag mit einem SWAP-Partner. In den meisten Fällen die Mutterbank. Bei Xtrackers die Deutsche Bank.
Die Partnerbank verpflichtet sich, dem ETF die Wertentwicklung des Index inklusive aller Dividendenzahlungen zu liefern. Im Gegenzug erhält die Partnerbank die Rendite eines Wertpapierkorbs, den der ETF-Anbieter vom Geld der Anleger kauft und als Sicherheit hinterlegt.
Diese müssen nicht die im Index enthaltenen Titel sein, sondern können beliebig gewählt werden.
Ein Beispiel: Ein Sicherheiten-Portfolio hat einen Wert von 100 Millionen Euro. Wenn der zugrunde liegende Index um vier Prozent, das Basisportfolio im gleichen Zeitraum allerdings nur um zwei Prozent steigt, dann muss der Swap-Partner dem ETF die Differenz von zwei Prozentpunkten zahlen. Macht in dem Fall zwei Millionen Euro. Entwickelt sich das Basisportfolio dagegen besser als der Index, streicht die Bank die Überrendite ein.
Die synthetische Nachbildung ist vor allem bei Indizes sinnvoll, die eine große Zahl an Werten enthalten oder bei denen die entsprechenden Aktien nur schwer zu bekommen sind. Bei Rohstoff-Indizes kommen fast ausschließlich synthetisch replizierende ETFs zum Einsatz, da es für den Emittenten viel zu aufwendig wäre, alle betreffenden Rohstoffe physisch einzulagern.
Ein Risiko entsteht bei der synthetischen Replikation jedoch in einer möglichen Pleite der Partnerbank, wenn diese ihrer Zahlungsverpflichtung nicht mehr nachkommen und die Indexrendite nicht mehr liefern kann. Der ETF-Anbieter muss dann auf das Sicherheiten-Portfolio zurückgreifen und es zu Geld machen. Liegt der Wert dieses Aktienkorbs jedoch unter dem Wert des Index, entsteht den Anlegern ein Verlust. Dieses Risiko darf laut OGAW-Richtlinien (*2) nicht mehr als 10% betragen.
Das Kontrahenten- beziehungsweise Ausfallrisiko lässt sich auch dadurch reduzieren, dass der Swap-Partner selbst Sicherheiten einbringt. Bei den "Fully Funded Swaps" (vollbesicherten Swaps), einer besonderen Form der synthetischen Replikation, investiert der ETF ausschließlich in einen Swap und erhält gegen Cash die Indexrendite. Ein Trägerportfolio gibt es nicht mehr. Der Kontrahent stellt den Sicherheitskorb zusammen und hinterlegt ihn bei einer separaten Depotbank.
Physisch oder Synthetisch ?
Was jetzt besser ist, lässt sich pauschal nicht beantworten.
Wer sich für die Anlage in ETFs entscheidet, sollte überlegen, mit welchem Modell der Index-Nachbildung er sich besser anfreunden kann. Die Konstruktion physischer ETFs ist deutlich leichter nachvollziehbar. Wer also nach dem Grundsatz handelt "Kaufe nur, was Du verstehst", der wird sich im Zweifel für diese Variante entscheiden.
Das heißt jedoch nicht, dass synthetische ETFs schlechter wären. Wer sie kauft, sollte sich aber bewusst machen, dass deren Aktienportfolio mit dem eigentlichen Index oft nur wenig zu tun hat.
*1 Als illiquide werden Aktien bezeichnet, die nur in sehr geringem Umfang an der Börse gehandelt werden. Meistens handelt es sich um sehr kleine Unternehmen, die in keinem der bekannten Indices (DAX, MDAX etc.) gelistet sind.
*2 OGAW-Richtlinie ("Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren"; engl. UCITS) $X010 (-0,93 %)