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Inferenzmarkt: der neue Goldrausch der KI

Aufbauend auf meinem Post von gestern…

(https://getqu.in/xnw3fe/)


möchte ich in diesem Beitrag mehr zum Übergang vom KI-Infrastrukturausbau hin zum Inferenz-Markt, unter Berücksichtigung meiner persönlichen Einschätzung und Nutzung einiger Quellen schreiben. Genannte Aktien stellen keine Anlageberatung dar. Die Zeilen sollen wie immer Impulse geben um die möglichen Gewinner von morgen zu verstehen.

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In den letzten Jahren und auch aktuell fließt ein Großteil der Investitionen in den Aufbau der Infrastruktur für Künstliche Intelligenz.

Tech-Giganten und Cloud-Anbieter haben riesige Rechenzentren errichtet, um die Trainingsphase von KI-Modellen wie GPT‑4 oder Gemini zu ermöglichen [1]. 


Doch nun zeichnet sich ein Paradigmenwechsel ab: Der Fokus verlagert sich vom teuren Training hin zum Inferenzmarkt, also zur praktischen Nutzung und Monetarisierung von KI-Modellen, da die generellen KI-Modelle irgendwann zur „Commodity“ werden.


Wenn man sagt, dass KI zur Commodity wird, bedeutet das, dass Künstliche Intelligenz, zunehmend zu einer Standardtechnologie wird, die für viele Unternehmen und Branchen leicht verfügbar und zugänglich ist, ähnlich wie Elektrizität, Internet oder Cloud-Computing heute.


Standardisierung und Verfügbarkeit


  • KI-Lösungen werden so weit standardisiert, dass Unternehmen sie ohne tiefgreifendes Fachwissen einsetzen können.
  • Statt individuell entwickelte KI-Systeme zu erstellen, greifen Unternehmen auf vorgefertigte Lösungen oder Plattformen zurück (z. B. KI-Modelle, APIs oder Dienste von Unternehmen wie OpenAI, Google oder Microsoft).


Niedrigere Kosten


  • Durch Skaleneffekte und technologische Fortschritte werden KI-Systeme günstiger und damit für mehr Unternehmen erschwinglich.
  • Cloud-Anbieter wie AWS, Azure oder Google Cloud bieten KI-Tools als pay-as-you-go-Dienste an, was die Einstiegshürden für kleinere Firmen senkt.


Breite Einsatzmöglichkeiten


  • KI wird in allen möglichen Branchen genutzt, von Logistik über Finanzen bis hin zu Gesundheitswesen und Landwirtschaft.
  • Technologien wie Bild- und Sprachverarbeitung, automatisierte Entscheidungsfindung oder Datenanalyse werden zur Grundlage für Innovationen.


Verlust von Wettbewerbsvorteilen


  • Wenn KI für alle Unternehmen gleichermaßen verfügbar ist, verlieren diejenigen, die früher führend waren, ihren einzigartigen Wettbewerbsvorteil.
  • Der Unterschied liegt dann nicht mehr in der Nutzung von KI an sich, sondern in der effizienten und kreativen Anwendung der Technologie.


Langfristige Bedeutung


  • KI als Commodity führt zu einer Demokratisierung von Technologie, bei der jedes Unternehmen Zugang zu denselben Basistools hat.
  • Wettbewerb wird sich darauf verlagern, wer KI besser einsetzt, anstatt darauf, wer sie besitzt oder entwickelt.
  • Gleichzeitig könnten neue Differenzierungsmerkmale entstehen, etwa durch branchenspezifische Anpassungen oder einzigartige Daten.


In der Praxis bedeutet das: KI ist nicht mehr die exklusive Domäne von Tech-Giganten, sondern ein Werkzeug, das jeder nutzen kann, um Innovationen voranzutreiben.


📈 Warum der Shift zum Inferenzmarkt unvermeidlich ist


Von Training zu Inferenz: Wo liegt der Unterschied?


Training:


KI-Modelle werden mit enormen Datenmengen trainiert, ein rechenintensiver Prozess, der spezialisierte Hardware wie GPUs und TPUs benötigt. Unternehmen wie Nvidia, AMD und Broadcom profitieren in dieser Phase stark vom Boom der Rechenzentren.


Inferenz:


Nach Abschluss des Trainings müssen die Modelle in der realen Welt eingesetzt werden, sei es durch Chatbots, Sprachassistenten oder Bildverarbeitung. Hier zählt vor allem die Effizienz, da KI in Echtzeit auf Millionen von Anfragen reagieren muss. 


Kapitalverlagerung: Das Geld folgt der Monetarisierung


Infrastrukturaufbau abgeschlossen:


Der Aufbau der Trainingsinfrastruktur ist kostenintensiv, aber nach einer bestimmten Phase geht der Fokus auf Optimierung und effizientere Nutzung über sparsames Training oder spezialisierte Chips.


Energieeffizienz und Kostenoptimierung:


Unternehmen suchen nach Lösungen, die nicht nur leistungsstark, sondern auch energieeffizient und kostengünstig sind, ein entscheidender Faktor für die Maximierung der Margen.


🔮 Der Wachstumsmarkt der Zukunft


Der Inferenzmarkt expandiert rasant, da KI-Anwendungen in immer mehr Lebens- und Arbeitsbereiche vordringen:


Automatisierter Kundenservice:


Chatbots und virtuelle Assistenten ersetzen klassische Callcenter und bieten rund um die Uhr Unterstützung (z.B. IBM watsonx Assistant) [2]. 


Medizinische Diagnostik:


KI-gestützte Bildanalysen verbessern die Diagnostik und ermöglichen personalisierte Therapien [3].


Sprachmodelle & Generative KI:


Anwendungen wie ChatGPT oder Google Bard revolutionieren den Bereich der generativen KI.


Industrie 4.0 & Automatisierung:


Smart Factories und Predictive Maintenance steigern die Effizienz in der Produktion [4].


🏆 Die Profiteure des Inferenz-Marktes - wie sind die Big Techs aufgestellt?


📌 AMD
$AMD (-2,29 %) Der Herausforderer von Nvidia im Inferenzbereich


Technologie:


  • AMDs MI300X gilt als direkter Konkurrent zu Nvidias H100 und bietet Vorteile in Bezug auf Energieeffizienz und Kosten [5].


Marktaussichten:


  • Mit einer starken Positionierung im Cloud- und Rechenzentrumsbereich könnte AMD im wachsenden Inferenzmarkt Marktanteile gewinnen 


Nvidia $NVDA (-3,63 %) Vom Trainings- zum Inferenzkönig?


Dominanz im Trainingsmarkt:


  • Nvidia dominierte bislang mit den A100- und H100-GPUs den Trainingssektor [6].


Wechsel zum Inferenzbetrieb:


  • Mit neuen Software-Optimierungen wie TensorRT und spezialisierten Hardwarelösungen wie den Grace Hopper Superchips bereitet sich Nvidia darauf vor, auch im Inferenzbereich führend zu sein.


Google
$GOOGL (-2,28 %) TPUs als Inferenzlösung der Zukunft


Eigene KI-Chips:


  • Google setzt auf eigene Tensor Processing Units (TPUs), um Inferenzkosten in der Cloud zu senken [7].


Anwendungsbreite:


  • Optimierte Inferenzchips spielen eine wesentliche Rolle in Google Cloud sowie bei YouTube AI-Empfehlungen.


Amazon
$AMZN (-2,39 %) Der Cloud-Riese mit eigener KI-Hardware


Inferentia-Chips:


  • Amazons speziell entwickelte Inferentia-Chips sind auf den kostengünstigen Betrieb von KI-Inferenzlösungen ausgelegt [8].


Marktdurchdringung:


  • Mit einer stetig wachsenden Anzahl an AWS-Kunden, die maßgeschneiderte KI-Inferenzlösungen nutzen, bleibt Amazon ein zentraler Player im KI-Sektor.


Microsoft
$MSFT (-1,57 %) Profiteur durch OpenAI & Azure AI


Partnerschaft mit OpenAI:


  • Die enge Kooperation mit OpenAI positioniert Microsoft als einen der größten Anbieter von Inferenzlösungen.


Azure AI:


  • Mit Azure AI baut Microsoft eine leistungsfähige Cloud-Infrastruktur für generative KI auf.


Zukünftige Entwicklungen:


  • Eigene KI-Chips könnten langfristig die Abhängigkeit von externen Anbietern wie Nvidia verringern.


Broadcom
$AVGO (-3,16 %) Der „Hidden Champion“ für Inferenz-Netzwerke


Netzwerktechnologie:


  • Broadcoms Hochgeschwindigkeits-Netzwerktechnologie ermöglicht die schnelle Datenverarbeitung, die für KI-Inferenz entscheidend ist.


Marktführerschaft:


  • Als führender Anbieter von Netzwerkchips in Hyperscale-Rechenzentren profitiert Broadcom vom wachsenden Bedarf an KI-optimierten Lösungen.


Qualcomm
$QCOM (-4,11 %) Inferenz auf dem Edge-Markt


Edge Computing:


  • Neben der Cloud wird Inferenz auch auf mobilen Geräten und IoT-Systemen benötigt. Qualcomm bietet dafür leistungsstarke, energieeffiziente KI-Chips.


Smartphone-Anwendungen:


  • Insbesondere der Einsatz von Snapdragon AI-Prozessoren in Smartphones macht Qualcomm zu einem wichtigen Player im Edge-Bereich.



🎯 Fazit: Der Inferenzmarkt kann der neue Goldrausch der KI sein


Der KI-Boom ist noch lange nicht vorbei, er verlagert sich lediglich. Während der Ausbau der Infrastruktur den Grundstein legte, stehen nun die kontinuierlichen Einnahmen aus Inferenzlösungen im Vordergrund.


  • Unternehmen, die sich auf energieeffiziente und leistungsfähige Inferenz-Hardware spezialisieren, besitzen langfristiges Wachstumspotenzial.


  • Anbieter mit eigenen KI-Lösungen können durch Kostensenkung und Margenverbesserung massiv profitieren.


  • Firmen wie Broadcom liefern das technologische Fundament für schnelle und zuverlässige KI-Inferenz.


Der Inferenzmarkt ist längst Realität und kein kurzfristiges Phänomen. 


❓Welche Unternehmen, seht ihr neben den Big Playern als Profiteure?


im gestrigen Post habe ich zum Ende meine persönliche Depot-Aufstellung zum Thema KI-Revolution kurz dargestellt.


Danke fürs Lesen! 🤝

__________


Quellen: 

[1]

https://datacentremagazine.com/it/gartner-why-global-it-spending-will-hit-us-5-61tn-in-2025


[2]

https://www.ibm.com/de-de/products/watsonx-assistant?utm_content=SRCWW&p1=Search&p4=43700081249081072&p5=e&p9=58700008827051052&gclsrc=aw.ds&gad_source=1&gbraid=0AAAAA-oK3j5oGHzEFRXtK5errGcJ_JurZ&gclid=CjwKCAiAnpy9BhAkEiwA-P8N4u6i5OsTL36ctZDn93JgG58kV90ckf7U6o2QKeKPSUqqwHSw3MxoaRoC2IwQAvD_BwE


[3]

https://www.mckinsey.com/featured-insights/themes/whats-next-in-ai-and-healthcare


[4] https://www.deloitte.com/de/de/issues/innovation-ai/industrie-40.html


[5] https://www.amd.com/de/products/accelerators/instinct/mi300/mi300x.html


[6]

https://www.nvidia.com/en-us/data-center/


[7]

https://cloud.google.com/tpu


[8]

https://aws.amazon.com/de/ai/machine-learning/inferentia/

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6 Kommentare

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Danke für den tollen Beitrag.
Es bleibt und wird spannend. Da KI für viele Unternehmen Neuland ist wird der Beratungsbedarf steigen. Hiervon sollten Berater wie $ACN oder $GLOB profitieren.
Die zur Verfügung stehenden Daten müssen analysiert und aufbereitet werden. Hier ist oft weniger mehr. Ein Profiteur sollte $EXLS sein.
Am Ende geht es aber wohl auch darum welche Software Unternehmen hier die besten Modelle bauen. Modelle welche Unternehmen profitabler machen und Margen steigern können.
Könnte mir vorstellen, hier wird der CEO Mark Leonard schon Ausschau nach halten und $CSU wird vom KI Boom profitieren.
Bei $APP konnte man schon gut erkennen wie sich gut angewendete KI auswirken kann.
Aber auch bei den Zukunftstechnologien wie Robotik, Autonomes Fahren und Defense und Aerospace wird KI eine riesengroße Rolle spielen. Hier wird $NVDA , $TSLA aber auch unsere Deutschen Autobauer sehe ich hier mit vorne.
Die Gefahr bei KI wird aber auch sein, dass Unternehmen schrumpfen oder sogar verschwinden werden
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1Wo.
@Tenbagger2024 sehr gerne. Danke für deine Ergänzungen.

Die Etablierung in die Breite Unternehmenswert und intensive Nutzung wird sicherlich noch eine Zeit dauern. Der Consulting Bereich wird hier bestimmt profitieren.. stimmt.

Bei deinen genannten Aktien muss ich mal rein schauen. In ein paar Jahren wird wohl jedes Unternehmen z.T. Ein KI unternehmen, was diverse Anwendungen umstellt und nutzt
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@VPT
Meine persönliche Meinung wäre, dass viele Unternehmen eher eigene KI Modelle entwickeln werden mit eigenen qualitative hochwertigen Daten. Und weniger auf andere Modelle zugreifen werden. Gerade in Europa spielt Datenschutz ja auch eine große Rolle. Hierdurch sollte Edge Computing ewtl. eine größere Rolle spielen.
Wie Du auch sagst Consulting wird eine Rolle spielen, deshalb wunder mich, dass dieses sich in den Kursen der Unternehmen noch nicht wiederspiegelt.
Siehst Du hier eine Chance?
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1Wo.
@Tenbagger2024 Denke auch, dass die Zukunftsperspektive speziell im Bereich Edge Computing in den europäischen Playern noch nicht eingepreist ist, da aktuell die Musik eher in den USA spielt. Europa ist gefühlt abgehängt in dem Bereich.. aber dein Punkte mit dem Datenschutz ist natürlich die Sache 😂 Sobald die ersten richtigen Durchbrüche bei europäischen Modellen kommen kann es spannend werden und Chancen auftun.

Fraglich wäre ob europäische Player in dem Wettlauf mit USA & China vernünftige KI-Modelle hinbekommen.
Ansonsten könnt es so sein, dass wir „später“ dran sein werden aufgrund Regulatorik und dann Nischenmodelle oder Anwendungen für bestimmte Branchen und Anforderungen entwickeln. SAP und Start-Ups haben da meine ich ja auch schon einige Ansätze.

Bei der globalen Wettbewerbsfähigkeit in Hinsicht Skalierung werden wir wohl kein Vorreiter werden, sodass hier die aktuellen Big Player weiterhin am stärksten profitieren.

Zum Thema Edge Computing: wird bestimmt in deinen genannten Bereichen am wichtigsten sein: Autonomes fahren, Steuerung von Maschinen, medizinische Diagnosen etc. Da braucht man ja wohl Echtzeit-Entscheidungen die direkt im Gerät verarbeitet werden
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1Wo.
@Tenbagger2024 Europäische Aktien im Edge Bereich, da denke ich an
- Siemens für Industrie 4.0, also Automatisierung in der Fertigung,
- Bosch, als Zulieferer für Autos
- Klar.. SAP bei Unternehmenssoftware
- Schneider Electric auch im Bereich Smart Buildings und Industrie
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@VPT
$HMS , schau Dir mal HMS an. Die könnten jetzt durch KI aus der Nische stark werden aufgrund Ihrer Expertise. Maschinen über Ferndiagnose zu reparieren und zu analysieren. Fehler aus der Ferne erkennen um direkt Maßnahmen einleiten zu können. Hier bittet HMS die Hardware und Software um Konnektivität zu schaffen.
Gerade in Europa und Deutschland sind es diese Unternehmen welche in der Nische arbeiten und Spezialsoftware liefern. Wie auch in etwa $NEM oder $MUM .
Aber auch Siemens mit dem digitalen Zwilling sehe ich hier vorne
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