Im vergangenen Jahr sind so viele Beschwerden wie nie über DHL eingegangen. Das Unternehmen will dennoch 8.000 Stellen streichen.
Bei der Bundesnetzagentur sind noch nie so viele Post-Beschwerden eingegangen wie im vergangenen Jahr. Wie die Bonner Behörde auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa mitteilte, erreichten sie 44.406 Eingaben zu Mängeln der Postversorgung und damit 2.817 mehr als 2023. Das entspricht einem Plus von fast sieben Prozent. Der bisherige Höchstwert von 43.125 Beschwerden im Jahr 2022 wurde damit knapp übertroffen.
Die Möglichkeit zur Kritik bezieht sich auf die ganze Post- und Paketbranche, allerdings richteten sich im vergangenen Jahr 89 Prozent der Beschwerden gegen den Marktführer DHL und seine Briefsparte Deutsche Post.
Meistens geht es um Mängel bei der Zustellung, aber auch um andere Themen wie Filialen, bei denen Verbraucher auch innerhalb ihrer eigentlichen Öffnungszeiten vor verschlossenen Türen standen, oder um Briefkästen, die seltener geleert werden als früher. Für Frust sorgen auch angeblich fehlgeschlagene Zustellversuche, obwohl der Empfänger doch daheim wartete und die Klingel gut funktionierte – da drängt sich die Frage auf, ob der Paketbote es überhaupt ernsthaft versucht hat.
DHL: Anteil der Beschwerden gering
Der Post-Konzern DHL teilt mit, dass die Anzahl der auf ihn bezogenen Beschwerden im Verhältnis zu den 12,2 Milliarden Briefen und 1,8 Milliarden Paketen, die im vergangenen Jahr ausgeliefert wurden, gering sei. Ein Firmensprecher betont aber, dass jede Beschwerde eine zu viel sei. "Wir arbeiten täglich daran, unsere Qualität zu verbessern und möglichst wenig Anlässe für Beschwerden entstehen zu lassen", sagte der Sprecher.
Der Statistik zufolge führen nur 0,0003 Prozent der Sendungen zu einer Beschwerde bei der Bundesnetzagentur. Allerdings kann man sich auch direkt bei DHL beschweren. Wie viele kritische Wortmeldungen die Firma direkt erreicht haben, verrät der Konzern nicht.
Hinzu kommt eine Dunkelziffer von Zustellfehlern, die zwar zu Frust bei Empfängern geführt, diese aber nicht zu einer Beschwerde bewegt haben. Letztlich ist die Beschwerdezahl der Bundesnetzagentur nur ein Indikator, dass etwas im Argen liegen könnte in der Branche, die einen hohen Zeit- und Kostendruck hat.
Post begründet Probleme mit Personalengpässen
Wenn sich kritische Wortmeldungen in einer Region häufen, leitet die Bundesnetzagentur sogenannte Anlassprüfungen wegen unterbliebener oder mangelhafter Briefzustellung ein. Im vergangenen Jahr waren das 27 und damit acht weniger als 2023. Relativ viel Unmut gab es nach Angaben der Bonner Behörde etwa im Oktober 2024 in Bochum, wo die Post ihre Zustellprobleme mit Personalengpässen und organisatorischen Engpässen begründete. Die Post reagierte dort mit Neueinstellungen und Vertretungskräften. Im Januar 2025 hatte sich die Zustellsituation stabilisiert, wie die Bundesnetzagentur schreibt.
Ähnliche Zustelldefizite gab es im vergangenen Jahr zwischenzeitlich etwa in Stuhr (Niedersachsen), Erlensee (Hessen), Hamburg, Freudenstadt (Baden-Württemberg), Planegg (Bayern) und Neuenhagen (Brandenburg). Nicht nur Personallücken spielten eine Rolle, sondern mitunter auch schlechtes Wetter und ungewohnt hohe Sendungsmengen.
Generell hat die Deutsche Post mit dem Rückgang des Briefgeschäfts zu kämpfen. Das Unternehmen kündigte am 6. März 2025 an, 8.000 Stellen in Deutschland bis zum Jahresende streichen zu wollen. Der dänische Postdienstleister Postnord teilte sogar mit, bis Ende 2025 die Briefbeförderung komplett einstellen zu wollen.
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