Die Analystenkonferenz von Rolls-Royce ($RR. (-0,5 %) ) gab einen tiefen Einblick in die Transformation des Unternehmens und die ambitionierten Wachstumsziele für die kommenden Jahre.
Ich konnte aus den Aussagen des Managements deutlich herauslesen, dass Rolls-Royce dabei ist, sich als leistungsstarkes, wettbewerbsfähiges und widerstandsfähiges Unternehmen neu aufzustellen. Besonders spannend: Die Unternehmensziele für Gewinn und Cashflow sollen zwei Jahre früher als ursprünglich geplant erreicht werden, was das starke Momentum und die operativen Fortschritte unterstreicht.
Mit einem Umsatzanstieg von 17 % auf 17,8 Milliarden Pfund und einem operativen Gewinnplus von über 55 % auf 2,5 Milliarden Pfund hat Rolls-Royce 2024 ein eindrucksvolles Jahr hingelegt. Die operative Marge verbesserte sich um über drei Prozentpunkte auf 13,8 %, während der Free Cashflow um 2,4 Milliarden Pfund stieg – ein klares Zeichen für die starke finanzielle Performance. Die wohl größte Überraschung für Investoren war jedoch die Wiederaufnahme der Dividende und der angekündigte Aktienrückkauf in Höhe von 1 Milliarde Pfund – der erste seit einem Jahrzehnt. Dies zeigt das klare Engagement des Unternehmens, die Aktionärsrenditen nachhaltig zu steigern.
Das Management legte großen Wert auf die langfristige Strategie, die auf vier Kernbereichen basiert:
- Portfolioentscheidungen und Partnerschaften: Fokussierung auf margenstarke Geschäftsbereiche und strategische Kooperationen
- Strategische Initiativen: Verbesserung der operativen Exzellenz durch Kostenoptimierung und Effizienzsteigerungen
- Kohlenstoffärmeres und digitalisiertes Geschäft: Nachhaltige Technologien und digitale Prozesse als Wachstumstreiber
- Effizienz und Vereinfachung: Reduktion von Komplexität und Kosten in der gesamten Organisation
Für 2025 erwartet Rolls-Royce einen operativen Gewinn zwischen 2,7 und 2,9 Milliarden Pfund und einen Free Cashflow in derselben Größenordnung, was auf eine weitere Steigerung der Profitabilität hindeutet. Bis 2028 sollen diese Werte auf 3,6 bis 3,9 Milliarden Pfund beim operativen Gewinn und 3,1 bis 3,4 Milliarden Pfund beim Free Cashflow wachsen. Die mittelfristige operative Marge wird auf 15 bis 17 % angehoben, was das verbesserte Geschäftsmodell widerspiegelt.
Ein besonders interessantes Thema war die Margensteigerung in der zivilen Luftfahrt. Rolls-Royce setzt auf eine Verbesserung der Aftermarket-Performance, höhere Margen bei neuen Triebwerken für Großraumflugzeuge und eine stärkere Präsenz in der Business Aviation. Die Zielmarge für den Bereich liegt bei 18 bis 20 %, was ein deutlicher Anstieg gegenüber dem aktuellen Niveau wäre.
Auch die Sparte Verteidigung bleibt mit einer erwarteten Marge von 14 bis 16 % profitabel, wobei der Fokus auf Eigenleistungen liegt. Energiesysteme, ein Bereich, der oft weniger Beachtung findet, entwickelt sich zunehmend zu einem stabilen Wachstumssegment, das mehr als die Hälfte seines Gewinns aus Dienstleistungen generiert.
Besonders interessant ist die Rolle von SMRs (Small Modular Reactors) im zukünftigen Wachstum von Rolls-Royce. Mit Blick auf Energiesicherheit und Netto-Null-Ziele sieht das Unternehmen enorme Chancen in diesem Markt. Aufgrund der umfangreichen Erfahrung im Nuklearbereich und der modularen Bauweise der SMRs ist Rolls-Royce strategisch bestens positioniert. Das Management betonte, dass SMR-Projekte bereits von Beginn an positiven Cashflow generieren könnten, da Kunden Vorauszahlungen leisten, was das Geschäftsmodell besonders attraktiv macht. Eine Regierungsentscheidung für SMRs wird im zweiten Quartal erwartet, was den weiteren Kurs in diesem Bereich maßgeblich beeinflussen könnte.
In der anschließenden Fragerunde gab es eine Reihe spannender Einblicke zu den laufenden Optimierungsmaßnahmen und strategischen Weichenstellungen.
Zum Trent 1000 Triebwerk und den Marktanteilen erklärte der CEO, dass Rolls-Royce mit den jüngsten Verbesserungen nun wieder eine wettbewerbsfähige Position im Markt für 787-Flugzeuge erreicht hat und den Marktanteil dort weiter ausbauen möchte.
Die Frage nach Kosteneinsparungen und deren Auswirkungen auf die Rentabilität brachte eine interessante Erkenntnis: Zwar gibt es signifikante Einsparpotenziale, aber Lieferkettenprobleme und Kostensteigerungen absorbieren einen Teil der positiven Effekte. Dennoch bleibt das Unternehmen optimistisch, durch weitere operative Verbesserungen zusätzliche Margensteigerungen zu realisieren.
Ein Analyst hinterfragte die Vertragsmargen bei neuen Deals, woraufhin das Management bestätigte, dass die Profitabilität neuer Verträge bereits deutlich höher ausfällt als in der Vergangenheit. Durch Nachverhandlungen und operative Verbesserungen sollen sich diese Margen weiter verbessern.
Spannend war auch die Frage nach möglichen weiteren Aktienrückkäufen. Die CFO betonte, dass man sich an den Kapitalrahmen hält, aber verschiedene Kapitalallokationsstrategien prüft. Es bleibt also offen, ob es in Zukunft weitere Rückkaufprogramme geben könnte.
Ein weiteres großes Thema waren die Auswirkungen von US-Zöllen auf Rolls-Royce. Das Management zeigte sich entspannt und erklärte, dass die bereits angekündigten Zölle nur begrenzte Auswirkungen haben und proaktiv Maßnahmen ergriffen wurden, um zukünftige Risiken zu minimieren.
Die Analystenkonferenz hat ein klares Bild gezeichnet: Rolls-Royce befindet sich in einem umfassenden Transformationsprozess und setzt klare Wachstumsziele für die kommenden Jahre. Mit ambitionierten Margenzielen, einem starken Free Cashflow und Wachstum in zukunftsträchtigen Bereichen wie SMRs positioniert sich Rolls-Royce als ein Unternehmen mit langfristigem Potenzial. Trotz anhaltender Herausforderungen in der Lieferkette zeigt sich das Management selbstbewusst, die gesetzten Ziele zu erreichen.
Ich persönlich finde Rolls-Royce gerade wegen den Dienstleitungen im Bereich Verteidigung und SMR (Energie) super spannend.
