Mein ehrenwerter Weggefährte @topicswithhead hat mir kürzlich neben vielen anderen Leuten zuvor ans Herz gelegt doch mal mehr in ETFs zu investieren.
Ich habe bereits vor einiger Zeit schon mal im beliebten Post "Warum meine Strategie nicht funktioniert -und ich sie nicht ändere" erklärt warum ich überhaupt aktives Stockpicking betreibe (nachzulesen hier: https://getqu.in/gN94sV/)
Darum soll es aber heute zunächst nicht gehen, sondern ich möchte im Gegenteil mal erklären, warum ich sehr damit hadere in ETFS zu investieren. Gleich vornweg werde ich hier nicht die Standard-Argumente bringen, dass ETFs angeblich dumb money sind oder ich den Markt outperformen will. Sondern ich habe ganz eigene Gründe die meine Abneigung rechtfertigen.
Ich finde den MSCI World auch gar nicht per se schlecht. Ich habe ihn auch ebenfalls mehreren Leuten empfohlen, denen ich nicht die Fähigkeit oder Einsatzbereitschaft zutraue sich täglich mit Investieren zu beschäftigen. Der MSCI World ist ja auch an sich eine toller Sache ABER ...
Mein Kernproblem ist, dass ich von der Diversifizierung der meisten ETFs gar nicht mal so überzeugt bin. Einem S&P 500 würde ich vielleicht noch ganz aufgeschlossen gegenüber stehen, allerdings ist hier das große Problem, dass sich sehr viel in den ersten 10 Aktien Aktien abspielt und sehr wenig in den 400 kleinsten. Die Gewichtung der Top 10 liegt bei nahezu 1/3 des Gesamtindexes. Und das ist insofern ein Problem, als dass ich alle 10 Aktien sehr gut kenne und hier eine ganz klare Meinung habe. Während ich von Amazon, Microsoft, Nvidia und Berkshire fast uneingeschränkt überzeugt bin und diese auch sehr deutlich übergewichten würde hauen mich Apple, Meta und Tesla ehrlich gesagt nicht vom Hocker.
Ich habe das ganz konkrete Gefühl mein Depot eher zu verschlechtern, wenn ich die Performance von allen 10 US-Mega-Caps abhängig mache, als wenn ich es nur von den 4 meiner Ansicht nach Besten abhängig mache.
Jetzt wird man natürlich schnell in Versuchung kommen mir recht panisch zu schreiben, dass das mit der Gewichtung ja alles viel besser wäre, wenn ich den MSCI World oder sogar ACWI kaufen würde.
Aber das ist halt nicht so. Denn die Top 10 Aktien bleiben ja erstmal genau die gleichen wie vorher. Nur dass sie halt statt 30% nur noch 20% ausmachen. Im Prinzip bleibt der S&P 500 als Kern des World bestehen. Und dass womit er verdünnt wird, gefällt mir halt ebenfalls nicht sonderlich. Schließlich macht USA auch im World ja wieder den entscheidenden Anteil aus. Und was nicht USA ist, sind dann Japan, England, Kanada, China, Indien, Frankreich, Deutschland ... na toll.
In China, England und Kanada würde ich sowieso nicht investieren wollen, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt. Da gibt's für mich überhaupt nichts interessantes. In Japan, Frankreich und Deutschland gibt es vielleicht allerhöchstens 5 spannende Unternehmen ... das wird jawohl möglich sein die auch einzeln zu identifizieren und dann zu kaufen ohne gleich das ganze Land kaufen zu müssen. Indien finde ich aber tatsächlich als Gesamtmarkt interessant.
Den USA-Anteil mit den genannten Ländern zu diversifizieren fühlt sich aber insgesamt an wie eine Apfelschorle aus Apfelsaft und Wasser aus dem Klo zu machen.
Kein normaler Mensch würde sich nen CAC 40, einen Nikkei 225 einen HDAX, einen FTSE 100 oder einen CSI 300 kaufen und stolz erzählen er hätte ein geiles Investment getätigt. Aber alle zusammen in einem ETF kommt dann auf einmal krass? Erzählt mir doch nichts.
Ich verstehe das schon, dass man in einem ETF im Prinzip ja auch viele sehr kleine und vielversprechende Unternehmen hat, Und dass da auch coole und aussichtsreiche Länder dabei sind, die mir ohne ETF wahrscheinlich entgehen. Aber das ist eben auch erstmal nur in homöopathischen Dosen. Und gerade sowas wie England, Frankreich oder auch Deutschland sind momentan eben leider relativ hoch gewichtet und werden perspektivisch eher zugrunde gehen und den ETF belasten. Ich glaube nicht daran, dass das Wirtschaftswachstum jetzt mal vorübergehend verschwunden ist und sich damit beheben lässt das Friedrich Merz alle zum Arbeiten zwingt. Das Problem ist ja, dass in diesen Ländern die Innovationskraft fast gänzlich zum Erliegen gekommen ist und da hilft es auch nichts pro Woche noch 2-3 Stunden länger Pommes zu frittieren und Schrauben festzuziehen.
Ums kurz zu machen: Ich habe tatsächlich auch einen Indien ETF. Weil ich sehe schon den Punkt im passiven Investieren. Bin nicht so tief im ETF Game drin, aber ich wäre sicherlich auch an anderen Länder oder Branchen ETFs interessiert. Oder vielleicht was von diesen fancy Faktor ETFs? Aber ich bin halt echt überhaupt nicht begeistert von marktkapitalisierungsgewichteten Indizes, wo die Unternehmen und Länder die ganz weit oben gewichtet sind direkt zu Kopfweh und Bauchschmerzen führen.
