Ich habe mich neulich mal wieder gefragt, was eigentlich aus den Gerichtsverfahren gegen $GOOGL (+0,55 %) geworden ist. Letztes Jahr gab es ja wieder einen heftigen Abverkauf, aber wie das immer so ist, wird erstmal auf die News reagiert dann sagt $GOOG (+0,53 %) dass sie in Berufung gehen und irgendwie vergessen dann alle das da jemals irgendwas gewesen ist.
Aber funktioniert das wirklich so? Man muss ja ja auch mal anerkennen dass es nicht reicht einfach nur Berufung einzulegen um eine Zerschlagung zu verhindern, sondern es wäre vielleicht ganz hilfreich vor Gericht auch mal irgendwas zu gewinnen. Und danach sieht es halt momentan noch nicht aus.
Doch um was geht es eigentlich? Ich lasse jetzt mal die ganzen schwachsinnigen Klagen aus der EU wegen DSGVO, DMA und Verbraucherschutz einfach weg. Die EU ist sowieso nur ein Papiertiger der die US-Tech-Werte drangsaliert weil es in der EU gar keine Tech-Werte gibt die reguliert werden könnten. Am Ende können die aber eh nicht viel machen. Viel schlimmer ist, wenn sich die US-Gerichte mit Alphabet beschäftigen, denn dann könnte wirklich die Hütte brennen.
Momentan laufen hier vor allem die folgenden 3 Verfahren:
1. Suchmaschinenmarkt-Klage (United States v. Google LLC, 2020)
Worum geht es?
- Am 5. August 2024 hat Richter Amit Mehta entschieden, dass Google ein illegales Monopol im Bereich der Onlinesuche und Suchwerbung darstellt.
- Im November 2024 legte das US‑Justizministerium (DOJ) konkrete Abhilfemaßnahmen vor: darunter etwa die Abspaltung des Chrome‑Browsers, ein Ende exklusiver Default‑Deals (z. B. mit Apple) oder erzwungenes Daten‑Sharing für Wettbewerber
- Google wies diese Vorschläge als „extrem“ zurück und argumentiert, ein Verkauf von Chrome oder Einschränkungen bei Android gefährde Innovation und nationale Sicherheit
- Die Gerichtsverhandlung zur endgültigen Entscheidung der Abhilfemaßnahmen begann im Frühjahr 2025; das Urteil wird bis August 2025 erwartet
2. Werbetechnologie-Monopol (Ad Tech, 2023‑Klage)
Worum geht es?
- Am 17. April 2025 erklärte Richterin Leonie Brinkema Google für schuldig, in seinem Werbetechnologie-Geschäft (Ad Exchange, Ad-Server) ein illegales Monopol gebildet zu haben
- Google will gegen dieses Urteil Berufung einlegen.
- Der DOJ fordert nun ernsthafte Sanktionen bis hin zum Verkauf ganzer Teile des Ad‑Tech‑Business
3. Epic‑Games-Klage (Play Store und In‑App-Käufe)
Worum geht es?
- Ein US‑Berufungsgericht hat am 31. Juli 2025 (also letzten Donnerstag) die Entscheidung aus 2023 bestätigt, laut der Google das App-Vertriebsmodell auf Android wettbewerbswidrig gestaltet und In-App-Zwangsabrechnungen durchgesetzt hat.
- Google wird gezwungen, Drittanbieter-App‑Stores (z. B. Epic selbst) im Play Store zuzulassen und externe Zahlungsoptionen zu erlauben.
Also zusammenfassend wird Google vorgeworfen die Suchmaschine ist illegal, das Werbegeschäft ist illegal und der App Store ist auch illegal. Ich find es schon bemerkenswert, dass solche News die das Geschäftsmodell bedrohen einfach ignoriert werden, weil man ja in die Berufung gegangen ist. Aber wenn dann die Berufung auch nicht klappt, wird noch nicht mal überhaupt darüber gesprochen. Das Urteil von letzten Donnerstag bedeutet jetzt ganz konkret einen drastischen Einbruch der Umsätze mit Android in der Größenordnung von mehreren Milliarden pro Jahr. Das wäre schon mal einen Post wert gewesen.
Google treffen solche Regulationsmaßnahmen eben auch besonders hart. Grundsätzlich ist es für Aktionäre nicht so schlimm, wenn Unternehmen zerschlagen werden. Das ist dann eventuell sogar positiv für das Wachstum wenn wir von Eisenbahn-, Stahl oder Ölfördergesellschaften sprechen würden - also Geschäftsmodellen die auf sich gestellt ganz prima funktionieren. Google hingegen wird ja oft bildlich als "Datenkrake" dargestellt. Nun wenn man jetzt der Krake einfach einen Arm abschlägt, dann hat die Krake nichts davon, aber gleichzeitig kann man auch mit dem Arm wenig nützliches machen. Wenn also Chrome abgespalten wird bedeutet das, dass ein enormer Synergieeffekt verloren geht aber Chrome ohne Google ist halt auch für die Tonne.
Unterm Strich kann ich da noch nicht ganz verstehen warum immer wieder davon geschwärmt wird dass Alphabet so günstig ist. Bei anderen Unternehmen reicht es manchen hier aus, dass das DOJ den Cousin vom Onkel des CEOs unter die Lupe nimmt damit -99% Market Cap absolut gerechtfertigt sind und Alphabet die echte Niederlagen in echten Gerichtsverfahren kassieren gelten als sichere Bank.
Momentan würde ich bei der Lage maximal 150 USD für Alphabet bezahlen, bei den 190 USD die aktuell aufgerufen werden sollte man sich wirklich schon zu 1000% sicher sein, dass Google in diesem August nicht erneut verurteilt wird.