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Insights aus der BMW Group Analysten Q&A-Session

Als Zuhörer der diesjährigen Analystenkonferenz der BMW Group ($BMW (-7,54 %) ) konnte ich einige interessante Einblicke gewinnen, die ich gerne mit euch teilen möchte.


Ich fasse hier ausschließlich die Fragerunde der Analysten zusammen, da ich sie sehr aufschlussreich fand.


Patrick Hummel von UBS eröffnete mit zwei Fragen. Zunächst ging es um die Kapitalallokation. Er lobte die Erhöhung der Ausschüttungsquote für 2024, fragte aber nach konkreteren Details zum geplanten Aktienrückkaufprogramm über die bereits genehmigten 1 Milliarde Euro pro Jahr hinaus und warum keine weitere Erhöhung der Ausschüttungsquote beschlossen wurde.

Herr Mertl erklärte, dass die Dividendenpolitik im Korridor von 30% bis 40% des Gewinns liegt und die aktuelle Ausschüttungsquote die höchste jemals genutzte sei, ergänzt durch optionale Aktienrückkäufe. Bezüglich der Aktienrückkäufe versicherte er, dass ein neues Programm nur nach Zustimmung der Hauptversammlung gestartet wird und Details zum Volumen rechtzeitig bekannt gegeben würden. Zum freien Cashflow, der für 2025 auf über 5 Milliarden Euro prognostiziert wird, erklärte er, dass dieser die Grenze für Ausschüttungen darstelle und die Dividende für 2025 im nächsten Jahr bekannt gegeben werde.


Die zweite Frage von Herrn Hummel betraf den angekündigten Abschied von Frank Weber, dem Entwicklungsvorstand, kurz vor dem Start der NEUE KLASSE. Herr Zipse betonte, dass dieser Schritt langfristig geplant war und der Zeitpunkt perfekt sei, da die Hauptentwicklung der NEUE KLASSE abgeschlossen sei und es nun um die Markteinführung gehe. Er zeigte sich sehr zuversichtlich hinsichtlich der Zusammenarbeit mit dem neuen Entwicklungsvorstand Joachim Post und Nicolai Martin.


Als Nächstes stellte José Asumendi von JPMorgan drei Fragen. Die erste richtete sich an Herrn Goller zur Veränderung des Wettbewerbsumfelds in China und den geplanten Produktneuheiten für 2025. Herr Goller verwies auf die globale Stärke der BMW Group, die regionale Volatilitäten ausgleichen könne. Er bestätigte, dass der steigende Marktanteil chinesischer Hersteller im Heimatmarkt erwartet wurde. Trotzdem bleibe der chinesische Markt mit rund 25 Millionen Einheiten pro Jahr enorm. BMW reagiere darauf mit einer Restrukturierung des Händlernetzwerks und einer Modelloffensive mit zehn neuen Modellen in China in diesem Jahr und weiteren 20 in den Jahren 2026 und 2027. Er zeigte sich zuversichtlich, das Geschäft in China zu stabilisieren und mit den neuen Modellen wieder Wachstum zu erzielen. Als Beispiel nannte er den vielversprechenden Bestellstart des neuen China X3 mit langem Radstand.


Die zweite Frage von Herrn Asumendi an Herrn Mertl betraf die Margin Guidance für 2025 und die Erwartungen für den chinesischen Markt angesichts des Umsatzrückgangs und des Bremsenrückrufs 2024. Herr Mertl erklärte, dass die Prognose von einer stabilen Entwicklung in China im ersten und zweiten Quartal ausgeht, vergleichbar mit dem vierten Quartal 2024. Die Anpassung der Guidance im September 2024 sei auf die IBS-Problematik und eine unerwartete Marktdynamik zurückzuführen.


Die dritte Frage an Herrn Zipse thematisierte den IBS-Rückruf und die daraus gezogenen Lehren hinsichtlich Qualitätskontrolle und Lieferantenbeziehungen. Herr Zipse betonte, dass trotz des Problems keine sicherheitsrelevanten Beeinträchtigungen für Kundenfahrzeuge bestanden hätten. Die schnelle Reaktion auf das Problem und die erhöhte Transparenz in der Lieferantenlandschaft seien Stärken von BMW. Er versicherte, dass Qualität weiterhin oberste Priorität habe.


Tim Rokossa von der Deutschen Bank hatte ebenfalls zwei Fragen. Zunächst ging es erneut um die Margin Guidance. Er merkte an, dass BMW im Vergleich zu Wettbewerbern wenig zu Kostensenkungsmaßnahmen gesagt habe und fragte nach den Auswirkungen potenzieller neuer Zölle und der Situation in China auf die Margen. Herr Mertl verwies auf die gezeigte Prognose, wo die bereits einkalkulierten Zölle detailliert aufgeführt seien, die die EBIT-Marge um etwa 1% belasten. Ohne diese Zölle läge die Guidance bei 6% bis 8%. Er betonte, dass BMW kontinuierlich an Kosteneffizienz in allen Bereichen arbeite und 2024 das Peak-Jahr für R&D, CapEx und operative Kosten gewesen sei. Er versprach eine Trendwende bei den operativen Kosten in den kommenden Quartalen. Zur Margin-Entwicklung im Jahresverlauf gab es keine Quartalsguidance, aber Herr Mertl deutete an, dass der Start möglicherweise etwas verhaltener sein könnte, da die Jahresguidance niedriger als im Vorjahr liege.


Die zweite Frage von Herrn Rokossa an Herrn Zipse betraf die Zukunft von BMW in einer zunehmend fragmentierten Welt, insbesondere im Hinblick auf die bisherige Stärke der lokalen Produktion. Herr Zipse betonte die Resilienz von BMW durch Technologieoffenheit, die globale Präsenz mit lokalen Produktionsstätten (Local-for-Local-Ansatz) und die Innovationsführerschaft, insbesondere durch die "NEUE KLASSE". Er verwies darauf, dass beispielsweise 50% des US-Absatzvolumens lokal produziert werden und somit nicht von Zöllen betroffen seien. Die "NEUE KLASSE" werde in Bezug auf Reichweite, Nutzererlebnis und digitale Performance einen neuen Standard setzen.


Stephen Reitman von Bernstein stellte Fragen zur Einführungsgeschwindigkeit der "NEUE KLASSE", dem Produktionshochlauf in Debrecen und München sowie zur Entwicklung der F&E-Kosten (Kapitalisierung vs. Amortisation).

Herr Goller erklärte, dass die Markteinführung der "NEUE KLASSE" zügig erfolgen werde, da es sich um eine komplette Familie von Fahrzeugen handele. Ende des Jahres starte die Produktion und die erste Einführung des iX3, und innerhalb von nur zwei Jahren sollen sechs !NEUE KLASSE" Modelle weltweit verfügbar sein, beginnend in Europa und dann in den USA und China. Herr Zipse ergänzte, dass die "NEUE KLASSE" die Basis für 40 neue oder überarbeitete Modelle bis 2027 bilde und die Technologiecluster in vielen anderen Fahrzeugen innerhalb von zwei Jahren zum Einsatz kommen würden. Herr Mertl erklärte, dass sowohl die F&E- als auch die Investitionsausgaben im Jahr 2025 gegenüber 2024 signifikant sinken werden und die Kapitalisierungsquote im Wesentlichen gleich bleibe, was sich positiv auf den freien Cashflow auswirken werde.


Die zweite Frage von Herrn Reitman betraf die Kommunikation mit politischen Entscheidungsträgern in den USA hinsichtlich der Auswirkungen von Zöllen auf das Geschäft und die Beschäftigung, insbesondere im Hinblick auf das Werk in Spartanburg, South Carolina. Herr Zipse verwies auf die bereits getätigten und geplanten Investitionen in den USA in Höhe von insgesamt 16 Milliarden US-Dollar, die BMW zu einem lokalen Player machen und die Anfälligkeit für Zölle reduzieren würden.


Horst Schneider von der Bank of America fokussierte seine Fragen auf die Preisgestaltung der NEUE KLASSE und die allgemeinen Preiserwartungen für 2025 sowie die Weitergabe von Zöllen an die Kunden. Herr Mertl betonte, dass die Preisgestaltung in den verschiedenen Märkten unterschiedlich sei und von den jeweiligen Marktpotenzialen abhänge. Bezüglich der durchschnittlichen Erlöse pro Einheit für 2025 erwartet BMW ein Niveau, das dem von 2024 entspricht. Herr Goller erklärte zur Weitergabe von US-Zöllen, dass es bei bereits bestellten Fahrzeugen einen Preisschutz für die Kunden gegeben habe. Die langfristige Strategie hänge von der weiteren Entwicklung der Zollsituation ab.


Michael Punzet von der DZ Bank bat um eine Klarstellung zu einer angeblichen Rückstellung von 1 Milliarde Euro für Zölle und nach den Möglichkeiten, US-Importzölle durch Exporte aus den USA zu kompensieren. Herr Mertl stellte klar, dass keine Rückstellung für Zölle gebildet wurde. Die genannten 1 Milliarde Euro seien lediglich eine Klassifizierung des potenziellen Impacts der genannten Zölle. Bezüglich der Kompensation erklärte er, dass Exporte aus Spartanburg in andere Weltregionen nach aktuellem Kenntnisstand nicht von US-Importzöllen betroffen seien. Für Importe in die USA prüfe BMW verschiedene Optionen wie die Anpassung der Lieferketten und des Produktmixes sowie eine mögliche Erhöhung der Produktion in Spartanburg.


Abschließend stellte Daniel Schwarz von Stifel Fragen zur Cash Allocation. Er wies darauf hin, dass die höchste Ausschüttungsquote zwar ein Signal sei, die absolute Dividende aber im Jahresvergleich gesunken sei. Er fragte, ob BMW künftig weniger Fokus auf die Ausschüttungsquote und mehr auf die absolute Dividende legen würde, auch wenn diese gelegentlich über 40% liegen könnte.

Herr Mertl betonte, dass sich die Prinzipien der Cash Allocation (Dividende im Korridor und optionale Aktienrückkäufe) nicht geändert hätten. Er wies aber darauf hin, dass die diesjährige Ausschüttungsquote die höchste sei und inklusive Aktienrückkäufe die Ausschüttungen für 2024 nahe 100% des freien Cashflows lägen und auch für 2023 die 40%-Marke überschritten werde. Zur zweiten Frage nach den Garantierückstellungen im vierten Quartal erklärte Herr Mertl, dass es im vierten Quartal 2023 einen außerordentlichen Anstieg der Rückstellungen gegeben habe, der im vierten Quartal 2024 nicht in dieser Form stattgefunden habe, was zu dem Eindruck geringerer Rückstellungen geführt habe.


Die Kapitalallokation und die Margenentwicklung blieben zentrale Themen für die Analysten. BMW betonte seine strategische Flexibilität, die globale Ausrichtung mit lokalen Produktionsstätten und die kontinuierlichen Bemühungen um Kosteneffizienz und Qualität. Die Auswirkungen von Zöllen wurden transparent diskutiert und in der Guidance berücksichtigt. Insgesamt vermittelte die Konferenz den Eindruck, dass BMW optimistisch in die Zukunft blickt und seine Position im globalen Wettbewerb weiter stärken will.


Ich hoffe, diese Zusammenfassung der Analystenkonferenz war für euch interessant!

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2 Kommentare

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Jop, war interessant und BMW bleibt weiterhin im Sparplan💪🏼😁
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@Maverick4831 gibt auch 5% Dividende dafür
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