Mit etwas Verzögerung gibt es auch hier meine Analyse aus meinem Blog. - Ich möchte die gerne auch mit euch teilen.
Microsoft - Langfristige Qualität oder überbewerteter Hype?
Microsoft ist nach meinen ETFs die drittgrößte Position in meinem Depot – und das mit gutem Grund. Aber ist sie das auch in Zukunft noch? Ich habe mir die Zahlen, das Marktumfeld, die Risiken und das Potenzial genau angeschaut. Und am Ende gibt’s meine ehrliche Einschätzung: Halten, nachkaufen oder verkaufen?
Das Wichtigste in Kürze:
- Aktueller Kurs (Juli 2025): ca. $497
- Bewertung: historisch teuer (KGV ~38, KUV >13)
- Wachstumstreiber: Cloud, KI (OpenAI), Office 365 Abo-Modell
- Risiken: hohe Erwartungen, geopolitische Spannungen, regulatorische Eingriffe
- Fazit: Qualitätsaktie mit Preisschild – Halten, kein Sofortkauf, aber Sparplan bleibt spannend
1. Fundament und Bewertung – Qualität hat ihren Preis
Microsoft ist eines der profitabelsten Unternehmen der Welt. Im letzten Geschäftsjahr lag der Umsatz bei $245 Mrd., die operative Marge bei 44 %, und unterm Strich blieb ein Gewinn von über $72 Mrd. Der Free Cashflow lag bei knapp $60 Mrd. Die Bilanz ist solide, Schulden kaum relevant.
Aber: Der Markt hat diese Qualität längst erkannt. Das KGV liegt bei ~38, das KUV bei über 13. Historisch lag das KGV mal bei 20. Heißt: Anleger zahlen heute deutlich mehr für jeden Dollar Gewinn. Der Markt traut Microsoft eben viel zu.
Und genau das ist das Problem: Wer jetzt kauft, braucht Vertrauen, dass das Wachstum weitergeht. Viel ist bereits eingepreist.
2. Woher kommt das Geld? – Microsofts Maschinenraum
Microsoft ist kein Windows-Konzern mehr. Das klassische Geschäft mit Office-Lizenzen und Windows-OEMs ist rückläufig. Stattdessen kommen die Umsätze heute aus drei Säulen:
- Intelligent Cloud (42 % Umsatz): Azure, Server, Datenbanken
- Productivity & Business (33 %): Office 365, LinkedIn, Dynamics
- Personal Computing (25 %): Xbox, Bing, Surface, Windows
Besonders stark wächst Azure – +33 % im letzten Quartal. Auch Office läuft rund, dank Abo-Modell. Nur das PC-Geschäft schwächelt – logisch, der große Hardware-Run ist vorbei.
Dazu kommt der neue Gamechanger: Künstliche Intelligenz. Microsoft ist über die Milliardenbeteiligung an OpenAI (ChatGPT) ganz vorne mit dabei. Copilot-Funktionen in Office, Azure AI-Services, GitHub Copilot – all das kann neue Umsatzströme bringen.
3. Chancen – Was richtig gut läuft
- Abos statt Einmalkäufe: Über 70 % der Umsätze sind wiederkehrend – planbar und krisenfest.
- Cloud auf Wachstumskurs: Azure ist klar die Nr. 2 hinter Amazon AWS – aber wächst schneller.
- KI-Führerschaft: OpenAI-Partnerschaft und eigene Infrastruktur zahlen sich aus.
- Moat (Burggraben): Office, Windows, Azure – das wechselt kein Unternehmen mal eben aus.
- Cash ohne Ende: Microsoft kann jedes Jahr Milliarden in Innovation stecken oder Aktien zurückkaufen.
4. Risiken – Wo es brenzlig werden kann
- Bewertung: Microsoft ist teuer. Sehr teuer. Wenn das Wachstum stockt, droht Kursdruck.
- Regulierung: EU, USA – immer mehr Politiker wollen Big Tech zügeln. Besonders bei Cloud & Office.
- Konkurrenz: Amazon (Cloud), Google (Workspace, Cloud), Apple (Chips), Oracle, IBM, Alibaba in China.
- China-Risiko: Azure China läuft nur über Partner, Marktzugang könnte durch Politik eingeschränkt werden.
- Makro: Höhere Zinsen = weniger Investitionen in IT. Dazu Währungseffekte & Inflation.
5. DCF & Bewertung – Was ist die Aktie wirklich wert?
Ein konservatives DCF-Modell (8 % Abzinsung, 2 % ewiges Wachstum) kommt auf einen fairen Wert von $350–380 pro Aktie. Der Markt sieht das anders – Analystenziele liegen um $500–520.
Ich sage: Viel Fantasie ist bereits eingepreist. Wer heute kauft, spekuliert darauf, dass KI, Cloud & Co. noch viel mehr einbringen als bisher erwartet. Möglich, aber kein Selbstläufer.
6. Fazit – Was mache ich mit meiner Microsoft-Position?
Microsoft ist für mich ein klarer Haltekandidat. Das Unternehmen ist grundsolide, weltweit aufgestellt, innovationsstark – und ich bin froh, es im Depot zu haben. Aber:
- Nachkaufen? Nicht sofort. Die Bewertung ist einfach zu hoch.
- Verkaufen? Nein. Wer langfristig investiert ist, bleibt drin.
- Sparplan? Ja, in kleinen Tranchen. Wer regelmäßig kauft, kann auch Rücksetzer nutzen.
Ich persönlich halte meine Position, stocke aktuell nicht auf, lasse aber den Sparplan weiterlaufen. Sollte es zu Rücksetzern kommen – etwa durch Zinsangst oder regulatorische Eingriffe –, bin ich bereit, stärker nachzulegen.
Disclaimer: Keine Anlageberatung. Jeder muss seine eigene Strategie finden. Ich teile hier meine Gedanken und Entscheidungen – nicht mehr, aber auch nicht weniger.