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Das Risiko einer kurzen Anlagedauer (< 10 Jahre) richtig einschätzen

Du denkst über eine größere Anschaffung in < 10 Jahren nach, weißt aber noch nicht, ob es tatsächlich zu dieser Anschaffung kommt und falls ja, wann genau du diese tätigen wirst (neues Auto, Kauf einer Immobilie, Liebhaber + Scheidung, ...)? Dein Herz blutet, da dein Geld auf dem Tagesgeldkonto vergammelt? Geht aber nicht anders, da jegliche Investition in ETF < 10 Jahre ein unkalkulierbares Risiko darstellt? Dann solltest du diesen Beitrag lesen! 


Unsere Welt ist nicht Schwarz oder Weiß. Es gibt Abstufungen, Übergänge sind fließend. Die Gründe für eine Investition (oder um eben nicht zu investieren) sind unterschiedlich und individuell. Um das Risiko und die Chance einschätzen zu können, sind detailliertere Informationen wichtig. Nur so können wir rationale Entscheidungen abhängig von unserem individuellen Risikoprofil treffen. Auf Basis der historischen Entwicklung des S&P 500 schauen wir uns in diesem Beitrag an, ob man tatsächlich den Vorhof der Hölle betritt, wenn man einen ETF nur 1, 2, 5 oder 9 Jahre bespart. Und falls nicht: Wie viel höher ist das Risiko im Vergleich zu einer Haltedauer von 10, 15 oder 20 Jahren?


Wichtig: Dieser Beitrag beschäftigt sich ausschließlich mit dem Risiko, das ihr mit einer kurzen Anlagedauer in ein breit gefächertes Portfolio eingeht. Die Chancen, die eine solche Anlagedauer bietet, werden nicht betrachtet. Genauso wenig werden Strategien berücksichtigt, die ein frühzeitiges / häufiges Kaufen & Verkaufen von Werten vorsehen. Es geht also darum, besser abschätzen zu können, welches Risiko eingegangen wird, wenn das langfristig investierte Geld möglicherweise doch schon nach weniger als 10 Jahren ausgezahlt werden muss.


Fazit & tl;dr

Wiederholt sich die Geschichte, so kann durchaus - mit relativ geringem Risikoaufschlag - ein ETF auf den S&P 500 anstatt der oftmals empfohlenen 10 Jahre auch nur 9 oder evtl. sogar 8 Jahre bespart werden. Im Falle einer Einmalinvestition wäre sogar ein Anlagehorizont von lediglich 7 Jahren völlig unproblematisch. Dennoch hat die Vergangenheit gezeigt, dass auch bei einer Anlagedauer von 10 Jahren im ungünstigsten Fall ein Verlust von bis zu 50% bei einer einmaligen Investition bzw. 40% bei einem Sparplan möglich sind.


Für die weniger risikofreudigen Anlegerinnen unter uns gibt es aber auch gute Nachrichten: In den letzten 95 Jahren gab es keinen Zeitpunkt für eine Einmalinvestition / den Start eines Sparplans in / auf den S&P 500, mit dem man sich nach 19 bzw. 17 Jahren noch im negativen Bereich bewegte.


Datenbasis und Vorgehen

Die Analyse in diesem Beitrag basiert auf der Wertentwicklung des S&P 500-Index von Dezember 1927 bis Juni 2022 [1]. Gerne hätte ich einen Welt-Index als Basis genutzt, hierzu liegen mir aber leider keine ausreichend detaillierten und lange genug zurückreichende Daten vor. Falls ihr welche habt, lasst es mich wissen. Dabei zu beachten ist, dass sich die Wertentwicklung eines konkreten ETF natürlich vom Index unterscheiden kann - bspw. aufgrund der jährlichen Kosten, Kosten für die Sparplanausführung, der Struktur des ETF und steuerlichen Aspekten.


Da die Unternehmen im S&P 500 nicht nur wachsen, sondern auch Dividende ausschütten, wurde auch diese berücksichtigt [2]. Das Ex-Dividende-Datum habe ich der Einfachheit wegen ignoriert und die Versteuerung der Dividende pauschal mit 27% angenommen. Außerdem bin ich von einer direkten Reinvestition der Dividende ausgegangen.


Die Vorgehensweise selbst ist relativ einfach. Über unterschiedliche Zeiträume wird jeden Monat (bei Einmalanlagen entsprechend nur einen Monat) der gleiche Betrag investiert und mit dem monatlichen Wertzuwachs (oder Verlust) gemäß dem Index verrechnet. Nach der Sparphase wird der investierte Betrag ggf. noch einmal für einen gewissen Zeitraum liegen gelassen, also nicht weiter bespart, bevor das Geld dann ausgezahlt wird. Gezahlte Dividende werden über den kompletten Zeitraum berücksichtigt. Die zentrale Frage ist: In wie vielen Fällen gehe ich mit Verlust aus dem Geschäft, wie hoch ist dieser Verlust und wie stark verändern sich diese Zahlen mit fallender / steigender Investitionsdauer?


Das Risiko richtig einschätzen

Wir schauen uns dabei das absolute Verlustrisiko an: In wie vielen Fällen (prozentual) wurde bei einer Anlagedauer von X Jahren Verlust / Gewinn erzielt? Werden 100 Fälle betrachtet, wovon 98 Fälle mit einem Gewinn enden, liegt das absolute Verlustrisiko bei 2%. Wird allerdings nur in 97 der 100 Fällen ein Gewinn erzielt, liegt das absolute Verlustrisiko bei 3%.


Daneben ist auch das relative Verlustrisiko eine wichtige Kennzahl. Sie gibt an, um wie viel Prozent das Verlustrisiko im Vergleich zu einem Referenzwert steigt / fällt. In den beiden Beispielen aus dem letzten Absatz erscheint das erhöhte Verlustrisiko im zweiten Szenario auf dem ersten Blick so gering, dass es als Investor ignoriert werden kann. Was sind schon 1% mehr Risiko bzw. 3% Gesamtrisiko? Deutlich mehr, als man vielleicht denkt. Relativ betrachtet steigt das Verlustrisiko tatsächlich um satte 50% (2% * 1,5 = 3%)! Die Wahrscheinlichkeit, im zweiten Szenario Verlust zu machen, ist also 1,5-mal so hoch wie im ersten Szenario.


Zudem muss betrachtet werden, wie hoch mögliche Verluste ausfallen. Vielleicht akzeptiere ich als Investor eine 20%ige Wahrscheinlichkeit meine Investition mit Verlust verkaufen zu müssen, sofern die Höhe des Verlusts nicht mehr als 10% beträgt. Auf der anderen Seite kann ein Verlustrisiko von nur 5% zu viel sein, wenn die Höhe des Verlusts bis zu 90% betragen könnte.


Für eine rationale Entscheidung müssen entsprechend alle drei Kennzahlen betrachtet werden. Wie hoch ist das absolute Risiko eines Verlusts? Um wie viel Prozent steigere ich mein Verlustrisiko im Vergleich zum Referenzwert, wenn ich früher aussteige? Und mit welcher Verlusthöhe muss ich ggf. rechnen?


Die Risikoakzeptanz ist von Investor zu Investor sehr unterschiedlich, weshalb sich jeder selbst fragen sollte, wie viel Risiko eingegangen werden kann und ab wann das Risiko dann doch zu groß ist. Entsprechend bekommt ihr nachfolgend von mir die hier genannten Kennzahlen präsentiert, um so eine individuelle Entscheidung treffen zu können.


Die Referenz (10 Jahre halten)

Werfen wir zuerst einen Blick auf unseren Referenzwert: Wir investieren einmalig und halten 10 Jahre. Insgesamt gibt es, vom 01.12.1927 jeden Monat bis zum 01.05.2012, 1.014 mögliche Investitionszeitpunkte. Nach 10 Jahren stehen wir in 120 (ohne Dividende) bzw. 66 (mit Dividende) der Fälle mit einem negativen Ergebnis da. Das entspricht einem Verlustrisiko in Höhe von 11,8% bzw. 6,5%. 


Wie häufig entstehen Verluste in welcher Höhe (inkl. Dividende)?


- 3x zwischen 50% und 40%

- 8x zwischen 40% und 30%

- 17x zwischen 30% und 20%

- 23x zwischen 20% und 10%

- 15x weniger als 10%


Wenig überraschend waren vor allem die Jahre / Monate rund um 1929 und 2000 besonders anfällig für Verluste.


Wird der S&P 500 hingegen über 10 Jahre jeden Monat mit einer gleichbleibenden Summe bespart, kann das Risiko etwas reduziert werden. In 94 (ohne Dividende) bzw. 29 (mit Dividende) der 1.014 Fälle wurde ein negatives Ergebnis erzielt. Das entspricht einem Risiko von 9,3% bzw. 2,9%.


Die Verluste teilen sich in diesem Szenario wie folgt auf (inkl. Dividende):


- 1x zwischen 40% und 30%

- 5x zwischen 30% und 20%

- 9x zwischen 20% und 10%

- 14x weniger als 10%


Hier wurden die Verluste beim Start des Sparplans um die Jahre 2000, 1930 und 1964 eingefahren.


Für die Risikoreduzierung bei einer 10-jährigen Anlagedauer war ein Sparplan auf den S&P 500 in der Vergangenheit also sinnvoller als eine einmalige Investition.


Haltedauer < 10 Jahre - Daten

Wie ändern sich die Zahlen bei einem einmaligen Investment und einer Haltedauer von 1-9 Jahren? @Kundenservice Ich hätte gerne die Möglichkeit, Daten als Tabelle zu formatieren.


9 Jahre:

- 1.026 mögliche Investitionszeitpunkte

- 113 (ohne) / 48 (mit Dividende) negative Ergebnisse

- 11% / 4,7% Verlustrisiko

- Reduzierung des Verlustrisikos um ca. 28%

Verluste (inkl. Dividende):

- 1x zwischen 60% und 50%

- 6x zwischen 50% und 40%

- 12x zwischen 40% und 30%

- 11x zwischen 30% und 20%

- 8x zwischen 20% und 10%

- 10x weniger als 10%


8 Jahre:

- 1.038 mögliche Investitionszeitpunkte

- 140 (ohne) / 42 (mit Dividende) negative Ergebnisse

- 13,5% / 4% Verlustrisiko

- Reduzierung des Verlustrisikos um ca. 38%

Verluste (inkl. Dividende):

- 1x zwischen 60% und 50%

- 2x zwischen 50% und 40%

- 7x zwischen 40% und 30%

- 10x zwischen 30% und 20%

- 7x zwischen 20% und 10%

- 15x weniger als 10%


7 Jahre:

- 1.050 mögliche Investitionszeitpunkte

- 152 (ohne) / 62 (mit Dividende) negative Ergebnisse

- 14,5% / 5,9% Verlustrisiko

- Reduzierung des Verlustrisikos um ca. 9%

Verluste (inkl. Dividende):

- 1x zwischen 50% und 40%

- 6x zwischen 40% und 30%

- 19x zwischen 30% und 20%

- 14x zwischen 20% und 10%

- 22x weniger als 10%


6 Jahre:

- 1.062 mögliche Investitionszeitpunkte

- 164 (ohne) / 91 (mit Dividende) negative Ergebnisse

- 15,4% / 8,6% Verlustrisiko

- Erhöhung des Verlustrisikos um ca. 32%

Verluste (inkl. Dividende):

- 7x zwischen 60% und 50%

- 8x zwischen 50% und 40%

- 7x zwischen 40% und 30%

- 18x zwischen 30% und 20%

- 13x zwischen 20% und 10%

- 38x weniger als 10%


5 Jahre:

- 1.074 mögliche Investitionszeitpunkte

- 223 (ohne) / 139 (mit Dividende) negative Ergebnisse

- 20,8% / 12,9% Verlustrisiko

- Erhöhung des Verlustrisikos um ca. 98%

Verluste (inkl. Dividende):

- 4x zwischen 70% und 60%

- 10x zwischen 60% und 50%

- 15x zwischen 50% und 40%

- 15x zwischen 40% und 30%

- 8x zwischen 30% und 20%

- 33x zwischen 20% und 10%

- 54x weniger als 10%


4 Jahre:

- 1.086 mögliche Investitionszeitpunkte

- 246 (ohne) / 171 (mit Dividende) negative Ergebnisse

- 22,7% / 15,7% Verlustrisiko

- Erhöhung des Verlustrisikos um ca. 242%

Verluste (inkl. Dividende):

- 4x zwischen 80% und 70%

- 8x zwischen 70% und 60%

- 10x zwischen 60% und 50%

- 13x zwischen 50% und 40%

- 11x zwischen 40% und 30%

- 30x zwischen 30% und 20%

- 40x zwischen 20% und 10%

- 55x weniger als 10%


3 Jahre:

- 1.098 mögliche Investitionszeitpunkte

- 242 (ohne) / 189 (mit Dividende) negative Ergebnisse

- 22% / 17,2% Verlustrisiko

- Erhöhung des Verlustrisikos um ca. 265%

Verluste (inkl. Dividende):

- 1x zwischen 90% und 80%

- 5x zwischen 80% und 70%

- 11x zwischen 70% und 60%

- 2x zwischen 60% und 50%

- 4x zwischen 50% und 40%

- 20x zwischen 40% und 30%

- 41x zwischen 30% und 20%

- 57x zwischen 20% und 10%

- 48x weniger als 10%


2 Jahre:

- 1.110 mögliche Investitionszeitpunkte

- 266 (ohne) / 210 (mit Dividende) negative Ergebnisse

- 24% / 18,9% Verlustrisiko

- Erhöhung des Verlustrisikos um ca. 291%

Verluste (inkl. Dividende):

- 3x zwischen 80% und 70%

- 7x zwischen 70% und 60%

- 9x zwischen 60% und 50%

- 8x zwischen 50% und 40%

- 27x zwischen 40% und 30%

- 34x zwischen 30% und 20%

- 56x zwischen 20% und 10%

- 66x weniger als 10%


1 Jahr:

- 1.122 mögliche Investitionszeitpunkte

- 348 (ohne) / 303 (mit Dividende) negative Ergebnisse

- 31% / 27% Verlustrisiko

- Erhöhung des Verlustrisikos um ca. 415%

Verluste (inkl. Dividende):

- 2x zwischen 70% und 60%

- 5x zwischen 60% und 50%

- 6x zwischen 50% und 40%

- 21x zwischen 40% und 30%

- 36x zwischen 30% und 20%

- 85x zwischen 20% und 10%

- 148x weniger als 10%


Haltedauer < 10 Jahre - Schlussfolgerung

Wurde ein Betrag einmalig investiert, machte es in der Vergangenheit hinsichtlich des Verlustrisikos keinen großen Unterschied, ob dieser für 7, 8, 9 oder 10 Jahre angelegt wurde. Genau genommen hatte ein Anlagezeitraum von 7-9 Jahren sogar ein geringeres Verlustrisiko, sofern die Dividende reinvestiert wurde. Bei einer Anlagedauer von nur 6 Jahren blieb das Risiko eines Verlusts zwar prinzipiell auf niedrigem Niveau, allerdings stieg das Risiko für einen hohen Verlust spürbar.


Eine Anlagedauer von 2-5 Jahren bringt bereits ein deutlich höheres Risiko für einen Verlust mit. Auch die Höhe eines möglichen Verlusts stieg merklich. 


Zwar sank die maximale Höhe eines Verlusts bei einem Anlagehorizont von nur 1 Jahr wieder etwas, allerdings bestand mit über 25% die höchste Wahrscheinlichkeit, insgesamt Verlust zu erzielen.


Wiederholt sich die Geschichte des S&P 500, kann die minimale Anlagedauer bei einmaligen Investitionen auch gerne auf bis zu 7 Jahre reduziert werden. Wer mit dem erhöhten Risiko leben kann, kann sich auch an die 6 Jahre wagen. Eine Haltedauer von 5 Jahren oder weniger ist nicht oder nur mit entsprechendem Risikoprofil zu empfehlen.


Sparplan < 10 Jahre - Daten

9 Jahre:

- 1.026 mögliche Startzeitpunkte

- 90 (ohne) / 34 (mit Dividende) negative Ergebnisse

- 8,8% / 3,3% Verlustrisiko

- Erhöhung des Verlustrisikos um ca. 14%

Verluste (inkl. Dividende):

- 1x zwischen 40% und 30%

- 4x zwischen 30% und 20%

- 13x zwischen 20% und 10%

- 16x weniger als 10%


8 Jahre:

- 1.038 mögliche Startzeitpunkte

- 103 (ohne) / 46 (mit Dividende) negative Ergebnisse

- 9,9% / 4,4% Verlustrisiko

- Erhöhung des Verlustrisikos um ca. 52%

Verluste (inkl. Dividende):

- 1x zwischen 40% und 30%

- 3x zwischen 30% und 20%

- 16x zwischen 20% und 10%

- 26x weniger als 10%


7 Jahre:

- 1.050 mögliche Startzeitpunkte

- 131 (ohne) / 78 (mit Dividende) negative Ergebnisse

- 12,5% / 7,4% Verlustrisiko

- Erhöhung des Verlustrisikos um ca. 255%

Verluste (inkl. Dividende):

- 1x zwischen 40% und 30%

- 7x zwischen 30% und 20%

- 26x zwischen 20% und 10%

- 44x weniger als 10%


6 Jahre:

- 1.062 mögliche Startzeitpunkte

- 159 (ohne) / 107 (mit Dividende) negative Ergebnisse

- 15% / 10,1% Verlustrisiko

- Erhöhung des Verlustrisikos um ca. 348%

Verluste (inkl. Dividende):

- 1x zwischen 40% und 30%

- 15x zwischen 30% und 20%

- 35x zwischen 20% und 10%

- 56x weniger als 10%


5 Jahre:

- 1.074 mögliche Startzeitpunkte

- 185 (ohne) / 123 (mit Dividende) negative Ergebnisse

- 17,2% / 11,5% Verlustrisiko

- Erhöhung des Verlustrisikos um ca. 397%

Verluste (inkl. Dividende):

- 1x zwischen 60% und 50%

- 3x zwischen 50% und 40%

- 3x zwischen 40% und 30%

- 22x zwischen 30% und 20%

- 36x zwischen 20% und 10%

- 58x weniger als 10%


4 Jahre:

- 1.086 mögliche Startzeitpunkte

- 205 (ohne) / 140 (mit Dividende) negative Ergebnisse

- 18,9% / 12,9% Verlustrisiko

- Erhöhung des Verlustrisikos um ca. 445%

Verluste (inkl. Dividende):

- 1x zwischen 80% und 70%

- 2x zwischen 70% und 60%

- 5x zwischen 60% und 50%

- 6x zwischen 50% und 40%

- 7x zwischen 40% und 30%

- 21x zwischen 30% und 20%

- 32x zwischen 20% und 10%

- 66x weniger als 10%


3 Jahre:

- 1.098 mögliche Startzeitpunkte

- 242 (ohne) / 187 (mit Dividende) negative Ergebnisse

- 22% / 17% Verlustrisiko

- Erhöhung des Verlustrisikos um ca. 586%

Verluste (inkl. Dividende):

- 3x zwischen 70% und 60%

- 3x zwischen 60% und 50%

- 7x zwischen 50% und 40%

- 13x zwischen 40% und 30%

- 30x zwischen 30% und 20%

- 40x zwischen 20% und 10%

- 91x weniger als 10%


2 Jahre:

- 1.110 mögliche Startzeitpunkte

- 287 (ohne) / 231 (mit Dividende) negative Ergebnisse

- 25,9% / 20,8% Verlustrisiko

- Erhöhung des Verlustrisikos um ca. 717%

Verluste (inkl. Dividende):

- 1x zwischen 70% und 60%

- 2x zwischen 60% und 50%

- 7x zwischen 50% und 40%

- 11x zwischen 40% und 30%

- 32x zwischen 30% und 20%

- 48x zwischen 20% und 10%

- 130x weniger als 10%


1 Jahr:

- 1.122 mögliche Startzeitpunkte

- 342 (ohne) / 299 (mit Dividende) negative Ergebnisse

- 30,5% / 26,6% Verlustrisiko

- Erhöhung des Verlustrisikos um ca. 917%

Verluste (inkl. Dividende):

- 1x zwischen 60% und 50%

- 2x zwischen 50% und 40%

- 9x zwischen 40% und 30%

- 19x zwischen 30% und 20%

- 60x zwischen 20% und 10%

- 208x weniger als 10%


Sparplan < 10 Jahre - Schlussfolgerung

Lief der Sparplan vor der Auszahlung nur 9 anstatt 10 Jahre, stieg das Risiko eines Verlusts nur leicht. Auch bei 8 Jahren bewegte sich das Verlustrisiko - meiner Meinung nach - noch im Rahmen. Bei einem Anlagehorizont von 7, 6, 5 oder 4 Jahren konnte schon ein deutlich erhöhtes Risiko beobachtet werden. Zudem stieg nach 5 Jahren und darunter das Risiko für einen hohen Verlust deutlich. Bei einer Anlagedauer von 3 oder 2 Jahren bzw. insbesondere bei 1 Jahr, musste man schon ein hohes Risiko in Kauf nehmen.


Soll mit einem Sparplan investiert werden, wäre es gemäß den historischen Daten wohl vertretbar, den Anlagehorizont von 10 auf 9 oder ggf. sogar 8 Jahre zu reduzieren. Bei noch kürzeren Zeiträumen wächst das Risiko aber stark. Für einen solchen Zeitraum sollte man sich nur bewusst und unter Berücksichtigung des individuellen Risikoprofils entscheiden.


Das Geld nach Ende des Sparplans liegen lassen

Änderte sich das Risiko, wenn das Geld nach Ende des Sparplans ein weiteres Jahr liegen gelassen wurde, bevor es ausgezahlt wurde? Da ich euch nicht noch einmal mit ewig langen Listen quälen möchte, hier die kurze Antwort: Zahle ich ein Jahr kürzer in einen Sparplan ein und lasse dafür das Geld nach der letzten Rate ein Jahr liegen, erhöht sich das Risiko minimal.


Wie stark verringere ich das Verlustrisiko, wenn ich meine Investitionen länger als 10 Jahre halte / den Sparplan länger laufen lasse?

Wie zu erwarten, sorgt jedes zusätzliche Jahr Haltedauer für ein bisschen weniger Risiko. Bei einer einmaligen Investition betrug die Wahrscheinlichkeit, mit Verlust verkaufen zu müssen, nach 15 Jahren nur noch 1,7% (inkl. Dividende), nach 16 Jahren 0,2% und nach 19 Jahren 0%. Ab 12 Jahre Anlagehorizont lag der Zeitpunkt jeder verlustreichen Einmalinvestition vor 1931. Betrachtet man also nur die Zeiträume ab 1931, betrug das Verlustrisiko ab einer Anlagedauer von 12 Jahren bei einmaligen Investments 0%. 


Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei Sparplänen. Hier lag die Wahrscheinlichkeit, nach 14 Jahren mit Verlust aussteigen zu müssen, bei 1,9% (inkl. Dividende). Nach 15 Jahren betrug die Wahrscheinlichkeit nur noch 0,4%. Etwas überraschend liegen die betroffenen Monate, in denen die verlustreichen Sparpläne gestartet wurden, in den Jahren 1959 und 1994. Bei der Ausführung eines Sparplans betrug die Wahrscheinlichkeit eines Verlusts bereits nach 17 Jahren 0%.


Aber der S&P 500 ist nicht der MSCI World!

Richtig. Wie geschrieben, liegen mir für den MSCI World nicht ausreichend historische Daten vor. Aber immerhin bietet [3] einen Rückblick bis Dezember 1978. Vergleicht man das Risiko des MSCI World mit dem S&P 500 für die Jahre 1979 bis 2022, sieht man eine ähnliche Risikoentwicklung - sowohl für Einmalanlagen als auch für Sparpläne. Auch wenn insgesamt das Risiko beim S&P 500 in den meisten der betrachteten Zeiträume geringfügig niedriger als beim MSCI World war.


Gedanken zum Abschluss

Um rational entscheiden zu können, ob man die erhöhten Risiken einer kurz Anlagedauer eingehen möchte, muss man dieses nicht nur im Detail kennen, sondern auch den möglichen Chancen gegenüberstellen. Also freut euch schon einmal auf einen weiteren Beitrag mit dem Titel "Die Chancen einer kurzen Anlagedauer (< 10 Jahre) richtig einschätzen".


Trennt ihr euch regelmäßig von Investitionen oder seid ihr Team Buy & Hold?

Habt ihr schon einmal eine Investition früher als geplant verkauft?


Quellen



[1] https://www.macrotrends.net/2324/sp-500-historical-chart-data

[2] https://data.nasdaq.com/data/MULTPL/SP500_DIV_YIELD_YEAR-sp-500-dividend-yield-by-year

[3] https://backtest.curvo.eu/market-index/msci-world



Keine Anlageberatung



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28 Kommentare

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Chapeau 🎩🫶, Bookmark und @ccf
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Warum beschleicht mich der Verdacht das du ein arbeitsloser Esel bist? Egal… so lang du deine Langeweile mit solch Beiträgen vertreibst, bist du natürlich mein Lieblingsesel. TL;DR! 🥕
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@InvestmentPapa bin krank. Dieses Mal wirklich 😅
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@DonkeyInvestor du armer armer Esel 🦠… Gute Besserung
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@DonkeyInvestor Gute Besserung! 🤧
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Wir schauen mal, was sich machen lässt 😉
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@Kundenservice wenn dann aber bitte bevor ich den Teil "Die Chancen einer kurzen Anlagedauer richtig einschätzen" veröffentliche 😉
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@DonkeyInvestor Bis nächste Woche schaffen wir es nicht. 😉
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@Kundenservice hab auch noch nicht angefangen zu schreiben. Dauert schon noch bis der veröffentlicht wird.
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Starker Beitrag - guter Esel @ccf
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🥕🥕🥕 @ccf

Guter praktischer Beitrag.✅
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Das ist ausführlich, Respekt für die Arbeit und super Überblick
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Klasse Beitrag!
Und wie sieht's bei gehebelten ETF aus? *duckundweg*
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@Daxjaeger wenn du mir eine Datenquelle lieferst, die lange genug zurück reicht, rechne ich dir das aus 😁
@DonkeyInvestor Diese Datenquelle suche ich auch noch.
Interessant wäre es, ob man das aus dem Original- Index mit Excel berechnen kann. Da bin ich fachlich leider raus...
@ccf
Genau wegen solcher Beiträge benutze ich die App danke dafür!
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Herzlichen Dank @DonkeyInvestor für diesen Knaller-Beitrag! 🫶
@ccf
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Ein sehr schöner Beitrag. Hab mir beim lesen gedacht da fehlt doch noch was um die vorhandenen Risiken mit den möglichen Chancen in Relation zu setzen. Dann hast du es selber bereits angekündigt. Hab an folgendes gedacht:
Habe ich beispielsweise bei 5 Jahren ein absolutes Risiko von 23% Verluste zu erzielen (hier jetzt noch den Mittelwert der erlittenen Verluste einfügen um zu erfahren wie hoch das totale Risiko ist), im gleichen Zeitraum aber eine potenzielle Redite von 35% (5x7% Erwartungswert), ist es mathematisch gesehen dann rentabel das Risiko einzugehen, da der endgültige Erwartungswert unter Berücksichtigung der Wahrscheinlichkeit und Höhe von Gewinn und Verlust, positiv ist? Ohne es nun auszurechnen gehe ich davon aus dass der Erwartungswert positiv ist. Nun könnte man noch ausrechnen wie dieser mit zunehmender Haltedauer immer weiter steigt. Sowas in etwa?
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@EnjoyCapitalism ich habe mit dem Schreiben des 2. Teils noch nicht angefangen. Ideen / Fragestellungen sind also willkommen 🤗. Interessant ist für mich bspw wie hoch die durchschnittliche Rendite nach 5 Jahren ist. Das dann dem Verlustrisiko und der Höhe der Verluste gegenüber gestellt.

Ich glaube eine Risikoeinschätzung ist sehr individuell und kann nur schlecht mathematisch bestimmt werden. Klar gibt es Statistiken aber was nützen dir die, wenn du nach 5 Jahren mit 60% Verlust da stehst aber das Geld benötigst?

Übrigens hättest du nach 5 Jahren und 7% Rendite pro Jahr aufgrund des Zinseszins Effektes nicht 35% sondern gute 40% absolute Rendite erzielt 🚀
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@DonkeyInvestor stimmt der gute alte Zinseszins. Klar ist das Risiko auch hohe Beträge zu verlieren bei so kurzen Zeiträumen recht hoch. Wer eine bestimmte Summe unbedingt benötigt und trotzdem investieren möchte, kann mit einem Stop loss arbeiten um Summe X zu schützen. Wäre dann interessant zu erfahren wie hoch die Wahrscheinlichkeit historisch betrachtet wäre, dass ein Stop loss bei X Jahren und -X% ausgelöst wird. So kann man sein individuelles Risiko besser einschätzen wenn man sich Verluste über einen bestimmten Zeitraum nur bis zu einem bestimmten Punkt leisten kann.
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Schöner Beitrag, viel Arbeit. 👍🏻👍🏻👍🏻
Ein Aspekt hast du aber vergessen hervorzuheben,  der vielleicht nicht jedem klar ist:

Auch bei einem geringen Risiko kann ein Großteil des Geldes weg sein 😉
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@GHF danke. Ich hatte ja die Höhe der möglichen Verluste aufgezählt. Was hättest du dir zusätzlich noch gewünscht?
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Mein letzter Satz des vorherigen Beitrages,  Wobei es eigentlich nicht fehlt.  Ich glaube einfach, dass viele bei einem niedrigen Risiko nicht bedenken, dass das Geld (zum Teil) trotzdem weg sein kann.
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super danke
Gelöschter Nutzer
2J.
Kommentar wurde gelöscht
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