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Aktien, Anleihen, Gold, Rohstoffe - welche Kombination lohnt sich?

Handelsblatt hat in einem gestern veröffentlichten Artikel den Vergleich durchgerechnet wie es sich langfristig verhält, wenn man in ein breit diversifiziertes Portfolio investiert.


4 Varianten wurden gewählt.


Variante 1: Aktien plus Staatsanleihen

Variante 2: Aktien plus Staatsanleihen und Rohstoffe

Variante 3: Den Anteil von Schwellenländern im Depot erhöhen

Variante 4: Aktien plus Gold


Grundlage für die Aktienseite war jeweils der MSCI All Country World Total Return Index in EUR, in diesem Fall der ETF $ISAC (-0,22 %)


Betrachtungszeitraum: 2001 bis heute


Variante 1: 60% Aktien / 40% Staatsanleihen


Für die Staatsanleihen wurde für die Rechnung der „iBoxx EUR Sovereigns Eurozone 1-3 Total Return Index“ gewählt.


Um das erwähnte 60/40-Portfolio abzubilden, wurde für die Rechnung angenommen, dass Anleger seit dem Jahresbeginn 2001 jeden Monat 60 Euro in den ACWI gesteckt haben und 40 Euro in die Euro-Staatsanleihen. Das Portfolio wurde nach jedem Jahr rebalanciert, um das Verhältnis von 60 Prozent Aktien zu 40 Prozent Anleihen wiederherzustellen.


Das Ergebnis: Insgesamt hätten Anleger mit einem 60/40-Investment über die vergangenen gut 24 Jahre bei gut 29.000 investierten Euro knapp 66.000 Euro angespart. Doch mit einem hundertprozentigen ACWI-Sparplan wären es heute knapp 92.000 Euro. Das Ergebnis wäre also um 45 Prozent besser gewesen.

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Variante 2: Aktien plus Staatsanleihen und Rohstoffe


Für eine weitere Rechnung wurde das Depot aus dem ACWI und Euro-Staatsanleihen um Rohstoffe ergänzt. Gewählt wurde hierfür der „Bloomberg ex-Agriculture and Livetock Index“, berechnet in Euro. In der Rechnung wurde ein Sparplaner angenommen, der monatlich 60 Euro in den ACWI investiert, 30 Euro in Staatsanleihen und 10 Euro in Rohstoffe.


Auch hier wurde das Depot zum Jahreswechsel rebalanciert, um das Verhältnis 60/30/10 wiederherzustellen.


Das Ergebnis: Die Outperformance beträgt fünf Prozent. Heute hätten Sparplaner mit dieser Strategie ein Vermögen von gut 66.000 Euro angespart. Ein alleiniger ACWI-Sparplan hätte allerdings ein um 38 Prozent besseres Ergebnis gebracht.

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Variante 3: Den Anteil von Schwellenländern im Depot erhöhen


In dieser Rechnung wurde nun nicht mehr in den ACWI investiert, sondern gesondert in Aktien aus Industrienationen und Schwellenländern. Gewählt wurden hierfür der „MSCI World Total Return Index“ in Euro und der „MSCI Emerging Markets Total Return Index“ in Euro.


Bei einer Sparplan-Variante, die jeden Monat 70 Euro in den MSCI World investiert und 30 Euro in den MSCI Emerging Markets, wären Schwellenländer also stärker repräsentiert.


Das Ergebnis: Bis weit in die 2000er-Jahre hätten Sparplaner mit dieser Strategie auch den ACWI geschlagen. Ab Mitte der 2010er-Jahre änderte sich das aber. Das lag vor allem an der starken Entwicklung von US- und insbesondere Tech-Aktien. Durch das geringere Gewicht der Schwellenländer im ACWI haben amerikanische Tech-Titel dort ein höheres Gewicht.

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Variante 4: Aktien plus Gold


In einer weiteren Rechnung wurde ein Sparplan auf dem ACWI mit einem Sparplan auf Gold kombiniert. Jeden Monat wären hier 90 Euro in den Weltindex für Aktien geflossen und 10 Euro in einen Gold-ETC. Um dessen Kursentwicklung nachzubilden, wurde der Goldpreis in Euro gewählt.


Das Ergebnis: Gold ist gerade im laufenden Jahr aufgrund der großen geopolitischen Risiken gefragt. Der Preis stieg in Dollar gerechnet bereits um gut 30 Prozent. Daher hätte die zehnprozentige Beimischung in diesem Jahr die Verluste aus dem Aktienmarkt etwas abgefedert. Statt rund zwölf Prozent beim ACWI hätten Anleger lediglich gut neun Prozent verloren.

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Auch langfristig hätte sich ein Gold-Investments bezahlt gemacht. Wer seit 2001 jeden Monat 90 Euro in den ACWI und zehn Euro in Gold investiert, und regelmäßig sein Depot rebalanciert hätte, würde heute über fast 94.000 Euro verfügen – also über zwei Prozent mehr als mit dem alleinigen ACWI-Sparplan.


Fazit:

Diversifizierung verringert die Kursschwankungen. Wer auf eine Kombination aus Anleihen und Rohstoffen setzt, dessen Depot verliert in Krisenzeiten weniger stark an Wert.


Allerdings kostet diese Sicherheit Rendite: Langfristig steigen Aktien in Rallyphasen so stark, dass sie ihre Verluste aus Kursabstürzen mehr als ausgleichen.


Die Outperformance von Aktien zeigt sich nicht nur im ausgewerteten Zeitraum von 2001 bis heute, sondern auch langfristig. Die UBS wertet in ihrem Global Wealth Report jedes Jahr die Performance verschiedener Anlageklassen über mehr als 100 Jahre aus. Darin zeigt sie, dass Aktien langfristig alle anderen Vermögenswerte schlagen – trotz Weltkriegen, Pandemien, Wirtschaftskrisen und anderen Katastrophen.


Auf lange Sicht schlagen Aktien in der Auswertung der UBS auch Gold. In der obigen Rechnung ist das anders – allerdings erklärt sich das vor allem über die Entwicklung in diesem Jahr. Zum Jahreswechsel lag die Variante des alleinigen ACWI-Sparplans noch gleichauf mit der Kombination aus ACWI und Gold.


Den ganzen Artikel im Handelsblatt gibt es hier zum Nachlesen (€): https://hbapp.handelsblatt.com/cmsid/100119887.html

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29 Kommentare

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Das zeigt im Prinzip wieder, dass ein All World ETF eigentlich ausreichend ist. Allerdings ist es natürlich schon riskant bis zur Rente so zu fahren. Denke gegen Ende hin macht eine Anleihen Beimischung schon Sinn um die Vola zu senken.
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@six ja, das wird in dem Artikel auch angesprochen
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@six Beim Paradigma "Beimischung von Anleihen senkt Vola eines Aktienmarktportfolios" muss man vorsichtig sein! Die leicht inverse Korrelation zwischen Aktien und Staats(!)Anleihen gilt nur unter ganz bestimmten Bedingungen. Eine zentrale ist: Inflation <3%. Darüber korrelieren Anleihen positiv mit Aktien und bieten keinen Volaschutz mehr (z. B. 1970er, 2022). Das wissen allerdings die wenigsten, was fatal ist in einer Zeit, in der die Inflation eher konstant Richtung 3% als 2% geht.
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@Epi ok. Danke für den Hinweis. Noch habe ich ja 19 Jahre bis zur Rente.
Aber mit 100% Aktienqoute in Rente zu gehen ist glaub ich auch nicht so gut.
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@six Tja, wenn du es geschickt anstellst, musst du nicht erst in 19 Jahren in Rente. Ich habe jedenfalls darauf keine Lust, irgendwann nur noch wegen der Rente arbeiten zu müssen.
Mit Aktien only und B&H only wird es aber eng. Du hast damit ja nur 7%pa Rendite und 3% sichere Entnahmerate.
Deshalb plädiere ich auch immer wieder für eine Strategiediversifikation. Da haben dann auch wieder Anleihen, Gold, Rohstoffe und BTC einen möglichen Platz. Diversifikation über verschiedene unkorrelierte Strategien glättet die Renditekurve und hebt die sichere Entnahmerate in die Nähe der Rendite. Stell dir vor, deine Entnahmerate ist 6%: dann brauchst du nur halb so viel Kapital bis zur Rente und kannst 3 oder 5 Jahre früher machen, was du willst.
Ich finde diese Perspektive reizvoller als im B&H WeltETF Mainstream mitzuschwimmen und bis zum Ende zu malochen.
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@six Es kommt darauf an welche Strategie man hat, ich werde in 17 Monaten in Rente gehen und bin zu 93% in Aktien investiert, freue mich jeden Monat über leckere Dividende... Die restlichen 7% liegen in Anleihen, Gold, und BTC... Ich schlafe wirklich gut und die Rückgänge bei Corona und der in diesem April zeigen mir das ich gut aufgestellt bin. Klar, Rohrkrepierer gibt es immer, aber die erholen sich auch, und alle anderen haben auch, trotz Kursrückgang, überlebt...Den letzten Rücksetzer habe ich natürlich für Nachkäufe genutzt. Ich glaube wenn die Unternehmen alle Pleite gehen haben wir andere Sorgen und Probleme... :D
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@Dividendenoldie Wenn es für dich funktioniert,ist ja super! Ich freue mich immer, wenn Pläne aufgehen.
Allerdings will ich halt gern weit vor meinem offiziellen Rentenalter nicht mehr für Geld arbeiten müssen. Und da bin ich bei 100% B&H Aktien skeptisch,ob mir das gelingen wird.
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@Epi Arbeiten für Geld? Das ist ja wohl das letzte! :) Ist doch super wenn das deine Strategie ist um früher nicht, oder weniger zu arbeiten, umso besser... Und ja, auch ich liebe es auch wenn Pläne funktionieren! :D
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@Epi Gold ist mir aktuell zu heiß gelaufen und bei Bitcoin nervt mich das Thema mit dem Eigentumsnachweis, Satoshi Test usw.
Hatte mal Euwax Gold 2 bei ca. 50€ gekauft, dann aber nach 1 Jahr verkauft und Bitcoin ebenfalls mit Gewinn verkauft gehabt.
Und um beides Nennenswert zu Gewichten (z. B. je 10%) bräuchte ich dann doch eine größere Summe.
Hab auch schon überlegt bei diesem mit einem Sparplan zu starten, allerdings will ich bei der ING bleiben und die haben keinen Euwax Gold Sparplan und auch keinen auf einen Bitcoin ETC. Alles irgendwie nicht so einfach.
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@Dividendenoldie Bin auch am überlegen ein paar Jahre vor der Rente den All World Sparplan auf einen Dividenden Sparplan zu ändern.
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@six Warum nicht. Mit ausreichender Diversifikation und wenn man Aktien schon lange hat, sehe ich keine großen Probleme.
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Solche Vergleiche von Strategien sind immer sehr interessant. Allerdings sind sie auch anspruchsvoll und da habe ich den Eindruck, sind die Autoren vom Handelsblatt ein wenig ins Hintertreffen geraten.
1. Ein Backtest nur zurück bis 2001 sagt kaum etwas aus. Den MSCIWorld Index gibt es seit 1973 - das wäre deutlich aussagekräftiger. Man kann theoretisch auch bis 1900 zurück. Dann wird es interessant! Aber das ist halt aufwendiger.
2. Warum mischen sie nur 10% Gold bei? Aus Angst, aus Dogma? Der optimale Anteil liegt doch bei 30%. Ein solches Depot hätte nicht erst seit 2001 eine ähnliche Performance wie das reine Aktiendepot bei halbiertem Risiko. Interessiert natürlich niemanden. Weil... 🤷
3. Anleihen (gemeint sind wahrscheinlich Staatsanleihen von westlichen Industriestaaten) funktionieren nur unter bestimmten Bedingungen, u. a. dauerhaft fallende Leitzinsen und <3% Inflation. Gelten die nicht (30er, 70er, 2020er), korrelieren Anleihen stark mit Aktien und fahren gern mal hohe Verluate (-60%) ein. Das zu ignorieren, kann seeehr teuer werden. Und solche kurzen, uniformierten Backtests wie der vom Handelsblatt festigen nur die undifferenzierten Vorurteile unter den Privatanlegern. Sie sollten aufklären, nicht verklären! 🤨
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@Epi
Wenn Du bis 1900 zürickrechnen würdest, hättest Du natürlich die beiden Weltkriege drin, und Weltwirtschaftskrise.
Aber ob diese Rechnung dann realistisch wäre.
Weil an solche Szenarien mag ich nicht glauben.
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@Tenbagger2024 Ich mag sowas auch nicht,aber die Welt ist halt so und wie es aussieht,wird auch so bleiben. Also ja, gerade dann,wenn man Dinge einbezieht,an die man nicht glauben mag, wird eine Rechnung erst realistisch.

Außerdem ist es doch interessant zu sehen,wie ein Portfolio solche Zeiten überstanden hat.
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@Epi
Das stimmt schon , aber aus diesen Zeiten hat man auch gelernt. Noch unabhängige Notenbanken und der IWF sind entstanden. Man hat durch die Bankenpleiten, Schutzmechanismen eingeführt. Und eine Inflation in welcher das Geld wertlos wird ist schon sehr unwahrscheinlich. Und auch solch eine Weltwirtschaftskrise wie vor dem Krieg.
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Für mich sind solche Vergleiche immer mit Fragezeichen verbunden, hätte hätte Fahrradkette. Wichtig ist, aus meiner Sicht, unter anderem sich seriös zu bilden (das muss auch nichts kosten), Strategie festlegen (evtl. anpassen), sich mit seinen Investments regelmäßig "auseinanderzusetzen" und evtl. nachjustieren (wo stehe ich, wo will ich hin), sich wohl fühlen und gut schlafen können, auf lange Sicht denken, nachkaufen bei Gelegenheiten, Gier beiseite lassen und auch kleinere Erfolge wertschätzen... Damit bin ICH bis jetzt ganz gut gefahren...
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Vergiss $BTC nicht beizumischen 💪
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Interessant wäre eine Variante mit Bitcoin als Beimischung. Denke das dürfte der Gewinner sein.
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@Tenbagger2024 Die Historie von Bitcoin ist noch nicht lang genug um aussagekräftiges Backtesting zu machen.
Bitcoin kennt praktisch nur den säkularen Bullenmarkt seit der Subprime-Krise.

Ich bin aber bei dir. Mit jedem weiteren Jahr, in dem der oft prophezeite Bitcoin-Tod nicht eingetroffen ist, wächst das Argument für Bitcoin.
Sogar Blackrock schlägt 1-2% Bitcoin Allokation vor. 🚀
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@BigMo Grundsätzlich hast du natürlich Recht, dass die Historie von BTC noch zu kurz für echte Tests ist.
Nichtsdestotrotz finde ich Tests ab 1/2018 durchaus sinnvoll, da seitdem BTC schon deutliche Schwünge mitgemacht hat und man gut testen kann, wie ein Portfolio oder eine Strategie damit klarkommt.
Man erkennt z. B., dass BTC und Gold schön miteinander harmonieren. Beide im Depot erhöhen die Performance deutlich, ohne das Risiko wesentlich zu erhöhen.
Also ja, BTC hätte man noch bei den Tests hinzunehmen können (und die Einschränkungen eben erwähnen).
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Und bei den Aktien würde ich es folgendermaßen machen : 45 % der Aktien-ETFS USA — 20 % Emerging Markets — 5 % Japan — 20 % Europa - 10% Dividenden-Aktien global
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I am using a 60 equities 20 bond 20 commodities ( including gold ) strategy
I sleep well at night
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@Jo_Wolf Könnte ich nicht.
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Ich mag Gold bin aber bisher nicht investiert. Befreie gerade meine Freundin aus den Händen von Strukki und mache ihr einen All World + 15% Gold Sparplan. Danke für deinen Beitrag
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interessant - aber die Tech-Rallye seit ca. 15 Jahren ist schon etwas Besonderes, und erklärt, weshalb es derzeit schwierig ist, bei solchen Zeiträumen den MSCI World oder natürlich den S&500 und mehr noch den Nasdaq zu schlagen. Ob sich dies in Zukunft abschwächt (und ob die Schwächephase Ende 2024 bzw. jetzt im April 2025 mit dem dummen Trump Crash begonnen hat, oder nur eine vorübergehende Episode ist), das weiß niemand. —  Ich persönlich würde trotzdem diversifizieren, auch wenn es im Rückblick irgendwann dann so erscheint, dass es besser gewesen wäre, 90 % in die Sieger (bzw. Siegerbranche) zu investieren. Aber wer von uns hat 2001 in Nvidia investiert?
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Aber wie diversifizieren? 80% Aktien, 5% Gold, 15% kurzlaufende Anleihen zB. — Goldanteil würde ich erhöhen, wenn die derzeitige Goldrallye wieder abflaut.
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USA: S&P 500, daneben etwas Russel 2000 - und eventuell Nutzung von Faktor-ETFS auf SP 500
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Europa: MSCI Europe momentum plus Euro Stoxx 600 plus als kleine Beimischung ein Nebenwerte-ETF
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