Das deutsche Start-Up Ecosia schlägt vor, Chrome nicht zu verkaufen, sondern für zehn Jahre als „Stiftung“ zu betreiben: Google behält Eigentum und IP, Ecosia würde den Browser managen und 60 % der Gewinne in Klima- und Umweltprojekte stecken, 40 % gingen an Google.
Ecosia rechnet laut eigenen Angaben damit, dass Chrome in den nächsten zehn Jahren enormes Geld erwirtschaften könnte — das Konzept ist bewusst radikal: kein Kaufpreis, stattdessen operative Kontrolle und eine Umleitung großer Teile des Profits in den Klimaschutz. Das ist PR-stark und politisch geschickt, aber rechtlich ungewöhnlich.
Als Gegenentwurf hat Perplexity ein traditionelles All-Cash-Angebot von 34,5 Milliarden US$ vorgelegt und verspricht zusätzlich, 3 Milliarden US$ in Chromium/Chrome-Entwicklung zu investieren; Perplexity sagt, der Browsercode bleibt offen. Das ist ein klassischer Kaufvorschlag: Geld statt Stewardship
Doch Vorsicht: Kritiker sehen Perplexitys Angebot als gewaltige Wette — das Startup hat deutlich weniger Eigenkapital als die Offerensumme und müsste auf fremde Finanzierung setzen. Manche sehen das Gebot eher als PR- und Wachstumsmove denn als ausgereiften Deal.
Warum das Ganze relevant ist: Ein US-Richter (Amit Mehta) muss bald über mögliche Abhilfen nach dem Monopolurteil gegen Google $GOOGL (+0,02 %) / $GOOG (+0 %) entscheiden. Verkauf, Zerschlagung oder kreative Modelle wie Ecosias Stewardship sind alles Optionen — und beide Vorschläge versuchen, die Richtung dieser Entscheidung mitzugestalten.
Kurz: Ecosia bringt Moral, Nachhaltigkeits-PR und ein ungewöhnliches Governance-Modell aufs Feld; Perplexity bringt Cash, Tech-Ambition und Risiko-Kapital. Beides würde das Ökosystem des Webs verändern — nur auf sehr unterschiedliche Weise. Wer ist radikaler? Wer ist realistischer? Und wer kann wirklich das Internet verändern?
