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Ceres Power (CWR) – KI-Strom, grüner Wasserstoff und eine spannende Zukunft

Ich habe mich diese Woche aus Eigeninteresse mit $CWR (+2,7 %) beschäftigt und da ich bisher noch keinen eigenen Post geschrieben habe, teile ich meine Recherche und Gedanken jetzt einfach mal mit euch, so kompakt wie möglich.


Ceres Power ist ein britisches Unternehmen, das eine Festoxid-Technologie entwickelt, die zwei Dinge kann. Zum einen können ihre Zellen als Brennstoffzellen (SOFC) eingesetzt werden, um Strom zu erzeugen, zum Beispiel für Rechenzentren, Industrie oder Gebäude. Zum anderen kann die gleiche Basis-Technologie als Elektrolyseur (SOEC) genutzt werden, um Grünen Wasserstoff zu produzieren, etwa für Wasserstoffprojekte oder E-Fuels. Spannend finde ich dabei, dass Ceres selbst keine großen Fabriken baut, sondern im Hintergrund die Technologie liefert. Die eigentliche Produktion übernehmen Partner wie Doosan, Delta, Shell oder Weichai. Ceres verdient dann an Lizenzzahlungen und später an volumenabhängigen Royalties, also an einem Anteil vom Umsatz der Partner.


Interessant wird das Ganze vor allem durch das „asset-light“ Modell. Ceres verkauft im Prinzip Know-how und geistiges Eigentum, während die Partner den Großteil der Investitionen und des Produktionsrisikos tragen. Trotz rückläufigem Umsatz lag die Bruttomarge im ersten Halbjahr 2025 bei rund 79 Prozent, was für ein Industrieunternehmen wirklich hoch ist. 2025 hat Doosan in Südkorea eine Fabrik mit rund 50 Megawatt Jahreskapazität gestartet und produziert dort Brennstoffzellensysteme auf Basis der Ceres-Technologie, unter anderem für dezentrale Energieversorgung und KI-Rechenzentren. Damit beginnt zum ersten Mal die Phase, in der laufende Royalties nicht nur Theorie sind, sondern tatsächlich anfallen können. Parallel dazu läuft in Bangalore (Indien) ein 1-Megawatt-Demonstrator mit Shell, der Grünen Wasserstoff im industriellen Maßstab produziert. Das zeigt, dass die Technik nicht nur auf Folien und in Studien existiert, sondern bereits in echten Anlagen eingesetzt wird.


Zusätzlich spielt Ceres sehr bewusst die KI-Karte. Rechenzentren für KI-Anwendungen haben einen enormen Stromhunger, und neue Netzanschlüsse oder klassische Kraftwerksprojekte dauern oft Jahre. Die Idee ist, Containerlösungen mit SOFC-Systemen auf Ceres-Basis relativ schnell aufzustellen, die rund um die Uhr Grundlast liefern und damit das Netz entlasten. Wenn große Data-Center-Betreiber das im größeren Stil nutzen, hängt Ceres über sein Lizenzmodell automatisch an jedem zusätzlichen System mit dran.


Auf der anderen Seite sind die Risiken aber klar sichtbar. Im ersten Halbjahr 2025 ist der Umsatz von etwa 28,5 Millionen Pfund auf 21,1 Millionen Pfund zurückgegangen, also rund minus 26 Prozent. Hintergrund ist, dass 2024 noch große Einmal-Lizenzdeals, zum Beispiel mit Delta, in den Zahlen waren, die jetzt wegfallen, während die volumenabhängigen Royalties erst langsam anlaufen. Operativ schreibt Ceres weiterhin deutliche Verluste. Positiv ist immerhin, dass rund 104 Millionen Pfund an Cash und kurzfristigen Anlagen in der Bilanz stehen, was dem Unternehmen etwas Puffer für diese Übergangsphase gibt. Trotzdem bleibt Ceres stark von seinen Partnern abhängig. Ob die Story aufgeht, hängt letztlich daran, wie schnell Doosan, Delta, Weichai und andere ihre Fabriken hochfahren und ob deren Kunden die Technologie wirklich in großer Stückzahl nachfragen.


Beim Kurs ist in letzter Zeit ebenfalls einiges passiert. In Euro liegt die 52-Wochen-Spanne ungefähr zwischen 0,51 und 4,98 Euro, also eine enorme Bandbreite. In den letzten Monaten hat sich der Kurs vervielfacht. Ein deutlicher Schub kam zuletzt, nachdem Ceres mit Weichai einen neuen Fertigungslizenz-Deal für Festoxid-Brennstoffzellen in China vereinbart hat, unter anderem mit Fokus auf die Stromversorgung von KI-Rechenzentren. Die Aktie ist derzeit ziemlich heiß gelaufen, und große Ausschläge in beide Richtungen sind jederzeit möglich.


Unterm Strich ist Ceres Power für mich eine spekulative Wette auf zwei große Trends. Zim einen den Stromhunger von KI-Rechenzentren und zum anderen den Ausbau von Grünem Wasserstoff. Die Technologie wirkt spannend, die Partner sind namhaft, und das Geschäftsmodell kann bei Erfolg durch die hohen Margen und Royalties sehr attraktiv werden. Auf der anderen Seite stehen gesenkte Umsatzprognosen, weiterhin rote Zahlen, hohe Abhängigkeit von den Partnern und eine extrem volatile Aktie, in der vermutlich bereits viel Fantasie drinsteckt. Für mich persönlich wäre Ceres nur eine kleine, spekulative Beimischung beziehungsweise ein Watchlist-Kandidat, ganz sicher kein ruhiger Basiswert für ein entspanntes Langfrist-Depot.


Mich interessiert jetzt vor allem eure Sicht. Wie seht ihr $CWR (+2,7 %)? Ist jemand von euch schon länger investiert und hat die kürzlichen Kursgewinne mitnehmen können oder ist das für euch eher ein reiner Zock, den man lieber nur beobachtet? Ein schönes Wochenende!

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4 Kommentare

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Ich bin seit Anfang November investiert und konnte daher auch von der jüngsten Kursentwicklung profitieren. Ich betrachte Ceres als Energie-Play für die energiehungrigen Rechenzentren, bin mir aber der von dir erwähnten Risiken bewusst. Daher werde ich meine Position auf maximal 1-2 % meines Portfolios begrenzen.
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@fastlane danke für deinen Kommentar!
Ich finde den Bereich super spannend und sehr zukunftsträchtig. Nur wer da am Ende das Rennen macht ist halt reine Spekulation. Ich selbst habe mich mit $GWH und $NRGV beschäftigt und neulich dazu was geschrieben. Gleiche Story, schreiben noch Verluste, Technik funktioniert und jetzt geht es ans Umsetzen. Einer wird sich durchsetzen und enorm steigen. Wird es einer der 3 genannten oder ein anderer Player? Wir werden sehen.
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@Keineui danke für deinen Kommentar! Mit den beiden habe ich mich noch nicht wirklich tief befasst, habe mir das aber für die kommende Woche mal vorgenommen und werde deinen Beitrag auch mal anschauen. Danke dir!

Edit: Mich hat das Thema nicht ruhen lassen und ich habe nochmal ein wenig verglichen. Also wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich nach wie vor $CWR nehmen. Mit etwas Abstand folgt dann $NRGV und danach $GWH.
Außerdem adressieren zwar alle drei ähnliche Sektoren, aber nicht unbedingt die selben.
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