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Ist Dividend Growth tot?


Umso mehr ich mir die Entwicklung der Dividenden von beliebten Wachstumsaktien anschaue, desto öfter stelle ich einen negativen Trend fest. Unternehmen, die dafür bekannt waren, konstant zweistellige prozentuale Erhöhungen ihrer Dividende anzukündigen, steigern diese seit rund 2 Jahren in immer kleineren Schritten.


Ich habe deshalb mal alle Aktien in meinem Portfolio unter diesem Aspekt analysiert. Hierfür habe ich die langfristige Wachstumsrate über 10 Jahre und die letzte angekündigte Dividendenerhöhung verglichen.


Mein gesamtes Portfolio ist stark auf Dividendenwachstum ausgelegt, deshalb dürften die Ergebnisse repräsentativ sein. Das sind die Beispiele von aktuellen Dividendenerhöhungen, die ich für meine Hypothese finden konnte:


[Aktie: Letzte jährliche Dividendenerhöhung (10Y: 10-jährige jährliche Dividendenerhöhung)]


  • AbbVie: 4,7% im Oktober 2023 (10Y: 14,1% p.a.)
  • Amgen: 5,6% im Dezember 2023 (10Y: 16,3% p.a.)
  • Apple: 4,3% im Mai 2023 (10Y: 8,5% p.a.)
  • Best Buy: 4,5% im März 2023 (10Y: 18,4% p.a.)
  • Blackrock: 2% im Januar 2024 (10Y: 11,5% p.a.)
  • Corning: 3,7% im Februar 2023 (10Y: 11,1% p.a.)
  • Crown Castle: 0% im Oktober 2023 (9Y: 14,4% p.a.)
  • Huntington Ingalls: 4,8% im November 2023 (10Y: 25,9% p.a.)
  • LCI Industries: 0% im Mai 2023 (7Y: 17,0% p.a.)
  • Lockheed Martin: 5% im Oktober 2023 (10Y: 9,8% p.a.)
  • Prudential Financial: 4,2% im Februar 2023 (10Y: 11,2% p.a.)
  • T. Rowe Price: 1,7% im Februar 2023 (10Y: 12,4% p.a.)
  • Texas Instruments: 4,8% im Oktober 2023 (10Y: 16,7% p.a.)
  • UPS: 6,6% im Januar 2023 (10Y: 10,1% p.a.)


Natürlich habe ich in meinem Portfolio auch einige Gegenbeispiele gefunden: American Tower, Bank OZK, Broadcom, Canadian Natural Resources, CME Group, Darden Restaurants, Federal Agricultural Mortgage, Morgan Stanley, Packaging Corporation of America, Skyworks Solutions, The Home Depot und Visa.


Nehmt ihr in eurem Portfolio/ in eurer Watchlist ähnliche Entwicklungen wahr?


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33 Kommentare

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Naja man muss halt die letzten 2 Jahre mal anschauen: Inflation, Höhere Zinsen..da sind manche mit Erhöhungen vorsichtig..denke da kommen auch wieder andere Zeiten. Kaum ein Unternehmen kann konstant 10-20 Jahre die Dividende um 15-20 Prozent pro Jahr anheben.
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@Dreamliner ich sehe neben der „Rule of big numbers“ (hohe prozentuale Steigerungen führen schnell zu exponentiellen Verläufen) auch wirtschaftliche Probleme, die diesen negativen Trend in Gang gesetzt haben. Meine Eingangsfrage war natürlich bewusst überspitzt. Ich glaube nicht daran, dass Dividend Growth tot ist, daher basiert meine gesamte Investmentstrategie auf Wachstumswerten. Ich teile somit auch deinen Optimismus für bessere Zeiten, wenngleich ich etwas skeptisch bin, ob alle beliebten Titel den Turnaround schaffen.
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@LetsGrow absolut. Allen wird es nicht gelingen aber solange es den meisten die man im Depot hat gelingt ist alles gut :)
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Nächster Erklärungsversuch:
Die Auswahl deiner Aktien für die DivGrowth Strategie unterliegt möglicherweise dem Recency Bias. Du hast vorzugsweise genau die Aktien im Depot, die in den Jahren vor dem Kauf ein Maximum an DivGrowth hatten. Anders formuliert: du erwischst die DivGrowth Aktien immer genau auf ihrem DivGrowth Höhepunkt, wenn sie deine Kriterien am besten erfüllen.
Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, du verfolgst die Strategie seit genau 2 Jahren und hältst die Aktien, die du vor 2 Jahren nach MaxDivGrowth ausgewählt hast?

Wenn dss stimmt, müsstest du deine Strategie anpassen und eine Art rotierende DivGrowth Strategie fahren oder eine DivGrowthGrowth Strategie entwickeln, bei der nicht das DivWachstum der letzten Jahre zählt, sondern das Wachstum des Wachstums. 🤷
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@Epi das ist ein sehr guter Erklärungsansatz. Und tatsächlich könnte man meine Strategie als „DivGrowthGrowth“ bezeichnen, denn ich schaue in der Tat auf den *Trend* der Dividende (d.h. zweite Ableitung der Dividendenentwicklung). Durch die Trendanalysen erwische ich Aktien, die zum Zeitpunkt des Kaufs ihre Dividenden mit höher werdenden oder zumindest konstant hohen CAGRs steigern. Diese Strategie verfolge ich quasi seit Anfang meiner Börsenkarriere, also seit ca. 5 Jahren. Ich beobachte nur eben seit 2 Jahren, dass einige (nicht alle) meiner Aktien nun mit diesem Trend gebrochen haben.
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In Zeiten gestiegener Zinsen und unsicherer wirtschaftlicher Entwicklung wird eben eher auf Nummer sicher gegangen. Viele nutzen das verdiente Geld jetzt lieber um Schulden zurückzuzahlen.

Aber das ist normal. Sinnvoller ist es die Dividendensteigerungen über einen gesamten Wirtschaftszyklus zu sehen und vor allem sinnvolle Erwartungen zu haben.

Es heißt ja nicht umsonst „vergangene Performance ist kein Indikator für zukünftige Performance“. Die wenigsten Unternehmen können die Dividende 20 Jahre lang um 15% jährlich steigern (ca. Versechzehnfachung).
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Habe ich in meinem Depot bisher nicht so stark wahrgenommen. Letzte Erhöhungen:
PepsiCo: +10%
McDonald‘s: +10%
Microsoft: +10%
Broadcom: +14%
Mastercard: 15,7%
Waste Management: 7,7%

Alle im historischen Schnitt mehr oder weniger..
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@KevinC weitere

eli lilly: 15%
Costco: +13,3%
ADP: +12%…
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@KevinC MS, Broadcom und PepsiCo hab ich ebenfalls im Depot
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@KevinC du hast aber auch viele Aktien im Portfolio, die einen negativen Wachstumstrend (sinkende CAGRs) aufweisen. Es ist also ähnlich durchmischt wie bei mir.
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@LetsGrow ich bin erst seit 5,5 Jahren investiert. Ich glaube, dass es immer mal Aufwärts- und Abwärts-Bewegungen geben wird. Ob ich auf die falschen Pferde gesetzt habe, wage ich jetzt noch nicht zu beurteilen. Aktuell ist meine Aktienperformance (Kurs+Dividende) höher als die meiner ETF-Anteile. Deswegen bleibe ich dabei. Sobald ich merke, dass ich deutlich abstinke gegenüber dem VWRL, werde ich drauf reagieren. Kurzfristige Veränderungen sind mir aber nicht so wichtig.
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@KevinC Same. Bin seit knapp 5 Jahren dabei und mein Portfolio hat eine doppelt so hohe TTWROR wie der VWRL. Meine Performance gibt mir also soweit Recht, dabei zu bleiben.
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@KevinC genauer gesagt ~99% (mein Portfolio) vs ~47% (FTSE All-World) 😅
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@LetsGrow ich kann die Gesamt-Performance schlecht vergleichen, weil ich einen Großen Teil ja im besagten VWRL habe 😅
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@KevinC alles im selben Depot auf GetQuin eingetragen? Sonst würde es mit der Premium-Funktion klappen, aber eben nur falls dein ETF in einem separaten Depot ist.
Mit stellt sich bei sowas immer die Frage was der Vorteil ist auf die Dividendenentwicklung zu gucken anstatt direkt auf das Gewinnwachstum? Ohne wachsende Gewinne keine wachsende Dividende? Die Dividende ist doch quasi das gleiche nur durch die payout Ratio zusätzlich verzerrt?

Wenn das Unternehmen mit einer niedrigen Dividende (z.b 0,5%) und niedriger payout Ratio startet kann es die Dividende einige Jahre überdurchschnittlich steigern aber ist irgendwann letztendlich durch die Gewinne und deren Entwicklung begrenzt. Als Beispiel Amgen:

Ausschüttungsquote
Aktuell 65,08 %
Durchschnitt 5 Jahre 54,87 %
Durchschnitt 10 Jahre 46,32 %

Hier sieht man, dass die stabile bzw. steigende Dividende durch einen immer größeren Teil des Gewinns bezahlt werden muss. Kein Trend der ewig so weiter gehen sollte bzw. kann.

Bin gespannt auf deine Sicht dazu!
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@Kluuus Gewinne können kurzfristig stark schwanken, während Dividenden aufgrund der Variabilität der Payout Ratio schwankungsärmer sind. In der Dividendenentwicklung lassen sich besser ein klarer Trend - quasi Gewinnwachstum bereinigt um Schwankungen - und die Erwartungen des Managements für das künftige Gewinnwachstum erkennen.

Natürlich kann es auch den Fall geben, dass die Dividenden für eine Zeit lang stärker steigen als die Gewinne und die Payout Ratio angehoben wird. Das ist dann aber meistens ein temporärer Zustand, das Management kennt ja die „natürliche Grenze“ und entweder passen sie die Steigerungen daran an, oder sie erwarten in Zukunft wieder stärkeres Gewinnwachstum.

Außerdem gibt es auch einige Unternehmen, die ihre Dividenden über lange Zeiträume stark steigern, ohne dass sich die Payout Ratio signifikant erhöht. Dort lässt sich also anhand der Dividende einfach auf die Gewinnentwicklung schließen.

Wenn ich Aktien analysiere, dann schaue ich mir meistens dennoch den Gewinn und viele weitere Kennzahlen (insbesondere Free Cash Flow) an. Das war hier aber nicht das Ziel.
Könnte mir vorstellen dass es irgendwann einfach schwerer wird den gleichen hohen Wachstum zu erzielen. Wenn man noch etwas kleiner ist ist es einfacher zu wachsen. Und so werdens mit der Zeit weniger die es halten können.
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@Wowa83 das sehe ich auch so! Umso größer Unternehmen werden, desto schwieriger wird es auf dem bereits hohen Niveau exponentiell zu wachsen.
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Ich glaube ein besonders hohes Dividendenwachstum könnte man bei den Aktien erwarten, die derzeit auf Growth setzen, in Zukunft aber geringere prozentuale Wachstumserwartungen haben und ihre Gewinne dann vermehrt ausschütten werden.
Bspw. Unternehmen wie Microsoft, Apple etc. werden auch weiterhin starkes Dividendenwachstum haben ausgehend von einem derzeit prozentual niedrigem Niveau.
Dort wo die Dividendenrendite bereits recht hoch ist aufgrund von vergangenem Wachstum ist natürlich auch weniger Luft nach oben.
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@Daxdaniel Apple ist aber ein krasses Gegenbeispiel. Mickrige Dividendenrendite (und Dividende an sich), mickriges Dividendenwachstum.
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Eine Reihe von Unternehmen, v. a. US Unternehmen haben wg. der Niedrigzinsen und der Steuergesetze in den letzten Jahren begonnen, statt Dividenden auszuschütten, Aktien zurückzukaufen.
Kannst du in deine Statistik auch die DivRendite auf die ausstehenden Aktien ermitteln? Das Ergebnis könnte anders aussehen.
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@Epi Zur Klarstellung: In meiner Statistik habe ich die Dividendenerhöhungen je ausstehender Aktie ermittelt. Unter Berücksichtigung der Aktienrückkäufe dürfte die Entwicklung der ausgezahlten Dividenden also potentiell noch negativer ausfallen. Denn dann haben wir eine Kombination aus niedrigeren Dividendenerhöhungen je Aktie und einer niedrigeren Anzahl an ausstehenden Aktien.
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@LetsGrow Hmm, dann ist es das nicht...
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Sind das quartalserhöhungen gegenüber Jahreswerten?
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@Investor_in_Jogginghose das ist jeweils die letzte *jährliche* Dividendenerhöhung mit entsprechendem Zeitpunkt der Ankündigung gegenüber der *jährlichen* langfristigen Wachstumsrate (10Y CAGR).
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@Investor_in_Jogginghose also letzte Erhöhung p.a. vs langfristiges Wachstum p.a. … hoffe das ist jetzt verständlicher.
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@LetsGrow also ttm to the month wie es immer heißt. Sieht echt übel aus.
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@Investor_in_Jogginghose ttm steht für trailing twelve months, nicht to the month, soweit ich weiß. Aber ja, das TTM-Dividendenwachstum ist in den aufgelisteten Beispiel jeweils deutlich geringer als das langfristige jährliche Dividendenwachstum
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@LetsGrow mein ganzes Leben ist eine Lüge gewesen.
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@Investor_in_Jogginghose am Ende steht TTM für To The Moon 🚀🤣
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Dividend growth is an oxymoron. You can either have dividends (short term gratification) or growth . not both. I don't know why people think dividends are great ? You don't keep your money invested. You remove profits every month and get taxed on it.

How is this a great strategy ?
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@reach2ashish the last sentence shows that you miss the bigger picture and explains why you think that way („short term gratification“). Capital markets literature has clearly shown that dividends contribute to total returns significantly and over long time periods that dividends are irrelevant to a company‘s stock price (dividend irrelevance theory). If you see the bigger picture, it’s actually long term investing strategy that allows allocation of cash flows into new assets (diversification) or consumption, both without reducing the share of ownership of an owned company. Selling ETF shares or individual shares is simply different, since selling shares effectively reduces your relative share of ownership compared to other investors. It will only be the same if other investors in dividend stocks re-invest their dividends in the same stock while you don’t.
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