Liebe getquin-Community,
ab und an stoße ich auf Beiträge bzw. vor allem Kommentare, in denen nach der genauen Bedeutung von Aktienrückkäufen gefragt wird.
Daher möchte ich all jenen unter euch, denen hierhingehend das Wissen fehlt, in einfachen Worten erklären, was hinter solchen Rückkäufen steckt und welche Vor- und Nachteile diese u.U. mit sich bringen.
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Ein Aktienrückkauf (englisch: share buyback) bezeichnet den Vorgang, bei dem ein Unternehmen eigene Aktien am Kapitalmarkt zurückkauft. Diese Anteile können anschließend entweder eingezogen werden – wodurch sich die Anzahl der umlaufenden Aktien verringert – oder im Eigenbestand verbleiben, etwa zur späteren Ausgabe im Rahmen von Mitarbeiterbeteiligungsprogrammen.
Unternehmen nutzen Aktienrückkäufe aus verschiedenen strategischen Gründen. Oft dienen sie der Kapitalstruktursteuerung, der Ausschüttung von Liquidität an Aktionärinnen und Aktionäre oder der Verbesserung finanzwirtschaftlicher Kennzahlen. Insbesondere in Phasen stabiler Gewinne, fehlender Investitionsalternativen oder eines niedrigen Aktienkurses greifen viele Unternehmen auf dieses Mittel zurück.
Ein prominentes Beispiel ist der US-Technologiekonzern $AAPL (-0,85 %) , der seit 2012 ein massives Rückkaufprogramm durchführt. Bis 2025 wird Apple wohl knapp 1000 Milliarden US-Dollar (Richtig gehört, 1 Billion US-Dollar) in Aktienrückkäufe investiert haben. Obwohl das Unternehmen in diesem Zeitraum keine dramatische Steigerung des Jahresgewinns verzeichnet, steigt der Gewinn pro Aktie (EPS) deutlich – eine Folge der geringeren Anzahl ausstehender Aktien.
Rechenbeispiel – EPS-Steigerung durch Rückkäufe (Apple, vereinfacht):
- Jahresgewinn (Net Income): 100 Mrd. USD (unverändert)
- Vor Rückkauf: 20 Mrd. ausstehende Aktien → EPS = 100 / 20 = 5,00 USD
- Nach Rückkauf: 18 Mrd. ausstehende Aktien → EPS = 100 / 18 = 5,56 USD
Der EPS steigt allein durch die Reduktion der Aktienanzahl um über 11 %, obwohl sich das operative Ergebnis nicht verändert hat. Dieser Effekt kann das Vertrauen von Investoreninnen und Investoren stärken und zu einem steigenden Aktienkurs führen.
💪🏼 Vorteile von Aktienrückkäufen:
- Steigerung des Gewinns je Aktie (EPS): Der Gewinn verteilt sich auf weniger Aktien, was die Kennzahl verbessert.
- Flexible Rückführung von Kapital an Aktionäreinnen und Aktionäre: Rückkäufe sind eine Alternative zur Dividende und bieten größere zeitliche Flexibilität.
- Vermeidung von Verwässerungseffekten: Besonders relevant bei umfangreichen Aktienoptionsprogrammen.
- Signalwirkung an den Kapitalmarkt: Rückkäufe können als Zeichen interpretiert werden, dass das Unternehmen an seine Zukunft glaubt und die Aktie für unterbewertet hält.
- Positive Wirkung auf den Aktienkurs: Ein erhöhter EPS und positives Marktvertrauen können den Kurs stützen oder anheben.
👎🏻 Nachteile und Risiken von Rückkäufen:
- Reduzierte Investitionsfähigkeit: Verwendete Mittel stehen nicht für Forschung, Entwicklung oder Expansion zur Verfügung.
- Optische Verbesserung von Kennzahlen: Der EPS steigt zwar, ohne dass sich die wirtschaftliche Substanz verbessert.
- Kurzfristige Orientierung: Rückkäufe können vordergründig dem Ziel dienen, Managementboni zu steigern oder Analystenerwartungen zu erfüllen.
- Erhöhtes Bilanzrisiko bei Fremdfinanzierung: Unternehmen, die Rückkäufe über Kredite finanzieren, erhöhen ihre Verschuldung.
- Signal fehlender Wachstumschancen: Exzessive Rückkäufe können als Hinweis gewertet werden, dass dem Unternehmen strategische Investitionsideen fehlen.
Quellen:
- Apple Investor Relations: https://investor.apple.com
- Cash Wirtschafts- und Finanzinformationen Webportal: https://www.cash.ch/news/top-news/apple-aktienruckkaufe-durften-2025-eine-billion-dollar-ubersteigen-593593
- Investopedia - Share Buybacks: https://www.investopedia.com/articles/02/041702.asp