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Insights aus der Hensoldt Analystenkonferenz - Profiteur der steigenden Verteidigungsbudgets

Als Zuhörer der Analystenkonferenz von Hensoldt ($HAG (-0,35 %) ) zum Gesamtjahr 2024 konnte ich mir einen umfassenden Überblick über die Leistung des Unternehmens und seine strategische Ausrichtung verschaffen.


Oliver Dorre, der CEO, begann mit der Vorstellung der finanziellen Highlights des Jahres 2024. Besonders beeindruckend war der verbesserte Book-to-Bill-Faktor von 1,3x. Der Auftragseingang übertraf die Erwartungen, was auf ein signifikantes und nachhaltiges Marktwachstum zurückzuführen ist. Das Unternehmen profitiert von einer robusten Nachfrage nach Verteidigungstechnologien in Deutschland, Europa und weltweit. Dorre betonte, dass dieses Wachstum strukturell über alle Geschäftsbereiche hinweg zu beobachten sei.


Der Umsatz erreichte 2,24 Milliarden Euro, angetrieben durch eine dynamische Marktentwicklung, insbesondere im letzten Quartal. Die Profitabilität erreichte einen Benchmark von 19,4 % bereinigter EBITDA-Marge vor Durchlaufposten, was die Stärke des Geschäftsmodells von Hensoldt unterstreicht. Der Cashflow war mit einem bereinigten freien Cashflow von 249 Millionen Euro ebenfalls exzellent, was eine Entschuldung oberhalb der Erwartungen ermöglichte.


Das Marktwachstum ist signifikant und nachhaltig, und die Technologie ist bereit für die Ära der Software-definierten Verteidigung. Die politische Unterstützung in Deutschland ist weiterhin stark, und die Internationalisierung gewinnt an Fahrt. Hensoldt hat bedeutende Fortschritte in der Produktionssteigerung sowohl im Sensor- als auch im Optronikbereich erzielt. Um das Wachstum weiter zu fördern, wird das Unternehmen eine starke Key-Account-Struktur implementieren.


Die Digitalisierung bleibt eine hohe Priorität, mit einer klaren Roadmap, um ein wirklich digitales Unternehmen zu werden. Die Integration von ESG wurde nur neun Monate nach Abschluss vollzogen, was zu einer neuen Bereichsaufteilung führte, die sich auf die drei Säulen Produkte, Lösungen und Dienstleistungen konzentriert.


Dorre erläuterte die vier strategischen Achsen der North Star Vision:

  • Wachstum mit Fokus
  • Skalierung
  • Pionierarbeit im Bereich der Software-definierten Verteidigung
  • Aufbau eines einzigartigen Teams.


Diese Vision dient als Leitfaden für die nächste Wachstumsphase von Hensoldt und konzentriert sich auf industrielle und operative Exzellenz, Digitalisierung, neue Geschäftsmodelle und Agilität.


Ein wichtiger Punkt war der Eurofighter Mark 1 Radar Vertrag im Wert von 1,5 Milliarden Euro, der größte in der Geschichte von Hensoldt. Das Unternehmen macht auch Fortschritte bei der Entwicklung digitaler Standorte und hat ein neues Logistikzentrum in Süddeutschland in Betrieb genommen, um die Produktionskapazität zu erhöhen.


Christian Ladurner, der CFO, präsentierte detaillierte Einblicke in die vorläufigen Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2024. Der Auftragseingang erreichte mit 2,9 Milliarden Euro einen sehr starken Wert, was einer Steigerung von fast 40 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Das Auftragsbuch wuchs um über 1 Milliarde Euro auf einen neuen Höchststand von über 6,6 Milliarden Euro. Das bereinigte EBITDA stieg um 23 % auf 405 Millionen Euro, mit einer bereinigten EBITDA-Marge von 18,1 %. Der bereinigte freie Cashflow betrug 249 Millionen Euro, eine Steigerung von 26 %.


Im Sensorbereich verzeichnete Hensoldt einen starken Auftragseingang mit einem Anstieg von fast 40 % gegenüber dem Vorjahr. Der Umsatz stieg um 23 % auf 1,9 Milliarden Euro. In der Optronik erreichte das Unternehmen einen Rekordauftragseingang von 740 Millionen Euro, was einer Steigerung von 45 % entspricht. Der Umzug zum neuen Optronik-Campus im Jahr 2025 wird dieses Wachstum weiter unterstützen.


Ladurner gab auch ein Update zur Nettoverschuldung, die kontinuierlich reduziert wurde. Für das Jahr 2024 wurde eine Nettoverschuldung von rund dem 1,6-fachen des EBITDA erreicht, was unter dem Zielwert von 2x liegt. Infolgedessen wurde der Zinssatz der vorrangigen Kreditvereinbarung verbessert. Der Vorstand schlägt eine Dividende von 0,50 Euro je Aktie vor, was einer Steigerung von 25 % gegenüber dem Vorjahr entspricht.


Für das Jahr 2025 erwartet Hensoldt weiterhin eine starke Auftragseingangsperformance. Der Umsatz soll zwischen 2,5 und 2,6 Milliarden Euro liegen. Die bereinigte EBITDA-Marge wird auf rund 18 % geschätzt. Das Unternehmen erwartet eine weiterhin starke Performance des bereinigten freien Cashflows mit einem unveränderten Cash-Conversion-Ziel von 50 % bis 60 %.


Ladurner wies darauf hin, dass der Koalitionsbildungsprozess in Deutschland den Zeitpunkt von Aufträgen und Umsatzzuflüssen beeinflussen könnte, was zu einer Verschiebung in die zweite Jahreshälfte führen würde. Trotzdem ist Hensoldt von einem nachhaltigen, jahrzehntelangen Wachstumspotenzial überzeugt. Das Unternehmen erwartet ein durchschnittliches jährliches organisches Umsatzwachstum von 10 % und eine bereinigte EBITDA-Marge von rund 19 %.


Der CEO betonte weitehrin, dass Europa mehr Verantwortung für den Aufbau einer selbstgenügsamen Abschreckungs- und Verteidigungsfähigkeit übernehmen muss. Dies erfordert eine Erhöhung der Verteidigungsbudgets auf mindestens 3,5 % des BIP für alle NATO-Verbündeten. Dorre analysierte auch die Ergebnisse der Parlamentswahlen in Deutschland und deutete auf eine stabile Koalition hin, die voraussichtlich um Ostern eine neue Regierung bilden wird.


Die anschließende Fragerunde bot zusätzliche Einblicke:


Aymeric Poulain (Kepler Cheuvreux) fragte nach der Möglichkeit, die organische Wachstumsguidance von 10 % angesichts der potenziellen Erhöhungen der Verteidigungsbudgets in Europa zu erhöhen. Dorre antwortete, dass das Unternehmen konservativ bleibt und die aktuelle Planung auf den bestehenden Zusagen basiert, aber eine Überprüfung der Guidance in der zweiten Jahreshälfte in Betracht zieht, sobald die neue Regierung in Deutschland steht und die Diskussionen über zusätzliche Mittel konkreter werden. Er sieht Deutschland auf dem Weg zu Verteidigungsausgaben von 3 % bis 3,5 % des BIP. Auf die Frage, ob Hensoldt in der Lage sei, die Produktion zu steigern, antwortete Dorre mit Ja und erklärte, dass die aktuellen Investitionen darauf abzielen, die Kapazitäten für zukünftiges Wachstum zu erhöhen.


Simon Keller (HAIB) fragte, ob Hensoldts Umsatz überproportional steigen würde, sollte Deutschland sein Budget um 50 % erhöhen, insbesondere im Hinblick auf die hohe Nachfrage nach Luftverteidigung. Dorre antwortete, dass Hensoldt von jeder Budgeterhöhung profitieren würde, da die benötigten Fähigkeiten mit dem übereinstimmen, was Hensoldt liefert. Keller fragte auch nach dem potenziellen Umsatzwachstum im Jahr 2026 und der Nachhaltigkeit des Wachstums der deutschen Optroniksparte von 30 %. Ladurner erklärte, dass es etwa 1 bis 1,5 Jahre dauert, bis sich Entscheidungen über Mittel in Aufträgen und Umsätzen niederschlagen. Er hält ein Wachstum von 20 % bis 25 % für die Optroniksparte im Jahr 2025 für realistisch und erwartet eine Margenverbesserung auf 10 %.


Christophe Menard (Deutsche Bank) erkundigte sich, ob sich die Diskussionen auf die Erschwinglichkeit von Ausrüstung verlagert haben und ob Regierungen nach billigeren Alternativen fragen. Dorre entgegnete, dass Qualität und Lieferzeit Vorrang vor dem Preis haben.


Carlos Peris (Bank of America) fragte nach den Auswirkungen auf die Margen im Jahr 2025. Ladurner antwortete, dass die stabile Marge im Sensorbereich auf notwendige Reinvestitionen in die neue Generation des TRML-4D-Radars zurückzuführen ist.


Sash Tusa (Agency Partners) fragte nach den Chancen und Risiken für Hensoldt, falls die USA kein verlässlicher Partner mehr für Europa sein sollten. Dorre antwortete, dass Hensoldt gut positioniert ist, um die Fähigkeiten Deutschlands zu erhalten, die mit US-Technologien geschaffen wurden. Er erwähnte auch die Risiken im Zusammenhang mit Zöllen und der Abhängigkeit vom US-Markt.


Yan Derocles (ODDO BHF) fragte, ob das neue Umfeld höhere Anzahlungen und staatliche Unterstützung für Reinvestitionen in Sensoren gewährleistet. Ladurner antwortete, dass er in den letzten Jahren eine gute Balance zwischen erhöhten Lagerbeständen und Vorauszahlungen gesehen hat und dies auch in Zukunft erwartet.


Simon Keller (HAIB) erkundigte sich nach der M&A-Strategie. Dorre antwortete, dass M&A ein Mittel zum Zweck sein muss und dass der Fokus auf Technologie, Innovation und Internationalisierung liegt. Hensoldt ist bereit für die europäische Konsolidierung, wird aber keine Akquisitionen um des reinen Wachstums willen tätigen.


Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Hensoldt ein starkes Jahr 2024 hatte und gut positioniert ist, um von steigenden Verteidigungsbudgets zu profitieren. Das Unternehmen konzentriert sich auf Innovation, operative Exzellenz und strategische Akquisitionen, um langfristiges Wachstum zu sichern.


Ich hoffe euch hat die Zusammenfassung gefallen!

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4 Kommentare

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Sehr interessanter Beitrag, Danke
Aber bei so guten Ergebnissen und Aussichten, warum war die Aktie gestern so unter Druck?? Ich hatte eigentlich auf einen richtigen Kurssprung gehofft……🤷‍♂️
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@Cato_Bamboo sollte nichts strukturelles sein. Denke mal Gewinnmitnahmen..
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@Philley Also weiter investieren........
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okay, angefixt! es wird investiert …
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