Habe gestern meinen 23-jährigen Neffen dabei erwischt, wie er nervös auf sein Handy starrte.
Er benutzte eine dieser unseriösen "Neobroker"-Apps.
Ich fragte streng, was er da treibt.
"Ich bespare einen ETF auf den S&P 500", sagte er leise.
Mir fiel fast mein Dinkel-Vollkornbrötchen aus der Hand.
Ich musste mich setzen.
Der Junge investiert sein hart erarbeitetes Geld in amerikanische Firmen ohne physische Präsenz in Castrop-Rauxel?
Das ist buchstäblich Glücksspiel.
Ich fragte ihn: "Was machst du, wenn die Börse mal zwei Tage geschlossen hat? Oder wenn Elon Musk twittert?"
Er hatte keine Antwort.
Der pure Leichtsinn.
Ich habe ihm sofort das Handy weggenommen und die App gelöscht.
Wir sind dann gemeinsam zur Sparkasse gefahren.
Haben ein 2-stündiges Beratungsgespräch für einen soliden Bausparvertrag geführt.
Abschlussgebühr nur 1,6% der Bausparsumme.
Garantierte Verzinsung von 0,25% bis zur Zuteilung in 18 Jahren.
Er fing an zu weinen und faselte etwas von "Inflation" und "Opportunitätskosten".
Ich legte ihm väterlich die Hand auf die Schulter.
"Hör mal zu", sagte ich sanft.
"Reichtum entsteht nicht dadurch, dass das Geld mehr wird."
"Wahrer Reichtum ist das warme Gefühl, dass dein Geld sicher vor dem amerikanischen Turbokapitalismus auf einem deutschen Girokonto liegt und langsam an Wert verliert."
"Aber dafür planbar."
Er hat es endlich verstanden.
Nie war ich stolzer auf die finanzielle Bildung in diesem Land.

