5Tg·

Der EUR fällt gegenüber USD - Wer kann profitieren?

Seit September 2024 wird der Euro immer schwächer und nähert sich der Parität zum Dollar an – dann wäre das Währungsverhältnis eins zu eins. Aktuell ist der Dollar noch rund 1,04 Euro wert, im Herbst waren es sieben Cent mehr.


Deutsche Firmen mit einem starken Geschäft im Dollarraum können von dieser Entwicklung mehrfach profitieren.


„Für exportierende deutsche Unternehmen ist die Dollarstärke eine gute Nachricht“, kommentieren die Analysten der Baader Bank. Denn ihre Produkte würden in den USA vergleichsweise billiger.


Ein schwacher Euro verbilligt die Ausfuhren, sodass europäische Produkte und Dienstleistungen im Dollarraum und damit in weiten Teilen Amerikas und Asiens preiswerter und konkurrenzfähiger werden. Einfuhrzölle in den USA würden die Produkte zwar wieder verteuern – doch am Ende könnten sich beide Effekte nahezu ausgleichen.


So bereiten dem Medizintechnik-Konzern Siemens Healthineers $SHL (+0,45 %) drohende Einfuhrzölle in die USA kaum Sorgen. Zwar teile man die Furcht vor einem globalen Handelskrieg. Doch erwarte man, dass sich der Gegenwind durch Zölle und der Rückenwind durch den stärkeren Dollar weitgehend ausgleichen werden, sagt Finanzchef Jochen Schmitz.


Der Rückenwind durch den starken Dollar könnte den Unternehmen noch lange erhalten bleiben. „Der Euro wird eine richtige Schwachwährung werden. Er dürfte schnell unter die Parität zum Dollar fallen und recht schnell bei 0,95 Euro je Dollar sein“, erwartet der bekannte Fondsmanager Jens Ehrhardt, Gründer und Chef von DJE Kapital.


Die Europäische Zentralbank (EZB) erwartet von der Dollarstärke eine Entlastung exportierender Unternehmen bei möglichen Importzöllen in den USA. EZB-Ratsmitglied Pierre Wunsch sagt: „Man müsste den Euro auf die Parität bringen, um einen Zoll von zehn Prozent im Wesentlichen zu kompensieren.“


Auch die vielen Unternehmen, die in den USA vor Ort produzieren und dort ihre Waren verkaufen, haben Vorteile von einem starken Dollar. Denn noch stärker wirkt der bilanzielle Effekt, sobald die Unternehmen ihre im Dollarraum erzielten Erträge in die Heimatwährung umrechnen. Mit jedem erlösten Dollar gibt es momentan sieben Euro-Cent mehr als noch im Herbst.


Die Auswirkungen spüren die Unternehmen schon jetzt. Beispielsweise hat Infineon $IFX (-1,86 %) vor wenigen Tagen seine Prognose fürs laufende Geschäftsjahr hochgeschraubt. Bislang war der Münchener Halbleiterhersteller von einem leicht rückläufigen Umsatz ausgegangen. Nun rechnet der Dax-Konzern 2024 mit einem stabilen bis leicht steigenden Erlös.


Ein Grund ist die Dollarstärke. Infineon geht jetzt von einem Euro-Dollar-Wechselkurs von 1,05 Euro in diesem Jahr aus – nach zuvor angenommenen 1,10. Euro. „Diese Anpassung und der bessere Wechselkurs im ersten Quartal erhöhen unsere Umsatzerwartung um etwa 450 Millionen Euro“, rechnet Konzernchef Jochen Hanebeck vor. 


Die Einschätzungen zeigen: Die größten Währungsprofiteure eines schwächeren Euros sind hochglobalisierte Unternehmen mit starkem Geschäft im Dollarraum. Neben Infineon zählen dazu beispielsweise $BAYN (+1,43 %) Bayer mit seinem starken US-Geschäft und das Dax-Schwergewicht Airbus $AIR (-3,2 %). Flugzeuge baut das europäische Gemeinschaftsunternehmen hauptsächlich in Deutschland und Frankreich, doch sie werden weltweit zu Dollarpreisen verkauft.


Auch Rheinmetall $RHM (-1,89 %) profitiert: Rüstungsgüter werden zumeist in Dollar abgerechnet, aber der Düsseldorfer Konzern bilanziert sie in Euro, wodurch sich allein aus der Umrechnung höhere Erlöse ergeben.


Profiteure gibt es ebenso in der Finanzbranche. Deutsche Bank $DBK (+0,12 %) Finanzchef James von Moltke deutete beim Ausblick auf 2025 an: Es gebe Potenzial für höhere Konzernerträge als die bislang anvisierten 32 Milliarden Euro. Bislang plane die Bank mit einem Wechselkurs von 1,10 Dollar je Euro – also einem um mehr als fünf Cent stärkeren Euro, als dieser aktuell wert ist. Da aber die Deutsche Bank mehr Einnahmen in Dollar als Kosten in Dollar habe und dieses Währungsrisiko nicht absichere, profitiert sie nach Aussagen von Moltkes von einem schwachen Euro.


Der Automobilindustrie hilft der schwache Euro ebenfalls. Viele Luxusfahrzeuge werden in Deutschland produziert, aber weltweit und vor allem in den USA verkauft. Porsche $P911 (+0,35 %) setzt dort jeden vierten Wagen ab – produziert dort aber keinen einzigen.


„In der Porsche-Bilanz wird sich das um mehrere Hundert Millionen Euro positiv bemerkbar machen“, sagt ein Frankfurter Aktienhändler mit Blick auf die Ergebnisse in diesem Jahr. Allerdings: US-Zölle auf Importe von europäischen Autos könnten diesen positiven Effekt wieder egalisieren.


Quelle & Grafik: Handelsblatt

attachment
7
2 Kommentare

Profilbild
Die Schwäche des EUR ist gut für die, die ihre Dividenden in Dollar bekommen. Mich eingeschlossen.

Andersrum ist die Stärke des Dollar schlecht für die Käufe, weil die meisten Wertpapiere und auch ETFs in Dollar gelistet sind
5
Also die 4. Passage: „schwacher Euro vs Zölle könnten sich ausgleichen“ find ich schon ne spannende Aussage.. Ich kann das nicht glauben..
Werde Teil der Community