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#MoneyManagement #RisikoManagement

…auf Wunsch von @DonkeyInvestor ein paar Worte zu meinem Money Management. Vielleicht hilft es euch den einen oder anderen Verlust in 2023 zu begrenzen! Ab morgen geht' s ja wieder los - der Bullenmarkt sei mit euch!


1. Einleitung zu Money Management / Risiko Management

·       Was sind Risiken?

·       Warum Money Management?

·       Die 3 Hebel für Risiko Management

2. Money Management in der Theorie

3. Money Management in der Praxis


1. Einleitung zu Money Management und Risiko Management


Ich starte mit einem Zitat (angeblich von William O’Neil – Gründer von Investment Business Daily): „Das ganze Geheimnis des Börsenerfolgs besteht darin, so wenig wie möglich zu verlieren, wenn man falsch liegt.“



Auch Warren Buffett sagte einst:

Regel Nummer 1: Verliere kein Geld.

Regel Nummer 2: Vergiss niemals Regel Nummer 1.

…aber jetzt lass ich‘s auch schon bleiben mit den alten abgedroschenen Zitaten, auch wenn diese beiden Zitate tatsächlich das Wesentliche zum Risiko- und Money Management beschreiben!


Was sind Risiken?



Risiken kann man prinzipiell in 2 Bereiche einteilen:



1. Risiken, die wir nicht beeinflussen können, wie das allgemeine Marktumfeld, politische Ereignisse wie z.B. der Ukraine Krieg, oder auch die Zinspolitik der Nationalbanken wie FED oder EZB.



2. Risiken, die wir beeinflussen können wie „keine“ Diversifikation, „kein“ Wissen oder einfach auch „kein“ Risiko Management.


Money Management gehört auch zum Bereich, den wir beeinflussen können. Es ist neben der Diversifikation für mich das wichtigste Risiko Management.


Warum sollten wir Money Management betreiben?



Es ist schwierig, Verluste wieder aufzuholen!


Am Beispiel von Tesla mit einer Performance von -70% sehen wir, wie schwierig es ist, diesen Verlust wieder aufzuholen. Tesla würde eine unglaubliche Performance von +233% benötigen, um wieder ans alte Kursniveau heranzukommen. Wie realistisch ist so eine Erholung von +233%? Besser gar nicht so weit kommen lassen. Buy&Hold ist gut, aber bis zum bitteren Tiefpunkt dann doch nicht...


Für den weiteren Verlauf wichtig zu erwähnen sind die Unterschiede zwischen kurz/mittelfristig orientierten Tradern und langfristig orientierten Anlagern. Für Trader steht das Money Management und Risiko Management in Form von Stoppkursen, abgeleitet von Chancen-Risiken im Vordergrund. Für langfristige Anleger ist Diversifikation das Mittel zur Wahl, das Money Management ist mehr oder weniger mit Festlegung der Sparpläne bzw. des Anlagebetrags schon geschehen.


Ich empfehle aber auch den Buy&Hold Anlegern unter euch, sich über Money Management Gedanken zu machen. In der Realität ist beides von einander nicht so leicht abzugrenzen, die Übergänge verschwimmen. Was für den kurzfristigen Trader permanent im Auge zu behalten ist, sollte auch ein langfristiger Anleger von Zeit zu Zeit machen. Überprüft eure Positionsgrößen und macht euch Gedanken über Ausstiegskurse, d.h. zieht etwaige Stopps nach.


Die 3 Hebel für euer Risiko Management sind folgende:

1. Diversifikation

2. Richtiger Kapitaleinsatz (=Money Management)

3. Verlustbegrenzung mittels Stoppkursen*


*Ich weiß, dass viele hier keine Fans von Stopp Kursen sind, aber auch für Buy&Hold Anleger macht das Sinn. Ein Beispiel aus meiner Praxis sind „Aktien für die Ewigkeit“ wie z.B. Apple und Amazon. Durch konsequentes nachziehen der Stopps konnte ich die Gewinne sichern, neben einigen anderen Werten wurden diese Aktien Mitte August nahe dem Hoch ausgestoppt / verkauft. Die massiven Einbrüche im September und Oktober blieben mir erspart. Da ich nach wie vor an die Unternehmen glaube, habe ich jetzt wieder angefangen, diese Aktien zu wesentlich niedrigeren Kursen wieder einzusammeln.


2. Money Management


Was ist Money Management?



Money Management bestimmt den Kapitaleinsatz und die Positionsgröße an Hand des maximal in Kauf zu nehmenden Verlusts!


Da Kapitalverlust nur durch einen entsprechenden höheren Gewinn wieder ausgeglichen werden kann, ist ein gutes Money Management essentiell!


Anbei ein paar Werte, um ein Gefühl für Verluste zu bekommen:

Ein Verlust von -20% benötigt +25% Erholung um wieder ans alte Kursniveau heranzukommen.

Ein Verlust von -40% benötigt +67% Erholung um wieder ans alte Kursniveau heranzukommen.

Ein Verlust von -50% benötigt +100% Erholung um wieder ans alte Kursniveau heranzukommen.

(siehe auch das Tesla -70% Beispiel benötigt +233% Performance!)


Riskiert man pro Position nur 1% vom verfügbaren Kapital, so würde selbst nach 10 falsch eingeschätzten Trades noch ca. 90% vom Kapital zur Verfügung stehen. Würde man pro Position 4% vom verfügbaren Kapital riskieren, dann hätte man nach 10 falsch eingeschätzten Trades schon 40% vom Kapital verloren, d.h. man bräuchte schon +67% Performance auf das verbliebene Kapital, um nur wieder das Ausgangskapital zu erlangen.


Ein etablierter Richtwert fürs Money Management lautet – riskiere nie mehr als 0,5 bis 2 Prozent deines Kapitals für eine einzelne Position.

Money Management beschäftigt sich in erster Linie damit, wieviel Geld du pro Position einsetzen und riskieren sollst! Es geht um die Ermittlung der optimalen Positionsgröße.


Um das hier beschriebene etwas greifbarer zu machen, anbei ein Beispiel zur Berechnung einer Positionsgröße.



Dein freies Kapital für Investitionen: 10.000€

Deine maximale Verlustbegrenzung pro Position: 1% (= 100€)

Du möchtest eine Position aufbauen mit aktuellem Kaufpreis 20€ pro Aktie

Dein ermittelter Stoppkurs liegt bei 18€ (= max 2€ pro Aktie Verlust)


Die optimale Positionsgröße errechnet sich nun aus maximalem Verlust dividiert durch die Differenz zwischen Kaufkurs und Stoppkurs.


Optimale Positionsgröße = 100€ / (20€ - 18€) = 50 Stück



Siehe auch Bild2 – Mein Template um die Losgröße bzw. den SL zu berechnen


Das heißt für Dich, mit einer Positionsgröße von 50 Stück und einem Stoppkurs von 18€ bleibst du gemäß deinem Money Management im Rahmen der maximal 1% Verlust. Jetzt heißt es nur noch diszipliniert bleiben und konsequent nicht mehr von der Strategie abweichen.

Klingt einfach, ist es aber nicht - daran scheitert es dann meist in der Praxis 😉


Fazit:

Mit einem konsequenten Risikomanagement mittels Diversifikation und definierten Ausstiegspunkten, kombiniert mit Money Management kannst du deine Verluste bewusst eingrenzen. An der Börse kannst du die meisten Faktoren nicht wirklich beeinflussen, das Einzige das du wirklich in der Hand hast, ist dein Einstiegs- und Ausstiegskurs kombiniert mit der optimalen Positionsgröße. 


PS: Da dies mein erster Wissensbeitrag auf GQ ist, lasst bitte Gnaden walten! Denkt dran, ich bin kein FinFluencer, konstruktive Kritik ist willkommen! Das Ganze ist keine Anlageberatung, ich erzähle hier nur von meiner persönlichen Vorgehensweise!



Für interessierte gibt’s im 3. Abschnitt noch ein Beispiel aus der Praxis.


3. Money Management in der Praxis


Auf die Auswahl des Unternehmens gehe ich hier nicht weiter ein, dazu gibt es schon einige super Beiträge zu Kennzahlen, Fundamentalanalysen und TA Technische Analysen. Bei kurz-/mittelfristigen Trades ist für mich das CRV (Chancen-Risiko Verhältnis) immer ein wichtiges Entscheidungskriterium.


Bezüglich freien Kapitals hat sich im Laufe der ersten Monate 2022 für mich folgendes Ziel heraus kristallisiert: Auf Grund des anhaltenden Bärenmarktes sollte in 2022 nicht mehr wie 20.000€ in mein Depot investiert werden. Ein Teil des monatlich verfügbaren Kapitals wird sukzessive als „free Cash Reserve für 2023“ angespart. Quasi Selbstschutz vor FOMO (Buy the Dip vom Dip vom Dip…)


Unternehmen: OMV

Als Österreicher und speziell im Zuge der aktuellen Diskussionen rund um Energiepreise und Übergewinne hatte ich die OMV schon das ganze Jahr „im Auge“. Bei <37€ war der Kurs in dem Bereich, der für mich für einen Trade interessant war. Als Zielkurs / Ausstiegspunkt hab ich das Kursniveau von 50+ für mich definier, da sich die OMV die letzten Jahre selten länger über diesem Kursniveau gehalten hat (siehe auch Bild3 – 5 Jahres Chart OMV).


Money Management – Berechnung der optimalen Positionsgröße:



Freies Kapital für meine Investitionen 2022: 20.000€

1% max. Verlust pro Position: 200€


Kaufkurs / Einstiegskurs <37€ / StoppLoss -15% (31,45€) =
5,55€ max. Verlust pro Aktie

Die optimale Positionsgröße ergibt sich wie folgt: 200€ / 5,55€ = 36 Stück max. Positionsgröße

(Achtung: falls ihr relevante Kauf/Verkauf Nebenkosten habt, sind diese Kosten mit zu berücksichtigen)


Um das Risiko noch weiter zu minimieren, steige ich oft auch mit 2 oder mehreren Tranchen ein. Läuft mir der Kurs davon, dann läuft der Trade mit einem kleineren Volumen.


Kauf1 15 Stück am 23.09. a‘ 36,15€

Kauf2 15 Stück am 12.10. a‘ 36,86€

Verkauf 30 Stück am 9.11. a‘ 48,57€

SL wurde bei eintreten in den Bereich über 50€ recht knapp mit -3,5% gesetzt.


Wäre der Kurs unter 31,45€ gefallen, hätte ich die Position mit dem definierten Verlust verkauft. Gemäß meinem Money Management wäre der maximaler Verlust kleiner 1% / 200€ begrenzt gewesen. In diesem Fall wurde durch die etwas kleinere Positionsgröße das maximale Verlustrisiko nicht ausgeschöpft (30*5,55€=166€)


Fazit: realisierte Rendite von 33% bei begrenztem Verlustpotential von maximal -15%. Da natürlich nicht jede Position mit Gewinn geschlossen werden kann, funktioniert das Ganze nur bei entsprechender Disziplin und Konsequenz.


Quellenverweise: tja, da tu ich mich etwas schwer, das Thema habe ich mir die letzten Jahre aus diversen Quellen angelesen, meist aus Internet, Blogs oder auch Youtube. Viele Wissensartikel dieser Art findet ihr in den Wissensdatenbanken eurer Broker. Einfach mal nach Money Management suchen. Anbei Links wo ich heute zu diesem Thema was gefunden habe.


Was ist Risiko Management und Money Management? | Risikomanagement & Money Management | Online Broker LYNX (lynxbroker.at)

Risk- und Money-Management Analyse : Wiener Börse (wienerborse.at)

Risiko- und Money-Management | comdirect Magazin

Gutes Money Management: 4-Schritte-Anleitung - Sofort-Start? (aktien-lernen.de)

Moneymanagement - die Grundlagen! (Teil1) | stock3

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35 Kommentare

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Du bist damit gar nicht langfristig unterwegs, oder? Heißt wenn der Kurs kurz nach deinem Verkauf mit Verlust wieder steigt ist dir das egal, da du mehr nach ne TA & Co gehst?

@ccf
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@DonkeyInvestor wirklich langfristig bin ich eigentlich nur bei meinen 2 ETF unterwegs (1xFTSE dev World und 1x FTSE EM), alles andere solange es gut geht. Wie beschrieben, habe ich heuer im Laufe des Jahres alle meine US rausgehauen... aber die sammle ich jetzt halt wieder ein.
Tja - und natürlich hatte ich schon genügend Fälle, wo es nach dem ausstoppen wieder aufwärts ging... Wenn der Investmentcase passt, und es in die richtige Richtung läuft, kann ich ja wieder einsteigen.
Speziell in seitwärts Phasen oder Bärenmärkten ist das "ein paar mal zuviel ausgestoppt" werden in Summe weniger Verlust wie einige Positionen bis in alle Untiefen mitnehmen. 2 Paradebeispiele an Inkonsequenz hab ich ja im Depot 😭
PS: und ja es schmerzt jedes mal, speziell wenn der Stoppkurs nur ein kurzer Ausreißer nach unten war...
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Btw.: bei professioneller Software kann man das automatisieren (Trading Workstation - Interactive Brokers). Zudem kann man Verluste auch gut mit Derivaten ausgleichen. Ich habe auch noch Tesla im Depot. Aktuell mit 57% im Verlust. Reale Rendite, wegen des gegen Handels mit Derivaten: +4,839%
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@Jubele danke für diese Anregung, ich frage mich, wo sowas in Praxis aussieht, könntest Du Dein Tesla Beispiel etwas detaillierter erläutern?
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Dann haben wir schon den ersten @ccf für dieses Jahr 🚀
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Uiiii🤩, wie interessant!!! @ccf
Thx @TomTurboInvest
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Mich würde mal die Kostenaufstellung interessieren… das scheint mir ja noch ein so ein entschiedener Punkt gegen diese Art des Investieren zu sein.

Zudem wäre noch der Zeitfaktor interessant… also die Zeit welche du für das Gesamte Vorgehen investierst.

Ansonsten danke für den Einblick. Ein Teil ist mir aus der beruflichen Sicht bekannt.
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@InvestmentPapa Hallo Stefan, danke für dein Interesse - ich hatte ca. 160 Käufe+Verkäufe inkl. ETF Aufbau im Jahr 2022 - Kosten 1€pro Trade -10% (mein Broker gibt abhängig der Anzahl der Trades Rabatt)
Zeitaufwand ist schwer zu schätzen. Normalerweise schau ich das erste mal während des Frühstücks auf die Asien Indizes. Dann je nach Tagesablauf mal zu Mittag was so im Depot läuft.
Am Abend so zwischen Feierabend und Primetime schau ich mir Markus Koch an und lese ein paar Finanznachrichten plus checke den Chart meiner Titel. Das ist die Zeit, wo ich für mich interessante Titel raussuche und Kaufmarken definiere.
Habe aber auch Tage, wo ich zeitlich fast gar nichts aufwenden kann, da schau ich nur kurz über meine Charts. Wenn man seine Titel kennt, hat man den Chart mit den wichtigen Widerständen bzw. Unterstützungen im Kopf und ein kurzer Blick reicht. Ich mache da nicht täglich die Monsteranalyse.

Mein Depot ist aber überschaubar. 1xImmobilie (in 2020/21 einen großen Teil meines Depots in eine Anlegerwohnung umgeschichtet), 2ETF plus 13 Aktien und noch eine kleine Position BTC + ETH, wobei die Cryptos liegen nur rum ohne handeln…

PS/Edit: um die Kosten nochmal in Bezug zum Handelsvolumen zu setzen, ich hab gemäß meiner "single-source-of thruth" Excel Pivot in 2022 um 77.000€ gekauft und um 61.700€ verkauft (Saldo +15.300€ ins Depot gesteckt) - das macht in Summe 138.700€ Volumen - die 144€ Kosten sind da vernachlässigbar, machen nur 0,1038% aus
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@InvestmentPapa Hallo Stefan, konnte ich Deine Fragen ausreichend beantworten? Wenn noch was offen ist, versuche ich das gerne noch zu beantworten.
Ich sehe das gar nicht als eine eigene "Art des Investierens", ich versuche mir nur bei allen Investitionen auch Gedanken über mögliche Verluste zu machen. In meinen nun schon ca. 24 Jahren an der Börse hab ich LEIDER schon zu viele Positionen zu weit und zu lange ins Minus laufen lassen.

Irgendwie schaffe ich es fast jedes Jahr, mir ein bis zwei volle Fehlgriffe / Fehleinschätzungen ins Depot zu holen, rückblickend hätte ich mir die mit Disziplin beim Risikomanagement alle ersparen können...
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@TomTurboInvest super geschrieben, ich danke
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Toller Beitrag! Danke dafür
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Freut mich das hier doch jemand tatsächlich was gutes zu Risk Managment schreibt. Die 0.5-1% risk pro trade sind auch sehr solide.

Wichtig zu betonen ist jedoch das man für gute Stop Loss setzung am besten sich etwas mit TA auseinandersetzt.

Außerdem wird hier auch deutlich wie wichtig eigentlich der Einstieg ist. Denn wenn du einen guten Einstieg bekommst kannst du mit einem kleineren SL agieren und somit auch deine positionsgröße und dein R/R drastisch verbessern. So wird aus einem 2R trade schnell mal ein 5-10R trade. @ccf
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Vielen Dank für Deinen Beitrag, hat mir das Thema nochmal erneut näher gebracht -> will ich 2023 definitiv ernster nehmen!

Eine Frage, den Stop setzt Du in Deinem Beispiel auf minus 15%. Machst Du das immer so oder hast Du es vom Chart abhängig gemacht, sprich technische Analyse?
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@ccf super Einführung in das Thema!
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Das beste Riskmanagement ist einfach keine Zeit mit dem Traden zu verschwenden, sondern zu investieren.
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Gelöschter Nutzer
2J.
Kommentar wurde gelöscht
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