Short Put: Wie ich mir meinen Einstiegspreis selber baue und dabei Geld verdiene.
Lesezeit: 3-5 Minuten
Viele stellen sich Optionen wie ein wildes Zockerinstrument vor – dabei kann man sie wunderbar bodenständig einsetzen, um sein Depot clever zu steuern. Ein perfektes Beispiel dafür ist mein aktueller Short Put auf Arbor Realty ($ABR (-0,21 %) ), den du auch im eingebetteten Screenshot von meinem Swissquote-Account sehen kannst.
Anfang Mai stand ARBOR bei rund 10.24 USD. Mir war klar: Nachkaufen will ich erst, wenn die Aktie unter 8 Dollar fällt. Statt eine klassische Limit-Order zu setzen, habe ich lieber eine Plain Vanilla Put-Option verkauft – ganz ohne Schnickschnack. Damit habe ich dem Markt signalisiert: Wenn ARBOR bis Mitte Juli unter 8 Dollar fällt, kaufe ich die Aktien zu diesem Preis. Für dieses Versprechen habe ich 0.34 USD Prämie pro Aktie erhalten, was bei einem Kontrakt (100 Aktien) immerhin 34 Dollar ausmacht. (Was der Käufer der Option denkt, erfährst du am Ende des Posts.)
Wenn du dir den Screenshot anschaust, siehst du unter „Letzter Preis“ den aktuellen Wert der Option – gerade mal 0.01 USD. Heisst: Es ist extrem unwahrscheinlich, dass die Option noch ins Geld läuft. Sie wird wertlos verfallen. Auch die Volatilität ist spannend: mit 97% ist sie extrem hoch – was mir zugutekommt, denn je höher die erwartete Schwankung, desto mehr Prämie bezahlt der Käufer. Ich habe also dank hoher Unsicherheit mehr Geld für mein Versprechen bekommen. Immerhin waren es beim Verkauf der Option 20% abstand zum Strike (Optionspreis / Marktpreis = ~3% für 2.5 Mte)
Im Screenshot sieht man auch den aktuellen Kurs von ARBOR (10.99 USD) – also weit über meinem Strike bei 8 USD. Solange das so bleibt, verfällt meine Put-Option am 18. Juli wertlos und ich darf die ganze Prämie behalten. Fällt ARBOR doch noch unter 8 USD, muss ich kaufen – aber auch dann habe ich dank der Prämie effektiv nur 7.66 USD pro Aktie bezahlt.
So nutze ich Short Puts: Einerseits steuere ich meinen Wunscheinstiegspreis, andererseits verdiene ich etwas dazu, während ich warte. Das ist für mich spannend, weil ich sowieso langfristig investiert bleiben will. Ich möchte diese Aktie nicht wegzocken, sondern bei einem guten Preis meinen Bestand aufstocken.
Wer genau hinschaut, sieht im Screenshot auch die Kennzahl Hebel 17.29 – das zeigt, wie stark die Option auf Kursbewegungen reagiert. Für mich als Verkäufer spielt das aber keine grosse Rolle, weil ich nicht spekuliere, sondern den Hebel „verkaufe“: Ich kassiere die Prämie, weil jemand anders diese Hebelwirkung kauft. Des weiteren ist der Hebel zum Ende einer Option, kurz vor dem praktisch wertlosen Verfall, hinfällig.
So eine Plain Vanilla Put-Option ist also alles andere als kompliziert: fester Strike, fester Verfall, keine Barrieren oder Sonderregeln. Genau das macht sie so gut planbar für Strategien wie meine: Entweder kaufe ich zu meinem Preis – oder ich nehme einfach die Prämie mit.
Gerade wer Aktien schon hat oder plant, langfristig aufzustocken, kann mit Short Puts also clever den Cashflow aufpeppen. Wichtiger Unterschied zum Zocken: Ich verkaufe nur Puts auf Aktien, die ich auch wirklich haben will. So bleibt das Risiko überschaubar – selbst wenn der Kurs mal stärker einbrechen sollte.
Aktuelle Puts in meinem Depot:
$MAIN (+1,17 %) AUG25 49.7P & SEP25 44.4P
In der Vergangenheit habe ich erfolgreich $HELN (+1,55 %) aufgestockt. Bei $MPW (+0,85 %) hat das Verkaufen der Puts sogar grosse teile meiner Buchverluste wett gemacht.
Optionen müssen also nicht wild oder kompliziert sein. Mit einem simplen Short Put kann man sich den Einkaufspreis praktisch selbst bauen und wird fürs Warten bezahlt. Genau das siehst du hier schwarz auf weiss im Swissquote-Account.
Zuletzt noch, falls ihr euch wegen den "kleinen" USD 34 fragt, ob es sich lohnt: Ich hinterlege via Lombardkredit und habe keine Liquidität als Sicherheit zu hinterlegen. Es schränkt mich also persönlich nicht ein. Für den durch die Option gesperrten Teil des Lombardkredits bezahle ich, da nicht effektiv beansprucht, nichts. Das Auswählen einer Option kostet mich keine 5-10 Minuten. Mir ist es die Zeit also Wert. Zeitweise waren es 100-150 pro Monat als "Zustupf". Da ich aber nur weniger Aktien aktuell zukaufen möchte, oder die angepeilten Einstiegspreise zu weit unter Marktpreis liegen und die Prämie entsprechend unattraktiv ist, kommt es zu geringerer Aktivität meinerseits. :-D
SO - Was wollt ihr wissen und soll ich auch die Long-Position des Puts noch mehr beleuchten? (Den Einstieg dazu gibt's ja am Ende des Posts.)




- Der hier beschriebene "Loss" entsteht durch den Einkauf (Strike 8-.) und dem evtl. Marktpreis von bspw. 7.50 - da ist aber noch die Optionsprämie gegenzurechnen.
Der Käufer der Option:
Der Käufer des Puts rechnet damit – oder will sich dagegen absichern –, dass $ABR (-0,21 %) bis Juli unter 8 Dollar fällt. Für ihn ist die Put-Option so etwas wie eine Versicherung. Sinkt der Kurs deutlich unter 8 Dollar, kann er mir die Aktie trotzdem zu 8 verkaufen, auch wenn sie am Markt vielleicht nur noch 6 oder 7 Dollar wert ist. Damit begrenzt er sein Risiko nach unten. Manche kaufen Puts auch rein spekulativ, um von fallenden Kursen zu profitieren, ohne die Aktie selbst zu besitzen. Dann verkauft der Käufer den Put im besten Fall später teurer weiter, wenn der Kurs wirklich sinkt und die Option mehr wert wird. In jedem Fall gilt: Ich bekomme die Prämie, weil der Käufer entweder Sicherheit oder Spekulation will – und ich stelle diese Möglichkeit zur Verfügung.
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Happy Investing!
GG