Hi Zusammen,
die Frage nach der Renditeberechnung mag zwar einfach erscheinen, ist jedoch in meinen Augen wirklich nicht einfach zu verstehen, daher versuche ich mal das Thema rund um die Rendite etwas ausführlicher zu beleuchten. Viel Spassss!😌
Die Rendite ist der Dreh- & Angelpunkt in jeder Investition. Renditeobjekte wie z.B. Kapitalanlagen oder Investitionen in Sach-& Finanzanlagen lassen sich dadurch hinsichtlich ihrer Ertragslage miteinander vergleichen.
Nun gibt es jedoch verschiedene Methoden zur Berechnung der Rendite. In Abhängigkeit vom Zeitraum und der Frage, ob im Depot viel gehandelt wird und somit starke Wertschwankungen bestehen kann z.B. die eine oder andere mehr Sinn ergeben.
I. Einfache Rendite
II. Zeitgewichtete Rendite
III. Wertgewichtete Rendite
IV. Berechnungsgrundsätze
V. Positive relative Rendite - negative absolute Rendite
VI. Welche Berechnung macht für mich Sinn?
I. Die einfache Rendite
Dies ist die einfachste Methode der Renditeberechnung. Hierbei wird für einen beliebigen Zeitraum der Gewinn/Verlust einer Investition ins Verhältnis zum investierten Kapital gesetzt. Besonders nützlich ist diese Form also für eine Einmalanlage, ohne weitere Einzahlungen oder Auszahlungen. Sobald weitere Kontobewegungen stattfinden, ist der einfache Prozentsatz keine ideale Kennzahl für das Wachstum deines Portfolios mehr. Zahlungsströme verwässern die Rendite, da die Netto-Anlagesumme sprunghaft steigt, der Gewinn/Verlust zu diesem Zeitpunkt jedoch konstant bleibt.☝️
Beispiel 1.1
01.01.2021: 1.000€ mit 20% p.a.
01.01.2022: 1.200€ mit 20% p.a.
01.01.2023: 1.440€
_________________________
Einfache Rendite:
p.a. = 20,0%; gesamt = 44,0%
zeitgewichtete Rendite:
p.a. = 20,0%; gesamt = 44,0%
wertgewichtete Rendite:
p.a. = 20,0%; gesamt = 44,0%
Trade Republic nutzt beispielsweise in ihrer Anzeige genau diese Berechnungsmethode & auch bei Getquin ist diese, die Standardeinstellung (was auch i.O. ist). Ändern kannst du die Berechnung hier in der App unter > Einstellungen > Investment Einstellungen > Rendite Berechnung 🤝. Auch Getquin hat hierzu einen Artikel erstellt. 👉 https://app.getquin.com/learn/getquin-depot-performance-berechnung
II. Die zeitgewichtete Rendite
Die zeitgewichtete Rendite (time-weighted rate of return “TWROR”) hingegen eignet sich optimal für den Vergleich von Depots, bei denen regelmäßige Zahlungsströme z.B. in Form von ausgeführten Sparplänen stattfinden. Wie wird diese nun berechnet? Im Grunde wird die Rendite in Teilzeiträume aufgeteilt. Bei jeder Ein- & Auszahlung startet eine auf dem neuen Kapital bezogene Renditeberechnung! Somit bilden sich mehrere verschiedene Renditewerte innerhalb eines großen Zeitraumes, welche dann gemeinsam die Gesamtrendite bilden. Durch diese einzelne Betrachtung der Teilzeiträume werden die Zahlungsströme und auch ihre Höhe, sowie das Timing außer Acht gelassen. Ratsam ist es trotzdem, neben der zeitgewichteten Rendite auch die Höhe des Gesamtgewinns/Verlusts anzuzeigen. Wieso? Dazu kommen wir unter Abschnitt V.
Einfach gesagt, werden bei der zeitgewichteten Rendite, die Renditefaktoren basierend auf der einfachen Rendite (s.o.) multiplikativ miteinander verknüpft.
Diese Form der Berechnung gilt ebenso als Standardmethode von professionellen Investoren und Investmentgesellschaften oder wird bei dem Vergleich der Wertentwicklung von ETF’s genutzt. [1]
Beispiel 2.1
01.01.2021: 1.000€ mit 20% p.a.
01.01.2022: 1.200€ + 1000€* mit 20% p.a.
01.01.2023: 2.640€
_________________________
*Sparplanausführung zum 01.01.22
einfache Rendite:
p.a. = 14,9%; gesamt = 32,0%
zeitgewichtete Rendite:
p.a. = 20,0%; gesamt = 44,0%
wertgewichtete Rendite:
p.a. = 20,0%; gesamt = 44,0%
Die zeitgewichtete Rendite zeigt hier nun, wie im Beispiel 1.1 weiterhin 44% an, da unabhängig von der Sparplanausführung die Performance betrachtet wird, welche genau wie im Beispiel 1.1 bei 20% p.a. liegt.
III. Die wertgewichtete Rendite
Im Vergleich zu der zeitgewichteten Rendite, welche lediglich die relative Performance betrachtet, werden nun das Timing und die Höhe der Investitionen berücksichtigt. Somit kann das Market-Timing gemessen werden. Denn offensichtlich macht es einen Unterschied, ob ein Gewinn/Verlust mit einem geringen oder hohen Betrag erwirtschaftet wird. Hinter dieser Renditeberechnung steckt der interne Zinsfuß (Internal rate of return “IRR”, “IZF”) der Investition. Sprich derjenige Renditesatz, der am Ende des jeweiligen Anlagezeitraums auf jede zuvor angelegte Geldeinheit entfallen ist und somit auch die einzelnen Zahlungsströme mit dem Endwert gleichsetzt. Bestimmt wird der IZF durch eine Art “Trial & Error” Verfahren. Für die Berechnung gibt es eine komplizierte Formel, einige Programme wie z.B. Portfolio Performance oder auch Excel können diese abbilden.
Beispiel 3.1
01.01.2021: 1.000€ mit 5% p.a.
01.01.2022: 1.050€ + 1000€* mit 35% p.a.
01.01.2023: 2.767,50€
_________________________
*Investition zum 01.01.22
einfache Rendite
p.a. = 17,6%; gesamt = 38,4%
zeitgewichtete Rendite:
p.a. = 19,1%; gesamt = 41,8%
wertgewichtete Rendite:
p.a. = 23,7%; gesamt = 53,0%
umgekehrte Rendite in den Jahren:
Beispiel 3.2
01.01.2021: 1.000€ mit 35% p.a.
01.01.2022: 1.350€ + 1000€* mit 5% p.a.
01.01.2023: 2.467,50€
_________________________
*Investition zum 01.01.22
einfache Rendite:
p.a. = 11,1%; gesamt = 23,4%
zeitgewichtete Rendite:
p.a. = 19,1%; gesamt = 41,8%
wertgewichtete Rendite:
p.a. = 14,8%; gesamt = 31,9%
Wie man hier nun sieht, verändert sich die einfache Rendite und auch die wertgewichtete Rendite verändert sich, da der Anleger im Beispiel 3.1 nach der Investition von 1.000€ eine Rendite von 35% einfährt und somit ein “besseres Timing” hatte als im Beispiel 3.2, bei der nach der Investition “nur” 5% erreicht wurden. Die zeitgewichtete Rendite jedoch bleibt konstant bei 41,8%, da hier wie wir gelernt haben, Zahlungsströme & das Timing der Investition außer Acht gelassen werden.
Was sagt uns der IZF hier genau? 23,7% p.a. aus Beispiel 3.1 ist rechnerisch derjenige Zinssatz, zu dem man 1000 Euro zwei Jahre lang und weitere 1000 Euro ein Jahr lang anlegen müsste, um 38,4% einfache Rendite zu erzielen. Er ermittelt somit die durchschnittliche Verzinsung pro Jahr.
IV. Berechnungsgrundsätze nach Bsp. 2.1:
Einfache: (2640/2000)^0,5 -1 = 14,9% p.a.; (2640/2000) -1 = 32% gesamt
Zeitgewichtete: 1,44^0,5 = 1,2 = 20% p.a.; 1,2 x 1,2 = 1,44 = 44% gesamt
Wertgewichtete: (1000 x (1 + rw)^2 + 1000 x (1 + rw)^1) - 2640 = 0 ⇔ rw = 20% p.a.
V. Positive relative Rendite - negative absolute Rendite
Da die zeitgewichtete Renditeberechnung unabhängig von den Zahlungsströmen und deren Höhen dargestellt wird, kann es in einigen Fällen zu einer positiven Rendite in % und einer negativen Rendite in € und andersherum kommen.
01.01.2021: 1.000€ mit 50% p.a.
01.01.2022: 1.500€ + 10.000€* mit -20% p.a.
01.01.2023: 9.200€
_________________________
*Investition zum 01.01.22
einfache Rendite:
p.a. = -8,5%; gesamt = -16,4%
zeitgewichtete Rendite:
p.a. = 9,5%; gesamt = 20%
Somit würde die einfache Rendite den absoluten Verlust von 1.800€ (11.000€ auf 9.200€) angeben, die zeitgewichtete Rendite hingegen, welche die Zuflüsse und deren Höhe außer Acht lässt, berücksichtigt lediglich die +50% & -20% Rendite und kommt somit auf +9,5% p.a.
VI. Welche der Renditeberechnung ist denn nun die Beste?
Es hängt davon ab, was man analysieren möchte. Die einfache Rendite ist häufig genutzt, da sie erstmal für jeden direkt nachvollziehbar und einleuchtend ist. Die zeitgewichtete Rendite berechnet hingegen die Wertsteigerung, bereinigt um Mittelzu- & abflüsse, unabhängig vom Zeitraum. Die wertgewichtete Rendite lässt das Depot mit einem Festzins vergleichen, da die durchschnittliche Verzinsung p.a. ermittelt wird.
Verändert sich das investierte Kapital der Untersuchungsperiode also wenig, so ist der Interne Zinsfuß eine anerkannte Methode zur Bewertung der persönlichen Investitionsentscheidungen. Wird allerdings viel gehandelt oder schwankt der Depotwert stark, so ist die Annahme der festen Verzinsung falsch und die Werte sind mit Vorsicht zu genießen.
Abschließend kann man sagen, dass die zeitgewichtete Rendite den Anlageerfolg der Strategie misst, wohingegen die geldgewichtete Rendite den Anlageerfolg des Anlegers misst.
Da ich meine monatlichen Sparraten, welche zur Verfügung stehen direkt investiere, ohne auf “den” Zeitpunkt zu warten, macht für mich nur die zeitgewichtete Rendite Sinn. Parallel werden hier auf Getquin ja auch die absoluten Werte angezeigt.
Nutzt ihr auf Getquin die einfache oder zeitgewichtete Rendite?
[1]
Weiteres zur TWROR & IRR:
https://blog.rentablo.de/rendite-berechnen-interner-zinsfuss-irr/
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