Wie du mit Preferred Stocks von regelmäßigen Ausschüttungen profitierst
Wenn du über die Börse Einkommen generieren willst, solltest du dich vielleicht mal mit Preferred Stocks auseinandersetzen. Diese Hochdividenden-werte bieten eine relativ (!) sichere Möglichkeit, regelmäßige Einnahmen zu erzielen, ohne etwas dafür zu tun. Darüber hinaus überzeugen sie durch niedrige Volatilität. Trotzdem sind Preferred Stocks in Deutschland noch immer kaum bekannt.
Was genau sich hinter dem Begriff verbirgt, welche Vor- und Nachteile ich darin sehe, welche Tipps ich für dich habe und wie ich selbst investiert bin, erläutere ich dir auf dieser Seite.
Preferred Stocks – Hybrid zwischen Vorzugsaktien und Unternehmensanleihen
Preferred Stocks oder auch Preferred Shares sind wörtlich übersetzt Vorzugsaktien - tatsächlich aber weit mehr als das. Bei uns in Deutschland gibt es Vorzugsaktien etwa von Volkswagen oder Henkel. Diese versprechen eine höhere Dividende als Stammaktien, dafür verzichtet der Anteilseigner auf seine Stimmrechte. Faktisch haben Preferred Stocks, die überwiegend in den USA emittiert werden, allerdings noch einige interessante Eigenschaften mehr - deshalb bleiben wir beim englischen Begriff.
Zunächst einmal wird bei Ausgabe der Preferred Stocks eine Fix-Dividende festgelegt. In der Regel liegt diese bei 4 - 7 %. Das heißt, du weißt bereits beim Kauf wie viel Dividende du erwarten kannst, ähnlich wie Zinsen bei Anleihen. Auch der Ausgabepreis ist mit 25 USD standardisiert. Hier hast du also einen Nominalwert, mit dem du den aktuellen Marktpreis vergleichen kannst, um eine Über- oder Unterbewertung zu erkennen. Üblicherweise sichert sich der Emittent darüber hinaus ein Rückkaufrecht nach drei bis fünf Jahren. Achtung: Das ist nur ein Recht, keine Pflicht. Damit sind Preferred Stocks zwar Teil des Eigenkapitals eines Unternehmens und werden über die Börse gehandelt. Dennoch haben sie klar auch den Charakter von Anleihen, weshalb man sie als hybride Wertpapiere beziehungsweise Mezzanine-Kapital bezeichnen muss. Für mich sind es schlicht Hochdividendentitel für den defensiveren Teil des Depots.
Das Recht auf Dividende liegt noch vor den Stammaktionären bei den Vorzugsaktionären. Wenn Erstere leer ausgehen, können Letztere immer noch bedient werden. Die Auszahlungen erfolgen meist jedes Quartal und dürfen nur dann ausgesetzt werden, wenn die Ertragskraft des Unternehmens nicht ausreicht. Im Gegensatz zu Anleihen, wo ein Zinsausfall sehr wahrscheinlich die Insolvenz des Unternehmens nach sich zieht, muss ein Aussetzen der Dividende von Preferred Stocks nicht von Dauer sein. Im Gegenteil, wie du gleich sehen wirst, werden die Zahlungen häufig sogar nachgeholt, sobald es dem Unternehmen finanziell besser geht.
Im Detail gibt es auch innerhalb der Klasse der Preferred Stocks noch Unterschiede zu beachten. Aus meiner Sicht sind die folgenden Vier am wichtigsten:
1. Nominal fixe Dividende (= fester Prozentsatz) ODER Koppelung der Dividende an einen definierten Zinssatz (= variabler Prozentsatz, der sich nach einer Formel berechnet) - das zahlt sich aktuell natürlich aus, wenn die Zinsen wie erwartet wieder steigen
2. „Cumulative“ Preferred Stock, wo ausgesetzte Zahlungen nachgeholt werden, sobald möglich, ODER „Noncumulative“ bzw. „Straight“ Preferred Stock, wo bei Dividendenausfällen kein Recht auf Nachzahlung besteht
3. Uneingeschränktes Rückkaufrecht durch den Emittenten zu jeder Zeit ODER erst nach einem definierte Zeitpunkt („Callability“) UND / ODER grundsätzlicher Fälligkeitstermin (Maturity Date) des Preferred Stock, zu dem die Anteile zurückgegeben werden müssen (Hinweis: In der Realität laufen die Preferred Stocks überwiegend deutlich länger als die Callability es zulässt, da diese Flexibilisierung der Rückzahlung aus Unternehmenssicht ein wesentlicher Vorteil des Finanzinstruments ist)
4. Wandelbarkeit der Preferred Stocks in Stammaktien (“Convertibility to common stock”) oder keine Wandelbarkeit
Vor- und Nachteile von Preferred Stocks
Was macht die Preferred Stocks so interessant? Hauptargument ist sicherlich die starke Dividende. Wer einen Teil seines Einkommens über Ausschüttungen gewinnen will, hat bei Preferred Stocks berechtigte Hoffnung auf regelmäßige Zahlungen bei geringen Kursschwankungen.
Diese niedrige Volatilität ist die positive Seite des Rückkaufsrecht von Preferred Stocks. Da man aus Risikogesichtspunkten damit rechnen muss, dass der Emittent die Anteile zum Ausgabepreis zurückkauft, lohnt es schlicht nicht, mehr als eben diesen Preis dafür zu zahlen. Andersherum kann man deutlich günstigere Kurse eigentlich nur erwarten, wenn eine Insolvenz der Firma im Raum steht. Die Chance auf Kursaufwertung steht damit aber dem Risiko des Totalverlusts gegenüber.
Noch ein schöner Nebeneffekt für dich als Anleger: Du kannst - normalerweise - mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, für deine Preferred Stocks am Markt jederzeit in etwa den ursprünglichen Preis zu erzielen. Wenn du kurzfristig deine Cash Position erhöhen möchtest oder musst, ist das eine feine Sache, schließlich erhältst du zwischenzeitlich eine Dividendenrendite, mit der es kein Sparkonto mehr aufnehmen kann. Damit bietet diese Anlage eine relativ gute Liquidität, wenngleich die Wertpapiere ein niedrigeres Handelsvolumen als andere Hochdividendenwerte (z. B. REITs) aufweisen.
Wenn du jetzt denkst "Moment, aber aktuell liegen einige Preferred Shares doch deutlich unterhalb von 25 USD", hast du vollkommen Recht. Der erwartete Zinsanstieg setzt den Kursen gerade ordentlich zu. Unten erkläre ich nochmal, warum das so ist!
Sollte eine Firma doch liquidiert werden müssen, stehst du als Anteilseigner von Preferred Stocks immerhin vor den „normalen“ Aktionären in der Warteschlange für eine letzte Zahlung. Dazu sollte man es natürlich möglichst nicht kommen lassen – in meinen Tipps unten findest du Ideen zur Risikoreduktion!
Hohe Dividende, geringer Aufwand, stabile Kurse – was ist die Kehrseite der Medaille? Wie immer ist diese vorhanden und muss beschrieben werden, damit du für dich die richtigen Anlageentscheidungen treffen kannst.
Erster Feind des Preferred Stocks ist die Inflation. Da die Dividende absolut fix ist, verliert sie faktisch mit der Inflation an Wert. Trotzdem sind 5 - 6 % Nominalrendite natürlich immer noch besser, als ganz ohne Zinsen auf dem Tagesgeldkonto Verluste zu machen.
Wo wir von Zinsen sprechen: Hohe Zinsen sind grundsätzlich das größte Risiko für Preferred Stocks Investoren. Aktuell ist das schön zu sehen. Denn wenn ich am Markt auch Anleihen mit hohen Zinsen bekomme, wo die Sicherheit einfach nochmal höher als bei Preferred Stocks ist, bin ich natürlich geneigt, meine Gelder dorthin zu verlagern. Genauso hat kaum ein Emittent in dieser Marktlage ein Interesse am Rückkauf der Aktien - schließlich wird er so günstig keine Finanzierung mehr erhalten. Folglich sinkt der Marktpreis der Preferred Stocks, wenn der Zins steigt. Und im Gegensatz zu den Zins-Kupons einer Anleihe sind Dividenden von Preferred Shares nicht einklagbar. Wenn das Unternehmen nicht zahlen kann, muss man das als Aktionär mittragen.
Noch ein weiterer wichtiger Unterschied zu Anleihen: Beim Zinsanstieg gehen die Anleihekurse zwar ebenfalls runter, aber zum fixierten Rückkaufdatum erhält man den Nominalwert zurück. Man kann dementsprechend vorab vielleicht nur mit Kursverlust verkaufen, aber alternativ einfach die Anleihe bis zum Ende der Laufzeit halten. Bei Preferred Shares kann es sehr lange dauern, bis die Kurse sich erholen oder der Emittent sich zum Rückkauf entschließt. Somit gerät der eigentliche Charakter eines schnell verlustfrei liquidierbaren Wertpapiers in Gefahr. Wenn man Pech hat, sogar für sehr lange Zeit. Der Emittent freut sich vermutlich, dass er noch Papiere im Umlauf hat, für die er weniger Zinsen aufwenden muss, als das in einem zwischenzeitlich gestiegenem Zinsumfeld der Fall wäre. Der Herausgeber fällt also möglicherweise als Rückkäufer auf unbestimmte Zeit aus, da er selbst nach dem Call Date zwar das Recht, aber nicht die Pflicht hat die Anteile zurückzunehmen.
Faktisch kam es wohl schon vor, dass Unternehmen ihre Aktien trotzdem zurückgekauft haben, um sich dem Druck der institutionellen Anleger zu entziehen. Darauf würde ich jedoch nicht unbedingt mein Geld verwetten.
Und am Markt könnte es für einige Preferreds auch schwieriger werden, einen Käufer zu finden. Stell dir einfach vor, der Emittent eines Preferred Shares will jetzt neue Aktien ausgeben. Er wird die 25 USD Nominalwert nur bezahlt bekommen, wenn er seinen Zins dem steigenden Marktzins anpasst. Warum sollte dir also einer die (alte) Aktie mit 5 % Zinsen abkaufen, wenn er jetzt eine (neue) mit 7 % haben kann?
Im Moment muss man beim Blick auf die Börse klar sagen, dass sich Qualität auch bei Preferred Shares auszahlt. Konservative, gedeckte Titel ohne viel Risiko im Portfolio halten den Nominalpreis deutlich besser als andere.
Wenn die Zinsen gerade eher sinken oder konstant niedrig bleiben, ist die Call-Option des Unternehmens, also das Rückkaufrecht von Preferred Stocks, ebenfalls ein Fakt, den man für die Finanzplanung im Hinterkopf behalten sollte. Hier kann schonmal ungeplant ein Umschichten der Geldanlage erforderlich sein. Allerdings wird dieses Recht häufig gar nicht genutzt oder erst viel später. Und solange man mindestens seinen Einstandspreis zurückbekommt, ist das ja auch zu verkraften.
Nicht vergessen solltest du natürlich auch das grundsätzliche Währungsrisiko. Die Anlage in amerikanische Preferred Stocks erfolgt logischerweise in US-Dollar und entsprechend variieren die eigenen Einkünfte mit Währungsschwankungen durchaus. Wenn der Wechselkurs im Anlagezeitraum gegen einen läuft, wird aus der netten Dividende vielleicht sogar ein Verlustgeschäft, wenn man das Ganze in seiner Heimatwährung betrachtet.
6 Tipps zur Geldanlage in Preferred Stocks
- Wertpapierauswahl 1: Wie immer gilt auch hier, dass das Risiko der Geldanlage sich durch Sammelanlagen reduzieren lässt. Während ein einzelnes Unternehmen schonmal Pleite geht, ist der Totalausfall mehrerer Assets doch sehr unwahrscheinlich.
- Wertpapierauswahl 2: Unternehmen, die Preferred Shares ausgeben, machen das häufig nicht nur in einer Variante. Nicht selten gibt es unterschiedliche Versionen, bezüglich der Dividendenhöhe oder auch der oben genannten vier Unterkategorien. Daher immer genau prüfen, welches Papier für dich am attraktivsten ist und welches genau du am Ende orderst! Die in den USA üblichen Börsen-Buchstabenkürzel unterscheiden sich jeweils nur minimal.
- Order: Unbedingt mit Limit ordern! Da die Papiere nicht in hohem Volumen gehandelt werden, kann hier schnell mal ein Kurssprung stattfinden. Dieses Risiko lässt sich durch eine Limit-Order ganz einfach begrenzen.
- Haltedauer: Aufgrund des relativ festgenagelten Kurses birgt ein Preferred Stock wenig Wachstumpotenzial für den Aktienkurs. Selbst wenn der Emittent die Papiere nicht wieder zurückkauft ist es also sinnvoll, nach einer gewissen Haltedauer das Investment erneut zu hinterfragen.
- Steuern: Steuerlich ist die US-Abhängigkeit zum Glück kein Thema. Wie alle Kapitalerträge greift zwar die Quellensteuer von 15 %, diese ist allerdings gemäß Doppelbesteuerungsabkommen in Deutschland vollständig anrechenbar, und wird in der Regel vom Broker direkt verrechnet. Wenn du da unsicher bist, schaue nochmal nach, ob dein Broker das leistet.
- Apropos Broker: Je nachdem, in welche Papiere du investieren willst, kann es sein, dass dein Standardbroker sie nicht im Portfolio hat. Dadurch, dass Preferred Stocks so wenig bekannt sind bei uns, ist das manchen schlicht zu viel Aufwand. Aber es gibt sie zum Glück. Beispielsweise nutze ich den ARMO Broker. Wenn du über meinen Link ein kostenloses Depot aufmachst, gibt es Sonderkonditionen! US-Aktien handelst du für nur 2 USD - ein super Angebot. Einen ETF auf Preferred Stocks gibt es ganz einfach auch bei Scalable Capital.