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Danke für den aufschlussreichen Beitrag! Bin erst jetzt darauf gestoßen.
Eine Frage: Du hast, wenn ich es recht sehe, bei der Kostenberechnung der Policen die Provisionen nicht einkalkuliert. Das muss nicht sein, wenn man die RV über einen Honorarberater abschließt, aber du bist ja nun Provisionsberater.
Hier können die Kosten recht stattlich werden (z.B. Universa 7,5% von der Gesamteinzahlsumme zu zahlen in den ersten 5 Jahren), das waren bei 1000€ Sparquote und 7% hypothetischer Rendite mit Zinseszinseffekt am Ende ca. 70.000€ weniger Rente!

Als ich mich mit all diesen Frage vor ein paar Monaten beschäftigte, hat mich die Intransparenz und die Höhe der Kosten ganz kirre gemacht. 7 Berater haben mich weggeschickt oder geghostet!
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@Epi Gern! Freut mich, dass du dir dennoch die Zeit genommen hast ihn zu lesen :)

Erstmal vorab: Nur weil man eine Netto-Police von einem Honorarberater hat, bedeutet es längst nicht, dass das langfristig günstiger ist. Häufig ist in der Tat das Gegenteil der Fall. Es gibt nämlich nicht viele Gesellschaften, bei denen Netto-Policen angeboten werden. Einer der Punkte, die bei den Policen maßgeblich unterschätzt werden: die "Volumenabhängigen Kosten". Bsp.: je 1.000€ Vertragsguthaben werden monatlich Gebühren i.H.v. 0,35€ fällig. Bei den von mir vermittelten PRV bin ich üblicherweise um/unter 0,5% Kosten p.A. inkl. TER ETF.

Da du das Beispiel der Universa anbringst: Die Kosten für Abschluss, Vertrieb etc. belaufen sich auf 2,5% der gesamten Einzahlsumme. Dieser Betrag ist bei den meisten Versicherern identisch, manche nehmen 3-3,5%. Die Universa ist allerdings nicht dafür bekannt, dass sie die Vermittler im Vergleich zu anderen Gesellschaften "fürstlich" entlohnt.
Die hohe Kostenposition sind hier die rund 7,5% Verwaltungskosten, die auf den Beitrag jeweils einmalig anfallen. Darauf hat man leider keinen Einfluss.

Ebenfalls korrekt: Der Brutto-Depotwert ist am Ende der Laufzeit geringer als bei einem Investment ohne Versicherung. Was es individuell zu prüfen gibt und definitiv nicht pauschal zu beantworten ist: Wer liegt netto vorn? Und sollen dabei Umschichtungen/Vorabpauschale etc. berücksichtigt werden? Leider gibt es viele Faktoren - wozu auch die im vorherigen Satz genannten zählen - die aktuell nicht absehbar sind.

Zusatzinfo: Im Gegensatz zu einem Honorarberater muss ich 5 Jahre haften. Sollte in diesem Zeitraum der Vertrag gekündigt werden, ist mein verdientes Geld also wieder futsch. Ich sollte also darauf achten, nichts zu vermitteln, was nicht zum Interessenten passt. Bei einer Honorarberatung bezahlst du lediglich für die Beratung selbst.
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@Dr27589 Danke für Deine Antwort! Es ist ja wirklich nicht einfach mit den Kosten. Beispiel Abschlusskosten und Verwaltungskosten.

Angenommen, ich möchte 500€/ Monat für 30 Jahre einzahlen. Dann ergibt das eine Gesamteinzahlsummen von 500€x12Monatex30 Jahre = 180.000€. 2,5% davon ergeben 4500€. Abgesehen davon, dass mir die Gegenleistung für den Preis eines Gebrauchtwagens völlig schleierhaft ist, gehen mir ja 30 Jahre Rendite auf diese 4500€ verloren. Du hast 6% pa angesetzt, d.h. 4500€ x 1,06^30 = 25845€. Das sind nur die Abschlussgebühren, die ich de facto zahle!

Kommen nun noch 7,5% Verwaltungskosten dazu, dann sind das 7,5%x180.000€ = 13500€ zu zahlen am Anfang. Das macht bei 6%pa über 30 Jahre: 13500€ x 1,06^30 = 118190€. Nur für die Verwaltung - was auch immer damit gemeint ist!

Insgesamt sind das mindestens 160.000€ tatsächliche Kosten/ entgangene Rendite bei 180.000€ Einzahlung. Irre!

Dazu kommt noch, dass die Universa zu den günstigen Fondspolicen gehört, was wohl auch stimmt. Meine Eltern hatten für mich eine alte AllianzRV bespart. Deren Kosten haben mich von den Socken gehauen! Im Wesentlichen haben die die gesamte Rendite als Kosten einbehalten und hatten das auch weiter vorgesehen (auf S. 27 in Schriftgröße 9 stand etwas von 3-4,5% effektive Kosten).

Naja, ich habe durchgehalten und nun eine Nettopolice ohne Provisions/Abschlusskosten und mit insgesamt 0,3% TER für einen WorldETF. Die empfehle ich zuweilen auch, wenn das Thema aufkommt, aber die Erde scheint verbrannt. Sobald ich RV sage, gehen die Scheuklappen runter, völlig egal, was ich dann noch sage. Das Tragische: ich kann es niemandem verübeln und so wechsele ich das Thema ganz willig.
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@Epi Abschlussgebühren: Musst du reduzieren um den Betrag, den der Honorarberater nimmt. Ist üblicherweise eine ähnliche Summe, aber nicht über 5 Jahre, sondern als Einmalzahlung.
Rechenfehler: Die 4500€ werden über einen Zeitraum von 60 Monaten fällig, nicht auf einen Schlag. Aber Rendite geht dir dadurch flöten, korrekt.

Die 7,5% werden nicht am Anfang gezahlt, sondern immer monatlich vom einzelnen Beitrag abgezogen. Die Kalkulation ist also etwas komplexer und sollte immer im Vergleich zu einem normalen ETF-Sparplan brutto/netto verglichen werden. Zumindest so gut wie es eben aufgrund ungewisser Faktoren in der Zukunft möglich ist.

Die Allianz ist bedauerlicherweise kein günstiger Anbieter, da muss ich dir zustimmen. Dafür bieten sie aber eine tolle BU/DU-Kombination an!

Zu dem "Ruf" der RV: Leider wahr. Die Branche hat ihren schlechten Ruf nicht zu Unrecht... Sich dem Thema gänzlich - unabhängig von Argumenten - zu verschließen finde ich falsch. Nicht nur in Bezug auf Versicherungen, sondern grundsätzlich im Leben.
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@Dr27589 Mein Honorarberater war einer für Leute, die keine wirkliche Beratung brauchen und nur den Aufwand für Vertragserstellung, -kontrolle und -übermittlung bezahlt bekommen. Da ich nach Nr. 7 schon einigermaßen gut beraten war, passte das für mich. Der Abschluss hat mich 150€ gekostet. Vernachlässigbar bei meiner Sparsumme.

Die Berechnung der Kosten als Einmalkosten war eine Vereinfachung. Aber es stimmt, ich hätte das fairerweise berücksichtigen können, indem ich die Abschlusskostenzahlung auf im Mittel 2,5 Jahre nach Beginn gesetzt hätte. Das wären dann statt 25845€ entgangener Rendite "nur" 4500€x1,06^27,5 = 22342€ entgangene Rendite. Ist für mich nicht entscheidend. Ähnliches gilt für die 7,5% Verwaltungskosten, bei denen man bei der Mittelberechnung auf 13500€x1,06^15 Jahre = 32350€ kommt. Das ist nicht so viel wie in meiner Berechnung, "nur" 55.000€ Kosten, aber es bleibt für mich ein absolutes NoGo!

Ohne Dir jetzt zu nahe treten zu wollen, aber genau das hat mich immer wieder wahnsinnig gemacht mit den Beratern. Sie sagen: nein diese Überschlagsrechnung kann man so nicht machen, stimmt nicht, ist ganz anders. Transparent durch- und gegengerechnet hat es am Ende keiner mit mir. Deshalb hatte ich am Ende immer das Gefühl, über den Tisch gezogen zu werden. Es war echt schwer, nicht einfach das Handtuch zu werfen und zu sagen: Ihr Versicherungsheinis könnt mich alle mal! Ich kann den Unmut verstehen, aber ich stimmt dir zu, sich jeglichen Argumenten zu verschließen, ist keine gute Idee - gerade bei Finanzen, bei denen es nicht darauf ankommt, Recht zu behalten. ;-)
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@Epi Dann war es wohl ein sehr überschaubarer Aufwand :) Meistens beginnt das Gespräch mit Infos über absolute Grundlagen, Zinsen, Aktien, ETF's etc.

Als grobe Überschlagsrechnung durchaus in Ordnung, du hast dir viel mehr Gedanken gemacht als die meisten anderen, finde ich super :)

Genau das sollte aber gemacht werden: transparent durchrechnen, im Direktvergleich mit einem ETF-Sparplan über einen normalen Broker. Die Versicherung sollte dort netto besser da stehen, ansonsten lohnt der Abschluss nicht.

Ob die Kosten, die bei den jeweiligen Gesellschaften im lauf der Zeit abgezogen werden gerechtfertigt sind/im Verhältnis zum Aufwand stehen oder nicht sei mal dahin gestellt... interessiert mich am Ende des Tages auch nicht. Wenn jemand etwas anbietet wodurch ich am Ende mehr Geld zur Verfügung habe und er etwas daran verdient, stört es mich nicht ob es viel oder wenig ist. Zumal ja hier die Faktoren wie Wissensstand über Investment etc. der Person außer acht gelassen werden.

Genau diese Kommentare/Fragen/Diskussionen waren übrigens der Grund für mich, den Beitrag hier zu verfassen. Hier sind die Menschen unterwegs, die sich mit dem Bereich Investment gut auskennen. Daher kommen hier auch die "unangenehmen" Fragen. Dadurch soll auch mein eigenes Wissen auf die Probe gestellt werden.
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