Die Telefonkonferenz zu den Geschäftsergebnissen von Joby Aviation ($JOBY ) für das vierte Quartal 2024 zeigte eindrucksvoll, wie das Unternehmen sich weiter in Richtung Kommerzialisierung bewegt.
CEO JoeBen Bevirt betonte, dass Joby in den Bereichen Zertifizierung, Produktion und strategische Partnerschaften enorme Fortschritte erzielt hat. Besonders bemerkenswert waren die Rekordfortschritte bei Stufe 4 der Musterzulassung, die Lieferung eines zweiten Flugzeugs an die Edwards Air Force Base, erfolgreiche Testflüge in Korea und der Start des ersten Vertiports in Dubai – ein klares Zeichen dafür, dass Joby mit großen Schritten auf den kommerziellen Betrieb zusteuert.
Ein weiteres Highlight der Konferenz war die finanzielle Stärkung des Unternehmens. Über 1 Milliarde US-Dollar an frischem Kapital und Zusagen, darunter 500 Millionen US-Dollar von Toyota, verschaffen Joby die nötige finanzielle Flexibilität, um die Zertifizierung und Produktion weiter hochzufahren. Bevirt unterstrich, dass Joby aktuell das einzige eVTOL-Unternehmen ist, das mehrere Flugzeuge von einer Produktionslinie ausgeliefert hat.
In den vergangenen Monaten lieferte Joby vier Flugzeuge aus seiner Produktionsstätte in Marina, Kalifornien aus. Diese Kapazität wird weiter ausgebaut, um die steigende Nachfrage bedienen zu können. Gleichzeitig gelang der erfolgreiche Abschluss des Ground-Based-TIA-Tests mit einem konformen Flugdeck, was ein entscheidender Schritt in Richtung Zertifizierung durch die FAA (Federal Aviation Administration) ist.
Innerhalb der nächsten 12 Monate plant Joby den Start der TIA-Flugtests in den USA. Um diesen Prozess vorzubereiten, absolvierte eine Delegation der FAA Testflüge im Simulator, die identisch zu den anstehenden Flugtests sind. Zusätzlich wurden bemannte Testflüge durchgeführt, um die Pilotentrainings- und Sicherheitsprozesse zu optimieren.
Ein wichtiger Wachstumsbereich für Joby bleibt der militärische Sektor. Die Zusammenarbeit mit dem US-Verteidigungsministerium hat sich über acht Jahre hinweg intensiviert. Joby ist aktuell das einzige eVTOL-Unternehmen, das Flugzeuge an eine US-Behörde geliefert hat, was bereits zweimal geschehen ist. Zudem wurden Piloten und Mechaniker der US Air Force für den Betrieb und die Wartung der Flugzeuge ausgebildet – ein klares Zeichen für das Vertrauen des Militärs in die Technologie. Besonders gefragt sind Langstreckenlösungen, weshalb Joby einen Hybrid-Wasserstoff-Elektroflug über 561 Meilen demonstrierte, um die Reichweitenanforderungen potenzieller Regierungskunden zu erfüllen.
Auch die Expansion nach Dubai nimmt Fahrt auf. Joby wird in den kommenden Monaten ein Flugzeug nach Dubai liefern, um die Betriebsbereitschaft für den Passagiertransport unter Beweis zu stellen. Die Regierung von Dubai ist hochmotiviert, sich als führender Standort für Lufttaxis zu positionieren. Der Bau der ersten Vertiports hat bereits begonnen, und Joby arbeitet parallel an der Entwicklung der Infrastruktur, der App und der gesamten Servicekette, um einen vollständig integrierten Mobilitätsdienst für die Region aufzubauen.
Finanziell bleibt Toyota ein wichtiger strategischer Partner. Die ersten 250 Millionen US-Dollar der Investition wurden bereits genehmigt, und es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass auch die zweite Tranche im Jahr 2025 fließen wird. Interessant ist, dass keine dieser Investitionen mit Optionen oder weiteren Bedingungen verknüpft ist – ein starkes Zeichen für das langfristige Vertrauen von Toyota in Joby.
Joby setzt 2025 verstärkt auf den Ausbau seiner Produktionskapazitäten. In Marina wird die Produktionsstätte weiter hochgefahren, während in Ohio bereits erste Flugzeugkomponenten gefertigt werden. Die Produktionsstrategie folgt dabei einem schrittweisen Ansatz: Während erste Flugzeuge bereits in Betrieb sind, sollen in den kommenden Monaten immer mehr Teile und Systeme konform nach FAA-Spezifikationen hergestellt werden. Über 95 % der Verbundwerkstoffe sind bereits konform, und die nächsten Schritte umfassen die Sicherungs- und Qualitätstests der Elektronik, Software und weiteren Unterkomponenten.
Das erste Flugzeug, das nach Dubai geliefert wird, stammt aus der aktuellen Testflotte und wird nach den höchsten Standards für den kommerziellen Betrieb vorbereitet. Die TIA-Flugtests mit der FAA sind ein weiteres wichtiges Element in diesem Prozess. FAA-Piloten haben bereits erste Simulatorflüge durchgeführt, um sich auf den Beginn der offiziellen Testkampagne vorzubereiten.
CFO Paul Sciarra präsentierte die finanziellen Kennzahlen des Unternehmens. Zum Jahresende 2024 verfügte Joby über 933 Millionen US-Dollar an Barmitteln und kurzfristigen Anlagen, was durch ein Underwritten Equity Offering von 222 Millionen US-Dollar und 128 Millionen US-Dollar aus einem At-the-Market-Angebot weiter gestärkt wurde. Der Nettoverlust im vierten Quartal 2024 lag bei 246 Millionen US-Dollar, wobei der operative Verlust 150 Millionen US-Dollar und sonstige Verluste 97 Millionen US-Dollar betrugen. Der bereinigte EBITDA-Verlust belief sich auf 119 Millionen US-Dollar.
Für 2025 erwartet Joby einen Barmittelverbrauch zwischen 500 und 540 Millionen US-Dollar, was größtenteils auf die Skalierung der Produktion und den Zertifizierungsprozess zurückzuführen ist. Trotz der hohen Investitionen bleibt das Unternehmen finanziell solide aufgestellt, insbesondere durch die erwarteten Toyota-Zahlungen und weitere Finanzierungsmöglichkeiten.
Die Telefonkonferenz machte deutlich, dass Joby Aviation die nächsten Schritte in Richtung Kommerzialisierung konsequent umsetzt. Investoren, die auf elektrische Luftmobilität als Zukunftsmarkt setzen, sollten die nächsten Entwicklungen genau verfolgen – denn Joby könnte das erste Unternehmen sein, das Lufttaxis auf globaler Ebene in den Markt bringt. Jedoch sehe wir am Beispiel Lilium auch, dass es schnell zu Ende sein kann, wenn die Partner und Investoren kein Geld mehr nachschießen.
