Ich teile gern meine Gedanken und meinen Blogbeitrag hier mit euch:
Depot-Update:
Mit über +90 % Kursplus gehört die Deutsche Telekom zu meinen stärksten Einzelwerten im Depot. Und das ganz ohne Tech-Hype oder Meme-Magie. Die Aktie steht solide, liefert Dividende, wächst im Hintergrund – und wird dabei von vielen Anlegern schlicht übersehen.
Zeit, mal wieder gründlich draufzuschauen:
Was steckt hinter dem Erfolg? Wie ist die Bewertung? Wie steht die Telekom im internationalen Vergleich da? Und: Lohnt sich ein Nachkauf – oder lieber kassieren und weiterziehen?
🧮 Fundamentaldaten: Die Telekom kann was – man muss nur hinsehen
Die Deutsche Telekom ist mit über 112 Mrd. € Umsatz einer der größten Telko-Konzerne Europas – und dank der US-Tochter T-Mobile US längst auch global gut aufgestellt.
👉 2023 in Zahlen (bereinigt):
- Umsatz: ~112 Mrd. €
- EBITDA AL: ~40,5 Mrd. €
- Free Cashflow AL: 16,1 Mrd. €
- Gewinn (bereinigt): ~7,9 Mrd. €
- Dividende: 0,77 € pro Aktie (ca. 3,5 % Rendite)
Besonders stark: Der Free Cashflow ist im Vergleich zu vielen anderen DAX-Konzernen richtig üppig. Die Telekom nutzt ihn für Dividenden, Rückkäufe und Schuldenabbau.
🔍 Bewertung: Kein Schnäppchen, aber definitiv nicht zu teuer
Schauen wir uns die Bewertung an:
- KGV (bereinigt): ~19
- EV/EBITDA: ca. 6
- Free-Cashflow-Rendite: ~10 %
- Dividendenrendite: 3,5–4 % (steigend)
Was mir gefällt: Die Aktie ist nicht überhitzt, aber auch kein Pennystock. Im Vergleich zu anderen Telkos (Vodafone, Telefónica etc.) ist die Bilanzqualität besser, die Cashflows stabiler, und das Management langfristig orientiert.
Ein konservatives DCF-Modell (mit 3 % Wachstum, 7 % Abzinsung) ergibt einen fairen Wert zwischen 35 € und 44 € – also Potenzial von rund 15–40 % zum aktuellen Kurs.
🏗️ Infrastruktur: Glasfaser, 5G, Cloud – viel investiert, viel erwartet
Die Telekom investiert jährlich >17 Mrd. € in Netze und Technik. Warum?
- 5G-Ausbau in Deutschland fast abgeschlossen (99 % Abdeckung geplant bis 2025)
- Glasfaserausbau läuft auf Hochtouren – bis 2030 soll Kupfer komplett verschwinden
- Europaweite Strategie: Marktführer in vielen Ländern (Griechenland, Ungarn, Tschechien …)
- Private Campus-Netze, Cloud-Dienste, IoT – neue Erlösquellen abseits vom klassischen Telefonanschluss
Man kann über die „verstaubte“ Telekom-Marke meckern – aber technisch gesehen ist die DT führend in Europa.
🇺🇸 Wachstumstreiber USA: T-Mobile läuft & liefert
Das eigentliche Wachstumswunder liegt allerdings jenseits des Atlantiks:
- T-Mobile US (Mehrheitsbeteiligung) ist ein echter Wachstumstreiber
- Nach der Fusion mit Sprint: Effizienzgewinne, Kundenwachstum, Marktanteilsgewinne
- 114 Mio. Kunden, Marktanteil über 30 %
- Branchenführer beim Kundenzuwachs und Serviceumsatzwachstum
Die US-Tochter bringt nicht nur Marge – sie verschafft der Telekom Währungsdiversifikation, höheres Bewertungsniveau (US-Markt zahlt höhere Multiples) und ein ganz anderes Wachstumstempo.
💥 Wettbewerb: Zwischen Preiskampf und Premiumstrategie
In Deutschland bleibt es spannend:
AnbieterStärkeSchwäche
Telekom
Bestes Netz, starke Marke
Höchste Preise
O2 / Telefónica
Aggressiv bei Preisen, wachsend
Kein eigenes Festnetz
Vodafone
Kabelnetz, Kombiprodukte
Kundenservice, Mobilfunkqualität
1&1
Preisbrecher, eigene Infrastruktur im Aufbau
Noch kaum Netzabdeckung
Telekom fährt Premiumstrategie:
Man setzt auf Bündelprodukte („MagentaEINS“), Netzqualität, Kundenbindung. Die Kündigungsquoten sind niedriger, die Margen höher – aber: Man muss diese Position verteidigen. Besonders 1&1 wird mittelfristig für mehr Druck sorgen.
⚖️ Risiken? Klar. Aber kontrollierbar
1. Regulierung
Die Bundesnetzagentur schreibt beim Netzzugang und der Preisgestaltung mit. Das begrenzt Fantasie – sorgt aber auch für Stabilität. Kein Wildwest, keine Margenexplosion – aber auch keine Preisimplosion.
2. Investitionslast
Die Telekom muss jedes Jahr Milliarden in Netze stecken. Ohne Investitionen keine Zukunft. Aber: Die DT verdient genug, um das zu stemmen. Und die Assets sind langlebig.
3. Huawei-Rückbau
Bis 2029 müssen alle Huawei-Komponenten aus deutschen 5G-Netzen raus. Das ist nervig, aber keine Existenzkrise. Die Telekom arbeitet seit Jahren an Alternativen (Ericsson, Nokia, OpenRAN).
4. Wettbewerb & Preiskampf
Billiganbieter (v.a. O2, 1&1) werden auch in Zukunft Druck auf die Telekom ausüben. Aber solange die Telekom besser bleibt, kann sie Premiumpreise rechtfertigen.
5. USA-Risiken
Währungsrisiken, mögliche US-Regulierung, Wettbewerb mit Verizon & AT&T. Aber: T-Mobile US ist ein echter Goldesel – und sogar mit Rückkaufprogramm unterwegs.
🌱 Chancen: Fiber, Cloud, US-Gewinne – es geht noch was
Was mich besonders optimistisch macht:
- T-Mobile US wird 2025+ wohl erstmals Dividenden zahlen
- Cashflows steigen, auch in Europa
- Fiber Take-Up (also: Kunden, die auch buchen!) steigt mit jedem Jahr
- Weniger Sonderkosten, Integration läuft aus
- Rückkäufe und Dividendensteigerung laufen an – auch für Aktionäre spürbar
🧠 Persönliche Einordnung & Strategie
Ich mag die Telekom, weil sie mir Ruhe ins Depot bringt.
Keine wilden Schwankungen. Kein 50 %-Down in drei Tagen. Sondern: Planbarkeit, Dividende, moderates Wachstum, Infrastruktur-Burggraben.
Die Aktie ist kein Überflieger. Aber sie liefert. Und sie wird weiter liefern.
✅ Fazit – Kaufen, Halten, Verkaufen?
KriteriumEinschätzung
Bilanzqualität
🟡 Solide (hoch verschuldet, aber stabil)
Dividendenrendite
🟢 Steigend, gut gedeckt
Wachstum USA
🟢 Stark durch T-Mobile US
Bewertung (DCF/KGV)
🟢 Günstig bis fair
Wettbewerbsvorteile
🟢 Netz, Marke, Skala
Risiken (Regulierung etc)
🟡 vorhanden, aber handhabbar
🟢 Empfehlung: Halten – oder Sparplan bei Kursschwäche
Ich halte meine Position weiter – und würde bei Rücksetzern sogar nachlegen. Die Telekom ist für mich ein Grundpfeiler im defensiven Teil des Depots. Eine Cashmaschine mit Perspektive, unterschätzt, aber solide wie ein Fels.
Wer auf Dividenden, Stabilität und moderate Wertsteigerung setzt, ist hier goldrichtig.
Keine Anlageberatung!