Ethik
Sollte Moral an der Börse eine Rolle spielen?
Auch dies mal möchte ich für alle die mich (noch) nicht kennen noch mal kurz erzählen wer ich bin. Für alle die das bereits wissen, ich freue mich weiterhin auf euer Feedback! Für den Rest: Ich bin 15 Jahre, kann also noch nicht selbstständig an der Börse handeln. Warum mache ich mir dann über solche Fragen gedanken? Mein Vater hat ein Depot (nein, das ist bis jetzt noch nicht hier hinterlegt) für mich, welches ich an meinem 18ten Geburtstag bekomme.
Mittlerweile darf ich in einem gewissen Rahmen selber Entscheidungen treffen.
So, falls ihr mich ausführlicher kennenlernen wollte, in meinem Profil findet ihr eine längere Vorstellung. Und selbstverständlich würde ich mich auch bei euch über Feedback und Anregung freuen! Nur so sammle ich Erfahrung und kann meine Beiträge in Zukunft verbessern!
Einleitung
Vor kurzem wurde mir Werbung für einen grünen ETF auf Getquin gezeigt. Er würde nur in Ökologische und Nachhaltige Unternehmen Investieren. Ein entsprechendes Siegel gab es auch, dazu komme ich aber gleich. Unter dem Beitrag fand sich ein Interessanter Kommentar.
Es wäre egal in welche Werte man Investieren würde, am Ende komme es auf die Rendite an.
Die Meinungen gingen auseinander, ob seine Kinder auf ein solches Depot denn Stolz sein könnten und ob denn keine moralischen Werte vorhanden wären.
Doch ist Ethik an der Börse hilfreich, vielleicht auch erforderliche, und wie wird genau damit Geld verdient?
Darum soll es in diesem Beitrag gehen.
Warum ist Ethik nicht gleich schlecht?
Wenn ich in ein Unternehmen investiere, dann investiere ich automatisch in die Zukunft dessen.
An einem einfachen Beispiel erklärt.
Investiere ich in ein Öl Unternehmen und habe vor meine Position über mehrere Jahrzehnte zu halten gehe ich davon aus das Öl in den nächsten Jahren eine noch größere Rolle spielen wird als jetzt.
Das wird es vermutlich nicht. Das Problem mit dem Klimawandel kennen wir alle, das wir langfristig Ökologischer werden müssen steht außer Frage. Dennoch Investieren viele Menschen noch in $Shell oder $Total. Warum?
Unternehmen wissen, das sie sich der Zeit anpassen müssen. Das gleiche gilt für die Klimafrage, auch wenn immer noch viel Geld in Lobby Arbeit fließt um strengere Klimaschutz Gesetze zu verhindern. Dennoch haben fast alle großen Öl Konzerne Pläne langfristig “Grüner“ zu werden. Shell möchte bis 2050 unterm Strich keine CO2 Emissionen mehr verursachen.
Kommen wir zurück zur Ursprungsfrage. Menschen denken immer ethischer. Das Vegan und Bio Angebot im Supermarkt wird immer größer. Immer mehr Menschen steigen auf Elektrofahrzeuge um. Kurz gesagt, Menschen denken und Handeln immer mehr nach ihrer Moral. Auch bei Kaufentscheidungen. Unternehmen bleibt nichts anderes übrig als mitzuziehen. Tuen sie das nicht, leidet der Umsatz und damit entsprechend das gesamte Unternehmen.
Zusammengefasst, überlegt man ob ein Unternehmen auch in Zukunft noch beständig sein wird sollte man sich durch aus fragen, sind Menschen auch in 10 Jahren noch bereit ihre Ölheizung zu betreiben (um das Beispiel von gerade nochmals aufzunehmen) oder weiterhin so viel Auto zu fahren.
Warum wird mit Moral an der Börse viel Geld verdient?
Der Begriff „Greenwashing“ wird den meisten hier etwas sagen. Ich möchte ihn dennoch für alle anderen kurz erklären.
Greenwashing ist der der Versuch sein eigentlich wenig Ökologisches Produkt plötzlich nicht mehr so wirken zu lassen. Große Öl-Konzerne betreiben Greenwashing gerne mit CO2 Zertifikaten, eine Industrie die für ihre Lügen gerade zu bekannt ist
(kann dazu auch gerne noch mal einen Beitrag machen).
Im Supermarkt wird das gerne mit Siegeln gemacht, die von der gleichen Firma ausgestellt werden die auch das Produkt verkaufen. Das liegt daran, das viele Begriffe von Konzernen einfach genutzt werden dürfen ohne Vorgaben zu beachten.
Ein ähnliches Problem haben wir bei vermeintlich „Grünen“ oder auch „nachhaltigen“ ETFs. Versteht mich nicht falsch, sicher haben nicht alle Geldanlagen dieses Problem, das man dennoch genauer hinschauen sollte zeigt aber ein vor fünf Monaten erschienener Artikel der Tagesschau. Für alle die mehr zu dem Thema wissen wollen habe ich den Artikel unten verlinkt. Für alle anderen, hier die Kurzfassung.
Man ließ einen Reporter Gespräche mit Banken wie der Sparkasse, der HypoVereinsbank und der Commerzbank führen. Im Anschluss wurde recherchiert. Heraus kam, ALLE ETFs haben mindestens einen großen Rüstungskonzern im Portfolio. Bei der HypoVereinsbank empfahl man einen ETF, der $MTUAY , einen Triebwerkshersteller auch für den Eurofighter, im Portfolio hat.
Auch Öl und Gas Unternehmen waren in vielen der angeblich Ökologischen Anlagen vertreten. TotalEngines taucht in gleich mehreren „Nachhaltigen“ Aktienfonds auf.
Das grundsätzliche Problem, ist aber das ESG Kriterium, welches die Nachhaltigkeit eines ETFs misst (bisher leider eher ein Versuch). Eine grundsätzlich gute Sache, wenn der ESG nicht von jeder zuständigen Agentur unterschiedlich bemessen wird. Was als Nachhaltig gilt und was nicht entscheiden diese selber. Und was tut man nicht alles für den Auftrag einer großen Bank…
Auch ein Problem, der Begriff Nachhaltigkeit ist an keine Regulierung gebunden, wir erinnern uns an den Supermarkt, das selbe Debakel.
Wie könnte man solche Probleme lösen?
Vorschläge gibt es viele, umgesetzt wird leider wenig. Ein einfacher Vorschlag, mehr Transparenz von den Banken. Denn wer würde in einen „ökologischen“ ETF der Waffenkonzerne hält investieren.
Weitere Idee, Begriffe wie „Grün“, „umweltfreundlich“ etc. zu schützen und die Verwendung dieser an Vorgaben zu knüpfen. Im Supermarkt wird das mit dem Begriff „Bio“ bereits getan.
Nicht zuletzt würde ein einheitliches System für den ESG zu einer besseren und vor allem vertrauenswürdigeren Zertifikate Ausstellung führen.
Fazit
Ethisch sein Geld anzulegen kann nicht nur gut sondern auch nötig sein um langfristig gute Rendite zu erzielen. Dennoch sollte nicht die Moral allein allem anderen überliegen, denn dafür ist die Börse nicht da. Nachhaltige Fonds könnten eine Lösung sein, müssten aber Gesetzlich besser reguliert werden. Insbesondere was die Verwendung von Begriffen wie „Grün“ oder „Ökologisch“ betrifft.
Nicht zuletzt hat jeder eine andere Vorstellung von Moral. Um auf die Anfangs Frage ob seine Kinder auf ein solches Depot stolz sein könnten, zu antworten, ich denke schon.
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Tagesschau Artikel:
https://www.tagesschau.de/investigativ/swr/vollbild-etf-geldanlage-nachhaltigkeit-101.html
Quellen:
https://www.ecoreporter.de/artikel/studie-sieht-greenwashing-im-großen-stil-bei-fonds-und-etfs/
https://www.tagesschau.de/investigativ/swr/vollbild-etf-geldanlage-nachhaltigkeit-101.html