Die Analystenkonferenz von Lucid Group ($LCID (-3,04 %) ) zum vierten Quartal 2024 bot spannende Einblicke in die Fortschritte des Unternehmens, die zukünftige Ausrichtung und die Strategie zur Skalierung der Produktion.
Gleich zu Beginn der Konferenz übernahm Interim-CEO Marc Winterhoff das Wort und bedankte sich bei seinem Vorgänger Peter Rawlinson für dessen entscheidende Rolle in der Entwicklung von Lucid. Unter seiner Führung gelang der Markteintritt des Lucid Air, die Eröffnung der ersten Produktionsstätte in Saudi-Arabien sowie der Abschluss eines bedeutenden Technologieabkommens mit einem OEM.
Der neue CFO Taoufiq Boussaid betonte in seiner ersten Stellungnahme, dass Lucid nicht nur ein weiteres EV-Unternehmen sei, sondern sich als technologiegetriebener Innovator mit branchenführender Effizienz und einer starken Luxusmarke positioniere.
Lucid produzierte 9.029 Fahrzeuge im Jahr 2024 und lieferte 10.241 aus. Für 2025 wird die Produktion auf rund 20.000 Fahrzeuge verdoppelt, wobei das Unternehmen mit Kapazitätsengpässen in den ersten Quartalen rechnet. Trotz weiterhin negativer Bruttomargen gab es eine signifikante Verbesserung von -225 % im Jahr 2023 auf -114 % im Jahr 2024. Die Investitionen (CapEx) für 2025 werden auf rund 1,4 Milliarden US-Dollar geschätzt. Die Liquiditätslage bleibt solide: Lucid beendet das Jahr mit 5,08 Milliarden US-Dollar an liquiden Mitteln, was zusammen mit weiteren Wertpapieren eine Gesamtliquidität von 6,13 Milliarden US-Dollar ergibt. Diese reicht bis in die zweite Jahreshälfte 2026.
Winterhoff legte vier zentrale strategische Prioritäten fest: Steigerung der Kundenauslieferungen, technologische Weiterentwicklung, Markteinführung von drei Mittelklassewagen bis Ende 2026 und der Ausbau des Technologielizenzgeschäfts.
Die anschließende Fragerunde bot tiefere Einblicke in die Herausforderungen und Chancen für Lucid. John Murphy (Bank of America Securities) erkundigte sich nach dem Ausscheiden von Peter Rawlinson. Winterhoff erklärte, dass Rawlinson nach zwölf Jahren an der Spitze entschieden habe, den Staffelstab weiterzugeben, da er ein starkes Team aufgebaut und wichtige Meilensteine erreicht habe – darunter die Markteinführung des Lucid Air und die Entwicklung von Gravity.
Ein weiteres zentrales Thema war die Nachfrage nach dem SUV Gravity. Winterhoff zeigte sich positiv überrascht, dass die Nachfrage bereits jetzt stark ausfällt, obwohl bisher kaum Marketing betrieben wurde. Auf die Frage, ob Lucid die 20.000 geplanten Einheiten tatsächlich verkaufen kann oder ob diese Zahl durch die Produktionskapazität begrenzt ist, erklärte er, dass es in den ersten Quartalen Kapazitätsengpässe geben wird, die sich aber mit der Skalierung der Produktion verbessern sollen.
Eine weitere Frage bezog sich auf die Bewertung des Marktpotenzials von Gravity. Während Lucid zuvor betont hatte, dass dieser Markt sechsmal größer als jener der Limousinen sei, stellte Winterhoff klar, dass die aktuelle Begrenzung auf Produktionskapazitäten und nicht auf die Nachfrage zurückzuführen sei.
Stephen Gengaro (Stifel) fokussierte sich auf die Bruttomargen und wollte wissen, wie sich der Gravity-Mix auf die Margen 2025 auswirkt. CFO Gagan Dhingra betonte, dass Lucid eine deutliche Verbesserung der Bruttomargen erwartet, ähnlich wie bereits 2024 im Vergleich zu 2023.
Christopher Pierce (Needham & Company) stellte eine weitere interessante Frage: Warum steigt Lucid jetzt aggressiv ins Marketing ein, wenn die Produktion noch limitiert ist? Winterhoff erklärte, dass dies darauf abzielt, die Marke Lucid in einer breiteren Zielgruppe zu verankern, insbesondere im Hinblick auf den kommenden Mittelklassewagen.
Adam Jonas (Morgan Stanley) wollte mehr über Lucids Strategie im Bereich künstliche Intelligenz (KI) und autonomes Fahren erfahren. Winterhoff stellte klar, dass Lucid kurzfristig die bestehende Fahrfunktionalität weiterentwickelt und noch in diesem Jahr das freihändige Fahren einführen will.
Lucid befindet sich in einer entscheidenden Phase der Skalierung. Mit der Verdopplung der Produktion, einer schrittweisen Verbesserung der Bruttomargen und der Expansion in neue Segmente setzt das Unternehmen seinen Wachstumskurs fort. Besonders spannend bleibt die Entwicklung rund um den SUV Gravity, der in einem deutlich größeren Marktsegment spielt und bereits hohes Interesse hervorruft. Lucid sieht sich nicht nur als Elektroautohersteller, sondern als Technologieführer im Premiumsegment – eine Strategie, die langfristig über die Automobilproduktion hinausgehen könnte.
Das Unternehmen muss jedoch weiterhin beweisen, dass es die Produktionskapazitäten hochfahren kann, ohne dass die Kosten explodieren. Mit 6,13 Milliarden US-Dollar an Liquidität bis 2026 ist Lucid gut finanziert, doch spätestens dann wird sich zeigen, ob das Geschäftsmodell nachhaltig profitabel wird.