Wir müssen heute mal über den Gesundheitssektor reden. Nachdem 2024 bereits für viele Unternehmen in der Branche dem "Corona-Effekt" geschuldet enttäuscht verlief und als "Übergangsjahr" abgestempelt wurde hatte ich eigentlich für 2025 die große Erholung ausgerufen. Was stattdessen passiert ist dann natürlich klar: ein völliges Ausbluten der Branche.
Tatsächlich steht es um die Gesundheitsbranche so schlimm, dass in den letzten 3 Jahren quer durch die Bank überhaupt keine Rendite erzielt werden konnte und das ist übel.
Ich hatte eigentlich neben meinen Tech-Investments den Gesundheitssektor als zweites Standbein im Depot erkoren, da ich insgesamt eine sehr große Leidenschaft für das Thema Gesundheit habe und mich auch gerne und viel damit beschäftige. Eigentlich hatte ich auch den Eindruck, dass der Gesundheitssektor eher defensiv ist da die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen kontinuierlich steigt, wenn es insgesamt eine steigende Anzahl an immer kränkeren Menschen auf der Welt gibt. Ich habe mir daher ein diversifiziertes Portfolio an Unternehmen erstellt, die für die Behandlung eines bestimmten Krankheitsbildes eine Vorherrschaft haben: Herzfehler, Mukovizidose, Diabetes - ihr könnt sicherlich schon erahnen, wohin das führt.
Momentan habe ich mehrere Unternehmen im Portfolio deren Performance wirklich einem Horrorfilm gleicht: $ILM1 (+1,81 %) , $AFX (-0,14 %) , $UNH (-0,58 %) , $NOVO B (-2,94 %)
Dazu noch einige wiederbelebte Zombies wie $TMO (-0,2 %) , $ABBV (+1,33 %) , $EW (-0,56 %) , $MEDP (+0,7 %) bei denen durch lebenserhaltende Maßnahmen die Performance reaktiviert werden konnte.
Einzig $SYK (+0,4 %) und $VRTX (-0,89 %) entwickeln sich insgesamt den Erwartungen entsprechend.
Zusammenfassend also 40% Schmerz, 40% Geht so und nur 20% Jawoll
Die schlechte Performance hängt damit allerdings gar nicht mit der Auswahl der Unternehmen zusammen. Auch andere Riesen wie $MRK (+0,07 %) und selbst das wohl solideste Gesundheitsunternehmen der Welt $JNJ (-0,68 %) performen nicht zufriedenstellend. Manche tun ja hier in den Kommentaren immer so als wären Novo Nordisk und UNH die schlechtesten Unternehmen der Welt und es wäre alles absehbar gewesen - aber das ist halt nicht so. Überhaupt fallen diese ja nur deshalb so stark und bekommen so unfassbar viel Media Coverage, weil sie bisher immer als die absoluten Perlen galten bei denen im Gegensatz zu solala Unternehmen wie $PFE (-0,23 %) es wirklich nicht alltäglich war, dass die sich über Nacht halbieren.
Insgesamt gilt der Gesundheitssektor der nun bereits seit Jahren gebeutelt ist mittlerweile auch als undervalued. Es darf also noch auf Erholung gehofft werden. Trotzdem wird es für mich langsam zu einem riesigen Problem wenn ich 1/4 von meinem Kapital in Assets stecke die vom Sparbuch outperformt werden und die Inflation nicht ausgleichen. Besonders die Opportunitätskosten sind astronomisch, da ich in den letzten Jahren im Tech Sektor zu 80% richtig lag und im Gesundheitssektor halt zu 80% falsch. Da gebe ich ja mit der linken Hand mehr Geld aus als ich mit der rechten verdiene.
Da fällt mir ja auch der Spruch ein: "Die Flut hebt alle Boote" der ja eigentlich vor Overconfidence schützen soll. Aber gilt dann nicht auch, dass eine Ebbe alle Boote senkt? Vielleicht ist ja weder die tolle Hit-Rate im Tech Sektor noch die unterirdische Trefferchance im Gesundheitssektor von meinen Investmententscheidungen abhängig, sondern einfach eine statische Anomalie.
Was ich aber auch nochmal speziell ansprechen will ist, dass es mich unfassbar nervt, dass das Investieren der Gesundheitsbranche so ein Drama Club ist. Ich frage mich manchmal ob wir hier Business machen oder eine Telenovela drehen. Ich meine alleine die Sache mit $HIMS (-0,21 %) ist ein völliger Kindergarten. Wieso schaffen es in der Automobilindustrie wildfremde Unternehmen einfach so zu fusionieren oder Allianzen zu knüpfen und in der Gesundheitsbranche kriegen die es nicht mal 3 Monate gebacken ein paar Medis zu verkaufen, ohne dass es in Schlammschlacht und Rosenkrieg ausartet? Meine Fresse.
So jetzt seid aber ihr gefragt. Insbesondere würde mich da interessieren wie das Leute sehen die schon mehr als 10 Jahre am Markt sind. Waren Gesundheitswerte schon immer so eine Berg- und Talbahnfahrt oder ist die Branche besser als ihr Ruf?