𝐌𝐨𝐧𝐞𝐫𝐨 𝐗𝐌𝐑 | 𝐏𝐚𝐫𝐭 𝟐
𝕄𝕠𝕟𝕖𝕣𝕠 𝕚𝕤𝕥 𝕨𝕒𝕤 𝕕𝕚𝕖 𝕄𝕖𝕚𝕤𝕥𝕖𝕟 𝕧𝕠𝕟 𝔹𝕚𝕥𝕔𝕠𝕚𝕟 𝕕𝕖𝕟𝕜𝕖𝕟
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Das Bild von Bitcoin als anonyme Währung für Hacker, Drogendealer, Kinderpornografen, Waffenhändler, extreme Libertäre und andere Subjekte hält sich beständig. Neben der Tatsache, dass es eine gute Story ergibt ist es teilweise auch die Wahrheit. Als Bitcoin die Fackel entzündete und als einziges unabhängiges monetäres Licht, in der Dunkelheit des Internets, leuchtete stimmte dies. Bitcoin war alternativlos. Moralisch und juristisch flexible Dienstleiter wie Liberty Reserve oder e-Gold scheiterten an ihrer Zentralisierung und der Tatsache, dass hinter ihnen reale Personen standen, welche die Fäden in der Hand hielten. Früher oder später schlug der Hammer der Strafverfolgung jeden dieser Services nieder. Enter Bitcoin.
Während die Nutzung von Bitcoin für Strafverfolger anfänglich eine Hürde darstellte änderte sich dies mit der Zeit. Die Bitcoin Blockchain ist offen einsehbar und jede Transaktion kann genau nachverfolgt werden. Bitcoin ist nur pseudonym. Das heißt kann man die Zuordnung rückwirkend durchführen, wenn man erkennt welche reale Person eine Bitcoin - Transaktion veranlasst hat.
Ich sehe schon die Fragezeichen. Stellt euch vor der Onlineshop eures Vertrauens wird gehackt, aber nur die Kundennummern und die Bestellungen werden öffentlich. Solange niemand eure Kundennummer eurem Namen zuordnen kann besteht nicht die Möglichkeit, dass jemand eure XXL Dildo Bestellungen euch persönlich zuordnet. Prinzipiell ist diese Aufdeckung aber anschließend jederzeit möglich.
Nun sind Kryptowährungen nicht mehr ganz so obskur wie in der frühen Tagen. Die größten Handelsplätze für Bitcoin und Co sind nicht irgendwelche Magic Karten Kasperbuden wie Mtgox. Jede größere Börse sammelt die Daten ihrer Nutzer um KYC / AML Auflagen zu erfüllen. Damit sind eure Transaktionen automatisch jederzeit auf euch zurück verfolgbar. Egal ob Bitcoin, Ethereum oder irgendwelche Shitcoins.
Hier bildet Monero eine Außnahme. In Monero ist es nicht möglich Transaktionen auf eine ähnliche Art und Weise zu verfolgen wie bei Bitcoin. Für Monero gibt es auch keine „Richlist“ wie für andere Kryptowährungen, weil es schlicht nicht möglich ist. Transaktionen können nur von den Berechtigten eingesehen werden, dies kann der Halter des Private Key sein oder jemand der von diesem einen View Key bekommen hat. Der View Key ermöglicht optionale Transparenz und ermöglicht Einsicht ohne jedoch die Kontrolle abgeben zu müssen. Aus der Tatsache dass keine exakten Transaktionshistorien erstellt werden können kann umgekehrt auch abgeleitet werden, dass 𝐗𝐌𝐑 𝐨𝐝𝐞𝐫 𝐝𝐞𝐬𝐬𝐞𝐧 𝐁𝐫𝐮𝐜𝐡𝐬𝐭ü𝐜𝐤𝐞 𝐰𝐢𝐫𝐤𝐥𝐢𝐜𝐡 𝐚𝐮𝐬𝐭𝐚𝐮𝐬𝐜𝐡𝐛𝐚𝐫 sind.
Um das mal realweltlich zu erklären. Normalerweise sind alle Geldscheine gleich. Werden jedoch Seriennummern notiert, bspw. weil Teil eines Lösegeld, dann sind diese Scheine nicht mehr komplett austauschbar. Je nach dem wie weit die Information verbreitet ist wird es mehr oder weniger schwer diese auszugeben. Bzw. nach der Ausgabe der Scheine kann dies weiterverfolgt werden, da die Transaktion vermutlich durch den Täter oder einem ihm Verbundenen durchgeführt wurde. Ähnlich ist es auch bei Bitcoin. Da jedes Bruchstück bis zu seiner Schöpfung zurück verfolgt werden kann ist dies problematisch, sobald in der Kette eine Transaktion stattfand, die auf welche Art und Weise auch immer, jemandem missfällt. Im Englischen spricht man dann von tainted Bitcoin, was sich etwa mit unrein oder verdorben übersetzen lässt. Einige werden nun sagen, dass es keine tainted Bitcoin gäbe und alle Bitcoin gleich sein. Das mag technisch so sein. Aber um es nochmal in der Realwelt zu zeigen. Wenn ihr zwischen einem druckfrischen Schein und einen Schein mit Blutanhaftungen oder Hakenkreuz – Kritzeleien wählen könnt, welchen werdet ihr nehmen? Weder der blutige noch der beschmierte Schein verlieren ihren Wert. Diese Scheine können bei der Bundesbank gegen saubere eingetauscht werden. Dennoch hat jeder das Recht „beschädigte“ Scheine abzulehnen.
Ähnlich verhält es sich mit Bitcoin. Die Bitcoin sind nicht beschädigt oder in ihrer Funktionalität beeinträchtigt. Obgleich sich genügend wie zB cipherblade [1] die Finger wund geschrieben haben „the vast majority of cryptocurrency users, concerns about having or obtaining tainted Bitcoin through no fault of their own are almost always without merit“ Man muss nur mal nach geschlossenen Coinbase oder Gemini Accounts suchen. Gründe beispielsweise Gambling Sites [2] oder Handelsplätze ohne KYC wie Trade Ogre [3, 4]. Man mag nun davon halten was man will, es bedarf nicht viel Fantasie um sich Szenarien vorzustellen in denen Transaktionen von relevanten Akteuren im Ökosystem geblockt oder nicht angenommen werden.
Die lange geschichtliche Tradition von Gold wurde sicherlich auch dadurch begünstigt, dass dessen Historie nie an irgendein Ereignis oder eine Person gebunden gewesen ist. Egal ob Münze, Barren Schmuck, Zähne oder Pharaonenschatz, einmal eingeschmolzen ist es nahezu unmöglich das Gold zu seinem Ursprung zurück zu verfolgen. Selbst mit modernsten Methoden kommt man hier an Grenzen. Es ist möglich unterschiedliche Reinheiten zu unterscheiden oder durch absichtliche Beimischungen eine Verfolgung zu ermöglichen. Gold selbst als Reinelement kann jedoch nicht unterschieden werden.
Ein weiterer Unterschied von Monero zu Bitcoin ist, dass 𝐌𝐨𝐧𝐞𝐫𝐨 𝐛𝐞𝐢 𝐝𝐞𝐧 𝐌𝐢𝐧𝐞𝐫𝐧 𝐧𝐨𝐜𝐡 𝐦𝐞𝐡𝐫 𝐰𝐞𝐫𝐭 𝐚𝐮𝐟 𝐃𝐞𝐳𝐞𝐧𝐭𝐫𝐚𝐥𝐢𝐬𝐢𝐞𝐫𝐮𝐧𝐠 𝐥𝐞𝐠𝐭. Bitcoin wird mittlerweile ausschließlich mit spezialisierter Hardware erzeugt. Ein einzelner ASIC Miner kostet mehrere tausend Euro. Einzelne Topgeräte haben mehr Hashleistung als das gesamte BTC Netzwerk in 2013. Monero hat 2019 für den Proof of Work auf RandomX gewechselt. RandomX wurde mit Ziel gestaltet, dass spezialisierte Hardware unrentabel ist und normale CPU zum Mining geeignet sind. Dadurch könnte ich derzeit mit meinem 4 Jahre alten Notebook ca. 2,4$ pro Monat erzeugen. (Ohne Berücksichtigung der Stromkosten) Das ist ein extremer Unterschied zu Bitcoin oder anderen Proof of Work Chains bei denen Mining mit CPU seit vielen Jahren komplett aussichtslos ist. Somit ist Eintrittsschwelle zum profitablen Schürfen um ein vielfaches geringer als bei Bitcoin. Gleichzeitig ist das Netzwerk dadurch nicht automatisch vulnerabel. Die Grafikkarten oder ASIC welche auf anderen Chains eingesetzt werden können nicht sinnvoll auf Monero umdeligiert werden. Nun hat sicherlich der eine oder andere bereits Botnetze im Sinn. Diese sind auch ein Faktor und
tragen aus meiner Sicht derzeit auch dazu bei, dass Monero dezentraler ist als andere Kryptowährungen. Darauf würde ich im nächsten Teil nochmal genauer eingehen.
Da Solomining für die meisten Teilnehmer in allen Kryptonetzen eher unrentabel ist haben sich Miningpools gebildet. Diese haben jedoch die Gefahr, dass sich in ihnen „zu viel“ Rechenleistung sammelt. Dies kann wiederum die Dezentralität untergraben. In Bitcoin entstand relativ schnell die Idee eines dezentralen P2P Pools. Der BTC P2Pool ist mittlerweile allerdings nach allem was ich finden konnte, quasi tot. [5] Für Monero wurde kürzlich ein P2Pool veröffentlicht. Ob dieser bessere Chancen hat kann nur die Zeit zeigen. Aktuell stellt der P2Pool von Monero ca 4,7% der Rechenleistung.
Die Menge der beim Mining erzeugen Blockrewards (neue Coins) fällt bei Monero beständig, wird jedoch niemals Null erreichen. Diese fehlende Obergrenze wird oft sehr negativ interpretiert, da von einem unendlichen Supply ausgegangen wird. Während bei Bitcoin die Emission immer wieder Halbiert wird (Halving), fällt die Emission bei Monero wie erwähnt kontinuierlich. Aktuell ist die Neuemission im Verhältnis zum bestehenden Umlauf bei Monero geringer als bei Bitcoin. Sprich 𝐚𝐤𝐭𝐮𝐞𝐥𝐥 𝐡𝐚𝐭 𝐌𝐨𝐧𝐞𝐫𝐨 𝐞𝐢𝐧𝐞 𝐠𝐞𝐫𝐢𝐧𝐠𝐞𝐫𝐞 𝐈𝐧𝐟𝐥𝐚𝐭𝐢𝐨𝐧 𝐚𝐥𝐬 𝐁𝐢𝐭𝐜𝐨𝐢𝐧. Das wird sich erst in Zukunft umkehren, wenn Bitcoin durch die weiteren Halbierungen unter die Emission von Monero fällt. [7] Der Grund dafür sind die Tail - Emission bei Monero. Wie erwähnt gibt es keine feste Obergrenze. Um das Mining weiter attraktiv zu halten wurde eine Mindestmenge von 0,6 XMR pro Block festgelegt. Fällt die Neuemission bei Bitcoin auf 0 verdienen Miner nur noch an den Transaktionskosten.
Im nächsten Teil schauen wir mal warum die Stakeholder von Monero heterogener sind als von Bitcoin und warum das gut ist. Außerdem welche Reaktionen es auf Privacy – Coins wie Monero gibt und wie Monero wiederum darauf reagiert.
[1] https://cipherblade.com/blog/tainted-bitcoin-isnt-what-you-think-it-is/
[2] https://www.reddit.com/r/Bitcoin/comments/69f4tb/coinbase_closed_my_account/
[3] https://www.reddit.com/r/PirateChain/comments/p7mux0/gemini_closing_accounts_likely_for_interacting/
[4] https://www.reddit.com/r/PirateChain/comments/pcbntu/can_no_longer_withdrawal_from_gemini/
[5] http://109.229.69.94:9334/static/
[6] https://www.getmonero.org/2021/10/05/p2pool-released.html