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„Das Geschäft mit dem Geld“ – Teil 3


Da es immer wieder mal Nachfragen nach einer Fortsetzung gibt und ich nun etwas Zeit habe, erweitere ich gerne euer Wissen in diesem Bereich.

Doch einmal zurück zum Anfang.


Worum ging es in diesen Beiträgen?

Im ersten Teil habe ich erklärt, wie Coaches und Co euch in einem Funnel fangen und dann um etwas wichtiges erleichtern: Nein, keine Kalorien, sondern euer hart verdientes Geld.


Was sie dabei lehren? Meistens sehr wenig.

Was sie dabei bekommen? Mitunter ziemlich viel Geld.


Zum Nachlesen direkt hier:

https://app.getquin.com/activity/OuSHaioIFE


Im zweiten Teil habe ich ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert, was es mit dem sogenannten „FOMO-Marketing“ auf sich hat.

Eine sehr beliebte Marketingstrategie, die ebenfalls häufig von Coaches, aber auch von Influencern benutzt wird.

(Klar, auch der regionale Handel verwendet sowas, aber wird sind ja auf einer Finanzplattform und da beziehe ich mich lieber auf Broker, Finfluencer und Co.)


Hier zum Nachlesen:

https://app.getquin.com/activity/zVRaSWCqJB


Heute soll es um das Thema „Affiliate Marketing“ gehen.

Also das Empfehlen von Dienstleistungen oder Produkten und im Gegenzug erhält man eine Provision oder eine fixe Vergütung.

Im Folgenden werde ich die Sache etwas erklären, wie es technisch funktioniert, aber auch, wie verschiedene Modelle funktionieren und warum sie verwendet werden.


Teilweise weiche ich da auf englische Begriffe aus, da diese Art des Marketings sehr englischlastig ist und mir somit häufig die deutschen Begriffe schlichtweg nicht einfallen oder diese einfach nicht „schön“ sind.


Das Affiliate Marketing ist da keine neue Erfindung.

Je nach Altersgruppe, die die Sache liest: Fragt mal eure Eltern oder Großeltern, wie es mit der kostenpflichten Regionalzeitung ist.

Da haben sich Jahrzehnte die Haushalte im Ort immer gegenseitig geworben, damit ein Haushalt immer nur 9 statt 12 Monate zahlen muss oder man abwechselnd eine neue Kaffeekanne erhalten hat.

Sowas ist im Endeffekt schon Affiliate Marketing!


Mund-zu-Mund Propaganda nutzen, um bestehende Kunden dazu zu bringen, neue Kunden anzuwerben.

Ganze Schneeballsysteme und Multi Level Marketing Schemata sind darauf aufgebaut.


Auch die sehr bekannte „Kunden werben Kunden“-Kampagne bei Trade Republic, wo die einladende Person den Anteile einer Aktie mit einem Wert von bis zu 250€ bekommen kann, ist im weiteren Sinne Affiliate Marketing!


So viel zum Einstieg, aber wie funktioniert es.

(Ich gehe hier nicht zu viel auf die Technik dahinter ein, da ich die selbst nicht komplett verstehe, wenn ich ehrlich bin.)

In den meisten Fällen hat die einladende Person einen einmaligen Link und Registrationen, Käufe etc. von diesem Link können im System genau erfasst werden.

Je nach Umfang des Systems finden dabei auch Überprüfungen statt, um den Missbrauch dieser Sachen zu verhindern.


Im Web setzt man zudem häufig noch Cookies ein, um entsprechende Informationen für Zeitraum X (meistens 30 oder 60 Tage) zu speichern.

Klickt man also heute auf einen entsprechenden Link im Web, aber kauft erst in 29 Tagen, kann der Affiliate Marketer trotzdem noch seine Vergütung erhalten!


Im Umkehrschluss ist es auch so, dass entsprechende Systeme ohne Cookies oder durch die Nutzung von Inhaltsblockern nicht funktionieren.

Falls ihr also irgendwo eine Person einladet und ihr erhaltet keine Vergütung, könnte es daran liegen, dass die geworbene Person einen Adblocker nutzt und somit nicht erfasst werden konnte.


In solchen Fällen ist man dann auf die Kulanz vom Anbieter angewiesen, ob man entsprechende Prämien trotzdem bekommt. (Kleine Sache nebenbei: Meine persönliche Erfahrung ist, dass viele Unternehmen sich über die Neukunden freuen, aber dann keine Kulanz zeigen und sagen „Tja, selbst Schuld. Solche Fälle haben wir über unsere AGB schon ausgeschlossen.")


So viel zu dem „Wie“, doch eigentlich ist das „Warum?“ viel wichtiger!

Warum machen Unternehmen sowas?


Hier beziehe ich mich jetzt primär auf Broker und nicht auf Händler, um das Thema Finanzen und Börse nicht aus den Augen zu verlieren.


Das „Warum?“ ist im ersten Moment klar:

Wachstum und Neukundenakquise


Aber warum nicht organisch wachsen oder über Werbung bei Suchmaschinenergebnissen oder bei Facebook, Instagram, Youtube oder Tiktok?


Da gibt es 2 entscheidende Argumente: Zeit und Geld


Fangen wir mit dem Punkt Zeit an:

Unternehmen wollen stetig wachsen und zu langsames Wachstum sorgt für rote Zahlen.

Organisches Wachstum, also das simple Abwarten, dass sich neue Kunden bedingt durch eine gute Reputation finden, ist zwar möglich, aber sorgt für relativ wenig Wachstum.

Also setzt man auf Bestandskunden oder auf externe Werbepartner (Influencer), welche der Zielgruppe nahestehen, um das Produkt in den Fokus zu rücken.

Damit kann man innerhalb kurzer Zeit eine große Gruppe an potenziellen Kunden erreichen. Auch wenn diese noch gar nicht wissen, dass das Produkt (Broker) existiert!


Also haben wir erkannt, dass man mit externen Werbepartnern nun extrem gut und effizient die gewünschte Zielgruppe erreichen kann. Im Gegensatz zu regulären Werbeanzeigen kann man in kürzerer Zeit viel mehr Leute und somit potenzielle Kunden erreichen.


Wir haben den Punkt „Zeit“ also verstanden.


Nun ist der zweite wichtige Punkt dran: „Kosten“

Während es bei Bestandskunden im Bereich Affiliate eher „Lotterien“ gibt, also wie im Trade Republic Beispiel, funktionieren solche Sachen bei externen Werbepartnern nicht.

Hier setzt man auf skalierbare Vergütungsmodelle anhand verschiedener Metriken.



Variante 1:

Pay per Click

Hierbei werden die Werbepartner pauschal für jeden Klick auf den Affiliate Link bezahlt.

Da hierbei natürlich Kosten entstehen, ohne reelle Kunden zu bringen, wird sowas tendenziell im Bereich „Brand Awareness“ eingesetzt, also in dem Bereich des Marketings, wo man Unternehmen und ihre Produkte schlichtweg bekannter machen möchte, ohne direkt auf Umsatz (Conversions) zu setzen.

Da es bei Brokern aber eher um die richtige Kundenakquise setzt, fällt die Variante 1 weg.


Variante 2:

Pay per Conversion

Nein, es geht nicht um Religionen.

Hierbei wird der externe Werbepartner nur bezahlt, wenn sich eine Person wirklich anmeldet.

Großer Vorteil ist: Man bezahlt als Unternehmen nur, was man wirklich bekommt.

Anderer Vorteil: Die Werbepartner müssen sich Mühe geben das Produkt so darzustellen, dass wirklich eine Conversion stattfindet.


Wie wir gelernt haben, wäre Variante 2 für den Broker nun besser, aber wie wird nun die Vergütung berechnet.

Die einfachste Möglichkeit ist die sog. Berechnung der „Cost per acquisition”, also die Kosten die entstehen, wenn man einen Neukunden erhalten will.


Da diese Kostenkalkulation extrem umfassend sein kann, lasse ich den Spaß einmal weg und gehe auf den entscheidenden Punkt ein.

Wir wissen, dass wir mit einem externen Werbepartner schneller und gezielter unsere potenziellen Neukunden erreichen können und wissen, was die Neukundengewinnung auf anderen Wegen kostet.

Häufig sind die Vergütungen für gewerbliche Affiliate-Deals im ähnlichen Preissegment angedacht, wie bei anderen Werbemethoden.

Warum zahlt man nun nicht mehr, wenn man in kürzerer Zeit mehr Leute erreichen kann?


Da gibt es eine einfache Antwort: Warum sollte man?

Zudem ist ein gesundes und skalierbares Wachstum auch wichtig für die eigene Infrastruktur.

Wie viele Kunden kann der Kundenservice reell betreuen?

Wie sieht es mit der IT-Infrastruktur aus?

Sind die Systeme überhaupt dafür ausgelegt?

Nehmen wir an, die normalen „Cost per acquisition“ liegen bei 15€ pro Neukunden.

Einen professionellen Affiliate-Deal würde man nun im gleichen Kostenbereich ansiedeln.

Also würde ein entsprechender Werbepartner für eine erfolgreiche Conversion 15€ brutto erhalten.

Nicht selten werden entsprechende Sachen auch kombiniert:

Da gibt es 5€, wenn sich der Kunde registriert, 5€ für die Verifizierung und 5€, wenn der Kunde die ersten 50€ investiert hat.

Der Kunde hat also 50€ Umsatz generiert und hat uns in der Akquise nun 15€ gekostet.

Mega, oder?


Im Endeffekt klingt diese Sache ganz toll, aber gibt es da nicht einen Haken?

Ja, und nicht nur einen Haken!

Im Endeffekt gibt es beim Thema Affiliate Marketing 2 große Risiken:


1. Man muss ziemlich gut im Auge behalten, was die externen Werbepartner über das Unternehmen oder Produkt berichten. Unser Broker „SuperTrader123“ ist für deutsche Staatsbürger verfügbar und erlaubt das Investieren an der deutschen Börse XETRA.

Nun ist einer unserer externen Werbepartner auf die Idee gekommen, dass man in Deutschland durch die (Werbepartner-)Konkurrenz zu wenig Reichweite hat und erweitert den Kreis selbstständig auf Österreich und die Schweiz.

Nun wird plötzlich beworben, dass der Broker „SuperTrader123“ in Österreich und der Schweiz aktiv ist, an den üblichen lokalen Börsen den Handel erlaubt und eine attraktive Kostenstruktur hat.

Gibt es nun keine gute Überwachung, melden sich diese Leute an und generieren aus dem obigen Beispiel für den Werbepartner bereits 5€ pro Person nur durch die Registration.

Weiter werden diese Kunden aber nicht kommen, da der Broker nur eine Zulassung in Deutschland hat.

Als Unternehmen hat man nun 5€ pro Kunden gezahlt, der bei einem keinen Umsatz generieren kann und zudem gefrustet auch noch eine schlechte Bewertung hinterlässt.

Vom möglichen Imageschaden ganz abgesehen.


2.  Wir haben eine wirklich großen Influencer mit unserem Broker „SuperTrader123“ für uns gewinnen können und haben uns auf eine Vergütung geeinigt.

Es wurde aber nicht berücksichtigt, dass dieser Werbepartner uns nun im Monat 20.000 Neukunden bringt. Also zahlen wir alleine 100.000€ jeden Monat nur für Neukunden. Die gleiche Summe noch einmal, nach dem die Leute das KYC durchlaufen haben. Oh, nun sind von diesen 20.000 Neukunden aber nur 2.000 bereit wirklich Geld zu investieren.

Wir haben also nun 20.000 Neukunden für 210.000€ geworben.

Die 2.000 investierenden Kunden kaufen einmal etwas für 50€ an der Börse und dass wars.

2.000 Personen kaufen je für 50€ etwas und zahlen für die Transaktion an uns 1€.

Wir haben also 2000€ Umsatz (nicht Gewinn) gemacht und 210.000€ für die Kunden ausgegeben.


Und der letzte Absatz:

Selbstständigkeit im Bereich Affiliate Marketing?

Die Möglichkeiten sind da und man braucht auch keine spezielle Ausbildung dafür.

Ich selbst habe mit jemandem mal gearbeitet, der als einer der ersten Werbetreibenden Affiliate-Marketing auf Plattformen für Erwachsenenunterhaltung veröffentlicht hat.

(Diverse bunte blinkende Gifs für Wachstums- oder Potenzmittel auf Kräuterbasis)

Im ersten Jahr war die eine oder andere Million Umsatz schon dabei, bei fast keinen Betriebskosten.

Trotzdem ist es ein Gewerbe, wo man tendenziell eher Verkäufer statt Werbetreibender ist.

Man braucht entsprechende Reichweite in den sozialen Medien oder mit einem Blog über die üblichen Suchmaschinen. Ferner muss man in der Lage sein „Müll“ zu verkaufen, denn je schlechter das Produkt, desto höher ist häufig die Vergütung.

(Man munkelt, dass sogar manche Anbieter initial für das Produkt eine höhere Affiliateprovision ausschütten, als sie damit verdienen. Den Bogen zu meinem ersten Beitrag kann ich da gut spannen. Dieses „Free + Shipping“-Buch im Funnel der Coaches wird oft von Affiliates vertrieben, die pauschal X Euro für jeden Neukunden erhalten. Das Buch kostet 4,90€ für die „Abwicklung und den Versand“? Dann könnt ihr euch sicher sein, dass 1€ an den Reseller geht und 5-10€ an den Affiliate. Denn danach ist der Kunde im Funnel drin und kann so gemolken werden, dass die Kosten beim initialen Produkt nicht ins Gewicht fallen.)


Trotzdem kann man damit realistisch gesehen gutes Geld verdienen, auch wenn meiner Kenntnis nach über 95% damit am Ende nahezu nichts verdienen und nicht mal die Auszahlungsschwellen erreichen.

Wer nämlich denkt, dass Unternehmen bereits bei 5€ im Monat Auszahlungen ermöglichen, täuscht sich. Häufiger liegen die Schwellen je nach Produkt bei 100€ oder höher. Die restlichen 5% sind entweder ohnehin als Influencer tätig und haben Content-Deals oder dergleichen oder andere Einkommensströme.


#marketing
#affiliate

#content

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10 Kommentare

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Danke für die Arbeit; ich denke das diese Posts für einige sehr hilfreich sind 👍
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Danke für den Beitrag. Genial wie immer ✨👍🏾
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Du musst wohl auch öfter Beiträge schreiben. 🚀 @ccf
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Wenn ich irgendwann mal den Traum meines eigenen Blogs verwirklichen kann, dann ist Affiliate auch eine sehr spannende Sache 😊
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