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Ist Schott Pharma den Einstieg wert?
Mit einem Emissionsvolumen von bis zu 987 Mio. Euro verspricht Schott Pharma der größte Börsengang des Jahres in Deutschland zu werden. Die schon jetzt per Erscheinen bei Brokern handelbare Aktie (29,00 Euro; DE000A3ENQ51) kann noch bis zum 27.9. in der Spanne von 24,50 bis 28,50 Euro gezeichnet werden.
Der Spezialist für Aufbewahrungs- und Verabreichungssysteme für Medikamente ist in zwei sehr wachstumsstarken Bereichen (mRNA-Therapien und GLP-1-Medikamente) tätig. Selbst bei der erwarteten Zuteilung am oberen Ende der Spanne ist der Titel auch im Vergleich zur Konkurrenz attraktiv bewertet.
Zunächst zu den Zahlen: Inklusive Greenshoe werden bis zu 34,6 Mio. der 150,6 Mio. Aktien aus dem Besitz der Mutter, der zur Carl Zeiss Stiftung gehörenden Schott AG in Mainz, an der Frankfurter Wertpapierbörse gelistet. Schott Pharma fließt dabei kein frisches Kapital. Bei voller Zuteilung beträgt der Freefloat 23%, wobei allerdings Qatar Holding zugesagt hat, für 200 Mio. Euro bis zu 4,99% der Papiere zu übernehmen. Insgesamt wird das Unternehmen beim IPO mit 3,69 Mrd. bis 4,29 Mrd. Euro bewertet – hier landet also ein Schwergewicht mit Ambitionen für eine Aufnahme in der DAX-Familie auf dem Parkett.
Schott Pharma entwickelt und produziert mit seinen rd. 4 650 Mitarbeitern Glasspritzen, Polymerspritzen, Fläschchen und Ampullen für mehr als 1 800 Kunden weltweit. Jede Minute werden weltweit etwa 25 000 Injektionen mithilfe von Schott Pharma-Produkten verabreicht. Dem Markt für injizierbare Medikamente wird dabei bis 2026 ein Wachstum von jährlich über 8% zugebilligt. Die Mainzer selbst dürften in diesem Gj. (per 30.9.) auf einen Umsatz von rd. 890 Mio. Euro bei einem EBITDA von geschätzt 250 Mio. Euro kommen (Marge: 28%).
Mittelfristig peilt das Unternehmen, das vor allem von strukturellen Wachstumstreibern wie dem Einsatz von Spezialverpackungen für mRNA-Therapien (Stichwort: Kühlung unter 100 Grad Celsius) und GLP-1-Medikamenten (Stichwort: Diabetes, Adipositas) profitiert, ein Umsatzwachstum im niedrigen 10%-Bereich bei einer EBITDA-Marge von über 30% an. Beides ist gut erreichbar und unterstellt ein Umsatzwachstum von 12% p. a. bei einem Gewinnwachstum von 19% p. a. bis 2024/25.
Schott Pharma ist dabei weniger mit der etwas vielseitiger aufgestellten Gerresheimer, sondern eher mit reinen Medizin-Spezialisten wie der italienischen Stevanato oder der US-amerikanischen Becton Dickinson zu vergleichen. Nach Kalkulationen fällt dieser Vergleich vorteilhaft aus: Schott Pharma wird selbst am oberen Ende der Zeichnungsspanne nur in etwa mit dem 17-Fachen des künftig erwarteten EBITDA bewertet. Bei den Konkurrenten liegt diese Kennziffer mit dem 25-fachen EBITDA deutlich höher, wobei deren EPS-Wachstum deutlich niedriger (Stevanato: 13% p. a.; Becton Dickinson: 6% p. a.) veranschlagt wird. Ähnlich sieht es beim KGV aus: Bei Schott Pharma errechnen sich das 25-Fache des für 2023/24 erwarteten Gewinns, bei Becton Dickinson ist es das 42- und bei Stevanato das 40-Fache. Da die Bücher schon wenige Stunden nach Öffnung überzeichnet waren, gehen ich von einer Zuteilung am oberen Ende der Spanne aus.
Wegen der Wachstumschancen der wegen einer nahezu nettoschuldenfreien Bilanz attraktiven Bewertung habe ich gezeichnet.