Hallo ihr lieben,
heute gibt es einen Extrabeitrag zu #krypto . Wir genießen alle die Folgen der "Trumpwelle", die seit seinem Wahlsieg unsere Depots, aber vor allem die Kryptos anhebt.
Natürlich stellen sich nun einige berechtigt die Frage, wann der Zeitpunkt zum Ausstieg gekommen ist (vorausgesetzt man will Gewinne realisieren).
Dazu schreibe ich heute etwas über meine Grundannahme, meine Strategie und meine Preisausstiegsziele.
Meine Grundannahme:
Ich sehe nach wie vor Krypto (die technischen Aspekte außer Acht gelassen) als ein Nullsummenspiel an. Während der Haltedauer werden keine laufenden Erträge durch Krypto in der Währung erwirtschaftet, in der ich meine Rechnungen bezahlen kann, wie beispielsweise bei Dividenden oder Zinsen. Deswegen ist auch das Staking für mich streng kein laufender Ertrag (andere Ansichten zulässig). Das hat zur Folge, dass die Gewinne des einen immer die Verluste des anderen sind und umgekehrt. Wir müssen also sicherstellen, dass wir nicht die sind, die die Verluste erleiden, indem sie zugange im Spiel sind und für die Gewinner die Exit-Liquidität bereitstellen. Das schaffen wir nur, indem wir den Kryptozyklus spielen, oder auf ewig HODLn. Das ewige HODL könnte verlockend sein, aber es passt nicht in mein Bild, da mir die laufenden Erträge fehlen. Also lass uns den Zyklus spielen.
Der Kryptozyklus und der Schuldenzyklus
Um meine Verkaufsthese zu stützen, muss ich Annahmen treffen, die für mich schlüssig sind, deswegen versteht das folgende als meine Meinung, aber keinerlei als Anlageberatung oder -empfehlung.
Der Kryptozyklus drückt einfach aus, dass auch die Kryptos gemessen in FIAT-Währung ihre Jahreszeiten durchlaufen. Dieser dauert genau so lang, wie Fälligkeit der 4-jährigen US-Staatsanleihen (4-years Treasury Notes).
Die USA sind ordentlich verschuldet. Wie kann der Staat seine Schuldenlast drücken? Durch Rückzahlung, das wäre logisch. Aber wir wissen alle, dass die USA dazu gar nicht mehr in der Lage sind. Wenn der Staat zudem Schulden richtig verwendet, indem er sie in Projekte investiert, die ihm später neue Erträge und Rückflüsse erwirtschaften, dann wäre eine komplette Tilgung aller Schulden gar nicht sinnvoll, soweit die Rückflüsse aus dem Investment immer die Zinslast gut übersteigen. Ein schlechtes Beispiel wäre, wenn der Staat Schulden macht und das frische Geld als Transferleistungen aus dem Fenster wirft oder in absolut sinnlose Projekte steckt, die keine Rückflüsse geben.
Die USA geben also zur weiteren Finanzierung alter Verbindlichkeiten neue Staatsanleihen aus (unter anderem die oben genannten), welche dann von privaten gekauft werden können. Damit gibt es eine höhere zirkulierende Geldmenge, das ist der Vorgang, den wir schlicht als "Geld drucken" bezeichnen.
Das "frisch gedruckte Geld" findet natürlich seinen Weg in Richtung der Sachwerte. Beispielsweise, indem es als Transferleistung heraus geht zum Bürger und er es investiert, oder indem es als Subvention zu einem Unternehmen geht und das Unternehmen es investiert oder als Lohn/Gehalt an den Bürger ausschüttet und der es wieder investiert. Hier sind etliche Wege denkbar, wie das Geld zum Sachwert findet. Das Geld fließt natürlich auch in Krypto.
Wenn wir in eine Situation kommen, in der die USA eine hohe Schuldenlast wegen Fälligkeit zu tilgen haben, dann werfen sie erst richtig die Notenpresse an. Diesen Effekt sehe ich als Ursache für die starken Preisanstiege bei Krypto an. Und natürlich auch andere externe und vor allem überraschende, nicht eingepresste Effekt. Jedoch nicht das Halving für sich, da es keine Überraschung darstellt, du kannst es schließlich ziemlich genau vorhersagen.
Welche nötigen Annahmen muss ich noch treffen?
- Der Preisanstieg im Bullenmarkt und der Preisverfall im Bärenmarkt wird bei Bitcoin stets schwächer von Zyklus zu Zyklus. Das liegt daran, dass immer mehr an diesem Asset teilnehmen und demzufolge immer mehr umgesetztes Kapital mit einem Ruck erforderlich ist, um den Markt signifikant zu bewegen.
- auf sehr lange Frist wird Bitcoin stets steigen, in FIAT gemessen. Das liegt an der Entwertung der traditionellen Währungen durch Gelddruckerei. Das bedeutet auch, dass das Top des aktuellen Zyklus über dem des vorherigen Zyklus liegen wird und unter dem des kommenden. Für die Lows äquivalent.
- Das Low eines Bärenmarktes wird immer unter dem Top des vorherigen Bullenmarktes liegen. Wäre dem nicht so, dann wäre der Zyklus mit seinen Jahreszeiten ausgehebelt.
- Jedes Top eines Zyklus liegt immer über dem des vorherigen. Bei Lows äquivalent.
- Die Länge eines Zyklus bleibt in etwas Gleich. Das denke ich liegt an der Dauer des Schuldenzyklus. Allerdings fehlt mir hier der Beweis, bspw. eine feste Korrelation zwischen beiden, weshalb ich die 4-jährigen Staatsanleihen zu Grunde gelegt habe. :)
Meine Strategie zur Veräußerung
Und diesen tollen Zyklus können wir wunderbar nutzen, um Gewinne abzuschöpfen. Wir müssen nur unsere Emotionen abschalten, sonst verpassen wir den Ausstieg oder verschenken zu viele Gewinne. Fakt ist aber, dass wir nicht der sein wollen, der die Exit-Liquidität der anderen bereit stellt und damit die Verluste einfährt.
Es steht ohne Zweifel, dass wir trotz Preisprognosen nicht zu 100% abschätzen können, wo das Top im Bullenmarkt und das Low im Bärenmarkt letztendlich liegen wird. Das sehen wir immer nur durch die rückwirkende Betrachtung. Natürlich können Indikatoren mit einer Näherung helfen.
Deswegen lohnt es sich den Ausstieg (und Wiedereinstieg) schrittweise anzugehen. Somit sichert man sich gute Ein- und Ausstiegskurse. In meinem Beispiel habe ich seit dem letzten Bullenmarkt 2021 jeden Monat immer ein bisschen Krypto gekauft. Und dieser Kryptowinter war wirklich sehr lang. Es ist jede Menge passiert. Verbote von Mining und Krypto selbst, die FTX-Pleite, SBF, BTC als legal tender in El Salvador uvm.
Meine regelmäßigen Kryptokäufe habe ich dann im Dezember 2023 eingestellt, da ich von einem Top Ende 2024, Anfang 2025 ausgegangen bin. Schließlich will ich außerhalb der steuerlichen Haltefrist veräußern. In diesem Jahr habe ich nur etwas Solana gekauft. In Summe klein genug, dass nach Veräußerung die steuerliche Freigrenze ausreichen sollte.
Am Beispiel Bitcoin ist der Bitcoin vom Bullenmarkt 2016/2017 um 3.300% und in 2020/2021 um 1.600% gestiegen (Angaben von Copilot, Zahlen können falsch sein). Der Steigerungsfaktor hat also grob um die Hälfte abgenommen. Somit könnte man schätzen, dass aus dem letzten 16x nur noch ein 7x - 8x (oder weniger) wird. Setze ich die 8 an das letzte Low an komme ich bei ca. 120.000 heraus. Bei der 7 bei nur 105.000€. Sicherlich kann man das auch noch viel exakter ermitteln, aber darum geht es nicht. Es geht um die Vorgehensweise. Ich weiß also, dass ich irgendwo um die 105K und 120K stufenweise heraus will. Somit habe ich mir Preisalarme in 4 Schritten gesetzt, um dann jeweils 1/4 zu verkaufen. Sollte etwas übrig bleiben, weil das neue Zyklustop schon eher fällt als mein letztes Level, dann ist das bei BTC sicherlich nicht schlimm. Diese Herangehensweise funktioniert aber nur bei Coins, bei denen meine Annahmen funktionieren. Das könnte noch ETH sein. Die allermeisten Altcoins sind hier aber raus. Ich habe noch bspw. XRP. Hier haben die Tops eines Zyklus nie die des vorherigen überschritten. Hier muss ich anders herangehen.
Meine Strategie bis zum Wiedereinstieg
Was mache ich nun, bis sich der Wiedereinstieg lohnt? Was tun, bis BTC wieder bei Preisen ankommen wird, die den neuen Bärenmarkt charakterisieren? Die meisten würden in Stable Coins umschichten. Das mache ich nicht, da sie keinen Cashflow bringen, s.o. Andere gehen nach dem BTC-Hype in ETH und dann in Altcoins, und die Welle durch den Kryptomarkt durchzureiten. Das hat sicherlich aus Renditesicht Sinn, aber das will ich nicht. Es ist mir zu aufwendig mit dem Thema Steuern. Gäbe es nur einen automatischen Steuerabzug bei deutschen Kryptobörsen, aber das kann es nicht geben, solange Kryptos nicht die Kapitalertragssteuer oder einem eigenen Flat-Steuersatz, sondern dem persönlichen Einkommensteuersatz unterlegen.
Also gehe ich mit meinen steuerlich außer der Haltefrist realisierten Gewinnen (außer ein bisschen Solana) ganz heraus aus Krypto und packe diese in "steuereinfache" Dividendenaktien und ausschüttende ETFs auf einem gesonderten Depot. Solange, wie ich nicht wieder in Krypto einsteige und neue BTC akkumuliere, reinvestiere ich die Ausschüttungen.
Meine Strategie zum Wiedereinstieg
Sobald wir wieder im Bärenmarkt sind und einen ausreichenden prozentualen Preisverfall hinter uns haben (Ermittlung zum Anstieg äquivalent), nutze ich die regelmäßigen Ausschüttungen einfach dafür, um neue BTC zu akkumulieren. Und das Ganze schrittweise bis ca. 1 Jahr vor dem Top. Was ist der Vorteil? Ich muss die regelmäßigen Käufe nicht mehr aus dem Nettogehalt finanzieren! Das macht der Cashflow von selbst. Da Nettogehalt kann weiter meine normalen Aktien und ETF-Depots füttern. Diese haben für mich absoluten Vorrang vor Krypto.
Und somit füttern sich beide Assetklassen.
Meine Preisausstiegsziele
Für Bitcoin habe ich mir Ausstiegslevel bei 98K, 110K, 122K und 134K. Sollte das Top noch höher liegen, dann habe ich es nicht getroffen, gehe aber dennoch mit gutem Gewinn nach Hause, der dann in meine beschriebene Cashflowmaschine investiert wird. Sollte es drunter liegen, dann bleiben eben Restbestände, die ich manuell auf dem Weg nach unten liquidiere oder gar nicht abstoße. Schließlich will ich zu dieser Party wiederkommen. Ich behalte mir trotz dessen, dass ich entsprechende Orders im Markt platzieren werde, mir vorbehalten noch Anpassungen vorzunehmen. Vielleicht werden es auch 5 Ausstiegslevels. Anhand meiner Zahlen siehst du aber auch, dass ich unterstelle, dass wir irgendwo bei bis zu 134K das Top sehen werden. Weitere Anstiege sehe ich dann eher im kommenden Bullenmarkt.
Sonstiges
Vielleicht könnte man den Maßstab zur Ermittlung des Ausstieges auch an der Differenz des Halvings und des Tops des vorherigen Zyklus setzen. Und diesen Abstand verkürzt man dann um einen Faktor. Ich denke hier gibt es viele verschiedene Methoden. Es ist am Ende keine exakte Wissenschaft, da spielt immer Subjektivität hinein.
Für die lieben Maxis
Für die lieben Maxis unter euch, ich finde Aussagen die gleich kommen könnten wie "wer verkauft hat nichts verstanden" absolut OK. Sie stützen sich am Ende auf die Gegenthese zu meiner These des Nullsummenspiels und haben auch ihre Legitimation. BTC sehe ich vor allen da als sehr sinnstiftend an, wo man gar nicht an ein Bankkonto kommt oder gleich unter Hyperinflation leidet. Vielleicht Afrika, oder gerade Argentinien. Hoffentlich wird, dass es hier immer anders sein wird.
Ich lass euch aber auch wissen, dass mein jetziges Kryptoportfolio nur einen kleiner 4-stelliger Betrag umfasst, der in meiner kompletten Asset Allokation eher unbedeutend ist. Dennoch gefällt mir an Krypto diese Vorhersehbarkeit der Zyklen (siehe meine Annahmen), deswegen spiele ich im Gegensatz zu den Aktien und ETFs dieses Spiel mit einem aktiven Ansatz.
Außerdem: Klar kann ich meine BTC überall mit hinnehmen, ich muss nur meine Worte auswendig lernen, dennoch sagte ich ja zu Beginn, dass ich die technischen Aspekte völlig heraus lasse.
Und nun du!
Was machst du? Gehst du auch so vor? Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen. Ein guter Austausch von Sichtweisen ist mir stets willkommen.