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Derivate (Part 4/ Praxis)


Für die anderen Parts oder den ganzen Derivate Guide bitte auf meinem Profil den angehefteten Beitrag lesen.


Praxisgrundlagen (subjektiv! )



7)    Grundvoraussetzungen



Natürlich kann jeder, der Zugang zu einem Broker hat, Derivate handeln. Mittel und längerfristig Gewinn mit Ihnen zu erwirtschaften ist aber so schwierig, dass einige Vorraussetzungen vorher erfüllt sein sollten.



1.      Strategie

Nur mithilfe einer Trading Strategie kann die Nutzung von Derivaten zu Gewinnchancen führen. Diese besteht mindestens aus einem festgelegten Ziel und verschiedenen Szenarien nach welchen Long oder Short Derivate gehandelt werden.


2.      Marktverständnis (Makro)

Bereitet man sich nicht auf den Markteinfluss vor, wird man häufiger Überraschungen erleben, die bei Derivaten häufig in Totalverlusten enden. Fragen die man sich beispielsweise stellen sollte:

Was bewirken Leitzinserhöhungen?

Was sind weitere Möglichkeiten mit denen die Zentralbank in den Markt eingreifen kann?

Momentane politische Situation?

Emittenten Situation?

Einfluss von Wechselkursen (Währungen)?

Hexensabbat? Wann, wo und was kann passieren?


3.      Grundlegende TA Verständnis

Keiner muss in der Lage sein den einbeinigen Gorilla ins Chartbild einzeichnen zu können, aber ich halte es für naiv, vor allem kurzfristig angelegte Derivate zu nutzen ohne ein grundlegendes Verständnis von Unterstützungen und Widerständen zu haben. Eine Strategie die lediglich auf TA beruht sehe ich allerdings ebenso kritisch.


4.      Produktverständnis

Viele Situationen die mit Derivaten entstehen können habe ich bis jetzt nicht erklärt. Eigenrecherche ist hier genauso relevant wie bei der Akquisition von Einzelaktien.


5.      Risikomanagement

Bevor der erste Trade ausgeführt wird, ist es nicht von Nachteil sowohl für den Take Profit als auch Stop Loss einen Plan zu haben (ja, man kann auch bei Knockout Produkten einen Stop Loss über dem Knockout setzen). So könnt ihr auch nach der Wahl des Optionsscheins das Risiko beeinflussen. Dies, die Auswahl eines Derivats und die Positionsgröße sind die relevantesten Faktoren des Risikomanagement.

Beachtet man einen dieser Faktoren nicht, ist man vermutlich ein Kind der Mauerstraße und wird langfristig entweder spielsüchtig oder alles verlieren. Oder beides. @getquinfuermerchverkauft <3




Wenn ihr Interesse an den Grundlagen von TA, Risikomanagement, einer Tradingstrategie etc habt:

https://www.amazon.de/Trading-mit-Hebelprodukten-Schritten-erfolgreichen/dp/3898798615


Ich bekomme nichts dafür und kenne den Autor auch nicht, mir hat das Buch am Anfang einfach sehr geholfen.



7)    Beispiele



Wo also anfangen?

Derivate kann man meist bei den gängigsten Neobrokern, speziellen Tradingbrokern oder CFD Brokern handeln. Am Anfang würde ich noch kein großes Augenmerk darauf legen, um sich ein Grundverständnis zu verschaffen. Grundsätzlich ist die Auswahl bei Trade Republic oder Scalable ausreichend.


Es gibt die Möglichkeit auf manchen Plattformen Demokonten einzurichten, über die das investieren „getestet“ werden kann. Für nur einen Aspekt sinnvoll: um seine Strategie zu überprüfen.

Bezogen auf TA: benutzt man Tradingview Papertrading, kann man seine Strategie unabhängig von der Art des Derivats mit simplen Long und Short Trades testen, bevor man sie umsetzt.


Ansonsten ist die größte Gefahr (bei Derivaten noch mehr als bei Aktienkäufen), dass Emotionen Einfluss auf den Verkauf oder Kauf nehmen können. „Die steigt bestimmt“ ist kein Grund für ein Long Zertifikat, „die Zahlen sind bestimmt schlecht“ ist kein Grund für einen Put- Optionsschein.


Nutzt man die Demo Accounts, kommen die Emotionen nicht wirklich zum Vorschein, da es keine realen Verluste geben kann. Somit verfehlen sie ihren Zweck auf einen richtigen Trade vorzubereiten.


Um die ganze trockene Theorie besser zu verstehen, hier einen Trade in der Praxis der wunderbar aufgegangen ist:




Ansatz:

Zu Beginn des Ukrainekriegs stieg die Rüstungsaktie Hensoldt von 14 auf 28€. Es folgten Wochen hoher Volatilität, plötzlicher Fokus auf Rüstungsaktien.

Am 03.03. lag der Hensoldt Kurs bei 21€, TA nicht eindeutig.

Der Krieg begann gerade erst, Ölpreis im Aufwärtstrend, kaum öffentliche Einschätzungen zur Länge des Krieges. Tage zuvor wurde das 100 Milliarden Paket verkündet; Hensoldt sollte kleine Aufträge bekommen, arbeitet aber gleichzeitig angeblich an einem Projekt mit dem weißen Haus. Marktkapitalisierung 2 Mrd, eher Nischengeschäft, welches aber von gesteigerten Rüstungsausgaben profitieren würde.

Vermutung: Ölabhängige Aktien werden abgestraft, Rüstung eher konstant/ steigend, sollte die Krise weiter bestehen. Privatanleger würden auf den Rüstungszug aufspringen.



Umsetzung:

Erster Ansatz:

Call- Optionsschein der im Geld liegt, da Dauer des ganzen schwer einzuschätzen -> eher länger ausgelegt


Tatsächliche Ausführung:

Open End Turbo, News zu Rüstungsaktien nahmen am 03.03. immer mehr zu+ Wahrscheinlichkeit für good news/ neue Aufträge/ hype der Aktie stieg


Tradegröße:

Risky trade, da er nur auf News und TA basiert, deswegen 4% Positionsgröße (Im Verhältnis zum Depot) beim Kauf des Derivats (sollte mit vernünftigem Risikomanagement sowieso nie mehr als 6/7% betragen)


Knockout Basiswert:

Derivat so wählen, dass der Knockout etwas unter 5% unter der nächsten Unterstützung liegt= 16,40€, da eine Unterstützung bei 17,50€ die Aktie im Falle einer Verkaufsserie noch halten kann.

(Ich (persönlich) wähle also nicht den Hebel, sondern die Höhe des Knockouts)


Stop Loss:

Bei 17,20€, (fällt der Kurs unter die Unterstützung -> Schadensbegrenzung)


Take Profit:

Am bisherigen Höchstpunkt wird Gewinn mitgenommen (da dann bearishe TA/ Gewinnmitnahmen)



Ergebnis:

Lief länger als geplant, dadurch wurde der Basiswert des Open End Turbos hochgesetzt (siehe Bilder: Long @16.40 -> Long @16.43), aber da der Verlauf bis dahin in Ordnung war und sich die Situation nicht geändert hat-> SL höher gezogen und laufen gelassen.

Am 25.03. verkauft, weil vorher festgelegter Take Profit erreicht wurde. (siehe Bild 3)


Folgeplan:

Steigt der Kurs über 30€             -> neues Bull Chart Signal, evtl. neuer Trade

Sinkt der Kurs wieder                   -> Bearishe Chartformation, Abkühlung des Trends, evtl. Marktsituation abwarten,


Seitdem ist kein Hensoldt Trade mehr entstanden





Und wie man es nicht machen sollte/ Warum Emotionen gefährlich sind:


Palantir short (siehe Bild; oben Einkaufspreis, unten Verkaufspreis)


Die Vorahnung (Short Begründung) hatte ich hier schon abgegeben: https://app.getquin.com/activity/tzxiDVkAjc


Warum ich es einen Tag später verkauft habe?

DaS FäLlT DoCh NiEmAlS JeTzT nUr WeGeN So EinEr LeItZiNSeRhöHung.


Hätte ich rational gehandelt, wäre es ein netter Gewinn gewesen.



#derivate

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7 Kommentare

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Nice post! You should add #derivate so people can find it easily in the future :)
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