2024 hat sich finanztechnisch einiges bei mir getan. Gestartet mit dem Investieren habe ich ca. Mitte 2021. Da ich aus einer Familie komme, in der das Investieren an der Börse eher verpöhnt war (meine Eltern haben 2000 in Autobauer investiert, die sind dann 2001 genau so wie alles andere auch abgerutscht und sie haben die Verluste realisiert), habe ich mich erst 2021 getraut auf ETF Basis Stück für Stück mit kleinen Beträgen anzufangen. Finanzfluss Klassiker 70% MSCI World ETF und 30% MSCI EM. Das gute daran war vor allem den Automatismus aufzubauen, Geld stetig zu investieren und nicht erst bis zum Monatsende zu warten.
Jedoch habe ich 2024 angefangen mich mehr mit dem Thema Finanzen auseinander zu setzen, mitunter Konferenzen von Berkshire mit Warren Buffett und Charlie Munger geschaut und festgestellt, dass mich einzelne Aktien dann doch interessieren und ich gerne selber Inhaber von zum Beispiel Apple (Aktien) wäre. Im Februar 24' habe ich dann auf meine EM Position geschaut und gesehen, dass die Position seit '21 quasi bei mehr oder weniger 0 Stand. Also knapp 1000€ verkauft und in Apple gesteckt. Und nein ich habe nicht erst den intrinsischen Wert der Aktie kalkuliert und damals auch noch nicht gewusst, dass Apple Ende 2024 Geräte mit KI rausbringt. Ich selber arbeite im Bereich des Software Engineering/Data Science und wenn jemand die Wahl hat, nimmt man eigentlich immer das Macbook über Windows Rechnern. Das ist aber ein anderes Thema worüber man sich streiten kann:)
Die Apple Aktien hatten sich dann sogar nach dem Kauf super entwickelt und ich war fasziniert davon, mit einer Einzelaktie bzw. mit 6 Apple Shares innerhalb von 2 Monaten mehr unrealisierte Gewinne zu generieren als mit dem EM in 4 Jahren. (Zum EM komme ich später noch)
Ab März habe ich dann meinen Sparplan ausgesetzt in die ETFs und stattdessen das Geld einfach auf meinem Scalable Verrechnungskonto gepackt. Ich wusste nicht was genau ich jetzt kaufen wollte, daher habe ich ziemlich genau ab Mitte 24' angefangen mehr ins Thema Investieren und wie man Aktien analysiert einzutauchen. Discounted Cash Flow Analysen hatte ich auch schon im Bachelor Studium, damals im Fach Finanzierung mit einer 3,0 :D. Also mir eine Excel nachgebaut und angefangen per DCF Modelle die intrinsischen Werte von Aktien zu kalkulieren.
Aber was genau sollte meine Strategie beim Aktienkauf sein?
Ich meine mir hatte es schon gefallen eine Dividende von Apple zu bekommen, wollte ich also eine Art Dividenden-Wachstumsstrategie fahren? Sollte ich doch lieber auf "Fast Grower" setzen wie Peter Lynch sagen würde? Aber sollte ich mi dann zusätzlich auch so genannte "Stalwarts" (Dividendentitel) und "Asset Plays" (Aktientitel mit sehr teurem Inventar zum Beispiel oder auch Anlagen und Cash, deren Buchwert stark unter tatsächlichem Wert liegt) ins Depot holen, so wie er es auch rät?
"Only buy something that you'd be perfectly happy to hold if the market shut down for ten years" - W. Buffett
Lang-Zeit Fokus
Mein Anlagehorizont liegt bei über 10 Jahren, daher ist mir wichtig eine Art Vorhersehbarkeit des Einkommens der Unternehmen zu haben die ich kaufen möchte. Ebenfalls war es mir wichtig von Anfang an geduldig beim Kauf zu sein und gerne auch mal etwas Zeit verstreichen zu lassen, um zu prüfen ob eine Investmentthese über Quartale anhält.
Qualität
Ich fokussiere mich ausschließlich auf Unternehmen mit einer Vorrangstellung in ihrer jeweiligen Industrie, entweder die Nummer 1 oder Nummer 2 der jeweiligen Branche mit großem Marktanteil. Wichtig ist hier, dass das Wachstum vor allem organisch stattfinden sollte. Das heißt das Unternehmen sollte entweder einfach gute unersetzbare Produkte bauen welche Kunden lieben und somit treu bleiben oder einfach so einflussreich sein, dass die Unternehmen einfach ihre Preise erhöhen können, ohne dass sie Kunden wirklich verlieren ("Pricing Power" wie Apple)
Konzentration
Gerade für jemanden der aus der Finanzfluss Schule kommt wo es heißt, je breiter gestreut die Anlage, desto besser, war es schwer sich an dieses Element zu gewöhnen. Der Investor Dev Kantesaria, der Valley Forge Capital seit Jahren erfolgreich managed und an dessen Philosophie meine Philosophie auch anlehnt, hatte das ganz treffend mal in einem Interview beschrieben: "Warum sollte ich in meine 25. beste Investment Idee investieren?". Entsprechend ist mein Ziel auch nur maximal in 15 Einzelwerte zu investieren - mehr schaffe ich auch gar nicht in meiner Freizeit regelmäßig zu checken und zu prüfen ob die Investmentthese noch Bestand hat.
Disziplin
Mit dem Emerging Markets ETF hielt ich eine position mehrere Jahre in meinem Portfolio rein aus Überzeugung, dass dieses Investment in Schwellenländer über lange Sicht aufgehen wird. Mit der gleichen Überzeugung möchte ich auch meine Titel halten, dass diese über lange Sicht gut performen werden. Zusätzlich investiere ich meistens dann in Unternehmen, wenn ihr intrinsischer Wert mir eine Sicherheitsmarge von mindestens 15-20% suggeriert. Zum Beispiel gab es im Sommer einen Einbruch in der Alphabet Aktie mit den Unruhen, dass Alphabet eventuell aufgesplittet werden sollte. Die Aktie war zu der Zeit ca. 150€ Wert. Alle einzelnen Geschäfte von Alphabet haben zusammengerechnet einen intrinsischen Wert von 250-300€. Auch einhergehend mit diesem Strategieelement, ist dass ich einzelne Sektoren, die zum Beispiel mit großen Forschungs- und Entwicklungskosten verbunden sind nicht wirklich anfasse, außer ich kenne mich tatsächlich darin aus. Also vermeide ich Bio Tech Unternehmen, weil ich kaum was davon verstehe, investiere aber in Tech Unternehmen weil ich ja selbst im IT Bereich tätig bin.
Ich suche also nach Unternehmen die quasi Monopole sind in ihren jeweiligen Branchen, mit starken Marktanteilen und einem großen Burggraben ("Moat") durch unersetzliche oder nur schwer zu durchdringende Produkte und einer soliden Marge mit Fokus auf stetigem Free Cash Flow Wachstum.
Warum habe ich dann eigentlich den Emerging Markets ETF?
Diese Frage habe ich mir gestellt und dann prompt auf just ETF nochmal nachgeschaut, welche Titel da denn eigentlich drin sind. Die Top 10 Holdings machten fast 25% aus. Warum ist das wichtig? Einige Leute beschweren sich ja immer, dass im S&P500 die Magnificent 7 einen so hohen Anteil haben, ebenfalls etwas mehr als 25%, liegt aber meist daran, dass Unternehmen oft nach Marktkapitalisierung gewichtet werden. Guckt man sich dann die Top 10 näher an, sind davon 5 Unternehmen chinesische Unternehmen. Generell macht China knapp 25% des ETF Anteils aus. Chinesische Aktien sind per sé nicht schlecht, es gibt sehr gute Unternehmen. Allerdings ist der ständige Eingriff der Regierung ein Problem, von heute auf morgen können Gesetze geändert werden und eine Company wird obsolet, oder Herr Ma, der CEO von Alibaba verschwindet einfach mal für ein paar Monate nach dem er in einer Rede leichte Kritik an Regierungsträgern geäußert hatte. Diese Eigenschaften gehen gegen die oben formulierte Strategie meinerseits und daher ist der EM ETF im Juli rausgeflogen, komplett.
Ich habe dann eben langsam versucht zum Ende des Julis meine Einzelpositionen aufzubauen, vornehmlich $CRM (+0,08 %) , $ASML (+1,51 %) , $MSFT (+0,33 %) , $BKNG (-0,57 %) , $GOOG (+0,4 %) , $V (+0,42 %) und $AMZN (+0,28 %) . Am 5. August kam es dann zu einer kleinen Korrektur, ich meine es war begründet mit dem "japanese carry-trade". In dieser Woche habe ich dann nochmal kräftig eingekauft, sehr glücklich damit nicht mein gesamtes frei gewordenes EM Kapital auf einmal investiert zu haben. Das hat dann dazu geführt, dass ich stark in Amazon und Alphabet investieren konnte und sie zu meinen größten Einzelpositionen machen konnte.
Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit der Entscheidung. Mir ist bewusst, dass das letzte Börsenjahr insgesamt ein sehr gutes war und man sich nicht durch diesen Schein trügen lassen sollte. Es wird wahrscheinlich nicht immer so gut laufen. Meine drittgrößte Einzelposition, in der ich zwischenzeitlich bei knapp 1500€ im Minus war ist $ASML (+1,51 %) ist dafür ein guter Beweis. Nichtsdestotrotz ist dieses Unternehmen ein quasi Monopol im Bereich der Chip Herstellung und wird es höchstwahrscheinlich in den nächsten 10 Jahren auch so bleiben. Daher kann ich nur mit den Achseln zucken und auf die Reports von den Magnificent 7 schauen, die stetig ihre Datencenter ausbauen wollen und in den letzten Quartalen 2024 teilweise die Nachfrage nicht decken konnten! Aber dazu gibt es hier auf getquin schon einige gute Beiträge. Neu hinzugekommen Ende '24 ist $UBER (+0,92 %) , dort werde ich meine Position ebenfalls stetig ausbauen, auf der Watchlist sind ansonsten noch $MELI (+0,96 %) , $MCO (+0,59 %) , $SPGI (+0,06 %) , $CAKE (+0,41 %) und $AMD (-0,29 %) für 2025.
Zusammengefasst:
Portfolio Performance: 31% vs. S&P500 25%
Investiertes Kapital: ca. 22.000 Euro
Portfoliowertzuwachs: ca. 42.000 Euro
Ziele für 2025:
- 30k investieren (ein großer Crypto Cash-out wird stattfinden mit ca. 20-30k, nicht im Portfolio enthalten)
- S&P500 schlagen
- Portfolio Wert auf 150k schrauben
- Verkauf von $TTWO (+0,16 %) (GTA 6 Wette, aber bis das mal erscheint macht man in anderen Unternehmen gefühlt schon 10x)
- Ausbau $SPGI (+0,06 %) und Ergänzung vin $MCO (+0,59 %) (Kredit rating Duopole)