Good Bye, Plug Power. 📉 $PLUG (+9,5 %)
Mittlerweile häuften sich die Fragen nach dem Produzenten für Brennstoffzellen wieder. Den Großteil der Kontra-Argumente hatte ich bereits in meinen Anti-H2-Reihen verdeutlicht.
Dennoch möchte ich nun explizit die Blase um Plug entkräften und warum diese Firma ihre Bewertung nicht verdient hat.
Ich hoffe einige nachvollziehbare Argumente darzustellen. Bitte bedenkt daher, dass es sich nur um eine Meinung handelt.
1. Das Unternehmen
Plug entstand Ende der 1990er Jahre durch ein Joint-Venture von DTE $DTE (+1,32 %) und Mechanical Technology. Seit 1999 ist man an der Börse notiert und schürt Zukunftsvisionen. Die Darstellung des Unternehmens ist modern, voll im Trend. Die Technologie wird als bahnbrechend und wegweisend dargestellt. Man hat einige große und namenhafte Investoren wie SK $034730 an sich ziehen können. Der ETF-Hype für regenerative Energien verstärkte diese Verzerrung dazu. Jeder will dabei sein. Keiner will etwas verpassen, aber keiner möchte auch auf das falsche Pferd setzen.
2. Unternehmensgliederung und Wachstumstreiber
Plug untergliedert sich in verschiedene spezialisierte Themenbereiche. Die Übersicht und Einsicht für Interessenten sind vorbildlich. Übergeordnet kann man Plug Power den Bereichen der Chemie und Energie zuordnen.
Es gilt mithilfe von Protonenaustauschern Wasserstoff nachhaltig herzustellen. Dazu bietet man ganze Elektrolyseure und Brennstoffzellen, sowie verschiedenstes Equipment aus dem Bereich von Wasserstoff-Anwendungen an.
Das Wachstum ist beachtlich, aber eben nicht bei den Kernprodukten der Brennstoffzellen und der Infrastruktur.
Entsprechend den Geschäftsberichten erzielen Kältetechnik und Ingenieurstechnik das größte Wachstum und erzielen daher nun die Hälfte des Umsatzes der Brennstoffzellen. Der größte Umsatz wird in den heimischen USA erzielt. Immerhin konnte hier 2022 ein Umsatzwachstum von gut 20% erzielt werden. Die Regionen Europa und Asien konnten als Markt erschlossen werden.
3. Harte Fakten.
Wo ist dann also das Problem? Klingt doch alles ganz hip und ist voll im Trend. Man wächst ja sogar.
Eh und je verbrennt Plug Power das Geld. Hier ist keine nachhaltige Kostenstruktur erkennbar. Man wirtschaftet unrentabel. Kapitalerhöhungen sind die Folge. Plug selbst hält nur mehr 3% der eigenen Aktien. Knapp 86% sind im freien Umlauf. Jede Aktie ist übrigens stimmberechtigt. Für ein nachhaltiges Geschäftsmodell daher völlig unbrauchbar, da die eigene Konzernführung so gut wie keinen Einfluss auf das Geschäft haben kann. Man ist hier abhängig von Investoren, um konstant frisches Kapital zu erhalten, um das Unternehmen selbst finanzieren zu können.
Und die Finanzen? – Ein Schreckensbild für jeden seriösen Anleger. Keine erwirtschafteten Gewinne. Mehr als eine Halbierung des Unternehmenswertes von 2021 zu 2022. Kein freies Kapital.
Und die zukünftigen Schätzungen? Die sind generell bei jeder Aktie mit Vorsicht zu genießen, da zum Teil völlig fachfremde Analysten sich auf seltsamste Studien berufen.
Doch selbst dabei wird Plug erst in ferner Zukunft wirtschaftlich rentabel sein. Bis dahin zerstört man sich weiter fröhlich die eigene Bilanz und wird den Schuldenfaktor auch in einer gefühlten Ewigkeit nicht absondern können. Woher soll dann das Kapital der Anleger kommen?
4. Zerstörerischer Konkurrenzdruck.
Ich schrieb es bereits in meinem 1. Beitrag, der den Hype um Wasserstoff entkräften sollte. Die Branche ist ein Haifischbecken der Superlative. Natürlich hat man den Markt für Wasserstoff als Zukunftsindustrie erkannt. Warum sollte man aber auf diese kleinen Fische, wie Nel $NEL (-0,43 %) , Plug oder Ballard $BLDP (+6,9 %) spekulieren?
Der Markt für Wasserstoff ist schon heute da und unter den Platzhirschen aufgeteilt. Wasserstoff ist keine neue Innovation! Der Unterschied besteht lediglich in der nachhaltigen Produktion. Nahezu alle Wasserstoff-Produzenten berufen sich jedoch auf Protonenaustauscher. Die Effizienzschraube ist technisch begrenzt. Daher kann man bahnbrechende Innovationen zwischen den einzelnen Unternehmen in der Produzentenliste nur vergeblich suchen. Ausschlaggebend wird die Marktmacht und die damit einhergehende Preissetzungsmacht durch Verfügbarkeit und Liefervereinbarungen werden.
Bitte führt euch vor Augen:
Die Industriegase-Hersteller, insbesondere Linde $LIN , Air Products $APD (+0,04 %) , Air Liquide $AI (-0,22 %) und auch Nippon $4091 (+0,26 %) haben jahrzehntelange Erfahrung in ihrem Gebiet. Alle verfügen über nachhaltige und solide Geschäftsmodelle. Obgleich man auch über deren Börsenbewertungen durchaus streiten kann, überwiegen hierbei die Tatsachen und die Dominanz auf den Märkten.
Ferner stoßen hier weitere namenhafte Konzerne der Energiebranche hinzu, die Unmengen Kapital in der Hinterhand besitzen. Darunter die Europäer Total $TTE (+0,86 %) , Shell $SHEL (-0,74 %) und BP $BP. (-0,03 %) . Auch heute ist Wasserstoff ein unabdingbarer Bestandteil des Raffinerieprozesses. Eine Wasserstoffstrategie ist daher unumgänglich förderlich für die Unabhängigkeit der Mineralölkonzerne von bestehenden Wasserstoff-Produzenten.
5. Ein möglicher Ausblick.
Ist Plug zukunftsfähig? Sicherlich nicht. Dafür ist das Unternehmen bereits in einer fortgeschrittenen inneren Abwärtsspirale. Man sollte hier eher auf Schadensbegrenzung hoffen. Im derzeitigen Zustand ist Plug Power als Unternehmen nicht konkurrenzfähig. Die Innovationen, die man anstrebt benötigen weiteres Kapital, das man nicht besitzt. Insofern ist es nahezu logisch, dass man im weiteren Verlauf der Entwicklung den Anschluss verlieren wird. Man hat sich innerhalb der Wertschöpfungskette überworfen, weil man unabhängiger sein wollte. Eine Ausgliederung bestimmter Bereiche wäre überfällig gewesen, um sich auf die Kernkompetenzen konzentrieren zu können.
Sicher werden hier nun einige argumentieren wollen: „Aber der inflation reduction act …“
Bedenkt: Es ist ein Subventionspaket, das Investitionen anregen soll. Plug hat dieses Geld nicht mehr.
Man kann daher in einer weiterführenden Spekulation nur hoffen, dass sich Investoren finden, die Plug sanieren können oder gar auf eine Übernahme durch große Konkurrenten zu hoffen. Es ist aber einfach übertrieben zu glauben, dass ein Unternehmen mit einem Umsatz von knapp 700 Mio. Dollar und blanker Verbrennungseuphorie einer Bewertung von knapp 6 Mrd. US-Dollar gerecht zu werden.