Teil 2:
Die Entwicklung von Embedded Finance: Banken am Scheideweg
Lesezeit: ca. 4 Minuten
Die Entstehung und das Wachstum von Embedded Finance haben Banken weltweit vor eine strategische Entscheidung gestellt: Geben sie das "einfache" Zahlen und Zahlungsabwicklungen ab und fokussieren sich auf komplexere Dienstleistungen wie Vermögensverwaltung, M&A und Börsengänge? Oder bauen sie weiterhin die Finanzinfrastruktur auf, um mit Fintechs und Tech-Unternehmen Schritt zu halten?
Um das tiefgreifende Verständnis von Embedded Finance und die Rolle der Banken zu erfassen, müssen wir den Wandel in der Finanzwelt und die Verschiebung der Kräfte zwischen traditionellen Banken und Tech-Giganten analysieren.
Embedded Finance: Die Rolle der Banken wird neu definiert
Historisch gesehen waren Banken nicht nur die Hauptakteure bei der Bereitstellung von Finanzprodukten, sondern auch der alleinige Zugangspunkt zu diesen Dienstleistungen. Doch die digitale Revolution, angeführt von Tech-Giganten und Fintechs, hat das Verhältnis von Bank und Kunde tiefgreifend verändert. Embedded Finance, das die nahtlose Integration von Finanzdienstleistungen in digitale Plattformen ermöglicht, stellt die Banken vor eine grosse Herausforderung.
Technologische Plattformen übernehmen die Zahlungsabwicklung: Unternehmen wie Stripe, Adyen und Square bieten umfassende Zahlungsinfrastrukturen an, die es Plattformen ermöglichen, Finanzdienstleistungen ohne direkte Beteiligung einer Bank anzubieten. Diese Firmen sind oft schneller, flexibler und vor allem günstiger als traditionelle Banken.
Banken als Infrastrukturanbieter: Einige Banken haben sich dafür entschieden, eine strategische Rolle im Hintergrund zu übernehmen. Sie bieten die Infrastruktur für Zahlungen und Kredite an, überlassen aber das Kundenerlebnis den Plattformen. Beispiele dafür sind Banken wie die Hypothekarbank Lenzburg, die Fintechs wie neon ermöglicht, Bankdienstleistungen anzubieten, ohne selbst eine Banklizenz zu besitzen.
Rückzug in komplexere Dienstleistungen: Auf der anderen Seite gibt es Banken, die sich auf hochwertige, beratungsintensive Dienstleistungen wie Vermögensverwaltung, Börsengänge und M&A-Transaktionen fokussieren. Diese Dienstleistungen erfordern tiefes Fachwissen, regulatorische Erfahrung und Vertrauen – Faktoren, die Tech-Unternehmen nur schwer replizieren können.
Welche Richtung nehmen Banken?
Banken stehen vor einer strategischen Wahl zwischen (vor allem) zwei Modellen:
1.) Infrastruktur-Anbieter werden:
Einige Banken wollen nicht mehr die zentrale Schnittstelle zum Kunden sein, sondern konzentrieren sich darauf, eine robuste Infrastruktur bereitzustellen. BBVA und Goldman Sachs zum Beispiel haben begonnen, ihre Infrastruktur via Banking-as-a-Service (BaaS) anderen Unternehmen zugänglich zu machen. Hierbei stellen sie Plattformen die benötigten Finanztools zur Verfügung, ohne im Vordergrund zu stehen. Der Vorteil: Sie können an einer wachsenden Anzahl von Transaktionen verdienen, ohne direkt in Konkurrenz mit Tech-Unternehmen zu treten.
Vorteile für die Banken:
- Skalierbarkeit: Banken können ihre bestehende Infrastruktur effizienter nutzen.
- Einnahmen durch Gebühren für die Bereitstellung von Zahlungs- und Kreditlösungen an Fintechs oder andere Unternehmen.
Nachteile:
- Weniger direkte Kundenbeziehungen.
- Grössere Abhängigkeit von Partnerschaften mit Tech-Firmen.
2.) Fokus auf beratungsintensive Dienstleistungen:
Eine andere Gruppe von Banken fokussiert sich auf hochwertige Finanzdienstleistungen, die personalisierte Beratung und spezifisches Know-how erfordern. Die UBS ist ein Beispiel dafür. Durch den Rückzug aus dem Massengeschäft mit einfachen Zahlungen und Krediten kann sie sich auf Vermögensverwaltung und Corporate Finance konzentrieren, wo die Margen höher und die Konkurrenz durch Tech-Unternehmen geringer ist. Das Abstossen von "Swisscard" an AmericanExpress kann ein Indiz dafür sein, dass die UBS sich auf ihr Kerngeschäft fokussieren will (muss?).
Vorteile:
- Höhere Margen bei spezialisierten Dienstleistungen.
- Stärkeres Vertrauen und langfristige Beziehungen zu vermögenden Privatkunden und Unternehmen.
Nachteile:
- Risiko, das Massengeschäft und damit das Volumen zu verlieren.
- Abhängigkeit von High-End-Kunden, die in Krisenzeiten ihre Vermögen oder Aktivitäten zurückfahren.
Technologischer Wandel und Wettbewerbsdruck
Ein wesentlicher Treiber für diesen Wandel ist die Technologisierung der Finanzbranche. APIs ermöglichen es Plattformen wie Amazon, Airbnb oder Shopify, Finanzdienstleistungen anzubieten, ohne dass eine Bank im Vordergrund steht. Diese Entwicklungen haben den Bankenmarkt nicht nur kleiner gemacht, sondern auch den Druck auf Bankenmargen erhöht.
Ein Beispiel für den Einfluss von Embedded Finance ist die Verlagerung von Krediten und Zahlungsoptionen. Klarna bietet „Buy Now, Pay Later“ (BNPL)-Modelle direkt an der Kasse von Online-Händlern an. Obwohl der Kunde denkt, er zahlt direkt an den Händler, läuft die eigentliche Kreditabwicklung im Hintergrund über Klarna. Der Händler erhält sein Geld sofort, und Klarna verdient an den Ratenzahlungen des Kunden. Dies unterstreicht, wie Tech-Unternehmen das traditionelle Modell des Kreditgeschäfts übernommen haben, ohne selbst eine Bank zu sein.
Banken am Scheideweg?
Die Zukunft der Banken wird stark davon abhängen, welche strategische Entscheidung sie treffen. Der Verlust des direkten Kundenkontakts im Zahlungsverkehr durch Embedded Finance ist zwar eine Herausforderung, aber Banken können diesen Wandel nutzen, um sich entweder auf Infrastruktur oder hochwertige Dienstleistungen zu spezialisieren. Beides erfordert jedoch massive Investitionen in Technologie, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Im nächsten Teil der Serie schauen wir uns genauer an, wie die Technologien hinter Embedded Finance funktionieren und wie Banken und Unternehmen diese Systeme effizient nutzen können, um ihre Position im Markt zu festigen.
Lass mich wissen was du denkst! - Kommentiere!
Happy Investing! 😊
GG
$AXP (+2,5 %)
$UBSG (+0,2 %)
$ADYEN (+3,57 %)
BONUS:
Der globale Embedded-Finance-Markt wurde 2023 auf 83,32 Milliarden USD geschätzt und soll bis 2030 mit einer jährlichen Wachstumsrate von 32,8% weiter wachsen. Dieses Wachstum ist auf den Anstieg von Smartphones und Internetzugang weltweit zurückzuführen.
Bleib dran, die Serie geht noch weiter! ♥️🔥
$PYPL (+0,64 %)
$GOOGL (-5,23 %)
$GOOG (-4,95 %)
$AMZN (-1,7 %)
$PYPL (+0,64 %)
$AFRM (+5,42 %)