Dividendeninvestor - warum ich aber dennoch nicht in Dividenden-ETFs investiere
Vorweg: Dies ist keine Anlageberatung. Auch keine Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren. Ich schildere hier lediglich meine eigene Meinung. Ihr entscheidet selbst, was ihr mit eurem Geld tut.
In letzter Zeit fällt mir auf, dass immer mehr Rückfragen zum Thema Dividenden, aber insbesondere für Dividenden-ETFs gestellt werden. Oftmals geht es dann darum ein Weltportfolio mit Dividenden-ETFs auszubauen, um auch an der scheinbaren Sicherheit von den „neuen Zinsen“ teilhaben zu können. Leider bestehen dabei oft Missverständnisse in Bezug auf die Funktionsweise. Daher erkläre ich kurz in eigenen Worten, was ein Dividenden-ETF kennzeichnet und gehe dann zu meiner Meinung über. Ich möchte hiermit niemanden in seiner Anlagestrategie kritisieren - es ist eher als offener Meinungsaustausch gedacht.
Ein Dividenden-ETF bildet Indizes nach, die im wesentlichen Dividendenzahler enthalten. Eine Dividende ist in diesem Fall eine Gewinnausschüttung, die den Kurswert um den entsprechenden Betrag reduziert und an die Aktionäre ausgegeben wird. Kursentwicklung und Dividende müssen dabei nicht zwangsweise im vorhersehbaren Vorgehen aneinander gekoppelt sein und es gibt auch keinen Anspruch auf die Dividende. Sie ist eine freiwillige Leistung des Unternehemens. Oftmals sammeln Dividenden-ETFs diese erhaltenen Dividenden und schütten in quartalsmäßigem Rhythmus viermal im Jahr aus. Hierdurch bietet sich der Vorteil der Planbarkeit - man weiß, wann welcher ETF ausschüttet. (vgl. (1), vgl. (2))
Damit diese regelmäßigen Ausschüttungen gewährleistet sind, beziehen sich Dividenden-ETFs auf Indizes wie den SPGDASUN - also den S&P Global Dividend Aristrocrats Quality Income Index. In diesem Index ist eine Vorauswahl von 94 Unternehmen aus dem S&P 500 selektiert worden, wobei die Top 10 Positionen 20,6% des Index ausmachen. Sämtliche enthaltenen Unternehmen müssen über mindestens 10 Jahre hin die Dividende stabil gehalten oder erhöht haben. Weiterhin muss die Marktkapitalisierung 1 Milliarde USD betragen. In den Top 10 findet sich nur 2 bekannte Vertreter aus dem IT-Sektor: Western Union und IBM (vgl. (3), S. 2-4).
Warum erwähne ich das?
Es ist recht simpel: Welcher Sektor hat in den letzten Jahren bedingt durch Zinswende, Corona, strukturellem Mangel an Halbleiter und Online-Shopping am meisten profitiert? Die Antwort ist allgemein die IT-Branche. Kennzeichen solcher Branchen sind oftmals der starke Growth-Faktor - d.h. mögliche Dividenden aus Gewinnüberschüssen werden oftmals einbehalten oder nur sporadisch ausgezahlt, sodass o.g. Beständigkeitskriterien nicht erfüllt werden. Somit entging diesem Index massives Wachstum, dass sich zudem in einer deutlichen Überlegenheit der Techbranche von 65% gg. Dem MSCI-World zeigte. Von dem o.g. S&P Global Dividend Aristrocrats Quality Income Index ganz zu schweigen. (vgl. (4))
Vergleicht man dennoch diesen Index mit seinem größeren und allgemeinerem S&P 500 auf z.B. SPGlobal.com (Quelle 3), fällt trotz der Verwandtschaft beider Indizes ein deutlicher Unterschied auf. Während die Rendite des S&P 500 im 5-Jahreszyklus bei 11,88% lag, gab der S&P Global Dividend Aristrocrats Quality Income Index nur 0,02% an Rendite zurück. Es fällt zudem auf, dass nach Einbrechen beim Corona-Crash Anfang 2020 die Erholung beim S&P 500 deutlich schneller einsetze als bei seinem Pendant. Auch dies ist aus den genannten Gründen ersichtlich (vgl. (3), (4)).
Natürlich geht es nicht jedem um eine möglichst hohe Performance des Index. Dennoch halte ich es für wichtig den Nachteil renommierter und relativ langsam wachsender Unternehmen nicht auch noch durch die Kopplung an typische ETF-Nachteile wie das Klumpenrisiko bezogen auf Branche und ggf. auch Länder zu erhöhen. In meiner Rolle als Dividendeninvestor habe ich hierfür die Möglichkeit auf entweder den Dividendenwachstumseffekt zu setzen oder alternativ Growth-Unternehmen zu selektieren, die am Ende ihres Wachstums angekommen sind und nun zunehmend als Dividendenzahler in Erscheinung treten. Auch ein Nebendepot mit anderer Anlagestrategie ist denkbar.
Ein weitaus mächtigeres Werkzeug ist aber eher der Dividendenwachstumseffekt. In einem anderen Kommentar habe ich bereits vorgerechnet, dass man mit konsequentem Buy & Hold von Coca-Cola Aktien von vor 10 Jahren bis heute eine Dividendenrendite von 5,231% generiert hätte. Dies erscheint zunächst nicht hoch - beachtet man aber die Sicherheit und Stabilität der Dividendenerhöhungen des Coca-Cola Konzerns über die letzten 60 Jahre wird das kontinuierliche Wachstum und die verbundene Sicherheit deutlich (vgl. (5)). Warren Buffets persönliche Dividendenrendite beläuft sich mittlerweile sogar auf über 50% (vgl. (6)).
Im Ergebnis setze ich mit meinem Dividendenportfolio daher auf einen breiten Marktindex, um an dem Weltwirtschaftswachstum der Large Caps beteiligt zu sein und ohne mir über die politischen Risiken der Emerging Markets direkt Gedanken machen zu müssen. Meine Satelliten nutzen die o.g. Effekte der kontinuierlichen Dividendensteigerungen und Stabilität, sodass ich die Vorteile beider Welten (Dividenden- vs. Growth-Investments) nutzen kann.
Es handelt sich hierbei nicht um Anlageberatung oder die Aufforderung zum Kauf- oder Verkauf von Wertpapieren.
Gerne können wir über einzelne Punkte diskutieren. Es war mir ein Anliegen auch mal selbst meine Meinung zu diesem Thema der Dividenden-ETFs euch nahezubringen.
Quellen:
(1) https://finanzwissen.de/etfs/dividenden-etfs/
(2) https://www.weltsparen.de/geldanlage/etf/dividenden-etf/
(3) https://www.spglobal.com/spdji/en/indices/strategy/sp-global-dividend-aristocrats-quality-income-index/#overview
(4) https://www.ideas-magazin.de/2022/ausgabe-243/titelthema/
(5) https://aktienfinder.net/dividenden-profil/Coca-Cola-Dividende
(6) https://www.finanzen.net/nachricht/aktien/der-rendite-turbo-so-fulminant-wirken-sich-reinvestierte-dividenden-auf-das-eingesetzte-kapital-aus-9498542