Ab wann ist mein Portfolio diversifiziert? - Sind 30 Aktien Genug?
Neulich wurde die Frage gestellt:
“Wie viele Werte sollte ein diversifiziertes Depot eurer Meinung nach haben? Freue mich auf eure Meinung hierzu”
Und wie es im Internet brauch ist, wurde viel Meinung und Halbwissen daher gebrabbelt.
Die Antworten schwanken zwischen:
“nur $BTC (-0,18 %) ” und “30-50”
Schaut man in andere Foren, so tauchen Zahlen um die 30 immer wieder auf.
Aber wie kommt man auf diese Zahl?
Die 30 leiten sich aus dem Zentraler Grenzwertsatz ab.
https://en.wikipedia.org/wiki/Central_limit_theorem
Allerdings ist diese für uns als Anleger nicht zutreffend. Dieser gilt nämlich nur unter der Annahme, dass man die Stichprobe ZUFÄLLIG auswählt.
Diese gilt dann auch nur für das jeweilige Subsegment des Aktienmarktes. Ihr müsstet also 30 zufällige US-Largecaps kaufen und das dann wiederholen für:
- US MidCaps
- US SmallCaps
- International LargeCaps
- International MidCaps
- International SmallCaps
- Emerging Markets
Wenn wir also ein diversifiziertes Portfolio aus zufällig ausgewählten Aktien haben möchten, dass als Benchmark den ACWI IMI $SPYI (+0,26 %) hat, dann benötigen wir mehr als 200 Werte.
Beim MSCI World $IWDA (+0,23 %) wären es ca. 120 Werte,
Dies hat mit der Realität wenig bis gar nichts zu tun, da sich Investoren ihre Werte ja nicht zufällig heraussuchen. Durch die Vorlieben und Abneigungen des Investors, wird Selection Bias mit in das System eingebracht. Um diesen auszugleichen, benötigen wir also weit mehr Werte als im vorangegangenen Beispiel.
Es gibt hierzu einen schönen Artikel auf Investopedia:
https://www.investopedia.com/articles/stocks/11/illusion-of-diversification.asp
Euer Manager Risk lässt sich nicht mit Stock Picking weg diversifizieren.
Eine der Hauptgründe hierfür ist auch, dass seit 1926 nur 4% aller Aktien im S&P500 für 100% der Gewinner Verantwortlich waren. Das Manager Risk ist also dadurch definiert, diese Gewinner nicht zeitig genug identifizieren zu können, oder nicht ausreichend Gewicht bekommen.
https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=2900447
Die Antwort auf die Frage:
“Wie viele Werte sollte ein diversifiziertes Depot eurer Meinung nach haben?”
Ist… *Trommelwirbel - ddddddrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr......…*
Gar nicht!
Und wenn überhaupt dann nur mit einem riesigen Portfolio, aus ca. 1000 Werten, das so nah am Markt klebt, dass man es auch sein lassen kann. Was ja logisch ist, sonst würden aktiv gemanagte Fonds nicht so schlecht abschneiden.
*enttäuschtes Stöhnen*
Da >95% aller Fondmanager (und Anleger) auf 20 Jahre ihre Benchmark underperformen, ist es eventuell eine gute Idee diese Risiko nicht einzugehen.
Aber was ist wenn ich Aktiv Manager Risk tragen möchte und Stock Picking betreiben möchte?
Mein Tipp:
90% in einen Breiten Welt ETF
Und die restlichen 10% in ein STARK Konzentriertes Portfolio aus 10 Aktien oder weniger.
Nur High-Conviction-Stocks.
Die Logik dahinter ist ganz simpel, wenn deine Top 10 den Markt nicht outperformen, werden es deine top 20 auch nicht.
Anmerkung:
Wenn ihr anderer Meinung seid, dann gern her damit. Allerdings kann das Wort “Diversifikation” für jeden etwas anderes bedeuten.
Ich bin hier davon ausgegangen dass man die nicht-Systematischen Risiken entfernen (diversifizieren) möchte.
Zum Beispiel, Political and Legal Risk, Entrepreneurial Risks, Manager Risk, Model Risk...
Wenn das Wort für euch eine andere Bedeutung hat, werdet ihr auch zu anderen Ergebnissen kommen.