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Es ist Dividendensaison 💸


Dividendenaktien haben eine große Fangemeinde. Ob zu Recht, wird gerade heiß und kontrovers diskutiert.


Ich hab mit etwas intensiver damit beschäftigt und bin zu dem Schluss gekommen: Es kommt drauf an 😄


Ein Thread🧵



#Dividende


Fangen wir mit den Mythen an.


1️⃣Mythos:

Dividenden sind free money.


Auch wenn es so scheint, dass Dividenden aus dem Nichts aufs Konto wandern: Es ist nicht so. Das Geld wandert schlicht vom Unternehmenskonto auf dein privates Konto. Also "linke Tasche / rechte Tasche"?


Nicht ganz: Während das Geld von der linken in die rechte Tasche wandert, greift noch jemand anderes in diese rechte Tasche: Der Staat in Form einer Abgeltungssteuer.


Unterm Strich ist man als Aktionär also etwas ärmer geworden.


2️⃣ Mythos:

Dividenden sind ein sicheres passives Einkommen


Durch die Ausschüttung entsteht eine Art "laufendes" Einkommen, dass ohne dein Zutun automatisch auf dein Konto kommt.

Aber: Virtuell hast du das gleiche "Einkommen" auch über einen Kursabschlag (ex-Dividende) verloren.


Würde als dasselbe Unternehmen auf eine Dividende verzichten, könntest du das gleiche passive Einkommen auch über einen Teilverkauf realisieren. Kein Unterschied.


Und: Das Einkommen aus Dividenden ist keinesfalls sicher. Dividenden können sinken oder ausfallen.


3️⃣ Mythos:

Dividenden erzeugen einen Zinseszinseffekt


Ich lese hier und da, dass man durch die Reinvestition der Dividenden einen Zinseszinseffekt erzeugen kann.


Wenn man nur den "neuen" Cash-Flow aus Dividenden berücksichtigt, ist das richtig. In der Gesamtsicht aber nicht.

Die "alten" Anteile haben ja durch die Dividendenzahlung einen Kursabschlag erlitten.


Und diese Ausschüttung löst Steuern aus, die bei der Thesaurierung nicht angefallen wären. Das reduziert sogar den Zinseszinseffekt. 🚨


Und wie sagte Charlie #Munger einst treffend:


Die wichtigste Regel ist, den Zinseszinseffekt nicht unnötig zu unterbrechen. Und das tut eine Ausschüttung leider.


Zusammenfassend sind diese 3 Mythen m.E. also tatsächlich Denkfehler.


Die Zahlung von Dividenden vernichtet c.p. - unter sonst gleichen Umständen - rein finanzwirtschaftlich Wert für den Aktionär. 📉


Spoiler: Es gibt aber auch psychologische Vorteile, auf die ich später eingehe.


Zusätzlich sehe ich noch ein Signal, das von einer Dividendenzahlung ausgeht, das für mein persönliches Anlageprofil auch nicht verlockend ist:


Wenn ich als Unternehmen eine Dividendenrendite von z.B. 3% (bezogen auf den Aktienkurs) ausschütte, dann heißt das doch:


"Nehmt ihr Aktionäre bitte das Geld, wir als Management können es im Unternehmen im Moment nicht mit einer Rendite über 3% einsetzen."


Wenn ich als Management also jede Menge Maßnahmen/ Initiativen hätte, die eine Kapitalrendite von z.B. 20% erzielten, dann würde ich doch niemals das Geld aus dem Unternehmen fließen lassen, oder?


Für mich signalisiert das also 2 Dinge:


Entweder: Das Mgmt ist einfach ideenlos und weiß "nichts Besseres" mit dem Geld anzufangen.


-> Gar nicht gut. 🚩


Oder: Das Unternehmen bzw. der Markt ist sehr "reif" und es gibt de facto keine Maßnahmen, die eine Überrendite bringen würden.


-> Das finde ich fair und sehr ehrlich. ✅


Dennoch finde ich persönlich solche Unternehmen nicht so interessant. Aber es sind oft tolle Cash Cows.



Wie seht ihr das?


Auch wenn das erstmal alles sehr kritisch klingt, bin ich durchaus "Dividenden-Fan". Dazu schreibe ich noch nen separaten Post.



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5 Kommentare

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Einerseits schön geschrieben, andererseits finde ich die ständigen Debatten über Dividenden auch schon sehr müßig. Ich bin ja doch eher pro Dividende. Muss weiß Gott nicht bei allen Aktien sein, würde ich gar nicht wollen. Ich kann auch sehr gut den Reiz verstehen, eine Growth Aktie, die gut gelaufen ist, mit schönem Gewinn zu verkaufen. Mach ich zum Teil auch so. Nicht meine Hauptstrategie, aber ist mit dabei.
Aber: es ist überhaupt nichts verkehrtes daran in langweilige, schön profitable Firmen investiert zu sein, die regelmäßig Dividende ausschütten, die sie mit der Zeit auch steigern. Zumindest wenn es in die eigene Anlage-Strategie passt. Natürlich ist es ein Abschlag aus dem Kurs erstmal, viel wichtiger ist aber, ob die Dividende durch den Cashflow des Unternehmens gedeckt ist und wie hoch die Quote ist. Durch Dividenden kann man sich mit der Zeit ein passives Einkommen aufbauen. Ob und wo man dies reinvestiert oder dieses Einkommen verkonsumiert, liegt bei einem selbst. Außerdem ist man als Aktionär Mitbesitzer, in welch kleinem Rahmen auch immer, einer Firma. Es ist doch schön , dass man durch Dividenden als Halter der Aktie immer mal wieder was erhält und nicht erst was bekommt durch den Verkauf der Aktie. Dadurch kann auch eine größere Bindung an die Investition an eine Firma geschaffen werden und der Aktionär stößt nicht so schnell seine Anteile auch gleich wieder ab. Außerdem hat der Automatismus der Ausschüttungen gegenüber den Verkauf von Aktien durchaus seinen Reiz. Man muss nicht den vermeintlich perfekten Zeitpunkt zum Verkauf anpeilen usw..
Der zudem ständig immer wieder in Diskussionen aufgeführte Punkt, dass es egal sei, ob es Dividenden Ausschüttungen sind oder Teilverkäufe von Anteilen gemacht werden, sehe ich komplett anders. Ja, erstmal sorgt beides dafür, dass die Gesamtanteile in dem Depot einen gleichen Verlust des Wertes haben. Aber bei den Dividenden Ausschüttungen werden sich die Kurse bei weiterhin profitablen Unternehmen mit der Zeit wieder erholen. Falls die Firmen weiterhin wirtschaftlich profitabel arbeiten, profitiert davon der Kurs. Bei einem Verkauf von Anteilen sind diese weg. Egal, was die Kurse machen, ich habe diese Anteile nicht mehr und kann nicht mehr davon profitieren. Bei der einen Taktik hat man nach wie vor die gleiche Anzahl von Anteilen, bei der anderen ist das Depot irgendwann leer. Ist das das gleiche? Für mich nicht.
Und dieses Totschlag Argument mit der Steuer: dann sollte man am besten auch u.a. nicht mehr arbeiten 😉.
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Aus meiner Sicht hat „ Prof. Goldgraf“ auf seiner Patreon-Seite dazu einen ausführlichen Text verfasst.

https://www.patreon.com/posts/buchkapitel-sinn-82580947?l=de
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Wie oft möchten wir das Thema noch durchkauen 😵‍💫
Prof. Goldgraf hat es wohl am besten zusammengefasst, siehe den link von @KevinC
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Jep. Sehr guter Text! Kannte ich nicht.

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