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Ich bin der DIY-Typ und verzichte bei Dingen die ich mir selbst zutraue gerne auf Mittelsmänner (weshalb ich z.B. auch noch nie ein Reisebüro von innen gesehen habe). Aufgrund von Studium und Job im wirtschaftswissenschaftlichen Bereich sowie meinem privaten Interesse am Thema Geldanlage habe ich mich immer selbst um meine Finanzen gekümmert und hatte deshalb eigentlich relativ wenig Berührungspunkte mit meiner damaligen Haus- und Hofbank (es ist eine genossenschaftlich organisierte Bank). Bis zu einem Tag vor drei Jahren an dem ich zu einem Beratungsgespräch eingeladen wurde. Ich sagte zu weil ich einfach neugierig war was mir dort wohl offeriert wird. Bei einem Telefonat vorab wurde kurz umrissen worum es gehen sollte nämlich Geldanlage. Der Berater legte mir im Termin ohne mich selbst nach meinen Kenntnissen und Interessen zu fragen Zertifikate von zwei deutschen DAX-Unternehmen vor, Fälligkeit ein Jahr. Eins der beiden Unternehmen befand sich zu dem Zeitpunkt bereits in meinem Aktienportfolio und mir war bewusst vor welchen Herausforderungen und langwierigen Umstrukturierungsmaßnahmen dieses Unternehmen in den kommenden Jahren stand. Der Berater hingegen konnte mir auf Nachfrage nicht mal den Tageskurs der Aktie nennen. Ich hörte mir die Konditionen der Zertifikate kurz an und stellte sofort fest das dabei nur einer sicher nicht verliert, die Bank. Wäre der Kurs nämlich zum Stichtag um 20% im Vergleich zum Kaufdatum gefallen hätte ich nicht mein investiertes Geld anteilig zurück erhalten sondern lediglich den Zeitwert in Aktien. Auf meinen Einwurf „dann kann ich ja auch direkt die Aktie kaufen“ kam kein Argument zurück. Im weiteren Gespräch wurde mir immer bewusster das dort jemand saß der mit gefährlichem Halbwissen Finanzkonstrukte an Kunden verkauft die glauben sie würden dort sinnvoll beraten. Es war z.B. nicht bekannt das Investitionen in physisches Gold nach einem Jahr steuerfrei sind, das Thema ETF wurde trotz mehrmaliger diesbezüglich Nachfrage meinerseits komplett ausgeklammert, mir wurde erzählt das es O-Ton: „Krisen ja nur in der dritten Welt gibt und Deutschland dafür viel zu stabil ist“, selbst meine Argumentation das die damals anhaltende Hausse nicht ewig anhalten wird wurde lapidar abgewiegelt (das Gespräch fand wohlgemerkt zwei Monate bevor COVID uns erreichte statt). Als ich da raus ging, war ich stinksauer weil mir bewusst war das dieser „Berater“ andere Personen aus meinem Bekanntenkreis „berät“ unter anderem auch beim Thema Eigenheimfinanzierung 🙈. Ich will gar nicht wissen was dort Personen verkauft wurde die sich nicht mit den Themen Finanzierung/Investition auskennen. Direkt danach habe ich das Vertragsverhältnis gekündigt (Depot befand sich niemals dort, weil Filialbanken bei dem Thema sowieso zu teuer sind). Ich will nicht sagen das alle Berater so ticken aber dieses Gespräch hat meine Sicht auf Bankberater nachhaltig negativ beeinflusst.
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@NEWT1 Danke für diesen Erfahrungsbericht. Ja, da hast du leider wirklich Pech gehabt. Deshalb durften die Berater bei meiner Sparkasse gar keine Aktien einfach so verkaufen. Zertifikate, Optionen und ähnliches schon dreimal nicht. Ich dachte wirklich, dass das heute generell noch besser reguliert ist. Das tut mir sehr leid für dich. Aber du solltest wissen, dass definitiv nicht alle so sind 😉
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@DividendenWaschbaer Das stimmt und ist mir auch bewusst. Zum Pech für die Bank bin ich halt an ein schwarzes Schaf geraten - mit meinem Geld werden die nämlich nie wieder arbeiten.
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