2Wo.·

Smart Beta ETF Teil 6 – Dividenden…Cash ist King! Doch trägt der Kaiser Kleider?

Disclaimer: Keine Anlageberatung oder Empfehlung, Beitrag dient lediglich der Information. Bevor ihr euch für einen ETF entscheidet, schaut diesen euch noch

einmal genauer an hinsichtlich Positionen, Sampling, Regionen etc. dies kann

ich nicht alles darstellen, da es den Umfang sprengen würde




Teil 1 (Definition, Kategorien & Z-Score sowie Quality-Faktor): https://getqu.in/RCSY4a/

Teil 2 (Value-ETF): https://getqu.in/Nfnhqb/

Teil 3 (Low Volatility ETF):  https://getqu.in/Ub7KpG/

Teil 4 (Momentum ETF): https://getqu.in/CNMgGw/

Teil 5 (Small- und Growth ETF): https://getqu.in/0NoqmW/


Was sind Dividenden ETF?


Verkürzt was Dividenden sind, da dies jeder hier vermutlich weiß: Ausschüttungen eines Unternehmens an seine Aktionäre, über die Höhe wird idR bei der Hauptversammlung abgestimmt und sie wird meist aus dem Gewinn gezahlt, muss aber nicht (wenn es aus der Substanz gezahlt wird, wird das häufig als schlechter Indikator gezählt).


Dividenden-ETF sind somit in erster Linie ETF, welche die gezahlten Dividenden der Unternehmen an die ETF-Inhaber ausschütten, man sprich auch von distribuierenden ETF (Dist.). Im Gegensatz dazu verwendet ein thesaurierender/akkumulierender (Acc.) ETF die Dividenden um weitere Anteile zu kaufen, er reinvestiert also.


 Dadurch, dass die Dividenden ETF Geld ausschütten bekomme ich also Geldflüsse aus meinen Investments zurück, in der Regel geschieht dies quartalsweise. Diese ETF werden – vor allem auf Social Media – als eine Form des passiven Einkommens gefeiert und haben ihre Vor- aber auch Nachteile, welche wir im folgenden näher beleuchten.


Dividenden als Value-Premium (CAPM /French Fama Modell)


 Kurzer Recap (vertieft in Teil 5): Das 3 Faktoren Modell von French Fama erhebt Beta (Volatilität), Size- und Value-Premium als Faktoren zur Bestimmung der erwartbaren Rendite einer Anlage. Die Dividenden sind dabei nicht explizit als Faktor genannt, doch sie sind Indirekt in den Faktoren Value und Beta enthalten, dies, da ein Unternehmen es sich

erstmal leisten muss Dividenden zu zahlen. Growth- und Small-Cap-Unternehmen

zahlen häufig noch keine Dividende, da generierte Umsätze für mehr Wachstum

verwendet werden oder die Bilanzen noch nicht so tragfähig sind. Dividendenzahler weisen häufig eine stärkere Bilanz aus, was sie weniger volatil für bspw. Zinsänderungen macht (dadurch sinkt jedoch nach dem CAPM die erwartbare Rendite). Ausnahme bilden Hoch-Dividendenzahlen die häufig riskanter sind und mit der hohen Dividende Anleger prämieren, dafür dass die Aktie gehalten wird.


Das Dividenden auch als Qualitätsfaktor zählen lässt sich gut an den Dividendenaristokraten sehen. Dies sind Unternehmen die seit 25 Jahren kontinuierlich Dividende zahlen und diese auch jährlich erhöhen. Das macht sie besonders attraktiv, weshalb sie auch über einzelne Produkte wie z.B. den $SPYD (+0,06 %) nvestierbar sind.


Auch als Bewertungsfaktor in den Quality-ETF fließen die Dividenden als positives Bewertungskriterium ein (siehe auch Index-Methodologie Teil 1)


Historisch betrachtet zeigen mehrere Untersuchungen für den US-Markt eine Outperformance von Dividendentiteln, insbesondere sogar hoch-Dividendenzahlern:

attachment
attachment



https://www.hartfordfunds.com/insights/market-perspectives/strategic-beta-etfs/what-drives-dividend-stock-performance.html


https://www.globalxetfs.com/content/files/High-Dividend-Stocks-In-Rising-Interest-Rate-Environments.pdf


 In der jüngsten Vergangenheit zeigt sich

jedoch eine Underperformance von High-Dividend-Titeln, so liegt der ACWI High

Dividend in den letzten 10 Jahren deutlich hinter dem MSCI ACWI (- 100 %).

attachment

Klassen von Dividenden ETF?


Aus meiner Sicht können Dividenden ETF grob in 3 Kategorien unterteilt werden:


·       Dividende als Mitnahmeeffekt: Der Fokus des ETF liegt nicht auf den Dividenden, jedoch sind einige Unternehmen im Index enthalten die Dividenden zahlen und diese werden dem Halter dann ausgeschüttet. Klassisches Bespiel ist der ausschüttende $VWRL.


·       Qualitätsdividende: Fokus liegt auf die Erzielung von Dividenden, jedoch werden diese von Qualitätsfaktoren begleitet wie z.B. Dividendenaristokraten oder Quality-Dividend ETF


·       High Dividend: Hier werden die höchsten Dividendenrenditen angestrebt, wobei Qualitätsfaktoren ggf. weniger eine Rolle spielen.  


Warum hohe Dividendenrenditen ein Problem sein können


Leider habe ich häufig schon Gespräche mitbekommen die so klingen wie: „VW ist so günstig, da bekommst du 10 % Dividendenrendite, kann man nichts falsch machen“. Doch damit wären wir schon beim Problem hoher Dividendenrenditen, denn häufig sind diese ein Signal für eine strukturelle Schwäche des Unternehmens oder/und einen stark gefallenen Aktienkurs. Bleibt die Dividendenrendite auf dieser Höhe, könnte das die nachhaltige Finanzkraft des Unternehmens stark gefährden. Bleibt die Dividendenrendite

nicht und wird gar gestrichten ist der ursprüngliche Investment Case hinfällig.


 Es gilt also, auch wenn sich das unsystemische Einzelrisiko bei ETFs häufig „wegdiversifiziert“ sollte nochmal einen Blick auf die größten Positionen gelegt und geprüft werden, ob es sich hierbei nicht um ein strukturell schwächelndes Unternehmen handelt.


Vorteile von Dividenden


Neben dem oben erwähnten möglichen Value-Premium erfüllen auf individueller Ebene Dividenden je nach Lebensphase einen anderen Zweck: Für die meisten hier lesenden dürfte dieser Zweck psychologisch sein, da sie nicht auf den Cashflow der Dividenden

angewiesen sind. Die Dividenden sind dann ein netter Motivationseffekt und

bieten die „Ruhe“ dann auch bei Marktrücksetzern stetiges Einkommen ausgezahlt

wird, man sich also weniger Sorgen um die sinkenden Buchgewinne macht.


 Ist das betagtere Alter erstmal erreicht bietet die Dividende einen hohen Bequemlichkeitsfaktor. So kann häufig auf eine Umschichtung oder einen Entnahmeplan verzichtet werden, wie es bei thesaurierenden ETF der Fall wäre. Die Dividenden werden dann als Zusatzeinkommen für den Lebensabend verwendet, natürlich können auch Entnahmen stattfinden aber nicht in der Intensität wie es bei thesaurierenden ETF

notwendig wäre.



Nachteile von Dividenden


Steuern! Dadurch, dass Zahlungen an den Inhaber ausgeschüttet werden, werden auch Kapitalertragssteuer, Solidaritätszuschlag (insg. 26,375 %) sowie ggf. zusätzlich Kirchensteuer fällig. Diese Steuer wird erstmal abgezogen, bevor ich die Dividenden reinvestieren kann, und das reinvestieren der Dividenden kostet zusätzlich (auch bei Neobrokern über den Spread von Brief- und Geldkurs). Dividenden wirken also Nachteilig auf den Zinseszinseffekt der Gewinne des ETF.


 Zwar wurden thesaurierende ETF mit der Vorabpauschalbesteuerung steuerlich den Dividenden-ETF etwas angeglichen, sie bieten aber immer noch den Vorteil, dass die Steuerlast immer niedriger ist als beim Dividendenzahler (sofern der Dividenden-ETF weniger als dir Vorabpauschale ausgeschüttet hat, wird auch eine Vorabpauschale erhoben).



Ein weiterer negativer Aspekt, der mit dem obigen einhergeht ist das Market-Timing. Häufig wird nicht jede Kleinstdividende direkt reinvestiert, sondern angesammelt bis z.B. 1.000 EUR auf dem Verrechnungskonto erreicht sind. Wenn dann der Markt davongelaufen ist, wartet man auf einen Rücksetzer und verpasst so ggf. den Einstieg oder verliert zumindest die entgangene Performance wo das Geld unverzinst auf dem

Verrechnungskonto lag. Weiterhin besteht mehr Arbeitsaufwand in der Ansparphase, durch die notwendigen Reinvestitionen.



Steuervergleich High-Dividend vs thesaurierend (Beispiel 2024)

Annahme, dass Freibetrag schon ausgeschöpft


Investbetrag: 100.000

ETF1: Vanguard FTSE ACWI High Dividend ($VHYL (-0,04 %))

ETF2: iShares MSCI ACWI ETF ($ISAC (-0,01 %) )


Steuerlast High Dividend:

Kurs Jahresanfang: 57 EUR

Anteile: 100.000 / 57 = 1.754,39

Dividende je Anteil: 1,94 EUR

Dividenden absolut: 3.403,51 EUR

Teilfreistellungsquote: 30 %

Steuer (26,375 %) = 628,38 EUR



Steuerlast thesaurierender ACWI

Wert Fonds zum Jahresanfang: 100.000 EUR

Basiszins 2023 (für 2024): 2,55 %

Basisertrag (70%): 1.785 EUR

Teilfreistellungsquote: 30%

Vorabpauschale: 1.249,50 EUR

Steuer (26,375 %) = 329,56 EUR


Es besteht ein Steuernachteil in Höhe von ca. 300 EUR, welche damit dem Zinseszins entzogen werden.


Für wen lohnen sich Dividenden ETF?


Zusammenfassend überwiegen für mich die Nachteile eines stark Dividendenorientierten Investierens. Wobei ist natürlich viele Graustufen zwischen dem Fokus auf hohe Dividenden und thesaurierend gibt. Dividenden als Beimischung – insbesondere da sie häufig mit einem Premium einhergehen – ergeben durchaus Sinn, der explizite Fokus auf hohe Dividenden kann jedoch gefährlich sein und hat Steuernachteile.


Dividenden-ETF sind daher primär etwas für Investoren, die unabhängig von der aktuellen Marktphase Einkommen generieren wollen und die Stabilität des Cashflows zu schätzen wissen. Wenn zudem die Dividenden dafür Sorgen, dass man nachts besser schlafen kann bei Marktschwankungen und sich nicht zu Panikverkäufen verleiten lässt, dann ist

der kleine Steuernachteil kein Grund nicht in Dividenden zu investieren. Auch

hat es seinen Charme, im Alter eine weniger intensive Entnahmephase betreiben

zu müssen. Wenn dich also Marktschwankungen emotional mitnehmen, du regelmäßige Einkommen schätzt und von dem Dividenden-Premium (als Teil des Value-Premium) überzeugt bist, dann sind Dividenden-ETF genau richtig.




👉Dividenden-ETFs:

Performancevergleiche inkl. Dividenden


$VHYL (-0,04 %) (World | TER 0, % |Tracking Difference -0,04 % | DivRendite 3 %| 5 Mrd. EUR Investvolumen | 3J Underperformance ggü. MSCI World – 5 %pt | 5J Underperformance ggü. ACWI – 30 %pt | 10J Underperformance ggü. ACWI -100%pt.)

  • Index-Methodologie: Basiert auf dem FTSE All-World Index, der große und mittelgroße Unternehmen aus entwickelten und Schwellenländern weltweit umfasst. REITs sind ausgeschlossen. Unternehmen werden nach der erwarteten 12 Monats-Dividendenrendite sortiert und die Aktien mit der höchsten Dividenrendite werden ausgewählt Ziel ist etwa 50 % der Marktkapitalisierung des Ursprungsindexes zu erreichen und diese Unternehmen dann nach ihrer Größe im Index zu gewichten.


$TDIV (-0,09 %) (World | TER 0,38 % | TD 0,47 % | DivRendite 4,3 % | 1,2 Mrd. EUR Investv. | 3J Outperformance ggü. ACWI + 18 %pt | 5J Underperformance ggü. ACWI – 7 %pt | 8J Underperformance ggü. ACWI – 38%pt)

  • Index-Methodologie: Screening nach konsistenten Dividendenzahlern mit ESG Bezug. Gewichtung nach Dividende dabei max. 5 % pro Aktie und max. 40 % je Sektor. Auswahl von 100 Aktien mit der höchsten Dividendenrendite. Halbjährliches Rebalancing


$SPYD (+0,06 %) (US | TER 0,35 % | TD -0,07 % | DivRendite 1,5 % | 3,5 Mrd. Investv. | 3J Underperformacne ggü. S&P 500 -23 %pt | 5J Underperformance ggü. S&P 500 – 63 %pt. | 10J. Underperformance ggü. S&P 500 – 283%pt.)

  • Index-Methodologie: Umfasst Bestandteile des S&P Composite 1500, Es wird dann nach Unternehmen mit der höchsten Dividendenrendite selektiert, deren Dividenden die letzten 20 aufeinanderfolgenden Jahre gesteigert wurde. Weiterhin müssen Mindestanforderung für Marktkapitalisierung und Liquidität der Aktie erfüllt werden. Maximales Gewicht pro Aktie 4 %.


$SPYW (-0,31 %) (Europe | TER 0,30 % | TD -0,35 % | DivRendite 3,7 % | 3J Underperformance ggü.

Eurostoxx 600 – 1 %pt. | 5J Underperformance ggü. Eurostoxx 600 – 24 %pt | 10J Underperformance ggü. Eurostoxx 600 – 28%pt.)

  • Index-Methodologie: Basiert auf dem S&P Europe Broad Market Index, Unternehmen müssen 10 Jahre in Folge die Dividenden gesteigert oder stabil gehalten haben, Auswahl der 40 Unternehmen mit der höchsten Dividendenrendite und Gewichtung danach. Max. 5 % pro Aktie, 30 % pro Land/Sektor.



Fazit - was bleibt: Eine ausgewogene Strategie mit Dividenden als Beimischung kann sinnvoll sein, wobei der Fokus auf Qualitätsdividenden statt auf hohe Ausschüttungen gelegt werden sollte.


#smartbeta
#etf
#dividende

21
6 Kommentare

Profilbild
Editiertet Beitrag (musste ursprünglichen löschen), da die Zeilenumbrüche off waren. Zudem Glättung in der Steuerberechnung des Ausschüttenden ETF (Danke für den Hinweis!)
1
Antwort anzeigen
Profilbild
Bookmark, lese ich später
1
Antwort anzeigen
Profilbild
Der erste Beitrag, der mal keinen Bestandteil meiner Strategie abbildet. Auch wenn ich etwas Realty income have, ist das eher, um Immobilien anteilig direkt rein zu holen.

Was mir im Fazit fehlt: passt Dividende damit in deine Smart Beta Reihe, oder ist es vielmehr ein Fake-Faktor der eine irgendwie geartete Kombination aus Value-Minimum volatility- und ggf. Quality Prämium ist?

Ich sehe hier immer das Risiko, ein paar „schlechte Risiken“ ins boot zu holen. Also aufgrund der Ausschüttungequote überbewertete Unternehmen
Profilbild
Werde Teil der Community